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Ein Schrapnell auch Granatkartatsche genannt ist eine Artilleriegranate die mit Metallkugeln gefullt ist Diese werden kurz vor dem Ziel durch eine Treibladung nach vorn ausgestossen und dem Ziel entgegengeschleudert Schrapnell aus dem Ersten WeltkriegSchnittmodell eines britischen Schrapnells mit Korditschnuren eines Ordnance QF 18 Pfunders aus der Zeit des Ersten WeltkriegesOriginal von Shrapnel links und Verbesserung von Boxer rechts Animation der Funktionsweise eines SchrapnellsBallistische Flugbahnen mit ZundzeitpunktenVorganger des Schrapnells war die Kartatsche bei der kleine Kugeln oder andere Metallteile nur in einer dunnen Hulle verpackt ohne zusatzliche Sprengladung verschossen wurden so dass sie sich schon an der Kanonenmundung breit auffacherten Die wirksame Reichweite war daher auf ca 600 m begrenzt Falschlicherweise werden manchmal auch Splitter die bei der Explosion gewohnlicher Granaten oder Fliegerbomben entstehen als Schrapnell bezeichnet Inhaltsverzeichnis 1 Uberblick 1 1 Vorderladermunition 1 2 Hinterladermunition 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseUberblick BearbeitenVorderladermunition Bearbeiten In unvollkommenerer Form war die Granatkartatsche schon den deutschen Stuckmeistern des 16 Jahrhunderts bekannt 1 Auch von der Belagerung von Gibraltar 1779 1783 ist bekannt dass ein Captain Mercier solche Munition provisorisch einsetzte Trotzdem gilt der britische Offizier Henry Shrapnel 1761 1842 als der Erfinder dieser Munition da er die bisherigen Losungen im Jahre 1784 konsequent weiterentwickelte Die Munition sollte nicht die Kartatsche ersetzen sondern dieselbe Wirkung bei grosseren Schussentfernungen entfalten Das Schrapnell war ursprunglich eine dunne Hohlkugel gefullt mit Sprengstoff in dem Musketenkugeln eingebettet waren Die Sprengstoffmenge war eher gering sie reichte aus um die Hohlkugel zu zersprengen aber nicht um die Musketenkugeln weitlaufig zu zerstreuen Bei der Weiterentwicklung bewegten sich die kleinen Kugeln dagegen mehr oder weniger in die Richtung in die sie von dem Geschutz abgefeuert wurden Dieses war ein neues Prinzip und machte die Munition so todlich Offiziell kam der Vorschlag erst 1792 beim Komitee fur Artillerie an und wurde 1803 nach einer Demonstration von Major Shrapnel fur den Einsatz in der britischen Armee empfohlen Der erste Einsatz fand im April 1804 beim Kampf gegen die Niederlander um Fort Nieuw Amsterdam statt Die Britische Regierung entschied 1852 die Munition nach dem Erfinder Henry Shrapnel zu nennen 2 Die Konstruktion von Shrapnel uberzeugte nicht ganz Etwa ein Funftel der verschossenen Munition zundete vorzeitig Verschiedene Versuche wurden unternommen um dem Problem entgegenzuwirken Dies gelang dem britischen Offizier Edward Mounier Boxer im Jahre 1852 durch die Trennung von Sprengladung und Kugeln Es hat sich herausgestellt dass beim Abschuss zwischen den Metallkugeln Reibung und somit Hitze entstehen konnte was die umgebende Sprengladung entzundete Das von Boxer verbesserte Schrapnell wurde von der britischen Armee 1854 versuchsweise freigegeben und nach kleineren Anderungen schliesslich 1864 angenommen 2 Hinterladermunition Bearbeiten Wenige Jahre nach der Etablierung des Schrapnells anderte sich die Geschutztechnik grundlegend Die bisher vorherrschenden glatten Vorderlader wurden durch gezogene Hinterlader ersetzt Entsprechend bekam das Schrapnell die Form des Langgeschosses 