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St Maria zur Hohe auch Hohnekirche ist eine kunsthistorisch bedeutende Kirche in Soest Nordrhein Westfalen Sie gilt als eine der ersten Hallenkirchen Pfarrkirche Maria zur Hohe von NordostenDie Kirche liegt etwas abseits im Norden der Altstadt von Soest Sie wird auch Hohnekirche genannt um sie von der Kirche St Maria zur Wiese Wiesenkirche besser unterscheiden zu konnen Sie ist als Bauwerk hinsichtlich ihrer baulichen Gliederung und Innenraumgestaltung besonders bemerkenswert und beherbergt daneben mehrere kunstlerische Raritaten 1 Das Gebaude steht unter Denkmalschutz 2 Die Evangelische Kirchengemeinde Maria zur Hohe gehort der Evangelischen Kirche von Westfalen an und hat etwa 1800 Mitglieder 3 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte und Architektur 1 1 Der Vorgangerbau 1 2 Die Hallenkirche 1 3 Taufkapelle 2 Innenraumgestaltung und Ausstattung 2 1 Das Soester Scheibenkreuz 2 2 Hauptchor mit Altarbild und Apsismalerei 3 Orgel 4 Weitere Ausstattung 5 Glocken 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte und Architektur BearbeitenDer Vorgangerbau Bearbeiten Die erste Hohnekirche eine gewolbte romanische Kleinbasilika bestand spatestens zum Zeitpunkt der Soester Pfarreinteilung durch den Kolner Erzbischof Philipp I von Heinsberg im Jahre 1180 Von ihr hat sich im bestehenden Bau noch der Nordturm einer ursprunglichen Zweiturmanlage erhalten Die Anschlusse an den Kirchenbau zeigen dass dieser mit Emporen versehen war Diese Empore war ursprunglich von einem benachbarten Bauwerk aus zuganglich was auf eine Nutzung als Herrschaftskirche schliessen lasst 4 Die Hallenkirche Bearbeiten nbsp St Maria zur Hohe vom Nordturm der Wiesenkirche fotografiertIm zweiten Viertel des 13 Jahrhunderts wurde der Erstbau durch eine Hallenkirche ersetzt die innerhalb der Entwicklung der westfalischen Hallenkirche eine experimentelle Fruhstufe vertritt Die Kirche wurde wie alle mittelalterlichen Kirchen im Stadtgebiet aus dem in Soest gebrochenen Grunsandstein gebaut Die Kirche ist breiter als lang circa 22 mal 16 Meter 5 Bei Errichtung des ostlichen Hallenjochs war zunachst noch an den Bau einer Halle im gebundenen System mit Zwischenpfeilern gedacht gewesen und erst mit dem Bau der Westhalfte des Schiffs ging man zur reinen Hallenkirche mit kuppeligen Gewolben sogenannten Domikalgewolben uber Erst durch den Verzicht auf die Zwischenstutzen wurde die Anbringung des sudlichen Hauptportals in seiner jetzigen Form moglich Im Osten schliesst der Kirchenbau in einem rechteckigen Kastenchor mit reprasentativer Dreifenstergruppe nbsp Tympanon im sudwestlichen HauptportalDas Hauptportal Tympanon aus dieser Zeit folgt noch ganz der romanischen Auffassung Es zeigt uber der Kreuzigung Sonne und Mond Links findet die Geburt Christi statt ein Engel kniet hinter Mariens Ruhelager Das Kind liegt daruber auf einem symbolischen Altartisch mit drei Bogen Den Abschluss der Geburtsszenerie bilden Ochs und Esel und stehend Joseph mit Judenhut links daneben Gottvater in einem Halbkreis Uber der Kreuzigung trauern der Mond als Symbol fur das Alte Testament und die Sonne fur das Neue Testament Rechts von der Kreuzigung stehen die drei Frauen am leeren Grabe am Ostermorgen hinter dem offenen Sarkophag Die Umschrift des Vierpasses verweist auf das Zuversicht vermittelnde