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Der Vorderlader ist die ursprungliche Form der sogenannten Feuerwaffe Ein gezogener oder glatter Lauf wird mit Treibladung und Projektil durch die Mundung geladen Das hintere Ende des Laufes ist fest verschlossen und verfugt nur uber ein kleines Zundloch durch das ein mittels Lunte Luntenschloss Feuerstein Steinschloss Radschloss oder Zundhutchen Perkussionswaffe erzeugter Funke oder Feuerstrahl die Treibladung zundet Vorderladerfeuerwaffen werden klassisch mit Schwarzpulver und einem Bleigeschoss geladen Dazu kommt oft noch ein Schusspflaster zur Abdichtung Vorderladerkanonen verwendeten als Geschosse unter anderem Stein oder Eisenkugeln sowie Fragmentgeschosse wie Kartatschen Prinzip des Vorderladers 1 Kugel2 Pulverladung3 Zundloch Inhaltsverzeichnis 1 Entwicklung der Vorderladerhandwaffen 1 1 Gezogene Laufe 1 2 Schlosser 2 Kanonen 3 Heute Sport 4 Literatur 5 Einzelnachweise 6 WeblinksEntwicklung der Vorderladerhandwaffen BearbeitenGezogene Laufe Bearbeiten Schon im 15 Jahrhundert wurde erkannt dass rotierende Geschosse stabiler fliegen als nicht rotierende Geschosse Deshalb wurden in die Laufe bald Zuge eingeschnitten die schraubenformig verliefen und dem Geschoss eine Rotation um seine Langsachse Drall mitgaben welche die Flugbahn des Geschosses stabilisierte und dadurch die Genauigkeit sowie die Reichweite der Geschosse bedeutend verbesserte Das Laden eines Vorderladers mit gezogenem Lauf ist schwieriger da das hierfur benotigte passgenaue Geschoss von der Mundung her den ganzen Lauf hinuntergestossen werden muss Zunachst wurden daher Rundkugeln mit gefetteten Schusspflastern verwendet Die Pflaster fungieren als Dichtung und pressen sich beim Schuss in die Zuge des Laufes wodurch der Drall auf das Geschoss ubertragen wird Da das Laden hierbei jedoch relativ viel Zeit und Aufmerksamkeit in Anspruch nahm benutzten lange Zeit nur Jager und Scharfschutzen gezogene Vorderladerwaffen Im militarischen Bereich blieb die glattrohrige Muskete trotz ihrer Ungenauigkeit wegen ihrer wesentlich hoheren Schussfrequenz bei allerdings wesentlich geringerer Reichweite erste Wahl Zugleich wurde aber nach Moglichkeiten gesucht Waffen mit gezogenen Laufen schneller laden zu konnen System Delvigne mit verkleinerter PulverkammerHenri Gustave Delvigne ein franzosischer Offizier war der erste der versuchte das Gewehr mit gezogenem Lauf zu einer Waffe zu entwickeln die fur die gesamte Infanterie geeignet war Er erkannte dass das Geschoss nach dem Einbringen in den Lauf seine Form andern musste und entwickelte eine verkleinerte Pulverkammer auf der das runde Geschoss auflag und mit mehreren kraftigen Stossen so ellipsoid verbreitert wurde dass es den Zugen folgte Das verformte Geschoss veranderte zwar auch die Flugbahn auf Kosten der Genauigkeit zeigte aber erfolgversprechende Eigenschaften Dorngewehr System ThouveninLouis Etienne de Thouvenin griff das Prinzip auf Er hatte die Idee das unterkalibrige d h minimal kleiner als der Laufdurchmesser Langgeschoss auf einem Dorn in der Schwanzschraube des Laufes mit kraftigen Stossen mit dem Ladestock so zu erweitern dass es sich beim Schuss in die Zuge presste Es wurden keine Kugeln mehr verwendet und das Pulver lag um den Dorn herum Das System hatte den Vorteil dass man die Gewehre leicht umrusten konnte indem man nur die Schwanzschraube ersetzte Das System hatte aber auch Nachteile Es musste sehr viel Kraft aufgewendet werden um das Geschoss auf dem Dorn zu erweitern und die Reinigung um den Dorn herum erwies sich als schwierig Auch war der Dorn fehleranfallig und konnte brechen Trotzdem funktionierte dieses System beeindruckend gut so dass die Franzosischen Jager 1846 damit ausgerustet wurden Minie Geschoss mit Culot vor nach dem Abschuss1849 wurde mit dem Minie Geschoss das Problem von Hauptmann Claude Etienne Minie elegant gelost Das Geschoss war zylindrisch mit einer konischen oder