2 Schrapnelle sind eiserne Hohlgeschosse die mit 13 bis 17 g schweren Bleikugeln gefullt sind Diese sind um bei der Rotation des Geschosses wahrend des Flugs ihre Lage nicht zu verandern durch Eingiessen von Schwefel oder Kolophonium fixiert Auf diese Weise sollen Storungen in der Regelmassigkeit der Flugbahn vermieden werden Es gab auch Schrapnellgranaten mit Mischladung bei denen die Kugeln in den Sprengstoff eingebettet waren Einheitsgeschoss Bei diesen Einheitsgeschossen wurde der Sprengstoff jedoch in Schrapnellstellung nicht gezundet und verbrannte lediglich Eine zentrale Hohlung in Kopf oder Boden der Granate enthalt die Sprengladung Kammerladung bzw Ausstossladung aus Schwarzpulver die durch den Zunder Zeit bzw Pulver Brennzunder vor Erreichen des Zieles in der Luft gezundet wird Befindet sich die Pulverladung am Boden des Geschosses spricht man von einem Bodenkammerschrapnell Wie bei einer kurzlaufigen Schrotflinte werden die Kugeln nach vorne aus dem Geschosskorper ausgestossen durch die Rotation desselben werden sie jedoch gestreut Dieser Streukegel trifft in einer langgezogenen Ellipse auf dem Boden auf Durch die Ladung mit Schwarzpulver entsteht eine auffallige weisse Rauchwolke in der Luft wodurch die Beobachtung des Sprengpunktes und die Korrektur der einzelnen Schusse erleichtert wird Die leeren nach den Kugelwolken einschlagenden Schrapnellhulsen werden auch Hohlblaser genannt Da Schrapnells vor Erreichen der Erdoberflache zunden mussen kommen nicht Aufschlagzunder sondern Zeitzunder zum Einsatz Die Entfernung des Sprengpunktes vom Ziel betragt etwa 50 m um den Kugeln eine moglichst grosse lokale Ausbreitung zu ermoglichen Der Abstand des Schrapnells vom Erdboden betragt zu diesem Zeitpunkt je nach Schussweite und art zwischen 3 und 10 m Eingesetzt wurden sie gegen Weichziele also gegen berittene und unberittene Truppen und ungepanzerte Fahrzeuge Die Wirkung gegen aufrechte ungedeckte Ziele war verheerend wenn die Lage des Sprengpunktes zum Ziel genau beobachtet werden konnte damals bis etwa 5000 Meter Wahrend des Ersten Weltkrieges wurde das Schrapnell nach und nach durch die Sprenggranate ersetzt nachdem aufgrund ebendieser Wirkung durch den Ubergang zum Grabenkrieg kaum noch ungedeckte Ziele aufzufassen waren In der Endphase des Ersten Weltkrieges ware dies zwar wieder moglich gewesen jedoch gab es kaum noch Artilleristen die das aufwendige Verfahren beherrschten Das Prinzip des Schrapnells wird aktuell wieder in Form der AHEAD Munition gegen Weichziele und als abstandsaktive Schutzmassnahme bei der Nahabwehr von Flugkorpern wie Raketen eingesetzt Literatur BearbeitenAlfred Geibig Spreng und Streukorper Schneid und Trummerprojektile In Die Macht des Feuers ernstes Feuerwerk des 15 17 Jahrhunderts im Spiegel seiner sachlichen Uberlieferung Kunstsammlungen der Veste Coburg Coburg 2012 ISBN 978 3 87472 089 2 S 177 226 Uber fruhe Projektile des 15 17 Jahrhunderts Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schrapnell Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Schrapnell Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten Ludwig Darmstaedter Handbuch zur Geschichte der Naturwissenschaften und der Technik Springer Verlag Berlin Heidelberg 1908 S 285 1 a b c Oliver F G Hogg Artillery its Origin Heyday and Decline Archon Books 1970 ISBN 978 0 208 01040 7 S 179 182 Normdaten Sachbegriff GND 4436315 1 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schrapnell amp oldid 228291067