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In der Waffentechnik bezeichnet man als Kartatsche umgangssprachlicher Diminutiv von Kartusche vergleiche englisch cartridge ein Artilleriegeschoss mit Schrotladung Diese wird je nach Bauart auch Traubenhagel Traubenmunition oder Traubhagel genannt Reste einer Kartatschenladung aus einer Kanone des fruhen 17 Jahrhunderts bestehend aus Eisennageln Eisenschrott Lehm und HanfgewebeBritische Buchsenkartatsche aus dem Ersten WeltkriegTraubenhagel Rekonstruktionen Holzerne Hagelbehalter Rekonstruktionen Die Kartatsch bzw Traubenmunition ist von ihrem Vorganger dem sogenannten Hagel zu unterscheiden der ohne Behalter verschossen wurde Eine technische Weiterentwicklung ist hingegen das auf grossere Distanz wirkende Schrapnell Inhaltsverzeichnis 1 Entwicklung 2 Einsatz 3 Quellen 4 Literatur 5 Einzelnachweise 6 WeblinksEntwicklung BearbeitenDie Kartatsche wurde spatestens um 1449 entwickelt Schon vorher war aus Geschutzen Hagel verschossen worden der lose in den Geschutzlauf geschuttet wurde Dabei handelte es sich um groben Schrot aus gehacktem Blei Eisen oder Nageln Hagel war bereits seit Beginn des 15 Jahrhunderts oder noch fruher bekannt war aber nur auf wenige Dutzend Meter wirksam und kam darum im Enterkampf auf Schiffen oder gegen anmarschierende massierte Schutzen oder Schlachtreihen zum Einsatz Ein Kartatschenschuss reichte hingegen bis zu 500 Meter Die Kartatsche bestand aus einem Papier oder Stoffbehalter ahnlich einer nichtmetallischen Kartusche die mitverschossen wird der mit kleinen Stein oder Metallkugeln gefullt wurde Ladungen mit vielen kleinen Kugeln wurden als Beutelkartatsche mit wenigen grossen Kugeln als Traubenkartatsche bezeichnet Der Behalter besass einen Treibspiegel aus Holz Ende des 16 Jahrhunderts kamen Beutelkartatschen auf bei denen die Kugeln in verschnurten Zwilchbeuteln steckten Die Beutelkartatschen erhielten Halt durch eine zentral im Spiegel steckende Mittel Spindel Bei den Trauben oder Tannzapfenkartatschen wurden auf den Spiegel grossere und kleinere Kugeln mit Pech angeklebt und mit Leinwand bezogen oder ein zuvor genahter Sack aus Leinwand uber die Spindel gestulpt und anschliessend mit Kugeln befullt In beiden Fallen wurde die aussere Leinwand zur Stabilisierung mit einem starken Garn netzartig verschnurt Abschliessend bekam die Leinwand noch eine Impragnierung Taufe mit einer pechhaltigen Mischung um diese langfristig lagerfahig verwitterungsfest zu machen was gerade im maritimen Einsatz vonnoten war Die zur Zeit des Dreissigjahrigen Krieges vor allem durch die schwedischen Truppen bekannt gewordenen Lederkanonen waren ausschliesslich fur den Verschuss von Traubenhagelmunition vorgesehen Seit dem 17 Jahrhundert bestand der Behalter in der Feldartillerie aus Eisen oder Zinkblech Buchsenkartatsche Innerhalb dieser Behaltnisse wurden die Kugeln in eine Masse aus Gips Wachs oder Schwefel eingebettet Auch Kartatschenbehalter in Form eines mehrteiligen holzernen Treibkafigs sind bekannt und teilweise bis heute erhalten Eine besonders erwahnenswerte Form der Kartatsche hat sich in grosserer Stuckzahl bis heute in den Sammlungen der Burg Forchtenstein in Osterreich bewahrt Sie bestehen aus im Kalibermass geflochtenen Weidenkorben vergleichbar mit der Form von Schanzkorben welche an beiden Enden mit holzernen Scheiben verschlossen sind Die eigentliche Ladung besteht aus fast kugelformigen Glasabschnitten Glashagel In der Festungsartillerie wurden noch weitere zwei