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Dieser Artikel behandelt Apsis als architektonisches Element Zum Gebrauch des Wortes in der Astronomie siehe Apsis Astronomie in der Mechanik siehe Eulerwinkel Die Apsis von altgriechisch ἁpsis hapsis Gewolbe bzw im ionischen Dialekt ἀpsis apsis 1 Plural ἀpsides apsides Apsiden als Singular kommt auch eine falschlich vom Plural Apsiden abgeleitete Singularform Apside vor ist ein im Grundriss halbkreisformiger oder polygonaler Raumteil der an einen Hauptraum anschliesst und meist von einer Halbkuppel uberwolbt wird Seltener aber in einigen Kulturraumen wie z B in England vorherrschend sind rechteckige oder quadratische Apsiden Apsis der Neuwerkkirche Goslar Inhaltsverzeichnis 1 Definition 2 Geschichte und Formen 2 1 Antike 2 2 Mittelalter 2 3 Kunstlerische Ausgestaltung 2 4 Polygonapsiden und polygonale Chorschlusse 3 Bilder 4 Nischen in Synagogen und Moscheen 5 Buddhistische Architektur Indiens 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseDefinition Bearbeiten nbsp Rosa markiert Apsis einer KircheApsiden sind typische Bestandteile von antiken Basiliken Markt oder Gerichtshallen Sie treten in der Regel aus der Wandflache hervor konnen aber auch im Baukorper liegen oder rechtwinklig ummantelt sein Die Apsis wird meist von einer Halbkuppel der Apsiskalotte uberdeckt kann aber auch eine Flachdecke oder einen Dachstuhl haben Kleine Apsiden meist von anderen Apsiden ausstrahlend werden als Apsidiolen bezeichnet Apsiden unterscheiden sich von Wandnischen durch ihre Grosse und Begehbarkeit Geschichte und Formen BearbeitenAntike Bearbeiten nbsp Apsis im spatantiken Profanbau die Basilika in Trier nbsp Apsis im spatantiken Kirchenbau Santa Sabina RomDie Apsidenform stammt aus der Exedra und Tribuna des griechischen Profan und romischen Sakral und Profanbaus Nicht selten war die Langsachse romischer Basiliken durch zwei gegenuberliegende Apsiden markiert Volubilis Leptis Magna eine Konstellation die sich auch an einigen bedeutenden Kirchenbauten des Mittelalters findet z B Trierer Dom Kathedrale von Nevers u a In der antiken Architektur wurden vielfach Nischen als Bauelemente verwendet um Teile eines Raums hervorzuheben als Bauschmuck und als Rahmen Adikula fur Statuen und Plastiken Die Basiliken der romischen Kaiserzeit haben haufig an einem Ende eine Apsis fur die Kaiserstatue Somit kann die Apsis auch als Figurennische verstanden werden Eine durchgangige Orientierung der Apsiden ist bei antiken Bauten nicht festzustellen obwohl sich allmahlich eine Ost West Ausrichtung durchsetzte Von den Basiliken der romischen Kaiserzeit leitet sich der christliche Kirchenbau ab der die Apsis ubernahm Nach dem sogenannten Toleranzedikt von Mailand 313 Anerkennung des Christentums nahm die christliche Architektur und Plastik einen starken Aufschwung Als erste grosse christliche Basilika hatte die Laterankirche 319 eine Apsis fur den erhohten Altar In vielen Kirchen ist der ostliche Abschluss des Kirchenraums dem Eingang bzw dem Kirchturm gegenuber halbkreisformig als Apsis ausgebildet Dort befindet sich die leicht erhohte Plattform fur den Altar In der Spatantike wurde sie haufig mit einer holzernen oder gemauerten Priesterbank versehen dem Synthronon Seit dieser Zeit ist die Chorapsis christlicher Kirchen meist nach Osten orientiert Diese traditionelle Ausrichtung liberalisierte sich in der Renaissance und im Barock Mittelalter Bearbeiten nbsp Apsis als Abschluss des Mittelschiffs in Sant Apollinare in Classe RavennaWahrend im fruhen Kirchenbau bis in die Karolingerzeit die Apsis unmittelbar an das Hauptschiff der Kirche oder an das Querhaus anschliesst tritt spater der Chorbau als eigener Raum dazwischen In der Romanik und Gotik bilden Apsiden bei langlichen Bauformen mit Chorhaus den Blickpunkt des Kirchenbaus Romanische Apsiden sind auch von aussen deutlich erkennbar und dort oft detailreich gestaltet nbsp Ostansicht des Speyerer Doms mit Apsis nbsp Apsis der Ruine Kloster HeisterbachEine Variante sind die Taukreuzkirchen die ein langes Kirchenschiff haben und im Querbalken des T drei Apsiden aufweisen siehe Santissima Trinita di Saccargia Diese auf byzantinische Tradition zuruckgehende Bauform ist auf Sardinien verbreitet Kunsthistoriker sehen einen Zusammenhang mit der cluniazensischen Ordensreform Auch zwei Kirchen im spanischen Avila haben Dreifach Apsiden Ebenso befinden sich karolingische Saalkirchen mit drei Apsiden im Alpenraum Mustair Doppelapsiden treten gelegentlich bei Kirchen mit zwei Patrozinien auf ehemals Reichenau Mittelzell Eine Apsis kann auch als Konche bezeichnet werden besonders bei den Drei Konchen Choren Manchmal dient die Apsis nicht als Altarraum sondern als Eingangsapsis mit Portal Besonders im deutschen Sprachraum sind seit der Karolingerzeit doppelchorige Kirchen mit Ost und Westapsis