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Das Schloss Fougeres sur Bievre steht im Zentrum des gleichnamigen franzosischen Orts Fougeres sur Bievre am Ufer des Bievre im Departement Loir et Cher Es wurde am Ende des 15 Jahrhunderts als befestigter Landsitz der Familie de Refuge errichtet die damit ihren sozialen Aufstieg innerhalb des franzosischen Adels dokumentierte Die Anlage ist eines der letzten Beispiele fur die niedergehende Militararchitektur in Frankreich und einzigartig in der Region denn wahrend dort noch eine Wehranlage nach mittelalterlichem Vorbild errichtet wurde verfolgten die Architekten benachbarter Adelssitze bereits das Konzept des bequemeren Wohnschlosses Schloss Fougeres sur Bievre von NordwestenSchloss Fougeres sur Bievre von OstenDer Grundstein fur die vierflugelige Anlage wurde unter Einbezug alterer Bausubstanz Ende des 15 Jahrhunderts gelegt Durch standige Aus und Umbauten bis zum Beginn des 16 Jahrhunderts erhielt sie ihre heutige Gestalt Nachdem der franzosische Staat die Gebaude 1932 erworben hatte liess er sie restaurieren und nutzt sie seit 1993 als Museum Obwohl sich das Schloss rund 15 Kilometer sudlich von Blois und damit etwas weiter von der Loire entfernt befindet zahlt es trotzdem zu den Schlossern der Loire Nachdem es im September 1862 schon einmal in die Liste franzosischer Baudenkmaler aufgenommen worden dann aber im Juli 1888 wieder daraus entfernt worden war steht es seit 1912 als Monument historique wieder unter Denkmalschutz Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 1 1 Vorburg 1 2 Kernburg 2 Geschichte 2 1 Anfange 2 2 Wiederaufbau 2 3 Das Schloss in staatlicher Hand 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseBeschreibung Bearbeiten nbsp Schematischer Grundriss der KernburgDie zweiteilige Anlage ist mehrheitlich aus Baumaterial der Region errichtet Fur die Mauern wurde gebrochener Kalkstein aus der Beauce verwendet der nur durch die hellen Eckquaderungen Fenster und Tureinfassungen sowie skulptierten Bauelemente aus Tuffstein unterbrochen wird Dieser stammt wie auch bei vielen anderen Schlossern der Loire aus Bourre vom Ufer des Cher Die Dacher des Schlosses sind mit Schieferschindeln aus Angers gedeckt und besitzen Dachstuhle aus Eichenholz das aus den nahe gelegenen Waldern stammt Der einstige Putz der Mauern ist heute nur noch teilweise erhalten Seit 2003 existiert ostlich der Anlage ein vom Bievre durchflossener Nutzgarten mit Gemuse und Farberpflanzen sowie einer Voliere in der seltene Geflugelarten gehalten werden Vorburg Bearbeiten Der Kernburg ist auf der nordlichen Seite eine Vorburg vorgelagert deren Hof durchquert werden muss um zum Portal der Hauptburg zu gelangen Die Wirtschaftsgebaude besitzen einen L formigen Grundriss und weisen keine architektonischen Besonderheiten auf Kernburg Bearbeiten nbsp Blick auf die Westecke vom Innenhof nbsp Eingang zum SudflugelDie Kernburg ist ein geschlossener Vierflugelbau der einen rechteckigen Innenhof umschliesst Ihre alteste Bausubstanz ist ein viereckiger Donjon aus dem 11 Jahrhundert an der nordlichen Ecke der Anlage Er besitzt ein steiles Walmdach mit Lukarnen im Stil der Renaissance Dem Donjon schliesst sich der Nordflugel des Schlosses an Mit seinen zahlreichen Turmchen und den vielen kleinen Einzeldachern auf unterschiedlicher Hohe ist er der bemerkenswerteste Teil des Gebaudes Sein mittiges Eingangsportal ist von zwei schlanken Rundturmen flankiert und besitzt als oberen Abschluss einen Dachreiter An der Aussenseite verlauft ein Wehrgang mit Maschikulis der auf Steinkonsolen ruht Dieser Wehrgang setzt sich in einem dreigeschossigen Rundturm