Jahrhunderte lang Beutelkartatschen eingesetzt Im spaten 19 Jahrhundert kam das in der Anfangsphase des Ersten Weltkrieges oft eingesetzte Schrapnell beziehungsweise die Granatkartatsche auf Bei diesen Geschossen werden die Kugeln erst im Zielbereich durch eine Treibladung nach vorn Richtung Ziel ausgestossen Sie waren vor allem gegen ungeschutzte Flachenziele wirksam Auch im Zweiten Weltkrieg waren fur einige Geschutze mittlerer Kaliber Kartatschen zur Nahverteidigung der Geschutzstellung verfugbar Die Bedeutung der Kartatsche ging bereits im 19 Jahrhundert mit der flachendeckenden Einfuhrung gezogener Laufe bei Infanteriegewehren und der dadurch steigenden Kampfentfernung zuruck Durch die Entwicklung von Schrapnell und Maschinengewehr wurden Kartatschen fast vollstandig verdrangt Eine moderne Waffe nach diesem Prinzip ist die US amerikanische 120 mm Patrone M1028 zur Bekampfung von nahen Zielen in Stadten Diese verschiesst etwa 1150 Wolframkugeln aus einer Glattrohrkanone 1 Auch fur die Artillerie im Kaliber 155 mm gibt es derartige Munition Diese stosst nach zuvor uber den Zeitzunder eingestellter Flugweite mehrere Tausend kleine flossenstabilisierte Pfeile von etwa 2 5 mm Durchmesser aus welche sich dann uber eine bestimmte Flache verteilen und gegen sogenannte weiche Ziele wie z B Infanterie wirksam sind Einsatz BearbeitenKartatschen werden von der Artillerie gegen ungedeckte Menschen sogenannte Weichziele eingesetzt Dies konnten angreifende Truppenverbande oder sonstige Bevolkerungsansammlungen sein In Festungen konnten damit Graben wirksam bestrichen werden Besonders verheerende Wirkung wurde durch einen Rikoschettschuss erzielt Die Kartatsche wurde in flachem Winkel vor den angreifenden Truppen gegen den Boden geschossen Die aus dem aufplatzenden Behalter in alle Richtungen abprallenden Kugeln sorgten fur mehr Verwundete und Tote als ein direkt treffendes Einzelgeschoss Die wirksame Reichweite betragt 300 bis 600 Meter Auf kurzerer Entfernung ist die Streuung zu gering auf zu grosse Entfernung lassen Durchschlagskraft und Feuerdichte nach Bekannte Einsatze sind zum Beispiel Schlacht bei Breitenfeld 1631 Schlacht bei Waterloo Schlacht von Solferino Juniaufstand 1848Der abwertende Beiname Kartatschenprinz wurde Prinz Wilhelm von Preussen dem spateren Konig und ersten Deutschen Kaiser Wilhelm I von Maximilian Dortu 1848 wegen seiner Forderung nach entschiedener militarischer Gewalt zur Niederschlagung der Marzrevolution beigelegt Quellen BearbeitenMariano di Jacopo gen Taccola De rebus militaribus Um 1449 Bayerische Staatsbibliothek Munchen clm 28800 Das Feuerwerkbuch von 1420 Hans Georg Schirvatt Kunst und Artillerie Buch Suddeutschland 1622Literatur BearbeitenAlfred Geibig Spreng und Streukorper Schneid und Trummerprojektile In Die Macht des Feuers ernstes Feuerwerk des 15 17 Jahrhunderts im Spiegel seiner sachlichen Uberlieferung Kunstsammlungen der Veste Coburg Coburg 2012 ISBN 978 3 87472 089 2 S 177 226 Georg Ortenburg Waffe und Waffengebrauch im Zeitalter der Einigungskriege Heerwesen der Neuzeit Abt IV Das Zeitalter der Landsknechte Bd 1 Bernard amp Graefe Koblenz 1990 ISBN 3 7637 5809 7 S 75 77 Militair Conversations Lexikon 1834Einzelnachweise Bearbeiten XM1028 120mm Canister Tank Cartridge Beschreibung und Bilder In GlobalSecurity org Abgerufen am 16 November 2021 englisch Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kartatsche Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kartatsche Munition amp oldid 230771072