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Zur Kirchenausstattung gehoren die Einrichtungsstucke einer Kirche und die beweglichen und unbeweglichen Gegenstande die der Liturgie und den kirchlichen Riten dienen 1 Einige Prinzipalien wie Altar Kanzel Taufbecken und Kreuz finden sich in den meisten Kirchen oft auch eine Orgel Auch Paramente und Verbrauchsguter wie Kerzen Lampenol Weihrauch Hostien oder Messwein konnen als Kirchenausstattung bezeichnet werden Besonders im suddeutsch osterreichischen Raum sind manche romisch katholische Kirchen mit Vermogenswerten Stiftungen Grundbesitz oder Ablassen ausgestattet Eine neuzeitliche serbisch orthodoxe Kirchenausstattung Auferstehungskirche in Wien Aufgrund der unterschiedlichen konfessionellen Auspragungen unterscheiden sich die Anzahl und Funktion der Ausstattungsstucke in den verschiedenen Kirchen teils erheblich Wahrend die reformierten Kirchen sparsam und romisch katholische Kirchen reich ausgestattet sind nehmen evangelisch lutherische und altkatholische Kirchen eine Mittelposition ein Inhaltsverzeichnis 1 Altar und Altarraum 2 Sakramentshaus und Tabernakel 3 Kruzifix und Kreuz 4 Liturgisches Gerat und Paramente 5 Kanzel und Ambo 6 Taufbecken 7 Weihwasserbecken 8 Reliquiare 9 Kirchengestuhl und Stande 10 Plastiken und Malerei 11 Grabdenkmaler 12 Orgel 13 Glocken 14 Ausstattung fur Festzeiten 15 Literatur 16 Weblinks 17 EinzelnachweiseAltar und Altarraum Bearbeiten nbsp Hochaltar aus der Zeit des Rokoko 1778 in der Marienkirche Rockenberg Hauptartikel Christentum im Artikel Altar Abgesehen von den reformierten Kirchen und den Freikirchen unterscheiden die meisten Kirchen den Altarbereich der als liturgischer Raum dient und fruher dem Klerus vorbehalten war vom Laienbereich fur die Gemeinde Der haufig um einige Stufen erhohte Chor ist seit dem 4 Jahrhundert zunehmend und ab dem 10 Jahrhundert uberwiegend nach Osten ausgerichtet und gelegentlich durch Chorschranken vom Laienbereich abgetrennt Der steinerne oder holzerne Lettner eine Form der Chorschranke ist oft mit Statuen oder Darstellungen der Zwolf Apostel verziert 2 Viele Lettner wurden im Zuge der Reformation entfernt weitere nach dem Konzil von Trient 1563 3 Nach reformiertem Verstandnis ist das Kirchengebaude als solches kein heiliger Ort sondern es gilt das Priestertum aller Glaubigen sodass eine Trennung von Altarbereich und Gemeinderaum uberflussig ist 4 Ab Ende des 19 Jahrhunderts wurde die Ostung beim Neubau von Kirchen vielfach aufgegeben Der Altar ist in den meisten Kirchen das bedeutendste Ausstattungsstuck da hier die Feier der Eucharistie stattfindet Er ist oftmals um eine oder mehrere Stufen erhoht und wird von einer Mensaplatte bedeckt die aus einem einzigen Stuck hergestellt sein muss und auf dem Stipes ruht An der Vorderseite ist haufig ein Antependium oder Antemensale angebracht Der hinten aufgesetzte Aufbau der mit Malereien oder Plastiken verziert ist wird als Retabel bezeichnet Das schlichte romanische Tafelretabel wurde in der Gotik vom Flugelaltar abgelost 5 Ein bekronender Baldachin oder ein Ziborium kann die Bedeutung des Altars hervorheben In romisch katholischen Kirchen ist in den Altar haufig ein Sepulcrum ein Stein mit einer Heiligenreliquie eingelassen 6 Ist der Altar uber dem Grab eines Heiligen errichtet macht dieses das Sepulcrum uberflussig 7 Ab dem 6 Jahrhundert setzte mit der Heiligenverehrung und dem Reliquienkult eine Zunahme von Privatmessen ein wodurch es zunachst in Abtei und Klosterkirchen oftmals zu einer Vervielfachung der Altare kam Nebenaltare wurden unter anderem im Kirchenschiff an den Pfeilern in den Seitenapsiden Seitenschiffen an den