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Dieser Artikel behandelt den Gebaudeteil Siehe auch Zwergengalerie Schloss Weikersheim Die Zwerggalerie falschlich auch Zwerchgalerie genannt ist ein Zierelement der mittelalterlichen Baukunst ganz uberwiegend der Romanik aber vereinzelt auch der Gotik 1 Zwerggalerien in der Westfassade des Trierer Doms 1142 1147Als Zwerggalerie bezeichnet man einen offenen Arkadengang zumeist knapp unter dem Dachansatz eines Kirchen Gebaudes Sie zieht sich um Gebaudeteile zum Beispiel eine Apsis oder ganze Gebaude Am Speyerer Dom etwa zieht sich eine Zwerggalerie um das gesamte Langhaus Trotz hauptsachlicher Zierfunktion kann sie auch begehbar sein Die Zwerggalerie trat zum ersten Mal um 1050 an der Westfassade des Trierer Domes auf 2 und um 1100 am Speyerer Dom als ein Element das das gesamte Gebaude umlauft 3 Inhaltsverzeichnis 1 Unterschiedliche Ruckwande 2 Unterschiedliche Gewolbedeckungen 3 Verschiedene Positionen 4 Gotische Zwerggalerien 5 Zwerggalerien als Skulpturengalerien 6 Literatur 7 EinzelnachweiseUnterschiedliche Ruckwande Bearbeiten nbsp Stiftskirche Gernrode Westapsis mit Blendgalerie vor 1050 nbsp Santa Maria della Pieve 12 Jh in Arezzo Toskana untere Galerie mit Ton nen ge wol ben obere mit Architraven und Sicht auf die ApsiskuppelDie Tiefe von Zwerggalerien also der Abstand der Ruckwand von der Arkade kann recht unterschiedlich sein In diesem Zusammenhang ist interessant dass im 2 Viertel des 11 Jahrhunderts also etwa zeitgleich mit den in mittlerer Fassadenhohe gelegenen Trierer Zwerggalerien die Westapsis der Stiftskirche Gernrode mit einer Blendgalerie gleich unter der Traufe ausgestattet wurde also dort wo nach der Jahrhundertmitte am Dom zu Speyer und im folgenden Jahrhundert in Mainz und Worms Zwerggalerien angelegt wurden Bei Zwerggalerien in halber Wandhohe hatte eine geringe Tiefe den Vorteil dass ein grosserer Teil der Last des oberhalb liegenden Gemauers von der Ruckwand getragen wurde und nicht von der Arkade In der typischen Position unter der Dachtraufe konnte die Auflast gering sein Andererseits hatte aussen positionierte Auflast den Vorteil der resultierenden Kraft aus Wandgewicht und Gewolbeschub eine vertikalere Richtung zu geben In einzelnen Fallen wurde sogar auf eine senkrechte Ruckwand verzichtet sodass die Offnungen zwischen den Saulen den Blick auf die Flanke der dahinter liegenden Gewolbekappe freigeben In zwei gezeigten Beispielen verdeutlichen die gekrummten Schatten der Saulen die Wolbung der Apsiskuppeln nbsp Mainzer Dom Ostchor 1100 1106 Sicht auf Apsis kuppel nbsp San Sigismondo 12 Jh in Rivolta d Adda Lombardei Sicht auf Apsis kuppel nbsp Pisa Dom Apsis 1063 1100 unte re Galerie mit Ruck wand und Quer ton nen obere un ge wolbt Sicht auf ApsiskuppelUnterschiedliche Gewolbedeckungen BearbeitenEs entwickelten sich zwei Varianten Bei der oberrheinischen Variante beispielsweise in Speyer wird der Laufgang der Galerie durch viele kleine Quertonnen gewolbt die auf den Saulen der Zwerggalerie aufruhen Die niederrheinische Version dagegen die etwa in den Kolner Kirchen verwendet wird hat hinter der Galeriearkade eine durchgehende Langstonne Oft wird sie hier mit dem Plattenfries verbunden nbsp Speyerer Dom Schiffserhohung mit Zwerggalerien 1082 1106 Zeichnung 1610 nbsp Speyerer Dom Apsis mit Zwerggalerie ebenfalls 1082 1106 Quer tonnen senk rechte Ruck wand nbsp Gross St Martin Koln Drei Konchen Chor 1150 1172 Zwerggalerie mit Langstonne darunter PlattenfriesAm Mainzer Dom treten bemerkenswerterweise beide Typen auf Die altere Ostapsis ist nach Speyrer Vorbild mit einer oberrheinischen der spatromanische Westbau mit einer niederrheinischen Zwerggalerie uber einem Plattenfries geschmuckt nbsp San Michele Maggiore vor 1155 in Pavia Lombardei ansteigende ZwerggalerieDie Zwerggalerie ist in der mitteleuropaischen Architektur sehr schnell als Gestaltungsmittel einer Aussenwand aufgegriffen worden vor allem in Deutschland Rheinland und in Nord und