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Ein Triumphkreuz lat crux triumphalis regional osterreichisch 1 auch Fronbogenkreuz genannt ist ein monumentales Kruzifix das zur Ausstattung mittelalterlicher Kirchen gehorte wo es oft von weiteren Figuren begleitet in hoher Position vor dem Chor angebracht wurde Der Begriff verweist auf den Triumph des auferstandenen Christus Christus triumphans uber den Tod 2 Triumphkreuz mit Maria links und Johannes als Assistenzfiguren in der Kirche von OjaLettner mit Triumphkreuz in der Klosterkirche von Wechselburg in Sachsen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Wandel des Christusbildes 3 Triumphkreuzgruppen 4 Regionale Besonderheiten 5 Reprasentative Beispiele 5 1 Deutschland 5 2 Frankreich 5 3 Spanien 6 Literatur 7 Weblinks 8 Anmerkungen und EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenHugo von St Viktor ein aus Sachsen stammender Theologe beschrieb in der ersten Halfte des 12 Jahrhunderts erstmals dass man in der Mitte der Kirche gewohnlich eine crux triumphalis ein Triumphkreuz errichtete 3 Dem entspricht dass die ersten monumentalen Kreuzigungsgruppen um die Mitte des 12 Jahrhunderts auftauchen Aus dem Hochmittelalter sind auch silbervergoldete Triumphkreuze bekannt Freiburg Zurich 4 Der ursprungliche Ort des Triumphkreuzes ist die Grenze zwischen Chor Presbyterium und Kirchenschiff Laienkirche Dort hangt es unter dem Triumphbogen dem Eingangsbogen des Chors oder steht an gleicher Stelle auf einem Querbalken Wird der Chor durch einen Lettner vom Kirchenraum getrennt steht das Triumphkreuz auf diesem Unter dem Triumphkreuz befindet sich haufig der Kreuzaltar Nach dem Ende des Mittelalters verliert sich die zuvor uberragende Bedeutung dieses Bildtyps wie ja auch die mit ihm oft gekoppelten Lettner in den evangelischen Kirchen mit der Reformation und in der romisch katholischen Kirche seit dem Konzil von Trient aus den Kirchen verschwinden Wandel des Christusbildes BearbeitenIn der Romanik wurde der gekreuzigte Christus als Herrscher und Richter dargestellt Statt einer Dornenkrone tragt er eine Konigskrone oder eine Gloriole an den Fussen tragt er Schuhe als Zeichen des Herrschers Er ist Sieger uber den Tod hangt also nicht am Kreuz sondern steht mit offenen Augen frontal dem Betrachter gegenuber seine Fusse stehen parallel nebeneinander auf dem Suppedaneum Viernageltyp und nicht aufeinander 5 Das Lendentuch ist stark stilisiert und fallt in senkrechten Falten nbsp Triumphkreuz im Schweriner Dom fruher in der Wismarer Marienkirche Beim Ubergang zur Gotik wird aus dem triumphierenden der leidende Christus der mitleiderregende Schmerzensmann Die Herrscherkrone wird durch die Dornenkrone ersetzt die Fusse stehen ab etwa 1220 in Italien ab etwa 1275 ubereinander und sind mit nur einem Nagel durchbohrt Gesichtsausdruck und Korperhaltung drucken seinen Schmerz aus Die Verwundungen des Korpers werden oft drastisch dargestellt Diese Leidensmerkmale werden im 14 Jahrhundert noch gesteigert erreichen aber nicht die Expressivitat der Gabelkruzifixe die im Gegensatz zum reprasentativen Triumphkreuz mehr der privaten Andacht dienten Auch die Assistenzfiguren Maria und Johannes zeigen Zeichen des Schmerzes 6 Auch wenn die Darstellung des Leidens dominiert wird das Element des Triumphes gelegentlich durch die Darstellung des Kreuzes als Baum des Lebens oder Weinstock symbolisiert aus dem Zweige Blatter oder Trauben wachsen wie z B aus dem Triumphkreuz der Schweriner Doms von 1420 Triumphkreuzgruppen BearbeitenEin Triumphkreuz kann von weiteren Figuren begleitet werden die Gruppe steht dann auf einem Lettneraufbau oder einem Balken Gelegentlich ist auch dieser Trager mit weiteren Figuren zum Beispiel Aposteln geschmuckt 7 Als monumentale Personen kommen Maria und Johannes der Lieblingsjunger in Frage in Anlehnung an Joh 19 25 27 EU vgl die Parallelen in den synoptischen