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Knallquecksilber chemisch Quecksilber II fulminat ist das Quecksilbersalz der Knallsaure Es bildet in reinster Form farblose Kristalle Knallquecksilber ist giftig Es zerfallt schon bei geringer mechanischer oder thermischer Belastung und ist daher als Initialsprengstoff in Zundern verwendet worden StrukturformelAllgemeinesName KnallquecksilberAndere Namen Quecksilber II fulminat Quecksilberfulminat Quecksilberdifulminat QuecksilbercyanatSummenformel Hg CNO 2 1 Kurzbeschreibung weiss graues Pulver 2 Externe Identifikatoren DatenbankenCAS Nummer 628 86 4EG Nummer 211 057 8ECHA InfoCard 100 010 053PubChem 11022444Wikidata Q309033EigenschaftenMolare Masse 284 62 g mol 1Aggregatzustand festDichte 4 42 g cm 3 2 Schmelzpunkt explodiert oberhalb von 160 180 C 2 Loslichkeit wenig loslich in Wasser 100 mg l 1 bei 15 5 C 2 SicherheitshinweiseGHS Gefahrstoffkennzeichnung aus Verordnung EG Nr 1272 2008 CLP 3 ggf erweitert 2 GefahrH und P Satze H 200 331 311 301 373 410P MAK 0 1 mg m 3 2 Soweit moglich und gebrauchlich werden SI Einheiten verwendet Wenn nicht anders vermerkt gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Gewinnung und Darstellung 3 Eigenschaften 3 1 Physikalische Eigenschaften 3 2 Chemische Eigenschaften 3 3 Kristallstruktur 4 Sicherheitshinweise 5 Einzelnachweise 6 LiteraturGeschichte BearbeitenDas Knallquecksilber wurde wahrscheinlich bereits Ende des 17 Jahrhunderts von Kunkel von Lowenstern und anderen Alchemisten erstmals isoliert Die Herstellung aus Quecksilber Ethanol und Salpetersaure wird erstmals 1799 von dem Englander E Howard beschrieben Aufgrund seiner ausgepragten Initiierfahigkeit war Knallquecksilber seinerzeit der am weitesten verbreitete Initialsprengstoff Es wurde in Zundhutchen und Sprengkapseln verwendet Alfred Nobel setzte Knallquecksilber in Sprengkapseln zur Zundung von Dynamit ein Erst diese relativ sichere Zundmethode begrundete den breiten Erfolgskurs von Dynamit Sprengstoffen Allein im Deutschen Reich betrug die Jahresproduktion an Knallquecksilber Anfang des 20 Jahrhunderts etwa 100 t Inzwischen ist Knallquecksilber allerdings durch andere Stoffe ersetzt worden z B Bleiazid Gewinnung und Darstellung BearbeitenQuecksilberfulminat wird durch Umsetzung von elementarem Quecksilber oder Quecksilber II oxid mit konzentrierter Salpetersaure in Gegenwart von Ethanol hergestellt Die Synthese grosserer Mengen an Quecksilberfulminat erfordert strenge Sicherheitsvorkehrungen und darf nur durch ausgebildetes Fachpersonal erfolgen Zur Darstellung kleiner Mengen kann das 1901 von dem Italiener Angelico beschriebene Verfahren fur Silberfulminat benutzt werden Anstelle von Ethanol erfolgt die Umsetzung hier mit wassrigen Losungen von Malonsaure und Natriumnitrit Verunreinigungen durch Nebenprodukte konnen durch ein oder mehrmaliges Umkristallisieren aus Ammoniak Losung beseitigt werden Aus wassrigen Losungen kristallisiert Knallquecksilber als Hemihydrat Hg CNO 2 H2O aus 4 Eigenschaften Bearbeiten nbsp KnallquecksilberPhysikalische Eigenschaften Bearbeiten Quecksilberfulminat ist in heissem Wasser Ethanol und in Salpetersaure gut in kaltem Wasser hingegen nur schlecht loslich Chemische Eigenschaften Bearbeiten Bereits bei geringer mechanischer oder thermischer Belastung zerfallt Quecksilberfulminat explosionsartig Dabei entstehen elementares Quecksilber Stickstoff und Kohlenstoffmonoxid O N C H g C N O H g N 2 2 C O displaystyle mathrm ONC Hg CNO longrightarrow Hg N 2 2 CO nbsp Hierbei kann der Zerfall durch Verdammen oder Zunden grosserer Mengen leicht in eine Detonation v 5000 m s ubergehen Da bei der Explosion eine Wolke von atomarem giftigem Quecksilberdampf entsteht wird es als Sprengstoff heute nicht mehr verwendet Kristallstruktur Bearbeiten nbsp Knallquecksilber KristalleUntersuchungen zum Kristallgitter des Knallquecksilber wurden bereits in den 1930er Jahren durchgefuhrt Erst 2007 wurden klare Ergebnisse erzielt 5 Knallquecksilber liegt demnach orthorhombisch vor Die Hg Atome und die zwei umgebenen C Atome sind wie bereits vermutet linear angeordnet so dass die molekulare gestreckte Anordnung von O N C Hg C N O bestatigt wird Sicherheitshinweise BearbeitenQuecksilberfulminat ist ein Initialsprengstoff und daher besonders explosionsgefahrlich Es kann durch Zundquellen oder mechanische Einwirkung wie Reibung oder Stoss zur Explosion kommen aber auch durch die Einwirkung von Strahlung durch Trocknen oder Kontakt mit anderen chemischen Verbindungen wie beispielsweise Schwefelsaure Quecksilberfulminat ist giftig und umweltgefahrlich fur Wasserorganismen stellt es ein besonders hohes Gefahrenpotential dar Unter Wasser gelagert ist es nicht explosionsfahig und chemisch stabil Einzelnachweise Bearbeiten David R Lide Hrsg CRC Handbook of Chemistry and Physics 90 Auflage Internet Version 2010 CRC Press Taylor and Francis Boca Raton FL Properties of the Elements and Inorganic Compounds S 4 76 a b c d e f Eintrag zu Quecksilberfulminat in der GESTIS Stoffdatenbank des IFA abgerufen am 17 Februar 2017 JavaScript erforderlich Eintrag zu Mercury difulminate im Classification and Labelling Inventory der Europaischen Chemikalienagentur ECHA abgerufen am 1 Februar 2016 Hersteller bzw Inverkehrbringer konnen die harmonisierte Einstufung und Kennzeichnung erweitern Wissenschaft Online Lexika Eintrag zu Quecksilberfulminat im Lexikon der Chemie abgerufen am 11 Juli 2013 Beck Evers Gobel Oehlinger Klapotke The Crystal and Molecular Structure of Mercury Fulminate Knallquecksilber Z anorg allg Chem 2007 Bd 633 Nr 9 S 1417 1422 Literatur BearbeitenR Knoll Das Knallquecksilber und andere Sprengstoffe Survival Press Radolfz November 2001 ISBN 3 8311 2876 6 A Stettbacher Die Schiess und Sprengstoffe 2 Auflage Leipzig 1933 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Knallquecksilber amp oldid 237521783