Seitenwanden im Chorumgang oder im Priesterchor aufgestellt 8 Im Mittelalter konnten Altare mit einem bestimmten Patrozinium gestiftet werden zur Stiftung gehorte auch der Unterhalt fur einen Priester Der Hauptaltar ruckte im Laufe der Zeit naher an die Apsis heran und damit weiter von der Gemeinde weg und entwickelte sich zum Hochaltar der zunehmend aufwandig gestaltet wurde Vor dem Lettner stand ein Volksaltar als Zelebrationsaltar an dem die Messen fur die Laien zelebriert wurden haufig war er dem Kreuz Christi geweiht und wurde Kreuzaltar genannt 9 Infolge einer theologischen Neuorientierung durch die Liturgische Bewegung ab etwa 1920 und der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils kam es in der romisch katholischen Kirche verbreitet zu einer Anderung der Zelebrationsrichtung Der Priester steht bei der Eucharistiefeier in der Regel jetzt hinter dem Altar der Gottesdienstgemeinde zugewandt Dadurch wurden viele Altarraume architektonisch umgestaltet Der Hauptaltar einer katholischen Kirche soll heute freistehend sein damit er leicht umschritten werden kann und soll so aufgestellt werden dass er wahrhaft den Mittelpunkt bildet Bei Kirchenneubauten soll nur noch ein Altar errichtet werden der in der Versammlung der Glaubigen den einen Christus und die eine Eucharistie der Kirche bezeichnet 10 Mit Einfuhrung der Reformation wurde in den lutherischen Kirchen nur der Hauptaltar beibehalten Da das Abendmahl bei den reformierten Kirchen und Freikirchen nur Erinnerungsmahl ist findet sich hier lediglich ein Abendmahlstisch In den norddeutschen Kirchen calvinistischer Tradition trat zudem der Schriftaltar mit zentralen biblischen oder liturgischen Texten wie den Zehn Geboten den Einsetzungsworten oder dem Apostolikum an die Stelle des Altarretabels 11 Seltener sind tragbare Altare Portatile die bei Prozessionen im Heerzug oder fur Reisen auf offentlichen Platzen oder Friedhofen eingesetzt wurden 12 Seit fruhester Zeit gehoren zum Altar metallene oder holzerne Leuchter und Altarkerzen 13 Sakramentshaus und Tabernakel Bearbeiten Hauptartikel Sakramentshaus und Tabernakel Entsprechend der besonderen Bedeutung der geweihten Hostien in der romisch katholischen Kirche gibt es zu deren Aufbewahrung separate Behaltnisse Wahrend in der Romanik die Hostien in einer vergitterten und oft aufwendig verzierten Wandnische im Chor verwahrt wurden entstand am Ende des 14 Jahrhunderts das freistehende turmahnliche Sakramentshaus das meist auf der Evangelienseite an der Nordseite aufgestellt wurde 14 Sakramentshauser mit verschliessbaren Gitterturen sind aus weichem Stein kunstvoll und oft mehrere Meter hoch gestaltet seltener aus Holz oder Metall 15 In nachgotischer Zeit wurden sie durch das Tabernakel abgelost das zentral im Retabel des Hauptaltars seinen Platz fand so besonders im Zeitalter des Barock 16 Auch konnen die Reliqua sacramenti in einer eigenen Seitenkapelle oder in einem kunstvollen Tabernakel auf einer Stele aufbewahrt werden Kruzifix und Kreuz Bearbeiten nbsp Triumphkreuz im Lubecker Dom von 1477Einige mittelalterliche Kirchen haben im Triumphbogen zwischen dem kultischen Raum und dem Laienraum ein holzernes monumentales Triumphkreuz mit der Darstellung der teils lebensgrossen Kreuzigungsgruppe 17 Als Assistenzfiguren konnten aber auch Apostel Engel und Stifter in Erscheinung treten manchmal wurde der Gekreuzigte auch allein dargestellt Mit dem Ruckgang der Triumphkreuze kamen die kleineren Altarkreuze auf die sich aus dem Vortragekreuz entwickelt hatten Das an einer Stange befestigte Kreuz wird beim feierlichen Einzug zur Heiligen Messe bei Prozessionen und anderen feierlichen Anlassen