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Die St Rochus Kapelle ist eine Ende des 19 Jahrhunderts erbaute Wallfahrtskirche die sudostlich von Bingen am Rhein auf dem Rochusberg steht Sie ist seit 2002 Teil des UNESCO Welterbes Oberes Mittelrheintal Rochuskapelle WestseiteDie Rochuskapelle vom Rheinufer ausSkulptur Christus vom Kreuz herabgenommen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Orgel 3 Glocken 4 Die Rochuskapelle als Wallfahrtsstatte 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenEin erster Kapellenbau wurde zur Zeit der Kreuzzuge durch heimkehrende Kreuzfahrer errichtet Im Jahr 1417 vereinigte der Mainzer Erzbischof Johann II von Nassau die mit der Bethlehemskapelle verbundenen Stiftungen mit der St Martin Bingen die durch einen grossen Brand vollig verarmt war Die Kapelle verfiel anschliessend und geriet in Vergessenheit Die erste Rochuskapelle wurde nach dem Pestjahr 1666 erbaut dass die gesamte Stadt allda ein Votum getan in honorem S Rochi eine Kapelle auf dem Hesselingen zu bauen alljahrlich am Tag des hl Rochus eine Prozession dorthin zu fuhren und den halben Tag zu feiern der Binger Amtmann Baron Frey von Dehren am 16 Juli 1666 an das Mainzer Domkapitel nbsp Altargemalde des Hl Rochus von Louise Seidler gestiftet von Johann Wolfgang von Goethe um 18161795 wurde sie wahrend der franzosischen Besetzung des Rheintals durch Beschuss von deutschen und osterreichischen Truppen zerstort und durch die sie besetzenden Franzosen ausgebeutet Der zweite Bau entstand 1814 nach einer vorausgegangenen Typhusepidemie die von zuruckkehrenden Soldaten ausgelost worden war Die Rochusbruderschaft kaufte fur diesen Bau die gesamte Inneneinrichtung des aufgehobenen Klosters Eibingen 1 In jenem Jahr wurden ausserdem in der Kapelle die von Bischof Joseph Ludwig Colmar ebenfalls aus dem Kloster Eibingen zuruckgeholten Reliquien des hl Rupert von Bingen und seiner Mutter der hl Berta von Bingen in die Kapelle ubertragen wo sie bis heute ruhen 2 Das Rochusfest jenes Jahres wurde durch Goethe ausfuhrlich beschrieben Anfang 1816 gab Goethe bei Louise Seidler ein Altarbild des heiligen Rochus in Auftrag das nach dem Entwurf von Johann Heinrich Meyer angefertigt werden sollte und das er der Rochuskapelle in Bingen stiftete die er in Am Rhein Main und Neckar 1814 lebendig geschildert hatte 3 Goethe schrieb dazu Ein Bild des heiligen Rochus welches gar nicht ubel aber doch allenfalls noch von der Art ist dass es Wunder thun kann gelangt hoffentlich nach Bingen um an dem grossen Tage die Glaubigen zu erbauen Es ist wunderlich entstanden Die Skizze ist von mir der Carton von Hofr Meyer und eine zarte liebe Kunstlerinn hat es ausgefuhrt Sie werden es schwerlich dem Rochusberge in Ihre Sammlung entwenden Es sey aber an seinem Platze wirksam und so ist es recht und gut Brief an Sulpiz Boisseree vom 24 Juni 1816 4 1889 schlug ein Blitz in den Dachreiter ein und die Kapelle brannte bis auf das Mauerwerk ab 5 nbsp Rochuskapelle nbsp Innenansicht der RochuskapelleDer heutige Bau entstand nach Planen des Freiburger Dombaumeisters Max Meckel von 1893 bis 1895 in neugotischem Stil und wurde unter Beteiligung der Steinmetzfirma Zeidler amp Wimmel