runden Spitze und leicht unterkalibrig so dass es sich leicht laden liess Der Boden des Geschosses wies eine kleine Mulde auf die eine kleine Eisentasse Culot enthielt diese sorgte dafur dass das Geschoss sich beim Schuss etwas verbreiterte und in die Zuge griff Diese kleine Anderung vervielfachte die mogliche Kampfentfernung und hatte einen grossen Einfluss auf die Kriegsfuhrung z B im Krimkrieg 1854 und im Amerikanischen Burgerkrieg da man die vorhandenen Musketen nur mit Zugen und Feldern ausstatten musste was vergleichsweise schnell ging Das Hinterlader Zundnadelgewehr stand aber schon bereit die Vorderlader abzulosen Im Jahre 1852 erfanden der englische Gewehrfabrikant Henry Wilkinson und der osterreichische Artillerieoffizier Hauptmann Lorenz gleichzeitig aber unabhangig voneinander eine weitere Methode den Durchmesser eines lose passenden Langgeschosses durch die Kraft der Entzundung so zu vergrossern dass es fest im Lauf sass und den Zugen folgte Diese Methode bestand darin durch die Entzundung das Geschoss der Lange nach zusammenzupressen anstatt es auszudehnen Das Kompressionsgeschoss hat eine schwere Geschossspitze ist relativ lang und hat zwei bis drei tiefe Rillen Der Druck des abbrennenden Pulvers staucht die Lange des Geschosses was wiederum zu einer Vergrosserung des Durchmessers bis zur Laufwand fuhrt wodurch das Geschoss die Zuge nimmt 1 Schlosser Bearbeiten Umgang mit dem Ladestock Abbildung aus einer Dienstvorschrift des 18 Jhdts Exercitium mit dem Ladestock aus Manuale oder Handgriffe der Infanterie um 1735 Perkussions VorderladerDie ersten Vorderlader waren kleine gegossene Bronze Faustbuchsen Auf das Ende einer Art Lanze gesteckt wurde die Waffe unter einen Arm geklemmt grob gezielt und mit einer brennenden Lunte die in einen gespaltenen Stock geklemmt war gezundet Die Tannenbergbuchse von 1399 ist ein gutes Beispiel dafur Der nachste Schritt in der Entwicklung war die Erfindung einer S formigen Eisenstange die durch die Holzstange des Schaftes fuhrte und an deren Ende die Lunte eingeklemmt war Diese Konstruktion ermoglichte ein erstes praziseres Zielen Mit der Zeit wanderte das Zundloch auf die rechte Seite der Waffe und wurde mit einem kurzen Hahn der die Lunte hielt und einem Abzugsmechanismus kombiniert Das Luntenschloss war geboren und bis Anfang des 17 Jahrhunderts eine gebrauchliche Form Um nicht standig eine brennende Lunte zu benotigen ersann man eine andere Variante der Zundung das Radschloss In der Pfanne lag unten ein Reiberad das mit einem von oben daraufgedruckten Pyrit das Pulver entzundete Ein herkommliches Feuerzeug ohne Piezozundung funktioniert ahnlich und verdeutlicht das Prinzip Radschlossvorderlader wurden primar fur die Kavallerie eingesetzt der einfache Soldat behielt auf Grund der hohen Kosten fur die vergleichsweise komplizierte Mechanik das Luntenschloss Gegen 1610 wurde das Steinschloss in der Schnapphahn Variante erfunden und in der Weiterentwicklung zum Steinschloss mit kombinierter Batterie und Pfannendeckel setzte es sich bis zum Anfang des 19 Jahrhunderts durch 1804 wurde das Knallquecksilber erfunden welches das Zundhutchen fur das Perkussionsschloss ermoglichte Das Steinschloss wurde durch die zuverlassigere Perkussionszundung ersetzt Ein Hahn schlug auf das Zundhutchen das auf einem Piston sass und die Pulverladung im Lauf entzundete Die bauliche Ahnlichkeit zum Steinschloss fuhrte zu einer schnellen Einfuhrung des Perkussionsschlosses da die Steinschlosswaffen einfach zu aptieren umzubauen waren Kanonen Bearbeiten Festung Konigstein Sachsen Kartaune auf WandlafetteDie ersten Vorderladerkanonen waren Steinbuchsen zweigeteilte Buchsen die eine Pulverkammer und einen Flug hatten Erst wurde das Schwarzpulver damals noch Mehlpulver geladen und dann verdammt Anschliessend wurde die bis zu 350 kg und mehr wiegende Steinkugel eingesetzt Diese wiederum wurde mit flachen Keilen und Lehm verpisst und verschoppt