Evangelien Mt 27 25f EU Mk 15 40f EU und Lk 23 49 EU aber auch Apostel Engel und Stifter Manches monumentale Kruzifix des Mittelalters das seine Begleitfiguren verloren hat und an anderen Ort innerhalb der Kirche verbracht wurde wird als Triumphkreuz gedient haben ebenso stammt so manche einsam trauernde Maria und Johannes Gruppe ursprunglich aus diesem ikonographischen Zusammenhang Einige typische Figurenprogramme sind folgend exemplarisch angefuhrt Das Triumphkreuz uber dem Lettner im Dom zu Halberstadt um 1230 ist nicht nur von Maria und Johannes sondern auch noch von zwei Cherubim flankiert Beim Triumphkreuz in der Klosterkirche zu Wechselburg um 1230 35 ist die erweiterte Figurengruppe zum Figurenprogramm des Lettners in Bezug gesetzt Das Triumphkreuz in der Stiftskirche Bucken um 1220 bis 1270 steht auf einem Apostelbalken der Gekreuzigte wird von Maria und Johannes die auf Personifikationen des Juden bzw Heidentums stehen sowie zwei Heiligen Bischofen begleitet an den Kreuzenden oben Gottvater seitlich Engel unten die drei Frauen am Grabe In elaboriertestem ikonographischem Zusammenhang stehen im Doberaner Munster das grosse Triumphkreuz und ein darauf bezogenes Kreuzaltarretabel um 1368 uber den Chorschranken die ehemals die Bereiche der Monche und Konversen der Klosterkirche trennten Das Triumphkreuz in der Kirche von Oja Gotland vom Ende des 13 Jahrhunderts flankiert von Maria und Johannes hat die seltene Form eines Scheibenkreuzes in dessen Rund Szenen aus der Heilsgeschichte dargestellt sind Das Triumphkreuz im Schweriner Dom um 1420 wird ebenfalls von Maria und Johannes flankiert Am Ende der Kreuzesbalken aus denen Blatter spriessen und so das Holz in den Lebensbaum verwandeln sind die Evangelistensymbole zu sehen Das 1477 errichtete Triumphkreuz im Lubecker Dom von Bernt Notke die vielleicht bedeutendste spatgotische Triumphkreuzgruppe erweitert die Reihe der Trauernden um den stiftenden Bischof und die Maria Magdalena Regionale Besonderheiten BearbeitenDas ostliche Deutschland spielt fur die fruhe Entwicklung des Bildtyps offensichtlich eine besondere Rolle Im Rhein Maas Gebiet ist im 14 Jahrhundert die Denkmalerdichte besonders hoch Vermutlich angeregt von dem singularen Soester Scheibenkreuz um 1210 und formal verwandt mit den steinernen Hochkreuzen auf den britischen Inseln sind die 26 grossen Scheiben und Ringkreuze in gotlandischen Landkirchen wie Alskog Alva Ekeby Hemse Linde Oja Vate und Stenkumla Unter ihnen ragt das von Oja heraus auch die in Hamra Frojel Fide Stanga und das grosste seiner Art in Lau sind zu nennen In Eskelhem und Klinte sind es tatsachlich Scheiben in allen anderen Fallen handelt es sich um Ringkreuze 8 Italien kennt zwar auch geschnitzte Holzkruzifixe doch herrscht hier in der Funktion des Triumphkreuzes die gemalte Kreuztafel vor Die wenigen geschnitzten Triumphkreuze des 12 Jahrhunderts in Italien entstanden wohl unter deutschem oder franzosischem Einfluss Aus England ist kein fruhes Triumphkreuz erhalten doch ist fur Canterbury bereits um 1077 die Existenz eines solchen nachgewiesen 9 Auch in Frankreich haben sich ebenfalls konfessionsgeschichtlich bedingt nur wenig Triumphkreuze erhalten In Deutschland sind gemalte Triumphkreuze selten St Georg Loccum Zisterzienserabtei Pforta sie stammen aus dem 13 Jahrhundert Reprasentative Beispiele Bearbeiten nbsp Das 800 Jahre alte Kreuz der Kirche von Stenkumla auf Gotland zeigt die Entstehung des Namens Christus triumphans der Gekreuzigten tragt Schuhe und Krone nbsp Kreuz aus der Kirche von Linde auf Gotland heute im Museum in Stockholm zeigt auch die Herrscher Kennzeichen und lasst den Namen verstehen nbsp Triumphkreuz von Notke im Lubecker Dom 1470 nbsp Triumphkreuz Christusseite im Doberaner Munster nbsp Scheibenkreuz in der Hohnekirche Soest um 1200 nbsp Umfassend erhaltene Triumphkreuzgruppe mit originaler Fassung sich im