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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Zur gleichnamigen Wappenfigur siehe Kanone Heraldik fur die gleichnamige Achterbahn siehe Kanonen fur das Trinkgefass siehe Tafelloge Kanonen Kanone ist ursprunglich die Bezeichnung fur ein Geschutz das sowohl bei der Artillerie Erdartillerie Schiffsartillerie Flakartillerie als auch zur Flugzeug Bordkanone auch Maschinenkanone und Panzerbewaffnung Kampfwagenkanone oder Panzerkanone verwendet wird 1 Die Rohrlange betragt mindestens das Zwanzigfache des Kalibers Kaliberlange L Im Militarwesen des ehemaligen Warschauer Pakts war die Kanone der Erdartillerie als Flachfeuergeschutz mit einer Rohrerhohung bis 40 und einer Rohrlange von uber 30 bis 70 Kalibern definiert Franzosische 12 Pfunder Feldkanone von 1793 ein Vorderlader mit Bronzerohr source source source source source source source source source source source source source source Kanonenschusse wahrend des Preussentages auf der Festung Ehrenbreitstein in Koblenz 2011Kanone beim Frundsbergfest in Mindelheim 2009 Schiffskanonen auf der HMS VictoryHeute gilt die Kanone als Flachfeuergeschutz das im Unterschied zum Steilfeuergeschutz Haubitze Morser Raketenwerfer oder Granatwerfer vornehmlich im direkten Feuerkampf auch direktes Richten verwendet wird Weitere von der Kanone abgeleitete Waffensysteme sind beispielsweise Feldkanone Flugabwehrkanone Jagdkanone Kanonenhaubitze Panzerabwehrkanone Panzerjagerkanone Schiffskanone und Sturmgeschutz Sturmkanone Umgangssprachlich wird zwischen den Begriffen Geschutz und Kanone oft kein Unterschied gemacht obwohl Geschutz ein Oberbegriff ist der sowohl die Kanonen als auch die Morser und Haubitzen umfasst Etymologie und Geschichte BearbeitenDer Begriff stammt vom italienischen Wort canna wie franzosisch canon fur Rohre oder Rohr das mit einer Augmentativendung zu cannone erweitert ist Das zugrundeliegende lateinische Wort canna ist seinerseits eine Ubernahme aus dem Griechischen wo kanna kanna Rohr bedeutet 2 Geschutze gibt es unter verschiedenen Bezeichnungen im deutschen Sprachraum seit dem 14 Jahrhundert Der Begriff Kanone hat sich im Deutschen erst im 17 Jahrhundert eingeburgert 3 Eine Unterscheidung der Geschutzarten Kanone Haubitze und Morser lasst sich im spaten 18 Jahrhundert belegen 4 In fruhen Zeiten galt vor allem die Art der verschossenen Munition und die Kaliberlange als Unterscheidungskriterium Kanonen verschossen Vollkugeln und auf kurze Distanz Kartatschen im Direktschuss Die 1683 erfundenen Haubitzen verschossen Kugelgranaten mit Zeitzundern im Direkt und leichten Bogenschuss und Morser verschossen solche im Steilfeuer Kammergeschutze haben ein zweigeteiltes Rohr Kanonen durchliefen eine Reihe von Weiterentwicklungen ihrer Bauart Vom Ende des 15 Jahrhunderts an setzte sich bei flach feuernden Kanonen eine konische Form durch Sie sollte durch die grossere Wandstarke im hinteren Bereich dem Explosionsdruck des Schwarzpulvers besser standhalten Haubitzen und Morser wurden zunachst auch als Kammerstuck bezeichnet da das hintere Ende der Rohrseele die Pulverkammer im Durchmesser reduziert war Von der Mitte des 16 Jahrhunderts setzten sich hingegen durchgangig gleich breite Bohrungen durch Zudem verdrangten gegossene Rohre zunehmend die geschmiedeten In Verbindung mit eisernen insbesondere gegossenen Kanonenkugeln reduzierten diese Verfahren den Zwischenraum zwischen Geschoss und Rohrwand den sogenannten Wind Der Wind verringerte durch vorbeistromende Explosionsgase nicht nur die Kraftubertragung an das Geschoss sondern fuhrte durch das herumgeschleuderte Geschoss auch zu Beschadigungen am