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Die Festungsartillerie ist ein Zweig der Artillerie der stationar in Festungen zur Abwehr von Belagerungen eingesetzt worden ist Die hierfur verwendeten Geschutze werden Festungsgeschutze oder Defensivgeschutze genannt wenn sie nur stationar einsetzbar waren Daneben wurden auch oftmals feldbewegliche Geschutze aller Art hier eingesetzt Halbkugelformige Turmhaubitze M9 im Werk VerleTourelle Galopin de 155 mm R modele 1907 im Fort Douaumont Inhaltsverzeichnis 1 Verwendung 2 Bauweise und Einsatzmoglichkeiten 3 Geschutzmaterial 4 Literatur 5 Weblinks 6 AnmerkungenVerwendung BearbeitenAls Festungsgeschutze wurden Waffen vor allem grosser Kaliber verwendet Das reichte von Wallbuchsen bis hin zu 32 Pfundern noch mit Vollkugeln von der 6 cm Schnellfeuerkanone im Kehlkoffer bis hin zum 34 5 cm Geschutz in der turkischen Festung Chemenlik in Canakkale Es kamen sowohl Waffen zum Einsatz die auf den Wallen freistehend uber Bank oder in offenen Kesselbettungen postiert waren letzteres wurde bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges allerdings fast ausschliesslich zur Kustenverteidigung praktiziert diese Art Geschutze war haufig auf Verschwindlafette montiert die das Rohr nach dem Schuss durch den Ruckstoss mittels eines komplizierten mechanischen Systems unter die Deckungshohe absenkte als auch solche die durch Scharten oder aus Panzerturmen und kuppeln feuerten Auch ganze Schlachtschiff Geschutzturme wurden in Festungen eingebaut so in der Festung Sewastopol vier Zwillingsturme 30 5 cm als Maxim Gorki I und Maxim Gorki II 1 Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Maxim Gorki I nunmehr als Batterie Nr 30 bezeichnet wieder aufgebaut und mit zwei 30 5 cm Drillingsturmen des Schlachtschiffes Poltawa bestuckt 2 Auch in der Festung Toulon wurden solche Schiffsturme verwendet nbsp Festungsgeschutze des Fort Bourgignon in Pula Ursprunglich mit Blocklafetten ausgestattet Bauweise und Einsatzmoglichkeiten BearbeitenBei Scharten war es zunachst unabdinglich diese grosser als notwendig zu halten um dem Geschutzrohr die notwendige Hohen und Seitenrichtung zu ermoglichen Es kam dann die Idee der Minimalschartenkanone auf mit deren Technik der Mauer oder Schartenpanzerdurchbruch auf das geringstmogliche Mass verringert werden konnte nbsp Zerstorter Geschutzturm in der Festung ToulonBei den Festungen aus den ersten Jahren des 20 Jahrhunderts verschwanden die Geschutze der Hauptbewaffnung zusehends unter Panzerkuppeln so wie in den osterreichisch ungarischen Festungswerken auf der Hochflache von Lavarone Folgaria Dort kam ein Novum beim Bau von Geschutzturmen zum Einsatz Bei der 10 cm Turmhaubitze T H M 9 musste als Minimalschartenkanone im Feinrichtbereich nicht jedes Mal der ganze Turm bewegt werden Ebenfalls neu zur damaligen Zeit waren die versenkbaren Panzerkuppeln in den Forts der Festungen Verdun und Metz Hier war die Panzerkuppel in vertikalen Schienen gefuhrt und mit einem oder mehreren Kontergewichten austariert Die Kuppel konnte von einem Mann mittels Handrad aus und eingefahren werden Hierbei schmiegten sich die Turme in Verdun Fort Douaumont Fort Souville Fort Vaux und die anderen modernen Werke flach an die Betondecke an wahrend in Metz Feste Kaiserin und auch in der Feste Kaiser Wilhelm II in Mutzig die Panzerkuppeln auch nach der Absenkung noch eklatant hervorragten Bei beiden Systemen wurde jedoch die Kuppel nur so weit angehoben dass gerade eben die Geschutzmundung der Haubitze eine grossere Rohrlange war bauartbedingt nicht moglich uber den Vorpanzer freikamen Diese extrem kurzrohrigen Haubitzen Kaliberlange L13 oder L14 waren bei manchen Abwehranlagen so eingerichtet dass sie mit schwachster Ladung 1 Ladung Infanterieangriffe noch unmittelbar im Festungsvorfeld mit Schrapnellen abwehren konnten Der Nachteil der versenkbaren Turme war der stark eingeschrankte Hohenrichtbereich der diesen wegen der Rohrlange als Haubitze bezeichneten