Dom zu Halberstadt um 1220 Den Gekreuzigten umgeben die trauernden Maria und Johannes sowie Cherubim auf Feuerradern Im Fussbalken die Halbfiguren der Propheten Chorseite und Apostel Langhausseite nbsp Kopf Christi aus der Triumphkreuzgruppe im Dom zu Halberstadt um 1220 Originale Fassung nbsp Engel aus der Triumphkreuzgruppe im Dom zu Halberstadt um 1220 nbsp Stammvater Adam das Kreuz stutzend Detail aus der Triumphkreuzgruppe im Dom zu Halberstadt um 1220 Deutschland Bearbeiten nbsp Triumphkreuz in der Einsiedlerkapelle Ermita del Humilladero in Sasamon Spanien 1504 Gerokreuz im Kolner Dom das ottonische Kreuz in der Stiftskirche St Peter und Alexander in Aschaffenburg das Helmstedter Kreuz in der Schatzkammer der Abtei Werden das Triumphkreuz im Lubecker Dom aus der Werkstatt von Bernt Notke 1477 Hohe 17 m in der Katharinenkirche Lubeck um 1450 siehe auch Meister der lubeckischen Triumphkruzifixe in der Christuskirche Flensburg Murwik ein grosses Kruzifix aus dem 16 Jahrhundert uber dem Altar im Doberaner Munster im Freiberger Dom Kreuzigungsgruppe genannt um 1225 in St Gabriel Haseldorf im Dom zu Halberstadt um 1220 im Havelberger Dom 1270 80 in St Maria zur Hohe sog Scheibenkreuz in Soest in St Marien und im Dom St Peter von Osnabruck im Naumburger Dom in der St Nicolai in Alfeld Leine um 1250 in der St Severus Kirche in Boppard um 1220 30 im Schweriner Dom aus der Wismarer Marienkirche in Dinslaken St Vincentius um 1310 im Kloster Wechselburg Basilika Hl Kreuz in Dortmund Stadtkirche St Reinoldi Dortmund in Itzehoe Stadtkirche St Laurentii 10 in Stendal St Marien 11 um 1380 90 12 St Jacobi 11 und St Petri um 1400 13 Frankreich Bearbeiten in Peisey Nancroix La Trinite Peisey Spanien Bearbeiten Triumphkreuz in der Einsiedlerkapelle Ermita del Humilladero oder Ermita de San Isidro in SasamonLiteratur BearbeitenManuela Beer Triumphkreuze des Mittelalters Ein Beitrag zu Typus und Genese im 12 und 13 Jahrhundert Mit einem Katalog der erhaltenen Denkmaler Schnell amp Steiner Regensburg 2005 ISBN 3 7954 1755 4 Der Erloser am Kreuz Das Kruzifix Wandelungen in der Darstellung des Kruzifixes bzw des Triumphkreuzes Memento vom 18 August 2016 im Internet Archive Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Triumphkreuz Album mit Bildern Videos und Audiodateien nbsp Commons Triumph crucifixes Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien redaktioneller Hinweis bitte die beiden Kategorien zusammenfuhren nbsp Wiktionary Triumphkreuz Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenAnmerkungen und Einzelnachweise Bearbeiten Fronbogen oder Triumphkreuze Margarete Luise Goecke Seischab Jorg Ohlemacher Kirchen erkunden Kirchen erschliessen Ernst Kaufmann Lahr 1998 S 232 Hugo de St Victore Speculum de mysterio Ecclesiae in Jacques Paul Migne Patrologia latina Bd CLXXVII Sp 377 378 Adolf Reinle Die Ausstattung deutscher Kirchen im Mittelalter Darmstadt 1988 S 96 192 Torsten Droste Romanische Kunst in Frankreich DuMont Kunstreisefuhrer Koln 1992 2 S 32f Formen der Kunst Teil II Die Kunst im Mittelalter bearbeitet von Wilhelm Drixelius Verlag M Lurz Munchen o J S 71 u S 88 Leonie Reygers Apostelbalken in Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte Bd I 1935 Sp 829 01 in RDK Labor hier digital 8 Oktober 2018 Wolf Herbert Deus Scheibenkreuze in Soest auf Gotland und anderswo Soest 1967 Peter H Brieger Englands Contribution to the Origin and Developmeent of the Triumphal Cross in Medieval Studies 3 1941 42 S 85 96 hier S 86 Ev Luth Innenstadtgemeinde Itzehoe St Laurentii a b Heinrich Otte Handbuch der kirchlichen Kunst Archaologie des deutschen Mittelalters Band 2 Leipzig 1885 S 748 f Sachsen Anhalt Tag 2022 Marienkirche in Stendal Abgerufen am 20 Juni 2022 Stadtgemeinde Stendal St Petri Der Altar Abgerufen am 20 Juni 2022 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Triumphkreuz amp oldid 233738979