mit hohem Kegelhelm am westlichen Ende des Flugels fort in dessen Obergeschoss sich rundum Schlussellochscharten befinden Der Ostflugel der Anlage wird durch einen niedrigen eingeschossigen Bogengang aus dem ersten Viertel des 16 Jahrhunderts gebildet dessen flache Korbbogen auf schlichten achteckigen Pfeilern ruhen Seine Architektur gleicht sehr stark der Galerie Karls VIII im Schloss Blois 1 Sein Dach besitzt sowohl an der Hof als auch an der Aussenseite Lukarnen die mit ihren Krabben Fialen und Kreuzblumen noch stark an gotische Dekorelemente erinnern Sie tragen das Wappen ihres Bauherrn Jean de Villebresme Dem Gang schliesst sich an der Ostecke der Anlage eine kleine Kapelle an die an der Aussenfront ein Scharwachtturmchen auch Pfefferbuchse genannt besitzt Eine architektonische Besonderheit des Anlage in Fougeres sur Bievre ist die aussergewohnliche Form der Dachstuhle des ostlichen und sudlichen Schlossflugels Ihre Form eines auf den Kopf gestellten Schiffskiels war wahrend der Gotik gebrauchlich und ist unter den Schlossern der Loire beinahe einzigartig Lediglich die Dachkonstruktion des Donjons von Sully sur Loire besitzt noch die gleiche Bauweise Die beiden Flugel im Suden und Westen dienten fruher zu Wohn und Reprasentationszwecken Die Raume konnen durch einen Eingang im Sudflugel betreten werden der oben durch einen kleinen Giebel mit Kielbogen und Engelsskulpturen abgeschlossen ist Die Engel halten Schilde die heute leer sind fruher jedoch das Wappen der Familie de Refuge zeigten Die Geschosse des Wohntrakts sind durch einen hofseitigen polygonalen Treppenturm mit Wendeltreppe erschlossen dessen Fenster von Pilastern umrahmt sind Das schlichte Innere der beiden Flugel blieb uber die Jahrhunderte nahezu unverandert und seine grossen Raume wurden im Gegensatz zu den meisten anderen Loire Schlossern nicht in kleinere Kabinette aufgeteilt So prasentieren sich die Zimmer darunter der sogenannte Salle des gardes und der Salle du Conseil mit Ausnahme einiger grosser verzierter Kamine sehr schmucklos Geschichte BearbeitenAnfange Bearbeiten nbsp Der viereckige Donjon ist der alteste Teil des SchlossesDie Herrschaft Fougeres sur Bievre wurde erstmals 1030 urkundlich erwahnt und war zu jener Zeit im Besitz eines Seigneur Frangall der Vasall des Grafen von Blois war Wahrend des Hundertjahrigen Krieges wurde die dortige Burg 1358 2 durch den Schwarzen Prinzen Edward of Woodstock nahezu dem Erdboden gleichgemacht Nur der Donjon und Reste des heutigen Rundturms waren noch vorhanden 3 Zu Beginn des 14 Jahrhunderts gelangten Burg und Herrschaft an die Familie de Faverois von der sie die Erbtochter Jeanne de Faverois 1438 an ihren Ehemann den herzoglichen Rat Jean de Refuge brachte Bis in das 17 Jahrhundert blieb die Anlage im Besitz der Familie und ihrer direkten Nachkommen Wiederaufbau Bearbeiten Die Eheleute liessen die Anlage in der Zeit von 1450 bis 1475 auf den Fundamenten der geschleiften Burg und unter Einbezug der noch vorhandenen Reste wieder aufbauen indem sie den heutigen West und Sudflugel errichteten Ihr Sohn Pierre de Refuge machte unter Karl VII und Ludwig XI als Schatzmeister Karriere am franzosischen Konigshof Bis spatestens 1483 hatte er die Erlaubnis des Konigs erhalten sein Schloss wieder zu befestigen so dass er mit dem heutigen Nordflugel die Baulucke zwischen dem ostlichen Rundturm und dem Donjon schloss Die Arbeiten dazu dauerten bis 1497 Pierres Enkel Jean de Villebresme Kammerherr des Herzogs Charles de Valois Angouleme brachte den von seinen Urgrosseltern begonnenen Um und Wiederaufbau um 1520 25 zum Abschluss und fugte dem Wehrbau architektonische Elemente