getragen und in Altarnahe aufgestellt In modernen Kirchen sind zuweilen schwebende Kreuze uber dem Altar aufgehangt In katholischen Kirchen ist zur Feier der heiligen Messe ein Kruzifix mit dem Bildnis Christi auf dem Altar oder in seiner Nahe vorgeschrieben 18 Weitere Kreuze sind an den Wanden angebracht in evangelischen Kirchen oftmals zentral an der Altarseite in reformierten Kirchen grundsatzlich ohne Korpus wenn nicht ganz auf ein Kreuz verzichtet wird 19 An den Innenwanden romisch katholischer und altkatholischer Kirchen finden sich zwolf Apostelleuchter mit Weihekreuzen an den Stellen an denen das Kirchengebaude bei der Kirchweihe vom Bischof rituell gesalbt wurde Liturgisches Gerat und Paramente Bearbeiten Hauptartikel Liturgisches Gerat und Parament Das liturgische Gerat Vasa sacra wird bei der Eucharistie eingesetzt und ist deshalb in der Regel aus Edelmetall meistens vergoldetes Silber seltener blosses Silber gefertigt Die Gerate konnen auf der Kredenz Gabentisch bereitgestellt werden Der Kelch dient bei der Heiligen Messe zur Aufnahme des zu konsekrierenden Weins in der evangelischen Abendmahlsfeier zur Darreichung von Wein oder Traubensaft Der dreiteilige Pokal besteht in der Regel aus einem runden oder vielpassigen Fuss einem polygonalen Knauf Nodus und einer Kuppa 20 Die Patene ist eine flache runde Schale oder ein Teller auf der die Hostie bzw das Brot liegt Die ubrig gebliebenen konsekrierten Hostien werden in romisch katholischen und altkatholischen Kirchen in einem kunstvoll gestalteten Ziborium aufbewahrt das mit einem Deckel verschlossen wird und sich an der Kelchform orientiert Die vergoldete Pyxis wird fur die Krankenkommunion eingesetzt Mit dem Kelchloffel wird in der Messe dem Wein etwas Wasser zugefuhrt In evangelischen Kirchen dient er dazu Verunreinigungen aus dem Kelch zu entfernen in orthodoxen Kirchen dazu den Kommunikanten die vermischten Gaben von Brot und Wein zu reichen In evangelischen und altkatholischen Kirchen konnen die Abendmahlsgerate auch aus Holz Glas oder Zinn gefertigt sein Die Monstranz ist ein liturgisches Schaugefass aus Metall das meist strahlenformig gestaltet ist 21 In gotischer Zeit waren turmformige Sakramentsmonstranzen die Regel 22 Zur Spendung der Taufe dienen in den meisten Konfessionen Taufkanne und Taufschale Gewohnlich wird auf dem Altar auch die Altarbibel eine aufwandig gestaltete grosse Bibel zum liturgischen Gebrauch ausgelegt Zu den weiteren Geraten gehoren in der katholischen Kirche die Altarglocken die beispielsweise bei der Konsekration Wandlung oder beim sakramentalen Segen eingesetzt werden sowie eine Sakristeiglocke die beim Beginn des Einzugs erklingt ferner Gefasse fur Heilige Ole und fur den Ritus der Handewaschung Lavabo eine Wasserkanne ein Lavabotablett und ein Lavabotuch zum Abtrocknen der Hande Das kugel oder vasenformige Weihrauchfass wird auch in der anglikanischen Kirche und den Orthodoxen Kirchen verwendet in ihm werden Weihrauchkorner verbrannt die in einem Schiffchen mitgefuhrt werden Die Inzens das Berauchern mit Weihrauch ist bei feierlichen Gottesdiensten oder Prozessionen ein Zeichen der Verehrung Bei Prozessionen und in feierlichen Messen kommen ausserdem tragbare Leuchter Flambeaus zum Einsatz Fur den Blumenschmuck werden Vasen benotigt Opferkerzen gibt es als Ausdruck des Gebets mittlerweile in vielen christlichen Konfessionen Auch Paramente gehoren zur Ausstattung einer Kirche Hierzu zahlen die liturgischen Gewander der Liturgen und der Assistenz die bei vielen Konfessionen in den verschiedenen liturgischen Farben vorhanden sind ausserdem Altartucher und Kelchwasche Die liturgischen Gerate und Paramente werden