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Dieser Artikel beschaftigt sich mit Feuerwaffentechnik Siehe auch Ruine Steinschloss Burg Steinenschloss Das Steinschloss auch Feuersteinschloss oder Batterieschloss oder Batterie Steinschloss von franzosisch battre schlagen 1 2 ist ein Auslosemechanismus Schloss fur Feuerwaffen des 17 19 Jahrhunderts Beim Steinschloss schlagt ein Feuerstein auf einen Feuerstahl und erzeugt so die zundenden Funken Es war der Nachfolger von Luntenschloss und Radschloss und wurde vom Perkussionsschloss abgelost Steinschloss mit Feuerstein in Sicherheitsrast bzw LaderastSteinschloss eines Geschutzes um 1820Animation zur Erzeugung des ZundfunkensFunken eines SteinschlossesFeuerstein aus dem 17 JahrhundertHahn mit DurchbruchSchlossgegenblechZwei Steinschlosse mit Funkenschutzblechen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Aufbau und Funktionsweise 3 Schlosstypen 4 Andere Nutzungen 5 Literatur 6 Einzelnachweise 7 WeblinksGeschichte BearbeitenSiehe auch Technik in der Renaissance Das Steinschloss wurde entwickelt da das ab dem 14 Jahrhundert verwendete Luntenschloss einige Nachteile hatte Es war wetterabhangig und um feuerbereit zu sein benotigte man eine glimmende Lunte die sich aber verbrauchte Erste Vorformen des Steinschlosses Schnappschloss Bezeichnung sowohl fur das fruhere Luntenschloss als auch fur das Batterie Steinschloss des 17 und 18 Jahrhunderts tauchten zwischen 1500 und 1520 auf die allerdings konstruktiv noch nicht ausgereift waren und noch nicht ausreichend zuverlassig funktionierten Beim spanischen Batterie Steinschloss oder Schnapphahnschloss befinden sich alle Teile aussen beim hollandischen innen Im fruhen 17 Jahrhundert wurde das System verbessert und es setzte sich das franzosische Schloss allmahlich durch Ab 1704 hatte es sich bei allen Armeen durchgesetzt und das Luntenschloss fast vollstandig verdrangt Lediglich die Kavallerie verwendete noch langer das spater entwickelte 3 Radschloss Spater wurde das Batterie Steinschloss auch bei der Kavallerie eingefuhrt da es billiger und pflegeleichter war Trotz der Verbesserung gegenuber dem Luntenschloss war das Steinschloss nicht optimal Es war immer noch witterungsempfindlich der Pfannendeckel half nur bedingt Nach etwa 40 Schuss war der Feuerstein abgenutzt und schlug nicht mehr genugend Funken Auch hielt die Feuerstahlflache der Batterie etwa 2 000 Schuss Danach musste die Batterie entweder komplett neu ersetzt oder durch Aufschweissen einer neuen Oberflache renoviert werden 4 5 In der Praxis ergab sich wegen den verschiedenen Einflussfaktoren durchschnittlich alle sieben Schusse ein Zundversager 6 Auch wenn es zur Zundung kommt kann die Zundzeit variieren Bei einem gut abgestimmten Steinschloss mit geeignetem Zundkraut sind es etwa 50 Millisekunden nur unwesentlich langer als beim spateren Perkussionsschloss ansonsten konnen es bis zur mehreren Zehntelsekunden sein 5 Im 19 Jahrhundert kam das zuverlassigere Perkussionsschloss mit Anzundhutchen auf und ersetzte schnell das Steinschloss Aufbau und Funktionsweise Bearbeiten nbsp Aussenseite1 Hahn mit unterer Hahnlippe2 Hahnschraube Lippenschraube Steinschraube3 Obere Hahnlippe4 Feuerstein5 Batterie Feuerstahl und Pfannendeckel 6 Pfanne7 Pfannendeckelfeder Batteriefeder nbsp Innenseite1 Schlossblech Innenseite2 Studel3 Abzugsfeder Stangenfeder4 Abzugsstange5 Nuss6 Hauptfeder Schlagfeder Beim ausgereiften franzosischen Schloss wurden moglichst viele empfindliche Komponenten auf die Innenseite des Schlosses verlegt Das Schlossblech dient dabei als Trager fur alle Anbauteile Auf der Aussenseite ist der drehbare Hahn mit dem Feuerstein die Pfanne sowie die drehbare Batterie befestigt 6 Fur den Hahn gab es zwei Varianten Vielfach gebrauchlich war der gebogene Schwanenhalshahn Diese Form erlaubte eine effektive Schlagwirkung hatte aber den Nachteil dass der gebogene Hahnhals ein Schwachpunkt war und der Hahn brechen konnte Die andere Variante war ein