Geschutzen dann doch nur das Feuer in der unteren Winkelgruppe gestattete Auch die in Deutschland Zwischenraumstreiche in Osterreich Ungarn Traditorenbatterie genannten Geschutze zahlen zu den Festungsgeschutzen Sie waren meist von mittlerem Kaliber 7 5 cm oder 8 cm und die in der Regel hinter Panzerscharten aufgestellten Kanonen deckten die von der Hauptartillerie nicht einzusehenden Raume an den Flanken Sie waren in das Hauptwerk fur Feindeinsicht verdeckt eingebaut und konnten so durch Artillerie nicht direkt bekampft werden 3 nbsp 15 cm Positionsmorser Ord 1882 L 25 Standort Waadtlandisches Militarmuseum Morges SchweizFur die in alteren Festungen noch verwendeten Morser gab es die Morserbatterien meist in der Spitze einer Kaponniere untergebracht Sie sind leicht an den grossen bogenformigen Ausschussoffnungen zu erkennen Diese Art Festung war ursprunglich mit Kanonen auf den sogenannten Blocklafetten die gleichen wie auf Segel Kriegsschiffen ausgestattet Sowohl aus Kosten als auch aus praktischen Grunden ging man dann dazu uber wo dies raumlich moglich war Feldgeschutze aufzustellen nbsp Kugelmorser 12 cm Ord 1888 Standort Waadtlandisches Militarmuseum Morges SchweizDer von der Magdeburger Grusonwerk hergestellte 12 cm Kugelmorser Ord 1888 wurde in schweizerischen Befestigungsanlagen zur Nahabwehr verwendet Mit einer Elevation von 30 bis 60 Grad konnte er zur Rundumverteidigung in allen Richtungen bis zu einer Schussdistanz von 3 km eingesetzt werden Er verschoss die Granaten der 12 cm Geschutze Ord 1882 1891 Ohne mechanischen Rohrrucklauf wurde der Ruckstoss durch die Lafette und die die Kugel umgebende Panzerplatte aufgenommen Geschutzmaterial BearbeitenBedingt durch die Tatsache dass Festungen relativ selten in Kampfhandlungen verwickelt wurden wurde das Geschutzmaterial im Laufe der Jahre vernachlassigt und uberalterte nicht selten Die italienischen Kustenhaubitzen die im Jahre 1915 gegen Osterreich Ungarn eingesetzt wurden waren beispielsweise alle ohne Rohrrucklauf und bereits beim Kriegsausbruch vollig veraltet Es kam auch vor dass veraltete Feldartillerie die noch alteren Stucke in den Festungen ersetzen musste Mit der schwindenden Bedeutung von Festungen haben auch die Festungsgeschutze ihre Funktion im Wesentlichen eingebusst wiewohl es noch einige Lander mit festungsahnlichen Anlagen geben mag Situation in der Schweiz Hauptartikel Festungsartillerie Schweiz Die Festungsartillerie der Schweizer Armee erlebte ihren grossten Ausbau wahrend des Zweiten Weltkriegs im Rahmen des Schweizer Reduits Ab 1995 standen noch zwei Waffensysteme im Einsatz die 15 5 cm Festungskanone 93 L52 BISON und der 12 cm Festungsminenwerfer 1959 Im Jahr 2011 wurde die Festungsartillerie aus Kostengrunden und wegen ihres immer geringeren militarischen Nutzens ausser Dienst gestellt Literatur BearbeitenRolf Hentzschel Festungskrieg im Hochgebirge Athesia Bozen 2008 ISBN 978 888266 516 6 A E Grestenberger Die K u k Befestigungsanlagen in Tirol und Karnten 1860 1918 Verlag Osterreich Wien 2000 Albert Molt Der deutsche Festungsbau von der Memel bis zum Atlantik 1900 1940 Podzun Pallas o J ISBN 3 86070 905 4 Frank Gosch Festungsbau an Nordsee und Ostsee Mittler Bonn 2003 ISBN 3 8132 0743 9 John Batchelor und Ian Hogg Die Geschichte der Artillerie Heyne Munchen 1977 ISBN 3 453 52068 8 Martin Rickenbacher Festungskarten Karten fur die schweizerische Landesverteidigung In Cartographica Helvetica Heft 29 2004 S 17 26 doi 10 5169 seals 14679 Weblinks BearbeitenListe Schweizer Artilleriewerke mit Geschutzen Kal 105 und 150 mm Memento vom 21 Mai 2009 im Internet Archive PDF 100 kB Anmerkungen Bearbeiten Koordinate 44 39 50 N 33 33 33 O 44 663888888889 33 559166666667 Diese Geschutzturme befinden sich heute Stand 2020 noch an Ort und Stelle Eine solche Zwischenraumstreiche findet sich als Casemate de Bourges noch neben dem Fort Douaumont Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Festungsartillerie amp oldid 234931801