in einem Nebenraum der Kirche der Sakristei aufbewahrt Sie ist im Allgemeinen in der Nahe des Altarraumes angeordnet Die Piscina war meist in der sudlichen Chorwand eingelassen und ahnlich wie die zeitgenossischen Fenster mit Rahmenwerk Blenden und Randmalereien gestaltet Sie diente in mittelalterlicher Zeit der Reinigung der kultischen Gerate und zum Abfluss des restlichen Wassers das entweder nach aussen auf geweihten Boden geleitet oder in einem Schacht Sacrarium innerhalb des Chors oder der Sakristei entsorgt wurde 23 Kanzel und Ambo Bearbeiten nbsp Steinerne Kanzel von 1486 im Strassburger Munster Hauptartikel Kanzel und Ambo Die Kanzel ist der erhohte und akustisch gunstige Predigtort im vorderen Drittel des Kirchenschiffs Wahrend in Italien steinerne Kanzeln in der Romanik und Gotik zahlreich begegnen fehlen sie im vorreformatorischen Deutschland so gut wie ganz 24 Im Zuge der Reformbewegungen im spaten Mittelalter gewannen die Wortverkundigung und das Interesse an Kanzeln erheblich an Bedeutung vor allem im sudwestdeutschen Raum 25 Mit Einfuhrung der Reformation erhielten vor allem evangelische Kirche Kanzeln 26 Historische Kanzeln sind aus Stein oder Holz gefertigt und bestehen aus dem Kanzelkorb dem Kanzelaufgang und dem Schalldeckel Oft sind Kanzeln an einem Pfeiler und bei kleineren Kirchen an einer Langseite vorzugsweise der Sudwand aufgestellt Der Grundriss des polygonalen Kanzelkorbs und des Schalldeckels ist meist oktogonal Die Kanzel ist nicht selten mit Schnitzwerk verziert Haufig finden sich auf den Kanzelfeldern programmatische Darstellungen wie die Evangelisten oder ihre Symbole oder biblische Szenen Als Sonderform evangelischer Kirchen entstanden vor allem im Barock und Klassizismus die Kanzelaltare Sie symbolisierten als architektonische Einheit die Einheit von Eucharistie und Wortverkundigung Der Ambo geht auf die mittelalterliche Lesekanzel im Bereich des Lettners zuruck von wo aus die Bibellesungen gehalten wurden Nachdem der Ambo lange durch Lesepulte verdrangt worden war kam es in der romisch katholischen Kirche nach dem Zweiten Vatikanum zu einer Wiederbelebung dieser Tradition In lutherischen und unierten Kirchen liegt die Bibel nicht auf dem Altar sondern auf dem Ambo Neben der Bibel gehort in der romisch katholischen Kirche das Sakramentar mit den grundlegenden Messtexten zu den liturgischen Buchern Ihm entspricht in den evangelischen Kirchen die Agende Epistolar und Evangeliar umfassen die zu verlesenden neutestamentlichen Bibeltexte deren Abschnitte zweckmassig in Perikopenbuchern zusammengestellt werden Das Graduale enthalt die Messgesange mit Noten der Psalter die 150 Psalmen 27 Taufbecken Bearbeiten nbsp Taufengel in der Kapelle Burg Bodenstein Hauptartikel Taufbecken Ein Taufbecken ist fur alle christlichen Kirchen konstitutiv Material Grosse Gestalt und Aufstellungsort sind jedoch nicht festgelegt In der Regel sind sie im liturgischen Bereich frei aufgestellt es gibt innerhalb der Kirche aber auch separate Taufkapellen Ab dem 11 Jahrhundert ging man von grossen monolithischen Taufbecken in denen die Neugeborenen vollstandig untergetaucht wurden 28 zu einer kleineren Kelchform uber die in der Gotik sehr verbreitet war Mittelalterliche Bronzefunten des niederdeutschen Kulturraums setzten in den letzten Jahrzehnten des 13 Jahrhunderts ein 29 In der Renaissance entstanden schmalere Taufstander im Barock Taufschalen und gelegentlich Taufengel die in halber Hohe aufgehangt sind und zur Taufhandlung heruntergelassen werden Weihwasserbecken Bearbeiten Hauptartikel Weihwasserbecken Weihwasserbecken sind im Eingangsbereich katholischer Kirchen zu finden Von einzelnen