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Der Maschikuli Mehrzahl Maschikulis ostfrankisch auch Maschikeles von frz machicoulis dieses um 1402 abgeleitet vom mittelfranzosischen macher zermalmen zerdrucken und coulis Flussigkeit 1 oder col Hals 2 zu Deutsch auch Wurflochreihe genannt ist eine an der Aussenmauer von spatromischen und mittelalterlichen Wehrbauten wie Burgen Festungen oder Stadtbefestigungen zwischen zwei Konsolen Kragsteinen ausgesparte Wurf oder Gussoffnung Er tritt in Reihen angeordnet an einem vorkragenden Wehrgang oder an der Unterseite eines Wehrerkers auf Von der Seite des Verteidigers aus sind die Maschikulis in Form von aneinandergereihten vertikalen Bodenschachten vor dem Fuss der nach aussen gekragten Wand zuganglich Vorkragender Wehrgang mit Maschikulis Offnung zwischen G und B Inhaltsverzeichnis 1 Ursprung 2 Funktion 3 Gestaltung 4 Verwandte Begriffe 5 Literatur 6 Weblinks 7 FussnotenUrsprung Bearbeiten nbsp Reste eines Maschikuli uber dem Haupteingang des spatromischen Kastells Qasr Bshir am jordanischen Wustenlimes Ein in der Wissenschaft mehrfach diskutiertes Detail war ein im Orient an mehreren spatromischen Militarbauten uber den Eingangen angebrachter Wehrerker mit einem Maschikuli In der Vergangenheit wurde vielfach angenommen dass diese Form des Wehrerkers eine Erfindung des Fruhmittelalters gewesen sei und diese Anbauten daher eine Zutat fruher Muslime nach der islamischen Eroberung der Levante gewesen sind Diese nutzen etliche verlassene romische Garnisonen fur ihre Zwecke um Der spanische Architekt und Archaologe Ignacio Arce konnte jedoch bis 2010 durch vergleichende Bauforschung an verschiedenen Kastellen den Nachweis fur eine tetrarchische Konstruktion dieser Abwehrvorrichtung erbringen Die Wehrerker der untersuchten Anlagen waren genuin spatromisch und sind daher als eine Erfindung des 4 Jahrhunderts anzusehen Unklar ist jedoch noch der Ursprung dieser Bauzutat 3 Funktion Bearbeiten nbsp Torra di l Isuledda KorsikaMaschikulis dienten der Senkrechtverteidigung gegen Angreifer am Mauerfuss Im Unterschied zu aussen bundigen Wehrmauern oder turmen bei denen sich die Verteidiger uber die Brustung eines Zinnenfensters beugten und in diesem Augenblick ungedeckt waren boten Wehrgange mit Maschikulis nach vorne hin vollstandigen Schutz gegen feindlichen Beschuss Durch die Maschikulis konnten Wurfsteine verschiedenster Grosse auf die Angreifer hinuntergeschleudert werden Auch die Verwendung siedender Flussigkeiten wie Wasser oder Ol wird in manchen Quellen erwahnt Letzteres wird in der heutigen Forschung jedoch eher als Ausnahme angesehen Bei Hohenburgen war das aus Zisternen oder Brunnen bezogene Trinkwasser gerade im Belagerungsfall uberlebensnotwendig und kam deshalb wohl kaum als Kampfmittel in Frage bei Wasserburgen sah die Situation vielleicht anders aus Ol oder Pech war kostspielig beziehungsweise sehr aufwendig herzustellen weshalb bezweifelt wird dass es kubelweise auf die Angreifer hinuntergeschuttet wurde Weitaus effektiver und archaologisch auch besser belegt ist hingegen die mittelalterliche Verwendung von Pech zur Herstellung von Brandpfeilen In mittelalterlichen Wehrbauten wurden oft einzelne Maschikulis als Latrinenerker Toiletten eingerichtet Der Erker erhielt dann innenseitig ein Sitzbrett meist mit ovalem Ausschnitt das raumseitig auf einer Brustungsmauer auflag Wenn mehrere Etagen in derselben Wand damit bestuckt werden mussten hat man sie untereinander versetzt angeordnet Wahrend einer Verteidigung des Wehrbauwerks konnte man die Latrinenerker leicht in wehrtechnische Einrichtungen umfunktionieren Gestaltung Bearbeiten nbsp Maschikulis an der Burg von Mondavio Italien