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Das Zundloch englisch touchhole franzosisch trou de lumiere fi ist eine kleine Offnung im Lauf einer Vorderladerwaffe Es kann seitlich oder oben auf dem Lauf sein so z B bei Geschutzen 1 Kugel 2 Pulver 3 ZundlochKanonenrohr mit Zundpfanne und Zundloch unten Axiales Zundloch einer Lederkanone ZundlochstollenDurch das Zundloch wird mit der Lunte oder dem Zundeisen die Treibladung gezundet Am Zundloch befindet sich auch noch eine kleine Vertiefung die sogenannte Pfanne Auf ihr liegt das Zundkraut mit dem die Ladung gezundet wird Spatere Geschutze verwendeten statt des losen Pulvers Treibladungsbeutel bzw Kartuschen Nachdem der Treibladungsbeutel im Rohr geladen war stiess man mit einer Kartuschennadel durch das Zundloch bis tief in den Beutel hinein Danach wurde die Schlagrohre bzw Stoppine durch das Zundloch bis in die Kartusche getrieben 1 Bei Geschutzen betrug der Durchmesser des Zundlochs 4 6 mm 2 Es war in der Regel senkrecht 90 oder ein einem etwas kleineren Winkel bis zu 80 zur Seelenachse angebracht 3 Der spitze Winkel zeigt dabei ruckwarts Vielfach befindet sich das Zundloch nicht ganz am Rand der Kammer sondern ist etwas an nach vorne versetzt Das sichert die Zundung auch dann wenn der Treibladungsbeutel nicht vollstandig bis zum Kammerboden heruntergedruckt worden ist Den gleichen Zweck hatten schiefen Zundlocher 2 Selten war die axiale Anbringung 2 wie z B bei der Lederkanone 4 Bis in die Mitte des 18 Jahrhunderts wurde das Zundloch direkt in das Geschutzrohr gebohrt Das Zundloch wurde bei jedem Schuss durch heisse und aggressive Pulvergase etwas ausgebrannt d h erweitert Wenn durch das ausgebrannte Zundloch der Druckverlust zu gross war wurde dadurch das Geschutz unbrauchbar 5 Von den verwendeten Geschutzmaterialien widerstand Bronze dem Vorgang am kurzesten Gussstahl etwas langer und am langsten Gusseisen 3 Bei Rohren aus Gussstahl und Gusseisen zeigten sich aber zunehmend Risse welche zum katastrophalen Zerspringen des Rohrs fuhren konnten Zerkluftete Zundlocher bargen auch die Gefahr dass sich dort glimmende Pulverreste festsetzen konnten Beim Laden der nachsten Ladung konnte es zu einer ungewollten Entzundung kommen In Preussen gab es um 1730 Versuche die Zundlocher mit gegossener Bronze zu verschliessen und neu aufzubohren Die neuen Zundlocher hielten aber vergleichsweise nur wenige Schuss Florent Jean de Valliere fuhrte 1732 in Frankreich Geschutze mit einem in das Zundloch eingegossenen Zundkern aus geschmiedetem Kupfer ein Beim Giessen des Geschutzes kuhlte das Metall um den Zundkern jedoch zu schnell aus und war dadurch poroser Deshalb entwickelte der Franzose Gribeauval 1774 fur Bronzegeschutze ein Zundloch mit Gewinde in welches der Zundkern kalt eingeschraubt wurde Dieses Verfahren setzte sich fur die nachsten Jahrzehnte durch 5 Der Zundlochkern bzw Zundlochstollen bestand aus geschmiedetem Kupfer wurde erst durchgebohrt und dann mit einem Gewinde versehen 6 Der Zundlochkern wurden in das Kernlager mittels einer Geschutz Verschraubmaschine eingedreht Der viereckige Kopf diente dabei als Schraubenantrieb War der alte Kern ausgebrannt wurde er entfernt und ein neuer eingeschraubt 7 In der Regel musste dazu der alte Zundlochkern ausgebohrt werden und das Kernlager des Geschutzes musste mit einem neuen Gewinde versorgt werden Der neue Zundlochkern hatte somit einen grosseren Durchmesser als der vorherige 2 8 In der Preussischen Armee wurden Zundlochkerne mit 7 Durchmessergrossen vorgehalten 6 Das Wiederverschrauben war aufwandig 6 Mann benotigten dafur 10 12 Stunden Zundkerne wurden teilweise auch bei Gewehren verwendet 9 Im 19 Jahrhundert konnte zum Zunden von Geschutzen auch das System der Reibzundschraube angewendet werden Der Schuss konnte aus Distanz oder aus der Deckung durch das Ziehen eines Kabels ausgelost werden In luxuriosen Handfeuerwaffen wurde auch Gold aus Auskleidung des Zundlochs verwendet Gold hat den Vorteil dass die schweflige Saure es nicht angreift Als Nachteil hat Gold einen geringen Schmelzpunkt was die Herstellung des Rohrs erschwerte da als letzter Arbeitsschritt zum Harten des Rohrs dieses noch mal stark erhitzt werden musste 1803 begannen die Buchsenmacher in London Platin zu verwenden Platin hat einen hoheren Schmelzpunkt und war zu der Zeit gunstiger als Gold 10 In den 1860ern wurden einige Geschutze mit Zundkernen aus der sehr widerstandsfahigen Legierung aus Platin Iridium hergestellt Da dieses Material sehr teuer war wurde es nur bei besonderen Geschutzen verwendet 5 Bei Perkussionswaffen welche mit einem Anzundhutchen gezundet werden wird in den Zundlochkern als Zundkern das Piston geschraubt 11 Schwere Geschutze konnten bei schneller Flucht wegen ihres Gewichts nicht mitgenommen werden Um sie fur den Feind zumindest zeitweilig unbrauchbar zu machen wurden sie vernagelt Dazu trieb man einen Nagel in das Zundloch der den Zundkanal zum Hauptrohr versperrte Einzelnachweise Bearbeiten Der vollkommene Preussische Soldat im Kriege und im Frieden ein Taschenbuch fur Offiziere und die Mannschaft aller Waffen Ausgabe 2 Verlag Nauck 1836 S 409 1 a b c d Otto Maresch Waffenlehre fur Officiere aller Waffen Verlag L W Seidel amp Sohn 1880 S 230 2 a b Karl Theodor von Sauer Grundriss der Waffenlehre Cotta sche Verlagsbuchhandlung 1876 S 351 3 John Hodges A cannon to beat all comers in New Scientist 5 Febr 1987 Band 113 Nr 1546 ISSN 0262 4079 4 a b c d Appies Bluntschli Bleuler Anwendung des Platin Iridiums als Material fur Zundkerne der Geschutzrohren in Zeitschrift fur die schweizerische Artillerie Marz 1868 S 37 42 5 a b Handbuch fur die Offiziere der koniglich preussischen Artillerie Verlag Voss 1860 S 215 6 Alexander I Wilhelmi Versuch zu einem Leitfaden fur den Unterricht in der Marine Artillerie Band 3 Gerold Verlag 1872 S 661 7 Auszug aus den Kommissions Protokollen Uber die Seit dem Jahre 1820 in der K K Osterreichischen Artillerie Ausgefuhrten Versuche 1841 S 19 8 Pierer s Universal Lexikon Band 26 1836 S 765 9 Melvyn C Usselman Pure Intelligence The Life of William Hyde Wollaston University of Chicago Press 2015 ISBN 978 0 226 24573 7 S 167 10 Pierer s Universal Lexikon Band 13 1861 S 163 11 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zundloch amp oldid 236747578