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Steilfeuergeschutze sind Geschutze die in erster Linie dafur ausgelegt sind Ziele mittels indirektem Feuer mit Erhohung uber 45 und unter 90 zu bekampfen Die Geschosse dieser Geschutze erreichen ihre Ziele auf einer im Vergleich zu Flachfeuergeschutzen starker gekrummten Flugbahn Steilfeuer Dadurch konnen Ziele erreicht werden zu denen kein direkter Sichtkontakt besteht wobei das Feuer auch aus einer gedeckten Stellung gefuhrt werden kann Die Stellung des Gegners und die Trefferlage mussen bei indirektem Schiessen unter Umstanden durch vorgeschobene Beobachter aufgeklart werden Die Anfangsgeschwindigkeiten der Geschosse sind so angepasst dass die Flugbahn die erforderliche Krummung aufweist Bei Kartuschenmunition wird die Menge der Treibladung vor dem Schuss auf die Einsatzentfernung abgestimmt Obere Winkelgruppe Stokes MorserDie klassische Steilfeuerwaffe ist der Morser Neben den schweren Morsern blieben auch im 19 Jahrhundert leichtere Steilfeuergeschutze fur die Infanterieunterstutzung im Festungskrieg im Dienst Nach den Erfahrungen des Russisch Japanischen Krieges wurden mit dem Minenwerfer moderne und leistungsfahige Waffensysteme zu diesem Zweck in Dienst gestellt Ihr Einsatz erfolgte durch die Pioniertruppe und war fur den Festungskrieg vorgesehen allerdings erwies sich im Ersten Weltkrieg ihre Eignung auch fur den Stellungskrieg Diese Kampfform fuhrte zu einem bisher ungekannten Bedarf der Infanterie an Unterstutzungswaffen nicht zuletzt weil die Artillerie sich oft als unfahig erwies die eigene Infanterie angemessen zu unterstutzen Infolgedessen wurde vor allem auf Seite der Entente in grossem Massstab improvisierte Feuermittel unterschiedlichster technischer Charakteristik geschaffen Zu diesen zahlte neben Pressluft und Flugelminenwerfern sowie Waffen mit Schiessstock auch der 1915 entworfene Morser von Wilfred Stokes dessen Aufbau noch heute die Grundlage fur die Mehrzahl der als Morser bezeichneten Unterstutzungswaffen bildet Der in der Bundeswehr eingesetzte M120 Morser erreicht beispielsweise eine effektive Reichweite von 6 350 Meter bei einem Kaliber von 120 mm Der Ubergang zwischen Steil und Flachfeuergeschutz ist fliessend Jedes Flachfeuergeschutz kann im Prinzip auch im Steilfeuer geschossen werden wobei dieser Einsatz eher theoretischer Natur und von quasi keiner praktischen Relevanz ist da meist weder die Visiereinrichtungen noch die Munition dem typischen Einsatzspektrum von Steilfeuergeschutzen angepasst ist Umgekehrt konnen viele Steilfeuergeschutze dagegen auch im direkten Richten mit gutem Erfolg eingesetzt werden und verfugen oft auch zusatzlich uber Visiereinrichtungen fur das direkte Richten Dieses gilt insbesondere fur Haubitzen Dem Einsatzzweck entsprechend werden aus Steilfeuerwaffen haufig Spreng Splittergeschosse mit Bodenabstands oder Aufschlagzunder verwendet es gibt jedoch auch eine Vielzahl anderer Geschossarten die uber dem Zielgebiet zum Beispiel Landminen Bomblets oder Leuchtsatze zur Gefechtsfeldbeleuchtung freisetzen Da Steilfeuergeschutze oft nicht in direkter Sichtverbindung zum Ziel stehen bestand in fruheren Zeiten ein grosser Vorteil darin dass quasi aus dem Verborgenen geschossen werden konnte und insofern ein gewisser Schutz vor direktem Beschuss durch den Gegner bestand Dank der modernen Technik ist es heute allerdings moglich aus akustischen Messungen des Abschussknalles oder per Artillerieaufklarungsradar aus der Flugbahn der Geschosse auf den Standort feindlicher Steilfeuerwaffen zuruckzuschliessen und entsprechende Massnahmen zu ergreifen Beispiel fur historisches Steilfeuergeschutz BearbeitenZum Geschutz auf dem nebenstehenden Bild gibt es folgende Daten auf einer Infotafel Giessjahr und Ort 1783 in Dresden Geschutzgiesser A S Weinhold Initialen F A Friedrich August III 1750 1827 Gewicht 730 kg Gussmetall Bronze nbsp Steilfeuergeschutz in einer Ausstellung in der Zitadelle Petersberg in ErfurtKaliber 32 Pfunder oder 10 zollig bei 25 5 cm Innendurchmesser des Wurfkegels Munition gusseiserne Hohlkugeln Morserbomben die nach deren Explosion kurz vor dem Auftreffen eine verheerende Splitterwirkung hatten Zundvorrichtung Kurzbares konisches Zundrohr aus Hartholz mit Entfernungsmarkierung Pulverfullung der Hohlkugel ca 1 9 kg Schwarzpulver Pulverladung des Morsers ca 2 kg Schwarzpulver Lafette Originale Blocklafette mit schweren Eisenbeschlagen und Justiervorrichtung ca 500 kg Schusswinkel 45 bis 80 Grad max Schussweite 1 560 m bei 45 Grad Erhohung Geschutzbedienung 12 Mann 1 Offizier 2 Unteroffiziere und 9 Soldaten Haupteinsatzgebiet Verteidigung oder Ersturmung einer FestungLiteratur BearbeitenChristopher F Foss David Miller Moderne Gefechtswaffen Verlag Stocker Schmid Dietikon 1989 ISBN 3 7276 7092 4 Hans Linnenkohl Vom Einzelschuss zur Feuerwalze Bernard amp Graefe Verlag Bonn 1996 S 188ff Dieter Zeigert Thuringisches Landesamt fur Denkmalpflege und Archaologie Hrsg Militarbauten in Thuringen Ein Katalog der Kasernenbauten mit ausfuhrlicher Darstellung der militarhistorischen Umstande in Thuringen seit der deutschen Wehrverfassung von 1821 Verlag Ausbildung Wissen Bad Homburg Leipzig 1997 ISBN 3 927879 94 0 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Steilfeuergeschutz amp oldid 227610967