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Dieser Artikel beschreibt das Vorderladergewehr fur die humoristische Zeitschrift siehe Die Muskete Die Muskete englisch musket franzosisch mousquet eigentlich Sperber in Anlehnung an die Form des Hahnes ist ein schweres langes Vorderladergewehr mit glattem zuglosem Lauf Ein Musketier mit Gabelmuskete im Dreissigjahrigen Krieg Inhaltsverzeichnis 1 Entwicklung 2 Funktionsweise 3 Taktik und Wirkung 4 Redensart 5 Museale Rezeption 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseEntwicklung Bearbeiten nbsp Luntenschlossmuskete samt Zubehor 1 Halfte 17 Jahrhundert HGM nbsp Eine Enfield Rifled Musket aus der Zeit des Amerikanischen Burgerkriegs wird fur den Film Gods and Generals abgefeuert nbsp Eine typische Muskete hier eine Brown Bess mit BajonettDie Muskete loste ab Ende des 16 Jahrhunderts schrittweise die Arkebuse als Infanteriewaffe ab und wurde im 18 Jahrhundert zur Hauptwaffe der Fusstruppen Musketiere Von der Arkebuse unterscheidet sich die Muskete hauptsachlich durch die grossere Lange die dem Geschoss eine hohere Mundungsgeschwindigkeit und dadurch gesteigerte Reichweite und Durchschlagskraft verlieh Oft war auch das Kaliber grosser welches damals jedoch noch nicht genormt war und auch bei Arkebusen beachtlich sein konnte Hoherwertige Musketen wurden im 17 Jahrhundert auch mit einem Radschloss versehen Bei den meisten erhaltenen Musketen aus der Zeit vor 1700 handelt es sich um kostbare Jagdwaffen mit dieser Art von Zundung z B in den Rustkammern zu Dresden Wien oder Madrid Nach Einfuhrung des Steinschlosses als sog Schnapphahnschloss im Lauf des 16 Jahrhunderts und dessen Weiterentwicklung als sog Batterieschloss im fruhen 17 Jahrhundert wurde der Name Flinte wegen des zur Zundung statt der Lunte verwendeten Feuersteins Flint gebrauchlich Die ersten modernen Massenfertigungen von Musketen wurden wesentlich durch die Bestimmungen des englischen Board of Ordnance und wenig spater von dem Franzosen Honore Le Blanc und dem Amerikaner Eli Whitney eingefuhrt Im englischen Sprachraum hielt sich die Bezeichnung musket fur ein langes grosskalibriges Vorderladergewehr mit glattem und sogar mit gezogenem Lauf rifled musket bis in die zweite Halfte des 19 Jahrhunderts Model 1861 U S Percussion Rifle Musket 1865 in den USA und Enfield Rifled Musket in Grossbritannien Siehe auch Technik in der RenaissanceFunktionsweise Bearbeiten nbsp Radschloss einer Muskete aus dem 17 JahrhundertFur einen Schuss wurde die Waffe mit Schwarzpulver dem kugelformigen Projektil und anfanglich mit einem Schusspflaster geladen und das Ganze mit dem Ladestock festgestopft Der Ladestock wurde meist in einer Scheide unter dem Lauf mitgefuhrt Wegen der starken Schmutzablagerungen des verwendeten Schwarzpulvers musste die Kugel kleiner sein als der Innendurchmesser des Laufes damit sie in diesen hineinrollen konnte Im Gefecht verzichtete man auf das Pflaster da man so schneller schiessen konnte Man liess die Kugel einfach in den Lauf fallen Am hinteren Ende des Laufes war aussen eine Zundpfanne angebracht welche durch eine Bohrung mit dem Innern des Laufes verbunden war Auf die Zundpfanne schuttete man ca 1 Grain 0 0648 Gramm feingemahlenes Schwarzpulver sogenanntes Zundkraut Das Zundkraut wurde beim Schuss mit einer brennenden Lunte bei den spateren Modellen mit Steinschloss durch die Funken des Feuersteins entzundet Die Flamme des Zundkrautes schlagt durch die Bohrung im Lauf bis zur Treibladung aus Schwarzpulver je nach Kaliber bis zu 160 Grain und zundet diese Durch die expandierenden Gase wird die Kugel aus dem Lauf getrieben Da eine Muskete ursprunglich bis zu 15 kg wog und man deswegen nicht freihandig schiessen konnte stutzte man sie beim Feuern auf die Gabel des Gabelstocks In spaterer Zeit wurden die Waffen leichter