wesentlich stabilerer Hahn mit einer Durchbrechung Diese Variante war vor allem bei franzosischen Militarwaffen ublich 7 Der Feuerstein wird mit Hilfe eine Steinschraube im Hahn festgeklemmt 8 Eine Einlage meist aus Leder zwischen den Hahnlippen und dem Feuerstein verhindert das Zersplittern des Feuersteins beim Einklemmen 9 Die Batterie besteht aus der Schlagflache aus kohlenstoffhaltigem Stahl sowie dem Pfannendeckel aus einem Stuck Der Pfannendeckel wird von der Pfannendeckelfeder entweder geschlossen oder geoffnet gehalten Auf der Innenseite befindet sich die Haupt bzw Schlagfeder Die Nuss ein Fuhrungselement ist mit einer Vierkantwelle mit dem Hahn verbunden und an dem zwischen Schlossblatt und der Studel drehbar gelagert 6 Die Studel dient mit dem Schlossblatt als Lager fur die Vierkantwelle 10 Die Hauptfeder druckt auf einen Fortsatz der Nuss Die Nuss hat zwei Rasten welche in die Abzugsstange greift Die Abzugsfeder halt die Abzugsstange in eine der Rasten Alle drei Federn des Steinschlosses sind Blattfedern 5 Das Schloss wurde mit Schrauben von einem Schlossgegenblech am Schaft festgehalten 7 Das Zuruckziehen des Hahns durch den Schutzen dreht die Nuss und spannt somit die Schlagfeder Die Abzugsstange gleitet in die erste Raste die Ruherast Die Abzugsfeder halt die Abzugsstange in Raste und blockiert so die Bewegung der Nuss Zudem ist in der Ruherast der Abzug gesperrt und erlaubt somit ist ein sicheres Laden Ein vollstandiges Zuruckziehen der Hahns dreht die Nuss weiter spannt die Hauptfeder vollstandig und befordert die Abzugsstange in die Feuerrast der Nuss Die Waffe ist feuerbereit 6 Wird der Abzug betatigt dann gleitet die Abzugsstange entgegen der Kraft der Abzugsfeder aus der Raste und entriegelt die Nuss Die gespannte Schlagfeder dreht die Nuss samt dem Hahn kraftig Richtung der Batterie Der in den Hahn eingespannte Feuerstein trifft auf den Feuerstahl der Batterie Wahrend der Hahn den Feuerstein weiter nach unten dreht reibt sich dieser weiter am Feuerstahl erzeugt Funken gleichzeitig druckt diesen nach vorne und so offnete sich der an der Batterie befestigte Pulverpfannendeckel Die erzeugten Funken entzunden das Zundkraut in der Pfanne Das Zundkraut entwickelt eine Stichflamme und zundet durch das Zundloch die Treibladung 6 Bei dem Schlossmechanismus ist ein ausgewogenes Verhaltnis der Starke der Pfannendeckel und der Schlagfeder zueinander wichtig Ist die Pfannendeckelfeder zu schwach bzw die Schlagfeder zu stark dann schnappt der Deckel mit nur wenig Reibung des Feuersteins ohne genugend Funkenbildung auf Ist hingegen die Pfannendeckelfeder zu stark bzw die Schlagfeder zu schwach wird der Pfannendeckel nicht weit genug aufgeschlagen und schnappt zuruck Ausserdem nutzten sich Feuerstein und Schlagflache bei zu starker Pfannendeckel oder Schlagfeder unnotig schnell ab 5 6 Im Jahre 1704 entwickelte Gottfried Hantzsch aus Nurnberg ein konisches Zundloch Dabei rieselte das in den Lauf eingebrachte Pulver auf die Pfanne was den Schritt des manuellen Beschutten der Pfanne uberflussig machte Es gab aber auch Nachteile Ein konisches Zundloch brannte schneller aus d h es weitete sich mit der Zeit Auch liess es mehr Treibgas entweichen was zum einen die Treibkraft fur das Projektil minderte zum anderen den seitlich benachbarten Schutzen in der Formation belastigte 11 Spatere Steinschlosse verfugten manchmal uber ein Funkenschutzblech Das Schutzblech umhullte die Pfanne und sollte so Gesicht und Augen des Schutzen vor den Zundfunken schutzen 12 nbsp Innenansicht Schloss ist entspannt die Pfanne offen nbsp Innenansicht Schloss ist in Laderast bzw Sicherheitsrast Der Abzug kann jetzt nicht betatigt werden nbsp Innenansicht Schloss schussbereit gespannt Schlosstypen BearbeitenDas Steinschloss wurde in verschiedenen Varianten und Entwicklungsstufen verwendet Die erste Variante war das Schnappschloss oder auch Schnapphahnschloss Die Pfanne war mit einem Deckel verschlossen wie auch bei dem Luntenschloss