Erlosungswerk Christi Das Chronogramm unterhalb des Tympanons zeigt die Jahreszahl 1671 in diesem Jahr sturzte der Turm ein und wurde neu aufgebaut 6 An der Sudseite ist die Wandflache reich und fur die Zeit in Westfalen ungewohnlich mit Bogenfriesen Lisenen und Blenden verziert 7 Der Innenraum zeigt ein ganz anderes Bild Hier ist durch eine sorgfaltige Restaurierung 1880 die mittelalterliche Bemalung nach vorhandenen Resten nachempfunden worden Der Innenraum ist breiter als lang und entspricht somit nicht den ublichen Abmessungen einer solchen Kirche Die Entwurfe der von 1993 bis 1997 ausgefuhrten Fenster stammen von Jochem Poensgen aus Soest Diese weitestgehend auf Farben verzichtenden Arbeiten sind in Grisaille Technik gehalten Die Muster lehnen sich an die Asymmetrie des Baukorpers und die Formen der Wandmalereien in der Nachbarschaft an 8 Taufkapelle Bearbeiten nbsp Fisheye Aufnahme von der TaufkapelleDie Taufkapelle befindet sich unter dem Turm Sie war schon im Vorgangerbau vorhanden Wahrend der zweiten Bauetappe musste ein Wandpfeiler abgefangen werden denn er hatte sonst den Zugang verschlossen Dies geschah durch drei Saulen Der romanische Taufstein wurde vor 1220 geschaffen denn er ist grosser als die Eingange Er zeigt in Halbreliefs Maria Johannes mit Lamm und sechs Apostel 2008 wurden die Messingleuchten und ein farbiges Fenster dass Jochem Poensgen geschaffen hat eingebaut 5 Innenraumgestaltung und Ausstattung BearbeitenDas Soester Scheibenkreuz Bearbeiten nbsp Das Soester Scheibenkreuz von 1200Ein Scheibenkreuz ist eine Unterart eines Triumphkreuzes Das im Innenraum zu sehende Scheibenkreuz ist eine kunsthistorische Raritat Es stammt aus der Zeit um 1200 Es ist einzigartig auf dem europaischen Festland und das alteste der Kunstgeschichte Ahnliches findet man fast nur noch auf der Insel Gotland in Schweden Dabei handelt es sich aber durchweg um jungere Formen Ursprunglich war hier noch der Korpus also der Christuskorper angenagelt was man aus den vorhandenen Nagelspuren ersehen kann Das Scheibenkreuz besteht aus Fichten und Kiefernholz hat eine Hohe von 3 89 m und einen Scheibendurchmesser von 2 72 m Die Bretter und die Reliefs waren und sind teilweise noch mit Leinwand uberzogen auf die eine Gipsgrundierung mit Silberfolie aufgebracht wurde In dieser Weise waren im Mittelalter Standbilder aus Holz generell behandelt worden Der heute haufig zu sehende Holzkern einer solchen Plastik war nur eine Art Rohfassung dann kam die aufgeklebte Gipsschicht die man wunderbar schleifen konnte und auf der die Farben viel besser hielten Diese Farbschichten wurden in fruheren Jahrhunderten erneuert oder mit anderen Farben uberlackiert Im 19 Jahrhundert kam man deshalb auf die Idee hier eine Art Reinigung durchfuhren zu mussen und befreite viele Holzplastiken von den Farbschichten und bei dieser Gelegenheit auch gleichzeitig von der Gipsschicht so dass der reine Holzkern ubrig blieb den man anschliessend als das reine Kunstwerk hinstellte Beim Soester Scheibenkreuz ist noch die originale Farbigkeit erhalten Seit dem spaten Mittelalter steht das Scheibenkreuz an der Ostwand der Hohnekirche im sudlichen Seitenschiff Das Scheibenkreuz hat das Erlosungswerk Christi zum Thema Leiden Auferstehung und Himmelfahrt Von einem Baum kam die Sunde der Welt an einem Holz wurde sie wieder vertilgt daher die Ausbildung des