freistehenden Becken auf Standern abgesehen sind sie an Wanden oder Pfeilern fest angebracht Daneben gibt es transportable Weihwasserkessel die fur Prozessionen einsetzbar sind In gotischer Zeit waren sie als kupferne oder bronzene Kubel mit Henkel gestaltet Das Aspergill das ab dem 11 Jahrhundert vereinzelt und ab dem 13 Jahrhundert regelmassig auftritt dient zur Besprengung mit Weihwasser Der zepterahnliche Stab endet in einer siebartigen Blutenknospe 30 Reliquiare BearbeitenReliquiare dienen in der katholischen Kirche der Aufbewahrung und der Prasentation von Reliquien und haben deshalb eine andere Funktion als die Sepulcren in Altaren Im Hinblick auf Form Grosse und Material gibt es eine grosse Vielfalt Neben Kastchen Buchsen Kapseln und anderen Gefassen gibt es flache Tafelreliquiare oder solche in Kreuz Tier oder Monstranzform Entsprechend dem erhaltenen Korperteil kann das Behaltnis auch als Hand Finger Fuss Bein Rippe oder Statue gestaltet sein 31 Im Mittelalter entstanden kostbare Schreinreliquiare Kirchengestuhl und Stande Bearbeiten nbsp Buxheimer Chorgestuhl von 1691 Hauptartikel Kirchengestuhl Als erstes Gestuhl sind steinerne Sedilien ab dem 4 Jahrhundert nachgewiesen Kathedralen haben als Bischofssitz eine haufig steinerne Kathedra die an hervorgehobener Stelle im Chorraum positioniert ist Einsitze und Dreisitze Sitzbanke oder Sessionsnischen in der sudlichen Seitenwand des Chors Epistelseite dienten den Priestern Ordensleuten oder anderen an der Liturgie beteiligten Personen wahrend bestimmter Teile der Messe als Sitzgelegenheit 32 wahrend die Gemeinde dem Gottesdienst stehend beiwohnte Ab dem 14 Jahrhundert wurde das Gestuhl auch aus Holz gefertigt Beim katholischen Gottesdienst sind fur Priester Diakone und Messdiener und eventuell andere liturgische Dienste Sedilien vorgesehen der Priestersitz ist dabei in der Regel etwas hervorgehoben Der Bischof nimmt in seiner Bischofskirche beim Gottesdienst auf der Kathedra Platz Im ein oder mehrreihigen holzernen Chorgestuhl in Kloster oder Stiftskirchen nehmen die Monche Nonnen oder Kapitularen beim gemeinsamen Chorgebet und bei der heiligen Messe Platz Historische Chorgestuhle finden sich auch in einigen Pfarr oder Domkirchen Hier waren die Platze unter anderem Mitgliedern des Klerus oder des Domkapitels vorbehalten Das Chorgestuhl hatte oft Klappsitze Armlehnen Accoudoir und Ruckwande Dorsale Die Klappsitze verfugten vielerorts uber Miserikordien an der Unterseite Stutzbretter an die man sich bei langeren Stehzeiten anlehnen konnte Ab etwa 1300 wurde das Gestuhl mit Schnitzwerk und Intarsien verziert in reicher Weise besonders in Suddeutschland 33 Ein Laiengestuhl fur die Gemeinde wurde meist erst ab der Reformationszeit eingebaut Meist sind Banke vorhanden die in katholischen Kirchen uber Kniebanke verfugen Mancherorts sitzt die Gottesdienstgemeinde aber auch auf Stuhlen Orthodoxe Kirchen haben nach wie vor kein Kirchengestuhl Fur die Patronatsherren gab es besondere Stande wie die Patronatsloge die nicht selten durch Glasscheiben oder durchbrochenes Gitterwerk geschlossen waren Daneben gab es Stande fur besondere Personen wie Adelige die Pfarrerfamilie oder den Kirchenvorstand in Norddeutschland Priechen genannt Dem Pfarrstuhl konnte ein separater Stand angeschlossen werden der als Sakristei diente wenn hierfur kein Choranbau als eigener Nebenraum zur Verfugung stand In romisch katholischen seltener in lutherischen Kirchen finden sich Beichtstuhle die im 17 und 18 Jahrhundert weite Verbreitung erfuhren 34 Sie sind in lutherischen Kirchen oft in Altarnahe bei romisch katholischen Kirchen entweder in der dem Altar gegenuberliegenden