Rohr und zu einer grossen Abweichung beim Austrittswinkel der Kugel aus dem Rohr und damit zu einer geringen Genauigkeit Zunachst wurden Rohre uber den Kern gegossen Dabei wurde eine mit Seilen umwickelte und mit Lehm verschmierte Eisenstange als Negativform verwendet um die herum das Eisen gegossen wurde Spater erfolgte eine Glattung des Rohrinneren mit einem Reibewerkzeug Dennoch traten beim Gussverfahren zahlreiche Qualitatsmangel auf Blasen in der Gussmasse ein nicht genau zentrierter oder sich unter Hitze verziehender Kern konnten die Einsatzfahigkeit des Geschutzes erheblich verringern 5 Eine erhebliche Verbesserung stellte ein 1714 15 von Johann Maritz erfundenes Verfahren dar massiv gegossene Rohre zu bohren Dadurch wurden die Fehlerquellen des Gussverfahrens erheblich reduziert Die Rohre schossen exakter und konnten hoheren Drucken standhalten was wiederum hohere Schussreichweiten eine grossere Genauigkeit einen geringeren Verschleiss und grossere Wirkungen im Ziel ermoglichte Im Verlauf des 18 Jahrhunderts setzte sich das Bohrverfahren bei nahezu allen Waffenschmieden durch 6 Historische Kaliber BearbeitenAb Mitte des 17 Jahrhunderts bis zur Mitte des 19 Jahrhunderts wurde das Kaliber von Kanonen mit glattem Lauf nach dem Gewicht der als Standardmunition verwendeten Eisenkugeln mit dem fur den Lauf passenden Durchmesser in Pfund angegeben Als Standardkaliber gelten 6 12 18 24 32 oder 42 Pfunder Daneben existierten aber auch Zwischengrossen und sehr grosse Geschutze mit einem Nennkaliber von bis zu 68 Pfund Eisen war in dieser Zeit das am haufigsten verwendete Material fur Artilleriemunition und kugelformige Geschosse die am haufigsten benutzte Form In der militarischen Praxis gab es jedoch nationale Unterschiede in der tatsachlichen Masse des Geschosses bei gleichen Nennkalibern Abhangig vom Herstellungsland konnte der Bohrungsdurchmesser der Kanone daher erheblich variieren So hatte beispielsweise das franzosische Livre bis 1812 eine Masse von 489 5 Gramm wahrend das zeitgenossische englische Pfund lb etwa 454 Gramm wog Hierdurch verfeuerte ein franzosisches 32 Pfunder Geschutz in der Schlacht von Trafalgar ein 1 138 kg 2 51 lb schwereres Geschoss als ein englisches 32 Pfunder Geschutz Britische Geschutzkaliber um 1800 Nennkaliber lb Geschossmasse kg Geschossdurchmesser cm Geschossvolumen cm3 Bohrungskaliber cm 2 0 9 6 115 6 63 1 4 6 9 172 7 64 1 8 7 6 230 8 46 2 7 8 7 345 9 69 4 1 10 518 1112 5 4 10 9 691 12 118 8 2 12 6 1037 13 824 10 9 13 8 1383 15 232 14 5 15 2 1844 16 768 30 8 19 6 3924 21 2Heutige Kanonen BearbeitenModerne Kanonen sind Flachfeuergeschutze mit einer Elevationsmoglichkeit bis etwa 35 Da sie dem Geschoss aufgrund der hohen Mundungsgeschwindigkeit eine gestreckte Flugbahn erteilen sind sie fur indirektes Feuer und zum Direktschuss einsetzbar Im Gegensatz dazu werden Haubitzen Elevation bis 75 und Morser als Steilfeuergeschutze fur indirektes Feuer eingesetzt wobei bei Haubitzen zur Nahabwehr auch Direktfeuer moglich ist Die Panzerabwehrkanonen wurden wegen Ineffektivitat gegenuber den modernen Panzerungen durch die leichteren und beweglichen Panzerabwehrlenkwaffen abgelost Der Begriff Kanone wird heute noch fur die Hauptwaffe auch Kampfwagenkanone von Kampfpanzern die Flugabwehrkanone oder kleinere Maschinenkanonen verwendet In der Militartechnik wird der Begriff ebenfalls fur als Waffe benutzte Laser und elektromagnetische Kanonen wie Railgun und Coilgun verwendet nbsp Sowjetische 45 mm Panzerabwehrkanone M1937 nbsp Deutsche Kampfwagenkanone nbsp Kanonenfeuer auf der USS Iowa nbsp Zwei 15 Zoll Schiffskanonen vor dem Imperial War Museum in London nbsp Zeremonieller