Kreuzholzes als Lebensbaum Die Scheibe ist im Mittelalter ein Symbol fur den Kosmos die Kreisform kann uberdies auch als Sinnbild fur die Wahrheit stehen und damit fur Gott Sie wird mit dem Kreuz verbunden Das Kreuz steht vor der Scheibe an den Ecken des Kreuzbalkens quadratische Reliefs auf dem Kreisrund vier Medaillons Der Stamm des Kreuzes ist als Lebensbaum ausgebildet Die Medaillons der Scheibe zeigen die Begebenheiten die unmittelbar vor der Passion geschahen der Einzug in Jerusalem rechts unten der lehrende Jesus im Tempel links unten Jesus und seine Junger im Garten Gethsemane links oben Judaskuss und Verrat rechts oben Die quadratischen Reliefs stellen die Vollendung des Erlosungswerkes vor am vertikalen Balken unten die Grablegung die Himmelfahrt oben Am Horizontalbalken die Hollenfahrt rechts die drei Frauen am Grabe links Die Reliefs lassen allerdings die Feinfuhligkeit des Goldschmieds vermissen sie sind in ihrer Form zum Teil recht derb gearbeitet Hauptchor mit Altarbild und Apsismalerei Bearbeiten nbsp ApsismalereiDas Gewolbe der rechteckigen Hauptapsis tragt noch die original erhaltene mittelalterliche Malerei von 1230 bis 1240 und gilt als kunstgeschichtlich sehr wertvoll 9 Voraussetzung fur die hier zu findende Malerei ist die Kenntnis byzantinischer Vorbilder in Mosaiken Wandmalereien und Webmustern die entweder durch die Kreuzzuge oder was vielfach angenommen wird durch eine Malerschule byzantinischer Herkunft direkt nach Soest vermittelt wurde Darauf deutet auch der Marienchor in St Patrokli hin In der Apsis des nordlichen Seitenschiffes hat ein 1250 aufgemalter Vorhang einen ursprunglich an dieser Stelle real aufgehangten ersetzt Diese Malereien waren jahrhundertelang unter einem Anstrich verborgen bevor sie 1869 10 wieder freigelegt und restauriert wurden Das Altarbild des Meisters von Liesborn zahlt zu den Hauptwerken spatgotischer Malerei in Westfalen und stammt aus der Zeit um 1480 Die Flugel sind nicht mehr vorhanden Die verbliebene Mitteltafel zeigt detailreich Szenen und Legenden um das Karfreitags und das Karsamstagsgeschehen 5 Orgel Bearbeiten nbsp Blick auf die OrgelDie Orgel befindet sich in einem historischen barocken Prospekt Das Hauptgehause stammt aus dem Jahre 1679 Der Erbauer ist unbekannt Das Orgelwerk wurde 1969 von dem Orgelbauer Paul Ott gebaut Das Schleifladen Instrument hat 23 Register auf zwei Manualen und Pedal Die Trakturen sind mechanisch 11 I Hauptwerk C f31 Prinzipal 0 8 2 Spillflote 0 8 3 Oktave 0 4 4 Nasat 2 2 3 5 Oktave 0 2 6 Mixtur IV V 07 Dulzian 16 8 Trompete 0 8 Tremulant II Positiv C f30 9 Holzgedackt 0 8 10 Prinzipal 0 4 11 Rohrflote 0 4 12 Waldflote 0 2 13 Sesquialter II 014 Oktave 0 1 15 Zimbel III16 Regal 0 8 Tremulant Pedal C f117 Subbass 16 18 Oktave 0 8 19 Pommer 0 8 20 Oktave 0 4 21 Bauernpfiefe 0 2 22 Stille Posaune 0 16 23 Trompete 0 4 Koppeln II I I P II PWeitere Ausstattung BearbeitenDas Sakramentshauschen ist eine Arbeit aus der Zeit um 1450 es wurde in Baumberger Sandstein gehalten und reich mit gotischen Schmuckelementen versehen 12 Glocken BearbeitenIn dem gedrungenen Turm hangt ein kleines Gelaut von zwei Bronzeglocken gegossen von der Glockengiesserei Rincker in Sinn I Ton a 8 gegossen 1928 Inschrift Hoffnung lasst nicht zu schanden werden II Ton h 5 gegossen 1960 Inschrift Kommt und lasst uns Christum ehren Literatur BearbeitenDirk