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Eine Galerie von italienisch galleria oder altfranzosisch galilee fur langer Saulengang bezeichnet in der Architektur im weitesten Sinne eine Raumlichkeit die langer als breit ist und an mindestens einer ihrer beiden Langsseiten zahlreiche Lichtoffnungen besitzt Vermutlich geht das Wort auf das mittelalterliche galilea zuruck das eine Vorhalle in einer Kirche bezeichnete 1 Die Spiegelgalerie im Schloss VersaillesIn einer engeren Definition des Begriffs bezeichnet Galerie einen in einem Obergeschoss befindlichen Laufgang der an einer seiner Langseiten zu einem grosseren Raum hin geoffnet ist 2 Dies kann beispielsweise uber eine balkonartige Konstruktion oder mit Hilfe von Arkaden realisiert sein Von der bedeutungsahnlichen Empore unterscheidet sich die Galerie dieser Definition dadurch dass sie auch zu einem Aussenraum hin geoffnet sein kann Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Siehe auch 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenErste Galerien entstanden an romanischen Kirchenbauten als schmale zu einer Seite offene Laufgange mit Arkaden Wenn sie an der Aussenseite eines Gebaudes angebracht sind spricht man von Zwerggalerien die meist auch zur Gliederung der Fassade dienen 3 Befindet sich der Gang hingegen im Inneren der Kirche wird er mit Triforium bezeichnet Aus diesen Gangen entwickelte sich wahrend der Renaissance ein langgestreckter Bereich innerhalb der Kubatur eines Gebaudes der zur Erschliessung mehrerer Raumlichkeiten meist fur Feste und Empfange diente Jeder an eine solche Galerie angebundene Raum konnte betreten werden ohne dass dabei erst andere benachbarte Raume durchschritten werden mussten Die ersten Galerien dieser Art wurden in Form von Bogengangen am Ende des 15 und zu Beginn des 16 Jahrhunderts in franzosischen Schlossern verwirklicht Beispiele hierfur sind die Galerie Ludwigs XII im Schloss Blois und die Galerie des Schlosses Fougeres sur Bievre Weil sie an einer Seite offen sind werden sie auch offene Galerien genannt Im Laufe des 16 Jahrhunderts entwickelten sich in Frankreich daraus geschlossene Galerien Dabei handelt es sich um lange saalartige Vorraume deren Langsseiten viele grosse verglaste Fenster besassen und die deshalb besonders hell waren Sie bildeten sich anstelle der Ritter und Festsale mittelalterlicher Burgen Das Motiv der Selbstdarstellung die Anspruche sowie weltanschauliche Vorstellungen der Auftraggeber bestimmten ihre ikonografischen Programme 4 Ein Beispiel an dem dies deutlich wird ist die 60 Meter lange Galerie Franz I im Schloss Fontainebleau In Grossbritannien wurde die Long Gallery zu einem Kennzeichen der elisabethanischen und jakobinischen Architektur des 16 und 17 Jahrhunderts 5 Im 17 und 18 Jahrhundert wandelte sich die Galerie wahrend des Barocks zu einem prunkvoll gestalteten Festsaal der oft im Obergeschoss gelegen war 6 Das weltweit bekannteste Beispiel hierfur ist die Spiegelgalerie im Schloss Versailles Die aus den langen Fensterreihen der Raume resultierende Helligkeit lud dazu ein in ihnen Kunstwerke auf und auszustellen Aus dieser Raumnutzung resultiert die heutige Bezeichnung Galerie fur Kunst und Gemaldesammlungen Weitere Beispiele fur bekannte Galerien finden sich in den Florentiner Uffizien und dem Pariser Louvre Das Antiquarium der Munchner Residenz aus den Jahren zwischen 1568 und 1571 ist eines der ersten Beispiele einer Galerie in