verbreitet Unter der Apsis und dem Chorjoch romanischer Stiftskirchen befindet sich haufig die Krypta In der Hoch und Spatromanik und Gotik entwickelte sich der Kapellenkranz des Chorumgangs hinter dem Presbyterium Chor Als Apsis bezeichnet man nur den inneren Chorbereich des Presbyteriums Chors des Altarraums der durch den Chorumgang von der Aussenmauer getrennt ist Kunstlerische Ausgestaltung Bearbeiten nbsp Glasfenster von Wilhelm Geyer Apsis St Margareta in MargrethausenAls liturgisch bedeutsamster Ort innerhalb einer Kirche wurden die Apsiden bereits bei den spatantiken Kirchen in Rom und Ravenna durch monumentalen Mosaikschmuck hervorgehoben Am Aussenbau blieb die Apsis dagegen in dieser Zeit noch relativ schmucklos Romanische Apsiden aber auch kleinerer Rundbogennischen sind vielfach kunstlerisch ausgestaltet etwa mit einem Einzelbild meist Christus einer erzahlenden Bildfolge Freskenzyklus oder mit Mosaiken Auch Ziegel Verzierungen und kunstlerische Grabsteine finden sich dort und ab der Gotik Statuen von Heiligen Die anfanglich eher seltenen und kleinen Glasfenster wurden im Lauf der Entwicklung haufiger und grosser Auch die Haufigkeit von Gemalden nahm zu v a im Barock vereinzelt wurde die Apsis durch Perspektive vergrossert zum Beispiel in Cuneo Romanische Apsiden sind von aussen deutlich erkennbar und ihr ostliches Halbrund ist oft reich gegliedert und kunstlerisch ausgestaltet siehe Weblink St Gereon Seltsame allegorische Kleinplastiken befinden sich in Schongrabern Niederosterreich und an einigen Kirchen Frankreichs und Italiens Haufiger ist hingegen das Stilelement der Zwerggalerien etwa an den Kaiserdomen von Speyer Worms und den spaten romanischen Kirchen in Koln Als Zwerggalerie wird ein Arkadengang bezeichnet der eine grossere Apsis knapp unter ihrem Dach umrundet Trotz hauptsachlicher Zierfunktion kann er auch begehbar sein Polygonapsiden und polygonale Chorschlusse Bearbeiten In der Romanik sind Apsiden in der Regel halbrund doch in einigen Regionen ist der polygonale Chorschluss verbreitet bei dem die Apsis aus mehreren geraden Wandabschnitten besteht Lothringen und Moselraum Trierer Dom Munstermaifeld Oberrhein Basler Munster Provence Alet les Bains Das Polygon ist in der Gotik die Standardform des Chorschlusses z B Regensburger Dom Dieser Baustil setzt die Apsis nicht mehr als selbstandige Bauform vom Chor ab sondern sie wird ganz mit der Architektur des Chors vereinheitlicht Daher spricht man in der Regel nicht mehr von einer Apsis sondern von einem Chorschluss Die geometrische Konstruktion erfolgt so dass ein halbiertes Polygon Vieleck in den Chorschluss eingezeichnet wird Wenn es sich um ein Achteck handelt von dem funf Seiten im Bau ausgebildet sind spricht man von einem Funf Achtel Schluss Dementsprechend gibt es den 5 10 Schluss 7 12 Schluss etc Bilder BearbeitenApsidenformen nbsp St Peter und Paul in Niederzell auf der Reichenau nbsp Zwei der drei Apsiden der Stadtkirche St Bonifatius in Treffurt nbsp Apsis der Dorfkirche Vietlubbe nbsp Drei Apsiden mit geradem Schluss an der westgotischen Kirche Santa Lucia del Trampal Extremadura Spanien nbsp Apsis Torkapelle der Burg Landsberg im Elsass nbsp Aurangabad Caves Indien Chaitya Halle mit ApsisNischen in Synagogen und Moscheen BearbeitenDen Apsiden vergleichbare aber kleinere und seltener nach aussen aus der Wand hervortretende nischenartige Formen treten auch im nichtchristlichen Sakralbau auf In den Synagogen des Judentums dient eine Wandnische als Toraschrein wie der Mihrab in islamischen Moscheen zeigt sie oft auch die Gebetsrichtung an Buddhistische Architektur Indiens BearbeitenAuch in der fruhbuddhistischen Architektur Indiens 2 6 Jh gibt es vorwiegend in Chaitya Hallen apsisahnliche Bauformen meist mit Umgang Siehe auch BearbeitenApsiskalotte Dreiapsidenkirche Drei Konchen Chor Apsis bei manchen ZelttypenLiteratur BearbeitenLeopold Giese Apsis Apside In Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte Band 1 A Baubetrieb Munchen 1935 Sp 858 880 August Mau Apsis 1 In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band II 1 Stuttgart 1895 Sp 283 Thilo Ulbert Fruhchristliche Basiliken mit Doppelapsiden auf der iberischen Halbinsel Studien zur Architekturgeschichte und Liturgiegeschichte Archaologische Forschungen Bd 5 Herausgegeben von Berlin Deutsches Archaologisches Institut Gebr Mann Berlin 1978 ISBN 3 7861 1146 4 Zugleich Munchen Universitat Habilitations Schrift 1975 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Apsiden Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Apsis Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten Wilhelm Gemoll Griechisch Deutsches Schul und Handworterbuch G Freytag Verlag Holder Pichler Tempsky Munchen Wien 1965 Normdaten Sachbegriff GND 4142832 8 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Apsis amp oldid 231577445