Berlin errichtet Noch heute wird hier an den beiden letzten Augustwochenenden die achttagige Rochusoktav gefeiert begleitet von dem schon zitierten Fest Zur Ausstattung der Rochuskapelle gehoren Stucke des 15 bis 19 Jahrhunderts Die barocke Rochusstatue uber dem Hochaltar ist das einzige Teil das aus dem abgebrannten Bauwerk gerettet worden ist Die Glasfenster schuf Alexander Linnemann Orgel BearbeitenDa die Wallfahrtskapelle auch einen Aussenchor besitzt steht die Orgel ohne Prospekt in einer Kammer uber dem sudlichen Seitenschiff So konnen Abschallklappen entweder zum Kirchenraum oder zum Aussenchor geoffnet werden Die Orgel wurde von der Firma B Schlimbach amp Sohn Wurzburg gebaut und hat 19 Register auf zwei Manualen und Pedal 6 I Hauptwerk C f3Quintaton 16 Principal 8 Hohlflote 8 Gamba 8 Octave 4 Rohrflote 4 Cornett IVMixtur VTrompete 8 II Nebenwerk C f3Flotenprincipal 8 Flote amabile 8 Salicional 8 Gedackt 8 Dolce 8 Flote dolce 4 Pedal C d1Subbass 16 Principalbass 16 Violoncello 8 Tuba 16 Koppeln II I I P II P Spielhilfen Feste Kombinationen pp f tutti Im Hang vorgelagert befindet sich die kleine Bethlehemskapelle aus dem gleichen Jahr sie erinnert an die Kapelle die hier in der Zeit der Kreuzzuge stand der Rochusberg hiess damals Hesselberg und die 1417 dem Martinsstift ubereignet wurde Der auf der weiten Terrasse vor der Rochuskapelle befindliche polygonale durchbrochene Sandstein Bau gibt der Grotte Licht Glocken BearbeitenFur die St Martins Kirche in Bingen sowie die St Rochus Kapelle lieferte die Glockengiesserei Otto aus Hemelingen Bremen im Jahr 1895 insgesamt zehn Bronzeglocken sechs fur St Martin vier fur die Rochus Kapelle Alle Glocken fielen den Glockenbeschlagnahmungen der beiden Weltkriege zum Opfer 7 8 1958 bestellte man dann sechs neue Glocken den Auftrag bekam der Glockengiesser Friedrich Wilhelm Schilling aus Heidelberg der auch die neuen Glocken der Basilika St Martin in Bingen gegossen hat Die grosse Glocke war von 1994 bis 2004 aufgrund eines ausgefallenen Motors und Lautwerks ausser Betrieb Durch die grosse finanzielle Unterstutzung des Rotary Clubs und der Initiative der Rochusbruderschaft konnte der Motor und das Lautwerk erneuert werden und am Pfingstmontag 2004 31 Mai konnte das gesamte Gelaut in voller Harmonie wieder den Gottesdienst einlauten 9 Nr Name Schlagton Giesser Gussort Gussjahr Masse kg Durchmesser cm Inschrift1 Hl Rochus e1 F W Schilling Heidelberg 1958 1246 123 Ave sancte Roche Pestis profligator Apud regem gloriae Nobis sis precator 2 Hl Maria g1 F W Schilling Heidelberg 1958 714 102 O Maria Virgo benigna Christianorum auxilium In terrena domo maligna Bona sis mater fidelium 3 Hl Hildegard a1 F W Schilling Heidelberg 1958 477 90 5 Sancta Hildegardis Gemma Bingensium Custodi sancti Rochi Famulum amoenum 4 Hl Rupertus h1 F W Schilling Heidelberg 1958 419 83 Sancte Ruperte Concivis superum Iter ad patriam Fac nobis prosperum 5 Hl Josef d2 F W Schilling Heidelberg 1958 238 71 Savatoris nostri pater Sancte Joseph Induc nos in patriam 6 Hl Berta e2 F W Schilling Heidelberg 1958 162 63 Beata Bertha Benigna Matrona Primam tutare aetatem Fidam sis nobis in matrem Die Rochuskapelle als Wallfahrtsstatte Bearbeiten