Ebert Ilse Maas Steinhoff Maria zur Hohe in Soest Hohnekirche DKV Kunstfuhrer Nr 659 Deutscher Kunstverlag Munchen 2 Aufl 2019 ISBN 978 3 422 98236 9 Josef Engemann Das Hauptportal der Hohnekirche in Soest Die Reliefdarstellungen und ihre Bedeutung Aschendorff Munster 1991 ISBN 3 402 05988 6 Rudolf Fidler Das Geheimnis der Hohnekirche in Soest Westfalen Ein spatromanischer Kirchenraum und seine verschlusselten Botschaften Bonifatius Paderborn 1997 ISBN 3 87088 933 0 Wilhelm Halekotte Werl und Soest im Zeichen des Kreuzes Das Soester Scheibenkreuz Das Werler Heilige Kreuz Bonifatius Paderborn 2020 S 34 63 ISBN 978 3 89710 857 8 S 34 63 Wilfried Ludeking Soest Maria zur Hohe Gerhard Dust Soest 1976 Albert Ludorff Die Bau und Kunstdenkmaler des Kreises Soest Schoningh Munster 1905 S 119 124 und Tafeln 79 90 Ilse Maas Steinhoff Maria zur Hohe Soest Ein kleiner Rundgang durch die Kirche Verein zur Erhaltung der Hohnekirche Soest 2007 Hubertus Schwartz Die Pfarrkirche St Mariae zur Hohe Hohnekirche Westfalische Verlagsbuchhandlung Mocker amp Jahn Soest 1956 Hubertus Schwartz Soest in seinen Denkmalern Zweiter Band Romanische Kirchen Soester Wissenschaftliche Beitrage Band 15 2 unveranderte Auflage Westfalische Verlagsbuchhandlung Mocker amp Jahn Soest 1978 S 204 238 ISBN 3 87902 029 9 Eva Maria Bongardt Die Kirche St Maria zur Hohe in Soest und ihre Bildausstattung 1 Auflage Schnell amp Steiner GmbH Regensburg 2021 ISBN 978 3 7954 3649 0 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Hohnekirche Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die Hohnekirche Kirchgemeindeseite mit Rundgang Memento vom 11 Februar 2013 im Webarchiv archive today Kirche Maria zur Hohe In Die Bau und Kunstdenkmaler des Kreises Soest Beschreibung der Kirche mit zahlreichen Bildtafeln Einzelnachweise Bearbeiten Malereien figurlichen Inhalts gefunden Im Centralblatt der Bauverwaltung Nr 14 5 April 1884 S 133 134 abgerufen am 27 Dezember 2012 Hinweis auf den Denkmalschutz Memento vom 13 April 2014 im Internet Archive Kirchengemeinde Johann Josef Boker Romanische Sakralarchitektur in Soest in Heinz Dieter Heimann Hrsg Soest Geschichte der Stadt Bd I Soester Beitrage LII Mocker amp Jahn Soest 2010 S 840f a b c Dirk Elbert Ilse Maas Steinhoff Maria zur Hohe in Soest Hohnekirche In DKV Kunstfuhrer 2 Auflage Nr 659 Deutscher Kunstverlag GmbH Munchen 2019 ISBN 978 3 422 98236 9 S 2 ff Tympanon Memento vom 13 April 2014 im Internet Archive Verzierung der Aussenwande Memento vom 13 April 2014 im Internet Archive Entwurf von Jochem Poensgen Soest Dusseldorf ausgefuhrt 1993 1997 in der Taufkapelle 2007 In Grisaille Technik gestaltet verzichten sie weitgehend auf Farben um die der Aussenwelt einzubeziehen Ihre Muster greifen Formen der benachbarten Wandmalerei und die Asymmetrie des Baukorpers auf Kirchenfenster Kunstgeschichtlicher Wert der Wandmalereien Memento vom 13 April 2014 im Internet Archive Zeit der Freilegung Memento vom 13 April 2014 im Internet Archive Informationen zur Orgel Memento vom 31 Marz 2016 im Internet Archive Sakramentshauschen Memento vom 13 April 2014 im Internet Archive 51 574166666667 8 1113888888889 Koordinaten 51 34 27 N 8 6 41 O Normdaten Geografikum GND 4347719 7 lobid OGND AKS LCCN n98105572 VIAF 130367201 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Maria zur Hohe Soest amp oldid 239165225