die Batterie war aber noch separat Diese Schlosse besassen meist auch keine Laderast da die Sicherung durch Wegklappen der Batterie erfolgte und auch noch durch einen Pfannendeckel Das Miquelet Schloss oder auch a la catalana war eine Besonderheit aus Spanien Die Hauptfeder zum Auslosen des Hahns lag ausserhalb des Schlosses und die Batterie hatte oben einen geraden Abschluss sowie auf der Reibeflache meist vertikale Vertiefungen Zum leichteren Spannen war die Schraube fur den Feuerstein mit einem Ring versehen nbsp Schnappschloss nbsp Schwedisches Schloss nbsp Englisches Schloss mit Hakensicherung nbsp Franzosisches Schloss innen nbsp SteinschlossMiquelettypAndere Nutzungen BearbeitenAb 1780 wurden Schiffsgeschutze teilweise mit Steinschlossern ausgestattet Der Abzug erfolgte uber eine Abzugsleine Die Verwendung eines Steinschlosses war gefahrloser als die einer immer glimmenden Lunte 13 Einige fruhe Landminen wie Fougassen wurden mit Steinschlossen gezundet Steinschlosse wurden ebenfalls genutzt um Congreve sche Raketen zu starten 14 Literatur BearbeitenWilhelm Hassenstein Hermann Virl Das Feuerwerkbuch von 1420 600 Jahre deutsche Pulverwaffen und Buchsenmeisterei Neudruck des Erstdruckes aus dem Jahr 1529 mit Ubertragung ins Hochdeutsche und Erlauterungen von Wilhelm Hassenstein Verlag der Deutschen Technik Munchen 1941 DNB 579273407 S 161 und 169 178 Einzelnachweise Bearbeiten Brockhaus Kleines Konversations Lexikon funfte Auflage Band 1 Leipzig 1911 S 161 Zeno org Wilhelm Hassenstein Hermann Virl Das Feuerwerkbuch von 1420 600 Jahre deutsche Pulverwaffen und Buchsenmeisterei Neudruck des Erstdruckes aus dem Jahr 1529 mit Ubertragung ins Hochdeutsche und Erlauterungen von Wilhelm Hassenstein Verlag der Deutschen Technik Munchen 1941 S 161 und 169 178 Wilhelm Hassenstein Hermann Virl Das Feuerwerkbuch von 1420 600 Jahre deutsche Pulverwaffen und Buchsenmeisterei Neudruck des Erstdruckes aus dem Jahr 1529 mit Ubertragung ins Hochdeutsche und Erlauterungen von Wilhelm Hassenstein Verlag der Deutschen Technik Munchen 1941 S 161 zur Entwicklung der Handbuchsen Lunte Luntenschloss Batterie Steinschloss Radschloss 169 171 f und 176 178 M R Rosenberger K Hanne Vom Pulverhorn zum Raketengeschoss 1993 S 68 a b c d Wolfgang Finze Steinschloss Technik und Handhabung Books on Demand 2022 ISBN 978 3 7568 6656 4 S 12 22 Google Books a b c d e f Georg Ortenburg Waffe und Waffengebrauch im Zeitalter der Kabinettskriege Bernard amp Graefe 1986 ISBN 978 3 7637 5463 2 S 60 61 a b Heinrich Muller Das Heerwesen in Brandenburg und Preussen von 1640 bis 1806 Band 1 Die Bewaffnung Brandenburgisches Verlagshaus 1991 ISBN 3 327 01072 2 S 85 86 Technologisches Worterbuch in deutscher franzosischer und englischer Sprache 2 Auflage Verlag C W Kreidel 1869 S 232 Google Books Jaroslav Lugs Handfeuerwaffen Band I 1956 S 29 Moritz Thierbach Die geschichtliche Entwickelung der Handfeuerwaffen Band 1 Verlag Hockner 1886 S 67 Google Books Erich Haenel Alte Waffen Verlag R C Schmidt amp Company 1913 S 102 Google Books Martin Biddle Jonathan Hiller Ian Scott Henry VIII s Coastal Artillery Fort at Camber Castle Rye East Sussex English Heritage Publishing 2014 ISBN 978 1 84802 162 4 S 198 Google Books John Christopher The HMS Victory Story The History Press 2012 ISBN 978 0 7524 8510 2 S 29 1 British Rockets Fort McHenry National Monument and Historic Shrine archiviert vom Original am 3 April 2014 abgerufen am 14 Juni 2013 englisch Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Steinschloss Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Steinschloss Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Steinschloss auf Youtube Amazing slow motion flintlock musket firing auf Youtube Steinschloss Mechanismus mit Bildern in Englisch Technische Funktion des Steinschloss mit theoretischen Ansatzen Memento vom 24 September 2008 im Internet Archive Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Steinschloss amp oldid 236465738