so dass sich die Verwendung einer Gabel im Laufe des 17 Jahrhunderts erubrigte Taktik und Wirkung Bearbeiten nbsp Historischer Einsatz Pikeniere flankieren die MusketiereSeit 1500 hatte sich in den europaischen Armeen die Verwendung von Handfeuerwaffen verbreitet Es handelte sich dabei im Feldgebrauch uberwiegend um Halbhaken oder Arkebusen Die Schutzen mussten auf Grund der geringen Feuerrate noch durch Pikeniere gegen die Kavallerie gedeckt werden Gegen Ende des 16 Jahrhunderts verbreiteten sich zum besseren Schutz vor Waffenwirkung der Feuerwaffen sogenannte schussfreie Brustharnische Helme und Tartschen die eine hohere Durchschlagskraft erforderlich machten Dieses fuhrte zur feldmassigen Verwendung von schweren Doppelhaken oder Musketen deren Gebrauch sich vorher auf den Festungskrieg beschrankt hatte Die Musketiere bildeten anfangs nur einen kleinen Teil der Schutzen Ihre Zahl wuchs jedoch mit der Zeit Nach der spanischen Ordonnanz von 1638 sollten die Musketiere ein Drittel der Schutzen betragen und sich an den beiden ausseren Enden der Schlachtformation aufstellen Die Pikeniere bildeten die Mitte und sollten ein weiteres Drittel der Gesamtstarke betragen Diese Zahlen waren jedoch nur theoretisch und wurden selten eingehalten Ein Musketier sollte nach dieser Ordonnanz 6 spanische Escudos im Monat erhalten ein Arkebusier 5 ein Pikenier 3 In anderen Armeen war es ahnlich In der ersten Halfte des 17 Jahrhunderts nahm der Anteil von Arkebusieren rapide ab Im Dreissigjahrigen Krieg war die Arkebuse praktisch nur noch als Bandelierarkebuse oder Karabiner als Reiterwaffe zu finden Wahrend des Dreissigjahrigen Krieges wurden die Musketen zuerst bei den Schweden auch leichter der Gabelstock fiel weg das Kaliber verringerte sich und die Waffe war jetzt eher leichter als fruhere Arkebusen Dennoch setzte sich die Bezeichnung Muskete durch Bis 1700 waren auf den Schlachtfeldern keine Pikeniere zur Deckung mehr zu finden die Erfindung des Bajonetts hatte sie uberflussig gemacht Aufgrund des glatten Laufes und der Kugelform des Geschosses ist die Treffgenauigkeit bei Entfernungen von uber 100 m vergleichsweise gering Durch die militarisch eingesetzte Rollkugel die zum leichteren Laden kleiner als der Laufdurchmesser ist und nicht gefuhrt wird wurde diese nochmals herabgesetzt Man hoffte durch eine hohe Anzahl an Schutzen dennoch die erforderliche Wirkung zu erzielen John Churchill Duke of Marlborough entwickelte die Taktik die feindlichen Truppen auf ca 75 Meter herankommen zu lassen um dann die gewunschte Wirkung durch Massenfeuer zu erreichen Von der Infanterie Friedrichs des Grossen ist bekannt dass sich die Kompanien im Feuer abwechselten um das Musketenfeuer stets aufrechtzuerhalten es feuerte zunachst die erste Kompanie dann die dritte wahrend die erste wieder lud danach die zweite wahrend die erste den Ladestock wieder an den Ort brachte zuletzt die vierte wonach sofort die erste Kompanie wieder anlegen konnte Da die Ladezeit von eminenter Bedeutung war fuhrte beispielsweise Preussen eine Muskete mit konischem Zundloch ein damit das Aufbringen des Zundkrautes auf die Pfanne entfallen konnte Bei Untersuchungen von gut dokumentierten Schlachten zwischen England und Frankreich unter Napoleon zum Beispiel in Spanien wurde ermittelt dass im Normalfall nur 5 7 aller abgegebenen Schusse eine Wirkung im Ziel hatten Daher kam man zu dem Schluss dass nur eine Steigerung der Feuergeschwindigkeit im Gefecht Vorteile bringen wurde Unter idealen Bedingungen ermittelte Trefferquoten waren 75 m 60 Treffer 150 m 40 Treffer 225 m 25 Treffer 300 m 20 TrefferEin preussischer Schiessversuch aus dem Jahr 1810 kam zu folgenden Ergebnissen Trefferzahl bei jeweils 200 Schuss Waffe 75 m 150 m 225 m 300 mGewehr 1780 a p 92 64 64 42Gewehr 1780 mod 150 100 68 42Preussisches