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Indirektes Feuer ist ein militarischer Begriff Er bezeichnet ein Richtverfahren bei dem das Ziel von der Feuerstellung eines Waffensystems aus nicht sichtbar ist und daher uber ein Hilfsziel indirekt anvisiert oder eine Schiessgrundlage aus Kartendaten ermittelt werden muss Die Zielaufklarung erfolgt von einer Beobachtungsstelle abseits der Feuerstellung Artillerie und Morser schiessen in der Regel indirekt 1 Indirekter Schuss Steilfeuer Obere Winkelgruppe Inhaltsverzeichnis 1 Technik 2 Entwicklung und Taktik 3 Siehe auch 4 EinzelnachweiseTechnik BearbeitenTechnische Voraussetzung fur indirektes Richten ist die Moglichkeit die Rohrerhohung von der Waagerechten und die Abweichung zwischen Schussrichtung und Grundrichtung mittels einer unabhangigen Visierlinie festzustellen Die ballistische Flugbahn eines Projektils wird ferner durch die Mundungsgeschwindigkeit Grosse der Treibladung Ladungstemperatur Rohrverschleiss die atmospharische Bedingungen Wind Luftdichte den Hohenunterschied zwischen Geschutz und Ziel sowie die Erddrehung Corioliseffekt beeinflusst Schusstafeln fur indirektes Feuer geben daher in der Regel Werte fur die Berichtigung einer Reihe von Einflussfaktoren an Werden diese Faktoren nicht einberechnet kann es besonders bei grossen Schussweiten zu betrachtlichen Abweichung zwischen Richt und Einschlagpunkt kommen Aus diesem Grund und wegen moglicher Ungenauigkeiten bei der Richtungs und Entfernungsbestimmung ist gegebenenfalls ein Einschiessen notig Da beim indirekten Feuer das Ziel von der Feuerstellung nicht zu sehen ist mussen Zieldaten von einer Beobachtungsstelle an die Feuerstellung weitergegeben werden Das einfachste Verfahren setzt ein von Feuer und Beobachtungsstelle sichtbares Hilfsziel Bergspitze Kirchturm o dgl und eine nahe der Feuerstellung positionierte Beobachtungsstelle voraus In diesem Fall kann das Visier auf das Hilfsziel das die Grundrichtung angibt ausgerichtet werden Die Beobachtungsstelle teilt dann die seitliche Abweichung von der Grundrichtung und die Entfernung mit aus der nach einer Schusstafel die notige Rohrerhohung ermittelt wird Befindet sich die Beobachtungsstelle in grosserer Entfernung muss die Winkelabweichung zum Ziel zwischen Beobachtungs und Feuerstellung durch zwei Richtkreise in Feuerstellung und Beobachtungsstelle ermittelt und ausgeglichen werden Ist die Beobachtungsstelle von der Feuerstellung aus nicht zu sehen muss deren relative Position trigonometrisch festgestellt werden Alternativ konnen Feuerstellung Beobachtungsstelle und durch letztere auch das Ziel in einem geographischen Referenzsystem z B UTM Koordinatensystem festgelegt werden Entwicklung und Taktik BearbeitenIndirekte Richtverfahren ermoglichen eine gunstigere Wahl der Feuerstellung und eine grossere Beweglichkeit des Feuers da eine Sichtverbindung zwischen Ziel und Feuerstellung nicht notig ist Das Geschutz kann sich also in einer gegen Sicht und Feuerwirkung besser geschutzten Position befinden und seine Schussweite kann maximal ausgenutzt werden sofern Beobachtungsstellen vorhanden sind Gegen die Verwendung indirekter Richtverfahren steht der hohe Aufwand beim Berechnen der Schiessgrundlagen und die Angewiesenheit auf sichere Fernmeldeverbindungen zwischen Beobachtungs und Feuerstellung Bis zum Ende des 19 Jahrhunderts war das indirekte Richten auch bei der Artillerie weitgehend auf Festungsgeschutze beschrankt Dies anderte sich mit der Einfuhrung gezogener Rohre rauchlosen Pulvers von Rohrrucklaufsystemen und von Schnellfeuerverschlussen erstmals vereint in der franzosischen Canon de 75 mm modele 1897 Durch die hohe Feuerkraft solcher Waffen war das bis dahin bevorzugte Auffahren der Artillerie in offenen Feuerstellungen gefahrlich geworden Trotzdem war das indirekte Richtverfahren noch bis zum Anfang des Ersten Weltkriegs umstritten setzte sich dann aber endgultig durch und wurde auch beim Einsatz von schweren Maschinengewehren haufig verwendet Noch in diesem Krieg wurde das Verfahren durch Berucksichtigung der atmospharischen Tageseinflusse verbessert Durch das von Georg Bruchmuller entwickelte Verfahren war es nun moglich das Feuer auch ohne Einschiessen und damit uberraschend zu eroffnen In der Zwischenkriegszeit wurden vor allem die Fernmeldemittel der Artillerie verbessert Zu den mit Drahtverbindungen zur Feuerstellung ausgestatteten Beobachtungsstellen und unsicheren Mitteln der Feueranforderung wie Signalraketen traten mit Funkgeraten ausgestattete vorgeschobene Beobachter die in der Lage waren der Infanterie auf dem Gefechtsfeld zu folgen Dadurch wurde eine flexible Leitung des indirekten Feuers moglich wo im Ersten Weltkrieg noch haufig nach einem starren Feuerplan geschossen werden musste Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde durch die Einfuhrung von Feuerleitrechnern die Feuerleitung insbesondere die des zusammengefassten Feuers mehrerer Einheiten beschleunigt Mit der Einfuhrung von Satelliten Navigationssystemen entfiel in den letzten Jahrzehnten die Notwendigkeit die Feuerstellungen der Artillerie manuell auszumessen Feuerstellungen konnen seitdem schneller bezogen werden was vor allem der beweglichen Kampfweise der mit Selbstfahrlafetten ausgestatteten Artillerie entgegenkommt Nachgesteuerte Prazisionsmunition befindet sich seit den 1990er Jahren im Einsatz Sie vermindert die Streuung und erhoht die Genauigkeit der Artillerie wodurch sich der Munitionsaufwand und Kollateralschaden vermindern lassen Im Falle lasergelenkter Munition erweitert sie die Aufgaben des Artilleriebeobachters um die Zielbeleuchtung Siehe auch BearbeitenDirekter SchussEinzelnachweise Bearbeiten Frank W Sweet The Evolution of Indirect Fire Backintyme 2000 ISBN 978 0 939479 20 7 S 1 ff eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche abgerufen am 21 Februar 2017 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Indirektes Feuer amp oldid 229536537