Mittelitalien Verschiedene Positionen BearbeitenEs gibt Kirchen deren Fassade fast ausschliesslich aus ubereinander gelagerten Saulengalerien besteht beispielsweise in der Toskana in Arezzo die Santa Maria della Pieve Auch am Schiefen Turm von Pisa wurde dieses Prinzip aufgegriffen und in besonders dekorativer Form fortgefuhrt Eine Neuerung gegenuber mitteleuropaischen Gepflogenheiten findet sich in der lombardischen Romanik und der anschliessenden lombardischen Gotik Hier konnen Zwerggalerien auch unter der Giebelschrage angelegt sein und mit dieser ansteigen In Frankreich gibt es nur wenige Zwerggalerien in der romanischen Architektur Gotische Zwerggalerien BearbeitenEinzelne Zwerggalerien wurden auch in der Gotik noch errichtet Allerdings ging man zunehmend zu Balustraden uber Der Hochchor der Kathedrale von Reims hatte im Originalzustand eine Galerie mit offenen Arkaden und Laufgang aber ohne Gewolbe Hinter dem Laufgang verlief vor der Dachtraufe die Regenrinne 4 nbsp Kathedrale von Laon um 1200 fruhgotisch nbsp Dekagon von St Gereon Koln 1219 1227 fruhgotisch nbsp Magdeburger Dom Umgang und Empore fruhgotisch Hoch chor ab 1230 hochgotisch nbsp Kathedrale von Ferrara gotische Zwerggalerien um 1250Zwerggalerien als Skulpturengalerien Bearbeiten nbsp Notre Dame de Paris Konigs galerie um 1220 auch eine ZwerggalerieAn zahlreichen romanischen und gotischen Kirchen in Frankreich gibt es Galerien mit Statuen Viele dieser Galerien sind von der Konstruktion her Blendgalerien die Skulpturen stehen also zwischen wandstandigen Pfeilern Aber ein paar der Skulpturengalerien sind von der Konstruktion her Zwerggalerien mit Abstand zwischen Arkade und Ruckwand Beispiele sind die Heiligengalerie der Kirche Ste Croix in Bordeaux und die Konigsgalerien der Kathedralen von Paris und von Amiens Literatur BearbeitenGunther Binding Architektonische Formenlehre 4 uberarbeitete und erganzte Auflage Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1998 ISBN 3 534 14084 2 Wilfried Koch Baustilkunde Das grosse Standardwerk zur europaischen Baukunst von der Antike bis zur Gegenwart Sonderausgabe erweitert und vollig neubearbeitet Orbis Verlag fur Publizistik Munchen 1994 ISBN 3 572 00689 9 Europaische Baukunst von der Antike bis zur Gegenwart mit 50 Verbreitungskarten und funfsprachigem Glossar Gunther Kahl Die Zwerggalerie Herkunft Entwicklung und Verbreitung einer architektonischen Einzelform der Romanik Beitrage zur Kunstgeschichte und Archaologie H 3 ZDB ID 526677 4 Triltsch Wurzburg 1939 Zugleich Bonn Universitat phil Dissertation 1936 Nachdruck s n s l 2000 ISBN 3 00 006122 3 Hans Erich Kubach Zur Entstehung der Zwerggalerie In Joachim Glatz Norbert Suhr Hrsg Kunst und Kultur am Mittelrhein Festschrift fur Fritz Arens zum 70 Geburtstag Werner Worms 1982 ISBN 3 88462 016 9 S 21 26 Einzelnachweise Bearbeiten Erstmals nachweisbar ist der Begriff bei Heinrich Otte Archaologisches Worterbuch zur Erklarung der in den Schriften uber mittelalterliche Kunst vorkommenden Kunstausdrucke Weigel Leipzig 1857 S 141 online dort abgeleitet von Zwergsaulen im Sinne von Kleinsaulen Entsprechende Formen im Englischen dwarf gallery und im Niederlandischen Dwerggalerie Die franzosische Form ist galerie naine nain Zwerg im Italienischen wird die Bauform einfach als galleria bezeichnet Dagegen ist die etymologischen Ableitung von zwerch einer alten Nebenform von quer z B bei Fachausdrucke Architektur Uni Kiel Memento vom 18 Februar 2011 im Internet Archive und die daraus entwickelte Schreibung Zwerchgalerie falsch Koch Baustilkunde 1994 S 92 Binding Architektonische Formenlehre 1998 S 133 ff Henri Deneux Des modifications apportees a la cathedrale de Reims au cours de sa construction du XIIIe au XVe siecle In Societe Francaise d Archeologie Hrsg Bulletin Monumentale Band 106 Paris 1948 S 121 140 hier S 137 Abbildung 19 Coupe Transversale Auf Persee fr franzosisch abgerufen am 27 Mai 2022 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zwerggalerie amp oldid 223215367