die Zwischenraume zwischen der unebenen grob behauenen Steinkugel und der Wand des Fluges mussten abgedichtet und die Kugel fixiert werden Feuerbereit war die Waffe erst nachdem der Lehm getrocknet war So kam man auf gut einen Schuss pro Tag In der Folge ging man immer mehr von den schwereren schmiedeeisernen Stabringgeschutzen zu gegossenen leichteren Bronze Geschutzen uber Die Festungsgeschutze bestanden meist aus dem billigeren Gusseisen da sie nicht oft bewegt werden mussten Feldgeschutze wurden wegen ihres zum Transport geringeren Gewichtes jedoch aus Bronze hergestellt Die Geschutze entstanden in verschiedenen Grossen und es bildete sich immer mehr die Form heraus welche die Vorderladerkanonen noch drei Jahrhunderte behalten sollten Es entstanden die Kartaunen Gezogene Vorderladerkanone von 1866Spater ging man dazu uber die Geschutze mit fertigen Kartuschen zu laden Dazu wird mit einem Ladestock eine Kartusche in den Lauf gepresst gefolgt von einem Stopfen dem Geschoss und einem weiteren Stopfen Zur Zundvorbereitung wird die Kartusche mit einer Nadel durch das Zundloch am oberen Ende der Kanone durchstochen Uber eine Pulverspur oder eine Lunte wird es gezundet Mit Vorderladerkanonen zu schiessen war immer sehr gefahrlich Glimmende Pulverreste im Lauf konnten sich bei dem notwendigen Durchwischen des Rohres nach jedem Schuss entzunden Schuld daran war der frisch zugefuhrte Sauerstoff Das kostete so manchem Kanonier den Arm Verhindert wurde dies dadurch dass es Pflicht wurde nach jedem Schuss zunachst feucht durchzuwischen und erst danach die neue Ladung zu setzen wobei der Richtschutze mit einem ledernen Daumenschutz das Zundloch zuzuhalten hatte Mindestens drei meist sechs Doppelbesetzung oder mehr Personen bedienten im Mittelalter eine schwere Kanone Der Geschutzfuhrer war verantwortlich fur die Ausrichtung des Geschutzes der Ladekanonier fur das Laden Der Auswischer reinigte sie nach jedem Schuss mit Wasser und Burste Auch die gegossenen Kanonen konnten keine langen Serien schiessen Die Rohre erhitzten sich so stark dass die Ladungen schon beim Einfuhren abzubrennen drohten die Anzahl der Schusse die in einer Stunde abgegeben werden durften war begrenzt Im Laufe der Zeit wurde das Material besser sodass diese Begrenzungen reduziert werden konnten Die Rohre selbst erfuhren bis zur Einfuhrung des Hinterladers keine bedeutende Entwicklung lediglich die Zundarten anderten sich Es wurde haufiger auch ein Steinschloss anstelle der Zundschnur und der Lunte eingesetzt Mit der Erfindung des Minie Geschosses kamen auch gezogene Kanonenlaufe mit verbesserter Genauigkeit auf Die Langgeschosse erhielten kleine Warzen die beim Laden auch der Fuhrung der Zuge folgten Beim Schuss war die Flugbahn entsprechend stabil und die schweren Geschosse zeigten auch auf Befestigungen eine starkere Wirkung als Explosivgeschoss waren sie verheerend Im Schiffbau fuhrte das zur Entwicklung der Stahlpanzerung der Holzschiffe und dem schnellen Niedergang der Segelkriegsschiffe Heute Sport Bearbeiten source source source source source source source source source source Demonstration von Vorderlader Jagdgewehren beim Lebende Geschichte Wochenende im Freilichtmuseum Roscheider HofVorderlader werden heutzutage in erster Linie sportlich oder in Traditionsvereinen geschossen Militarisch ist der Vorderlader technisch vollig uberholt da die Ladegeschwindigkeit zu gering ist und ab einer bestimmten Kalibergrosse der Ladevorgang nur noch mit einem nicht vertretbaren Aufwand durchgefuhrt werden kann zum Beispiel bei Schiffsgeschutzen mit einem Kaliber von 400 mm Einige Waffen wie Morser und die russischen Anbaugranatwerfer GP 30 sind noch militarisch eingesetzte Vorderlader An Genauigkeit sind Schwarzpulverwaffen den Patronenwaffen mit Nitrotreibmitteln durchaus ebenburtig wenn sie auch bedingt durch die geringere Leistung des Schwarzpulvers ublicherweise auf kurzere Distanzen geschossen werden