Seite meist im Westen oder ebenfalls nahe am Altarbereich eingebaut Reformierte Kirchen kennen keine Beichtstuhle Die meist holzernen Beichtstuhle haben zwei oder drei Innenraume mit je einer Tur Wahrend der Priester sitzt hat der Glaubige eine Kniebank die zu der vergitterten Offnung in der Trennwand ausgerichtet ist In modernen katholischen Kirchen findet sich stattdessen oft ein separates Beichtzimmer mit fakultativ nutzbarer Sichtwand Bei bestimmten katholischen Gottesdiensten kommen transportable Knie oder Betbanke zum Einsatz etwa bei einer eucharistischen Anbetung fur den Priester oder Diakon oder bei der kirchlichen Trauung fur das Brautpaar Hochzeitsbank Plastiken und Malerei BearbeitenBilder und figurliche Darstellungen dienten von alters her der Veranschaulichung christlicher Inhalte Im Mittelalter spiegeln die Wand und Gewolbemalereien die vor allem die drei Themenkreise Jungstes Gericht Passion Christi und Heilige zum Gegenstand haben die mittelalterliche Frommigkeit wider 35 Malereien und Fresken konnen durch lateinische bzw griechische Inschriften erklart werden Ab dem 5 Jahrhundert sind bekronte und ab dem 10 Jahrhundert thronende Madonnen im deutschsprachigen Gebiet nachweisbar 36 Weite Verbreitung erfuhr die Darstellung der Verkundigungs und Heimsuchungsszene Maria als Schmerzensmutter im Barock die Schutzmantelmadonna und das Vesperbild Pieta Bei den Christusdarstellungen uberwiegen Szenen aus der Passionsgeschichte Reformierte Kirchen verzichten meist auf bildliche Darstellungen Die Brustungsmalereien im Laienraum dienten ursprunglich als Armenbibel Neben Wand und Gewolbemalereien eignen sich die Emporenbrustungen zur Darstellung biblischer Zyklen der Apostel Evangelisten der Trinitat oder der Heiligen Auf den Kanzelfeldern sind Darstellungen der vier Evangelisten beliebt Auf dem Lettner oder in Nischen konnen Statuen mit den Heiligenfiguren aufgestellt werden Typisch fur romisch katholische Kirchen ist der Kreuzweg ein Bilderzyklus in meist 14 Stationen der ab dem 18 Jahrhundert in jeder katholischen Kirche angebracht werden sollte 37 Der Leidensweg stellt die Passion Christi auf der Via Dolorosa dar und verbindet einzelne Ereignisse der biblischen Passionsgeschichte mit ausserbiblischen Uberlieferungen Grabdenkmaler Bearbeiten nbsp Grabplatte fur Kuno von Falkenstein 1333 und Frau Anna von Nassau 1329 in der Marienstiftskirche LichWegen der Heiligkeit des Ortes war es vielfach der Wunsch der Verstorbenen im Kirchenraum moglichst in Altarnahe bestattet zu werden Aufgrund des beschrankten Platzes blieb die Bestattung innerhalb der Kirche oft den Klerikern bedeutenden weltlichen Herrschern oder Patronatsherren vorbehalten Steinplatten mit Inschriften oder Darstellungen erinnerten an die betreffenden Personen Sie wurden im Fussboden eingelassen und nachtraglich oft aussen oder innen an den Wanden aufgestellt um sie vor Abrieb und Verwitterung zu schutzen Eine andere Moglichkeit war es mittels Epitaphien an die Verstorbenen zu erinnern Beliebt war die Darstellung der ganzen Familie unter dem gekreuzigten Christus in Form eines Andachtgemaldes Der Mann wurde mit seinen Sohnen dem Alter nach auf der linken Seite rechts des Gekreuzigten und die Frau mit den Tochtern auf der anderen Seite in anbetender Position dargestellt Totenschilde wurden zum Gedenken an Ritter und Adelige angebracht wahrend Namenstafeln die in Kriegen Gefallenen auflisten Orgel Bearbeiten Hauptartikel Orgel Im Mittelalter diente die Orgel liturgischen Zwecken und nicht zur Begleitung des Gemeindegesangs Sie ubernahm Teile der Messe und der kirchlichen Tageszeiten wie den Introitus und die Lobgesange und erklang