nbsp Prozession zum Hildegardesfest nbsp Rochuskapelle mit BethlehemskapelleRheinhessen war wie oben bereits beschrieben immer wieder durch Pest und anderen Epidemien bedroht So bildeten sich aus Dankbarkeit der uberlebenden Bevolkerung Wallfahrten heraus Jakobsberg bei Ockenheim Die Vierzehn Nothelfer Wallfahrt Hauptwallfahrt 24 Juli Christopherus und 13 Juli Heilige Margareta jeweils an dem Sonntag der dem Festtag am nachsten liegt Laurenziberg bei Gau Algesheim Laurenziwallfahrt jeweils am Sonntag vor oder nach dem Fest des Hl Laurentius 10 August Rochusberg bei Bingen Rochuswallfahrt am Sonntag nach dem Fest des Hl Rochus 16 August gemass Diozesankalender des Bistums Mainz 10 11 Literatur BearbeitenHelmut Mathy Herausgeber Bingen Geschichte einer Stadt am Mittelrhein Stadt Bingen Bingen am Rhein 1989 S 203 ISBN 3 920615 10 7 Sascha Muders P Josef Krasenbrink OMI Ein Rundgang durch die Wallfahrtskapelle St Rochus Herausgeber Basilikapfarramt St Martin Bingen am Rhein 2010 S 20Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Rochuskapelle Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Johann Wolfgang von Goethe Sankt Rochus Fest zu Bingen im Projekt Gutenberg DE Rochuskapelle in Bildern und Texten mit Goethes Beschreibung des RochusfestesEinzelnachweise Bearbeiten Hildegard von Bingen Wirkungsstatten Reihe Hagiographie Ikonographie Volkskunde Verlag Schnell amp Steiner Regensburg 4 Aufl 2008 ISBN 978 3 7466 2522 5 Quelle zur Reliquienubertragung von St Rupert und St Berta 1814 Aus einer Reise am Rhein Main und Neckar in den Jahren 1814 und 1815 In Goethes nachgelassene Werke Stuttgart amp Tubingen 1833 Bd 3 S 247ff Digitalisat http vorlage digitalisat test 1 3D 7B 7B 7B1 7D 7D 7D GB 3DEhtfisNxADkC IA 3D MDZ 3D 0A SZ 3DPA247 doppelseitig 3D LT 3D PUR 3D Goethes Werke IV Abteilung Weimar 1887 1912 Bd 27 S 65 welterbe mittelrheintal Memento des Originals vom 27 Mai 2012 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www welterbe mittelrheintal de Katholische St Rochuskapelle abgerufen am 21 April 2009 Informationen zur Orgel der Rochuskapelle Gerhard Reinhold Otto Glocken Familien und Firmengeschichte der Glockengiesserdynastie Otto Selbstverlag Essen 2019 ISBN 978 3 00 063109 2 S 588 insbesondere Seiten 246 247 507 Gerhard Reinhold Kirchenglocken christliches Weltkulturerbe dargestellt am Beispiel der Glockengiesser Otto Hemelingen Bremen Nijmegen NL 2019 S 556 insbesondere S 228 231 474 urn nbn nl ui 22 2066 204770 Dissertation an der Radboud Universiteit Nijmegen Die Glocken Binger St Rochusbruderschaft 1754 Abgerufen am 4 September 2022 1 Josef Krasenbrink Geschichte der Binger Rochuswallfahrt und der Rochuskapelle abgerufen am 23 Dezember 2015 Josef Krasenbrink Die Glockengeschichte der Binger St Rochuskapelle von 1666 1958 Memento vom 23 Dezember 2015 im Internet Archive In Josef Krasenbrink Wege zum Rochusberg Von Menschen und Heiligen Hrsg St Rochus Bruderschaft Bingen 2003 ISBN 3 00 010974 9 siehe Leseprobe Hans Tonjes Redenius Auf HT Redenius de abgerufen am 16 Juli 2022 49 9667 7 9260638888889 Koordinaten 49 58 0 1 N 7 55 33 8 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rochuskapelle Bingen amp oldid 234940569