Allerdings werden auch heute noch in England Vorderlader Disziplinen mit Entfernungen von 900 Yards geschossen das sind ca 820 Meter Der BDS schiesst in Ulfborg Danemark die 400 m und 600 m Disziplin mit Vorderladern und Schwarzpulverpatronenmunition Eine besondere Schwierigkeit beim Schiessen der Vorderlader mit Steinschlosszundung ist die Unsicherheit einer ausreichenden Funkenbildung die durchaus zu Zundverzogerungen bis zu Zundversagen fuhren kann Dies hat dann naturlich erhebliche Auswirkung auf die Prazision des Schusses Gerade diese Eigenheiten machen den Reiz des Vorderladers als Sportwaffe aus In Deutschland wird diese Form des Schiesssportes und Variante der Brauchtumspflege z B auch Bollerschiessen beispielsweise von der Schwarzpulverinitiative vertreten Vor allem in den grossen Verbanden wie DSB und BDS gibt es Disziplinen fur Vorderladerwaffen Der DSB Deutscher Schutzenbund ist dem MLAIC Muzzle Loaders Associations International Committee angeschlossen und entsendet seine Vorderlader Nationalmannschaft zu den bereits seit vielen Jahren stattfindenden Europa und Weltmeisterschaften Literatur BearbeitenFriedrich Gustav Rouvroy Vorlesungen uber die Artillerie Zum Gebrauch der Konigl Sachs Militar Akademie Von Friedrich Gustav Rouvroy Commandant und Direktor der Militar Akad zu Dresden Dresden 1823 G A Erdmannsdorff Die kleinen Waffen oder die Waffen der Infanterie und Cavallerie mit Einschluss der Lehre vom Schiesspulver der Fertigung der neuen Munition und mit besonderer Berucksichtigung der Percussions Gewehre Magdeburg 1845 Friedrich Engels Die Geschichte des gezogenen Gewehrs Geschrieben Ende Oktober 1860 bis Mitte Januar 1861 In The Volunteer Journal for Lancashire and Cheshire Erschienen als Artikelserie vom 3 November 1860 bis zum 19 Januar 1861 Karl Marx Friedrich Engels Werke Band 15 4 unveranderte Auflage Dietz Berlin 1972 S 195 226 mlwerke de abgerufen am 4 Mai 2016 Erstausgabe 1961 Schusstafel fur die russische 15 cm Kustenkanone russische 6zollige 15 24 cm Kustenkanone L 45 mit russischen Schrapnelpatronen mit russ Doppelzunder mit 30 Std Brennlange und russischen Granatpatronen mit russ Bodenzunder und Ladung aus etwa 11 kg russischem Streifenpulver 4x 240x34x2 75 g Schwarzpulver Beiladung Nur fur den Dienstgebrauch bestimmt Berlin 1916 Dewitt W Bailey Perkussionsgewehre Stuttgart 1974 ISBN 3 87943 316 X Frederick Wilkinson Steinschloss Flinten Pistolen und Gewehre vom 17 bis 19 Jahrhundert Flintlock pistols Flintlock guns and rifles dt Ubersetzung Stuttgart 1981 ISBN 3 87943 745 9 Thomas Fatscher Helmut Leiser Ausarbeitung zum neuen Waffenrecht Kruger Druck Verlag Dillingen Saar 2003 ISBN 3 00 012000 9 Jan Boger Schwarzpulver Digest Stuttgart 1985 ISBN 3 613 01056 9 Walter Schulz Vorderladerschiessen Eine Einfuhrung in die Geschichte der Vorderlader und das sportliche Schiessen mit Replikas DWJ Schwabisch Hall 1998 ISBN 978 3 935210 07 2 David Th Schiller Schwarzpulver Das grosse Sonderheft uber Vorderlader und Schwarzpulver Waffen Repliken Originale Vorderlader Hinterlader Tests Zubehor Schiesssport Visier Special 14 Hamburg 1999 Erhard Wolf Steinschloss Jagerbuchsen Kunstwerke der Buchsenmacher aus dem 18 Jahrhundert Blaufelden 2006 ISBN 3 936632 49 9 Einzelnachweise Bearbeiten Friedrich Engels Die Geschichte des gezogenen Gewehrs In The Volunteer Journal for Lancashire and Cheshire Artikelserie vom November 1860 bis Januar 1861 Karl Marx Friedrich Engels Werke Band 15 4 unveranderte Auflage Dietz Berlin 1972 S 195 226 mlwerke de abgerufen am 4 Mai 2016 Weblinks Bearbeiten Commons Vorderlader Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Wiktionary Vorderlader Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Schwarzpulverinitiative Schwarzpulver Sportprogramm des Bundes Deutscher Sportschutzen Papierpatronen fur Vorderlader Beschreibung und Bilder Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Vorderlader amp oldid 236259817