im Wechsel mit dem Chor der Gemeinde oder einzelnen Sangern Alternatimpraxis Orgeln wurden deshalb vorzugsweise in der Nahe zum liturgischen Geschehen installiert gerne als Schwalbennestorgel Ab der Mitte des 17 Jahrhunderts als infolge des Dreissigjahrigen Krieges und schwerer Pestepidemien die Bevolkerung erheblich dezimiert wurde und sich der Gemeindegesang verschlechterte unterstutzte die Orgel den Gemeindegesang Bevorzugter Aufstellungsort war jetzt die Westempore oder der Lettner in kleineren Kirchen auch der Chorbogen 38 Grossere Kirchen verfugen neben der Hauptorgel manchmal uber eine kleinere Chororgel Bedeutende historische Orgeln oder grosse Neubauten konnen als Konzertorgel genutzt werden Glocken Bearbeiten Hauptartikel Kirchenglocke Die meisten Kirchen verfugen uber ein Gelaut aus einer oder mehreren Glocken Sie hangen in der Regel im Kirchturm oder in einem Dachreiter mitunter auch in einem separaten Glockentrager Ausstattung fur Festzeiten BearbeitenIn Kirchen werden in der Regel auch Ausstattungsgegenstande aufbewahrt die temporar im Verlauf des Kirchenjahres benotigt werden Dazu gehoren Stander oder Aufhangevorrichtungen fur den Adventskranz eine Weihnachtskrippe und Stander fur Baume zu Weihnachten In den Karmetten in der Heiligen Woche kommen die Tenebraeleuchter zum Einsatz auf denen 13 oder 15 Kerzen in Dreiecksform aufgestellt sind 39 Bei der Fronleichnamsprozession wird ein Himmel genannter Stoffbaldachin mitgetragen unter dem der Priester mit der Monstranz geht Manche Kirchen verfugen uber schmuckvolle Stander fur die Osterkerze die zunehmend das ganze Jahr uber im Altarraum oder am Taufbecken stehen bleibt Literatur BearbeitenMax Brandenburg Gottesdienst und Kirchenausstattung Germania Berlin 1903 Ralf van Buhren Kirchenbau in Renaissance und Barock Liturgiereformen und ihre Folgen fur Raumordnung liturgische Disposition und Bildausstattung nach dem Trienter Konzil In Stefan Heid Hrsg Operation am lebenden Objekt Roms Liturgiereformen von Trient bis zum Vaticanum II Be bra Wissenschaftsverlag Berlin 2014 ISBN 978 3 95410 032 3 S 93 119 Gerhard Eimer Hrsg Ecclesiae ornatae Kirchenausstattungen des Mittelalters und der fruhen Neuzeit zwischen Denkmalwert und Funktionalitat Kulturstiftung der Deutschen Vertriebenen Bonn 2009 ISBN 978 3 88557 226 8 Helmut Fussbroich Sachlexikon zur liturgischen Kirchenausstattung Reclam Stuttgart 2013 ISBN 978 3 15 019072 2 Rudolf Huber Hrsg Kirchengerate Kreuze und Reliquiare der christlichen Kirchen Glossarium Artis Band 2 3 Auflage K G Saur Verlag Munchen London 1991 ISBN 3 598 11079 0 Alfred Rauhaus Kleine Kirchenkunde Reformierte Kirchen von innen und aussen Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2007 ISBN 978 3 525 63374 8 Horst Reber Kirchenbau und Kirchenausstattung In Handbuch der Mainzer Kirchengeschichte Bd 1 Christliche Antike und Mittelalter Teil 2 Echter Verlag Wurzburg 2000 ISBN 3 429 02258 4 S 970 994 Adolf Reinle Die Ausstattung deutscher Kirchen im Mittelalter Eine Einfuhrung Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1988 ISBN 3 534 08803 4 Frank Schmidt Kirchenbau und Kirchenausstattung in der Landgrafschaft Hessen Darmstadt von der Reformation bis 1803 2 Bde Diss Universitat Heidelberg 1993 Sybe Wartena Die suddeutschen Chorgestuhle von der Renaissance bis zum Klassizismus Diss LMU Munchen 2005 online PDF 6 MB Susanne Wegmann Hrsg Konfessionen im Kirchenraum Dimensionen des Sakralraums in der Fruhen Neuzeit Didymos Korb 2007 ISBN 978 3 939020 03 5 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kirchenausstattung Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Reinle Die Ausstattung deutscher