Salutschuss um 12 Uhr Mittags in der Saluting Battery uber dem Grand Harbour von Valletta Malta nbsp Deutsche 8 8 cm FlugabwehrkanoneRedensart BearbeitenMit dem Begriff Kanone sind Redensarten und Metaphern verbunden wie beispielsweise Kanonenfutter oder Sportskanone Siehe auch BearbeitenKartoffelkanone GulaschkanoneLiteratur BearbeitenCarlo M Cipolla Segel und Kanonen Die europaische Expansion zur See Verlag Klaus Wagenbach Berlin 1999 ISBN 3 8031 3602 4 Carl von Decker Versuch einer Geschichte des Geschutzwesens und der Artillerie in Europa von ihrem Ursprunge bis auf die gegenwartigen Zeiten Mittler Berlin 1819 OCLC 633885523 Erich Egg Kanonen III Geschichte der Artillerie Pawlak Herrsching 1975 OCLC 74203507 Ian Hogg Artillerie des zwanzigsten Jahrhunderts Gondrom Verlag Bindlach 2000 ISBN 3 8112 1878 6 Originaltitel Twentieth century artillery Ubersetzt von Alexander Ludeke Werner Kiesshauer Kanonen und Haubitzen Aufbau Munition Einsatz Militartechnische Hefte MTH 1 Auflage Militarverlag der DDR Berlin 1985 OCLC 67380654 Alfred Muther I Teil Feldgeschutze In Das Gerat der leichten Artillerie vor in und nach dem Weltkrieg 5 Band Bernhard amp Graefe Berlin 1937 Online Alfred Muther II Teil Infanteriegeschutze Tankabwehr und Tankbestuckung In Das Gerat der leichten Artillerie vor in und nach dem Weltkrieg 5 Band Bernhard amp Graefe Berlin 1937 Online Bernhard Rathgen Das Geschutz im Mittelalter Quellenkritische Untersuchungen VDI Verlag Berlin 1928 Digitalisat Hermann Schirmer Das Gerat der schweren Artillerie in vor und nach dem Weltkrieg In Alfred Muther Hrsg Sammelwerk Das Gerat der Artillerie V Teil Vol 1 Bernhard amp Graefe Berlin 1937 Online Hermann Schirmer Das Gerat der schweren Artillerie in vor und nach dem Weltkrieg In Alfred Muther Hrsg Sammelwerk Das Gerat der schweren Artillerie V Teil Vol 2 Bernhard amp Graefe Berlin 1937 Online Josef Schmolzl Die gezogene Kanone deren geschichtliche Entwicklung und gegenwartige Vervollkommnung eine militarische Zeitstudie Cotta Munchen 1860 OCLC 833107057 Online bei Googlebooks Doris Schon Kanonen und Kunst Das Gusshaus auf der Wieden Phoibos Wien 2018 ISBN 3 85161 186 1 Eugene Viollet le Duc Engins in Dictionnaire raisonne de l architecture francaise du XIe au XVIe siecle Tome 5 B Bance Paris 1861 franzosischer Volltext bei Wikisource ab S 218 Abschnitt Engins de Guerre uber fruhe Geschutze und Lafetten auch als ISBN 3 8491 4697 9 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kanonen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Kanone Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten Worterbuch zur deutschen Militargeschichte 1 Auflage Liz 5 P189 84 LSV 0547 B Nr 746 635 0 Militarverlag der DDR VEB Berlin 1985 Band 1 S 325 Kanone Duden Das Herkunftsworterbuch ISBN 3 411 20907 0 Seite 324 s v Kanal Wie die Belegstellen bei Karl Ernst Georges Ausfuhrliches lateinisch deutsches Handworterbuch Band 1 Spalten 959 f zeigen geschah die Ubernahme im 1 Jahrhundert Franz Harder Werden und Wandern unserer Worter 1897 Seite 79 Online in der Google Buchsuche Kaiserlich Konigliche Ingenieurs Akademie Abhandlung uber die Befestigungskuns Band 1 Verlag Thomas von Trattner 1795 S 29 1 Dirk Gotschmann Die Effizienz der fruhneuzeitlichen Feuerwaffen PDF In Militargeschichtliche Zeitschrift Band 78 Heft 1 6 Mai 2018 S 99 122 hier 110f abgerufen am 15 Juni 2021 Dirk Gotschmann Die Effizienz der fruhneuzeitlichen Feuerwaffen PDF In Militargeschichtliche Zeitschrift Band 78 Heft 1 6 Mai 2018 S 99 122 hier 112 abgerufen am 15 Juni 2021 Normdaten Sachbegriff GND 4311688 7 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kanone amp oldid 237086611