Ahnlich wie die Zinnen waren auch die Maschikulis als wehrhaftes Bauelement ein besonderer Bestandteil herrschaftlicher Architektur Es gab unterschiedliche Bauweisen und Verzierungen von Maschikulis Haufig sind mehrere jeweils ein Stuck weiter hervorstehende Kragsteine ubereinandergeschichtet die freistehenden Unterkanten wurden gerne abgerundet In Italien waren langgestreckte Konsolen mit steilem Winkel in Mode Die Lucken zwischen den Konsolen konnten von einem geraden Steinbalken uberbruckt werden oder von einem kleinen gemauerten Bogen Auch bei der Bogenform wurde die ganze Formenvielfalt der mittelalterlichen Architektur zur Anwendung gebracht Nachdem die Burgen durch die Erfindung der Kanone ihre Wehrfunktion verloren hatten erhielten sich aneinandergereihte Maschikulis in der fruhen Neuzeit als rein dekorative Elemente an Schlossern und herrschaftlichen Wohnhausern Sie ahneln dabei oft einem Bogenfries Als Zierrat sind sie an vielen dem Historismus zuzuordnenden neugotischen Bauten des 19 Jahrhunderts bis hin zu Industriebauten zu finden Verwandte Begriffe Bearbeiten nbsp Maschikuliturm der Festung Marienberg WurzburgEine ahnliche Funktion erfullen auch die mit dem Maschikuli verwandten aber nicht identischen Hurden Senkscharten Pechnasen und Mordlocher Senkscharten sind diagonal durch die Wand verlaufende Schiessscharten die ebenfalls der Senkrechtverteidigung dienen Das hierdurch kontrollierbare Schussfeld reicht allerdings nicht ganz bis an den Mauerfuss sondern liegt im Vorfeld der Mauer Senkscharten konnen ausserlich in ahnlicher Form gestaltet sein wie Maschikulis und es gibt Ubergangsformen zwischen beiden Die Pechnase befindet sich im Gegensatz zum Maschikuli nicht im Boden eines gekragten Vorbaus sondern fuhrt diagonal durch die Wand und tritt selten in Reihen auf Sie ist eine Sonderform des Wehrerkers In der alteren Literatur werden Maschikulis manchmal mit der missverstandlichen Bezeichnung Pechnasenkranz beschrieben Das Mordloch ist eine vertikale Wurf oder Gussoffnung die sich in einem Torgewolbe befindet Siehe auch Liste von Fachbegriffen im Festungsbau Galerie nbsp Verteidiger werfen Steine aus den Maschikulis nbsp Maschikulis am Wehrgang von Blarney Castle Irland nbsp Sicht durch einen Maschikuli am Guinigi Turm in Lucca Italien nbsp Dekorative Maschikulis am Newark Castle Schottland Literatur BearbeitenWilfried Koch Baustilkunde Orbis Munchen 1988 ISBN 3 572 05927 5 Michael Losse Maschikuli In Horst Wolfgang Bohme Reinhard Friedrich Barbara Schock Werner Hrsg Worterbuch der Burgen Schlosser und Festungen Reclam Stuttgart 2004 ISBN 3 15 010547 1 S 183 184 doi 10 11588 arthistoricum 535 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Machicolations Album mit Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Maschikuli Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Maschikulis im Glossary of Medieval Art and ArchitectureFussnoten Bearbeiten Paul Robert Le Petit Robert Paris 1976 unter dem Stichwort Albert Dauzat Jean Dubois Henri Mitterand Nouveau dictionnaire etymologique et historique Librairie Larousse 1971 Ignacio Arce Qasr Hallabat Qasr Bshir and Deir el Kahf Building techniques architectural typology and change of use of three Quadriburgia from the Limes Arabicus Interpretation and significance In Stefano Camporeale Helene Dessales Antonio Pizzo Hrsg Arqueologia de la construccion II Los procesos constructivos en el mundo romano Italia y provincias orientales Anejos de Archivo Espanol de Arqueologia 57 Certosa di Pontignano Siena 13 15 de noviembre de 2008 Madrid Merida 2010 ISBN 978 84 00 09279 5 S 455 481 hier S 475 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Maschikuli amp oldid 234120377