Kirchen im Mittelalter 1988 S 1 Rauhaus Kleine Kirchenkunde 2007 S 36 Buhren Kirchenbau in Renaissance und Barock 2014 S 94 Rauhaus Kleine Kirchenkunde 2007 S 12 Reinle Die Ausstattung deutscher Kirchen im Mittelalter 1988 S 19 Uni Munster Missa Mediaevalis Sepulcrum abgerufen am 18 Juni 2017 Beispiele hierfur finden sich u a im Hildesheimer Dom oder im Petersdom Justin E A Kroesen Seitenaltare in mittelalterlichen Kirchen Standort Raum Liturgie Schnell amp Steiner Regensburg 2010 ISBN 978 3 7954 2172 4 S 12 und passim Rauhaus Kleine Kirchenkunde 2007 S 37 Grundordnung des Romischen Messbuchs Vorabpublikation zum Deutschen Messbuch Institutio Generalis Missalis Romani Herausgegeben vom Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz 3 Aufl Bonn 2007 303 PDF Datei 532 kB Dietrich Diederichs Gottschalk Die protestantischen Schriftaltare des 16 und 17 Jahrhunderts in Nordwestdeutschland Verlag Schnell Steiner GmbH Regensburg 2005 ISBN 3 7954 1762 7 Reinle Die Ausstattung deutscher Kirchen im Mittelalter 1988 S 6 Reinle Die Ausstattung deutscher Kirchen im Mittelalter 1988 S 112 Buhren Kirchenbau in Renaissance und Barock 2014 S 100 Reinle Die Ausstattung deutscher Kirchen im Mittelalter 1988 S 27 Buhren Kirchenbau in Renaissance und Barock 2014 S 103 Manuela Beer Triumphkreuze des Mittelalters Ein Beitrag zu Typus und Genese im 12 und 13 Jahrhundert Mit einem Katalog der erhaltenen Denkmaler Schnell amp Steiner Regensburg 2005 ISBN 3 7954 1755 4 Allgemeine Einfuhrung in das Romische Messbuch Nr 308 1 1 2 Vorlage Toter Link www dbk shop de Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im April 2019 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis Rauhaus Kleine Kirchenkunde 2007 S 118 Reinle Die Ausstattung deutscher Kirchen im Mittelalter 1988 S 71 Rudolf Huber Kirchengerate Kreuze und Reliquiare der christlichen Kirchen 1991 S 82 179 Reinle Die Ausstattung deutscher Kirchen im Mittelalter 1988 S 81 Reinle Die Ausstattung deutscher Kirchen im Mittelalter 1988 S 88 Reinle Die Ausstattung deutscher Kirchen im Mittelalter 1988 S 40 Karl Halbauer Predigstul Die spatgotischen Kanzeln im wurttembergischen Neckargebiet bis zur Einfuhrung der Reformation Veroffentlichungen der Kommission fur geschichtliche Landeskunde in Baden Wurttemberg Reihe B Forschungen Band 132 Kohlhammer Stuttgart 1997 ISBN 978 3 17 013144 6 Wegmann Hrsg Konfessionen im Kirchenraum 2007 S 221 223 Reinle Die Ausstattung deutscher Kirchen im Mittelalter 1988 S 145 Rauhaus Kleine Kirchenkunde 2007 S 33 Albert Mundt Die Erztaufen Norddeutschlands von der Mitte des XIII bis zur Mitte des XIV Jahrhunderts Dissertation Universitat Halle Saale 1908 Klinkhardt amp Biermann Leipzig 1908 Digitalisat in der Google Buchsuche Reinle Die Ausstattung deutscher Kirchen im Mittelalter 1988 S 86 Joseph Braun Die Reliquiare des christlichen Kultes und ihre Entwicklung Herder Freiburg 1940 Reinle Die Ausstattung deutscher Kirchen im Mittelalter 1988 S 61 Wartena Die suddeutschen Chorgestuhle von der Renaissance bis zum Klassizismus 2005 online PDF 6 MB abgerufen am 18 Juni 2017 Reinle Die Ausstattung deutscher Kirchen im Mittelalter 1988 S 66 Justin Kroesen Regnerus Steensma Kirchen in Ostfriesland und ihre mittelalterliche Ausstattung Michael Imhof Petersberg 2011 ISBN 978 3 86568 159 1 S 25 Reinle Die Ausstattung deutscher Kirchen im Mittelalter 1988 S 196 Rudolf Huber Kirchengerate Kreuze und Reliquiare der christlichen Kirchen 1991 S 164 Rauhaus Kleine Kirchenkunde 2007 S 38 Reinle Die Ausstattung deutscher Kirchen im Mittelalter 1988 S 112 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kirchenausstattung amp oldid 227080145