Deutschland In den 1820er Jahren wurden in Paris erstmals mit gewolbten Glasdachern gedeckte Ladenstrassen mit Schaufensterfronten zum Mittelgang errichtet sog rue couvertes bedeckte Strassen um Fussganger vor Regen und Schlamm zu schutzen Sie wurden ebenfalls Galerien genannt Wenn sie einen Durchgang zwischen zwei Strassen bildeten wurden sie auch als Passagen bezeichnet Diese Bauform wurde auch von anderen Grossstadten wie Mailand Brussel oder Sankt Petersburg ubernommen Durch die Verwendung von gusseisernen Stutzender Glasdacher wurden die Galerien teils hallenahnlich verbreitert Der Bautyp wurde seit den 1870er Jahren allmahlich durch grosse Warenhauser verdrangt nbsp Zwerggalerien an der Kirche San Michele in Lucca 12 Jh nbsp Offene Galerie Bogengang im Flugel Ludwigs XII Schloss Blois 16 Jh nbsp Die Galerie Franz I im Schloss Fontainebleau 1 Halfte 16 Jh geschlossene Galerie nbsp Galerie im Sinne eines erhohten Laufgangs im Thomas Jefferson Building der Library of Congress 19 Jh nbsp Galerie doree Vergoldete Galierie im Hotel de Toulouse Paris nbsp Galerie du Barometre Zustand um 1866 eine von zwei Galerien der Passage de l Opera in Paris erbaut 1822 abgerissen 1925 nbsp Galerie im Hampton Court Palace sudlich von LondonSiehe auch BearbeitenArkade Laubengang LoggiaLiteratur BearbeitenMonique Chatenet Hrsg La galerie a Paris XIVe XVIIe siecle Bulletin Monumental Jahrgang 166 Nr 1 2008 ISSN 0066 622X online Rosalys Coope The Long Gallery Its origins development use and decoration In Architectural History Nr 29 1986 ISSN 0066 622X S 43 72 74 84 Jean Guillaume La galerie dans le chateau francais Place et fonction In Revue de l Art Nr 102 1993 S 32 42 doi 10 3406 rvart 1993 348073 Johannes Jahn Wolfgang Haubenreisser Worterbuch der Kunst Kroners Taschenausgabe Band 165 10 Auflage Kroner Stuttgart 1983 ISBN 3 520 16510 4 S 250 251 Evelyn Korsch Galerien In Werner Paravicini Hrsg Handbuch Hofe und Residenzen im spatmittelalterlichen Reich Band 15 II Teilband 1 Begriffe Thorbecke Ostfildern 2005 ISBN 3 7995 4519 0 S 425 431 online Jean Mesqui Chateaux et enceintes de la France medievale De la defense a la residence Band 2 La residence et les elements d architecture Picard Paris 1993 ISBN 2 7084 0444 X S 148 161 Bernhard Rosch Galerie In RDK Labor 2017 Christina Strunck Elisabeth Kieven Hrsg Europaische Galeriebauten Galleries in a comparative european perspective 1400 1800 Akten des Internationalen Symposions der Bibliotheca Hertziana Rom 23 26 Februar 2005 Romische Studien der Bibliotheca Hertziana Band 29 Hirmer Munchen 2010 ISBN 978 3 7774 3551 0 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Galerie Architektur Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Friedrich Kluge Elmar Seebold Etymologisches Worterbuch der deutschen Sprache 24 Auflage Walter de Gruyter Berlin 2002 ISBN 3 11 017473 1 S 326 Digitalisat Wilfried Koch Kleine Stilkunde der Baukunst Mosaik Munchen 1985 ISBN 3 570 02496 2 S 130 Der Kunst Brockhaus Band 1 A K Brockhaus Wiesbaden 1983 ISBN 3 7653 0355 0 S 386 Lexikon der Kunst Band II Cin Gree Seemann Leipzig 1989 ISBN 3 363 00045 6 S 628 Rosalys Coope The Long Gallery Its Origins Development Use and Decoration 1986 S 43 John Henry Parker A Glossary of Terms used in Grecian Roman Italian and Gothic Architecture Band 1 5 Auflage Parker Oxford 1850 S 226 Digitalisat Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Galerie Architektur amp oldid 238931681