wie Lukarnen und Flachreliefs im Stil der Renaissance hinzu Der Donjon erhielt erstmals ein Dach und anstelle seiner Schiessscharten wurden Fenster ausgebrochen 4 Villebresme liess auch die Ringmauer niederlegen und den Wassergraben an der Ostseite verfullen um dort eine ebenerdige Galerie samt anschliessender Kapelle errichten zu lassen In den folgenden Jahrzehnten liessen die Besitzer die ubrigen Wassergraben verfullen da sie ihre Wehrfunktion verloren hatten Damit verschwand auch die einstige Zugbrucke zum Portal des Nordflugels Die Vergrosserung der Fenster im sudlichen Schlossflugel wahrend des 17 Jahrhunderts war anschliessend die einzige bauliche Veranderung die noch an den Gebauden vorgenommen wurde Das Schloss in staatlicher Hand Bearbeiten Nach der Franzosischen Revolution erwarb Rene Lambot die Anlage 1789 um dort von 1812 bis 1901 eine Spinnerei zu betreiben Anschliessend dienten die Gebaude als Unterkunft fur Landarbeiter 1932 kaufte der franzosische Staat das mittlerweile stark heruntergekommene Schloss und liess es bis 1938 umfassend restaurieren Wahrend des Zweiten Weltkriegs wurden dort Kunstwerke aus dem Louvre und die Glasfenster der Kathedrale von Chartres aufbewahrt 1993 fassten das franzosische Kultusministerium und die Caisse nationale des monuments historiques et des sites den Beschluss das Schloss Fougeres sur Bievres zu einem Museum umzugestalten das sich mit der Baukunst fruherer Zeiten beschaftigt Seitdem finden dort Themen Ausstellungen zu alten Baumaterialien Werkzeugen und Bautechniken statt Die wechselnden Ausstellungen sollen allmahlich zu einer umfassenden Dauerausstellung in allen Schlossflugeln ausgebaut werden Ein Anfang wurde dazu bereits mit Exponaten rund um den Beruf des Dachdeckers gemacht Ausserdem werden unter dem Titel Chateau des enfants Animations und Kursangebote speziell fur Kinder angeboten Literatur BearbeitenMonique Chatenet Le chateau de Fougeres sur Bievre In Societe Francaise d Archeologie Hrsg Congres Archeologique de France 139e session 1981 Blesois et Vendomois Societe Francaise d Archeologie Paris 1986 ISSN 2540 3761 S 197 201 Digitalisat Wilfried Hansmann Das Tal der Loire Schlosser Kirchen und Stadte im Garten Frankreichs 2 Auflage DuMont Reiseverlag Ostfildern 2006 ISBN 3 7701 3555 5 S 105 106 Annie Lotte Restauration de Fougeres sur Bievre In Monuments historiques Nr 164 1989 ISSN 0242 830X S 20 24 Jean Marie Perouse de Montclos Robert Polidori Schlosser im Loiretal Konemann Koln 1997 ISBN 3 89508 597 9 S 182 183 Rene Polette Liebenswerte Loireschlosser Morstadt Kehl 1996 ISBN 3 88571 266 0 S 57 58 Bernhard Schneidewind Die Schlosser der Loire Ullstein Frankfurt M Berlin 1994 ISBN 3 550 06850 6 S 111 112 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schloss Fougeres sur Bievre Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Schloss Fougeres sur Bievre auf der Website der Monuments nationaux englisch franzosisch Chateau de Fougeres sur Bievre bei Google Cultural Institute Fotos aus der Base Memoire Schloss Fougeres sur Bievre als 3D Modell im 3D Warehouse von SketchUpEinzelnachweise Bearbeiten Rene Polette Liebenswerte Loireschlosser Morstadt Kehl 1996 ISBN 3 88571 266 0 S 58 ac orleans tours fr Memento vom 23 Juni 2008 im Internet Archive Herbert Kreft Josef Muller Helmut Domke Jardin de la France Schlosser an der Loire CW Niemeyer Hameln 1967 S 181 Eckhard Philipp Das Tal der Loire 3 Aufl Goldstadtverlag Pforzheim 1993 S 263 ISBN 3 87269 078 7 47 447777777778 1 3436111111111 Koordinaten 47 26 52 N 1 20 37 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schloss Fougeres sur Bievre amp oldid 234688201