Nothardt Gewehr M 1801 145 97 56 67Neupreussisches Infanteriegewehr M 1809 149 105 58 32Franzosische Muskete Modell 1777 151 99 53 55Britische Brown Bess 94 116 75 55Russisches Modell 1809 104 74 51 49Das Ziel hatte eine Hohe von 1 88 m bei einer Breite von 31 4 m Dies entsprach einer in Linientaktik kampfenden Infanteriekompanie zu drei Gliedern Auf jede Entfernung wurden 200 Schuss abgefeuert 1 Stress und Sichtbehinderung sich bewegende Ziele das Fehlen von Visiereinrichtungen sowie manchmal mangelnde Ausbildung erklaren die niedrigen Erfolgszahlen in den Schlachten Ungeachtet dessen bedeuteten 10 000 abgegebene Schusse 500 bis 700 Tote und Verwundete Weil die Genauigkeit bei Entfernungen von uber 100 m rapide abnahm war es zwingend notig moglichst viele Musketen gleichzeitig zum Einsatz zu bringen Im 18 Jahrhundert wurde dies uber lange zweigliedrige Aufstellungen Linienformationen erreicht in denen fast alle Soldaten gleichzeitig schiessen konnten Das setzte einen sehr hohen Grad an Disziplin und Ausbildung voraus Mit der franzosischen Revolution losten die Freiwilligen und Wehrpflichtigenheere die langer dienenden Berufssoldaten ab und der entsprechende Drill war nicht mehr moglich oder erwunscht Nur die britische Armee die weiterhin aus Berufssoldaten und Soldnern bestand verwendete die Lineartaktik weiter Die Franzosen setzten dagegen auf tief gestaffelte Kolonnen in denen die vordere Reihe immer wieder von dahinter stehenden aufgefullt wurde und so eine gleichbleibende Zahl von Musketen in Einsatz gebracht werden konnte Die Feuerkraft war zwar geringer als bei der Linearformation der Zusammenhalt und die Kraftekonzentration im Nahkampf jedoch erheblich grosser Napoleon und seine Generale setzten deshalb auch mehr auf direkte Konfrontation mit dem Bajonett nach einer artilleristischen Vorbereitung als auf einen ausgedehnten Feuerkampf der Infanterie Die von Napoleon mehrfach besiegten Gegner Preussen Osterreich und Russland kopierten weitgehend das franzosische Modell und kamen von der Linientaktik ab Diese wurde zuletzt nur noch von den Briten und den nach deren Vorbild aufgestellten portugiesischen und spanischen Truppen verwendet Bis Ende des 19 Jahrhunderts blieben grosse Truppenkontingente die sich in Schlachten gegenuberstanden auch die bestimmende Haupttaktik Die Verbreitung von gezogenen Vorderladern System Minie und Lorenz erhohte um die Jahrhundertmitte erheblich die Reichweiten So konnten nun Massenziele bis auf 1000 Schritt effektiv bekampft werden wahrend das bei glatten Vorderladern hochstens bis auf 300 Schritt moglich war 2 Die Einfuhrung von Hinterladern preussisches Zundnadelgewehr ab 1848 und andere Systeme ab 1860 und schliesslich von Repetiergewehren ab 1870 erhohte Reichweite und Feuergeschwindigkeit derart dass der Einsatz massierter Infanterieformationen zu extremen Verlusten fuhrte Gezogene Vorder und Hinterlader wurden jedoch nur zogerlich eingefuhrt Im Krimkrieg 1853 56 waren die russischen Einheiten noch mit glatten Musketen ausgestattet wahrend Briten und Franzosen uber gezogene Gewehre verfugten 1870 71 Deutsch Franzosischer Krieg wurden an Reserve und Milizeinheiten teilweise noch glatte Vorderlader ausgegeben in Kleinkriegen in Ubersee sogar noch spater Die eindeutigen Lehren aus den Einigungskriegen dem Amerikanischen Burgerkrieg dem Burenkrieg und dem Russisch Japanischen Krieg setzten sich jedoch sehr langsam durch und noch zu Beginn des Ersten Weltkrieges fanden massierte Infanterieangriffe in Linien oder Kolonnenformation statt Redensart BearbeitenDie Lunte welche auch bei damaligen Kanonen benutzt wurde war mit Chemikalien Bleiacetat getrankt und verbreitete daher beim Verbrennen einen sehr starken und markanten Geruch Dieser Geruch war einer der Grunde fur die Einfuhrung des Feuersteins zur Pulverzundung denn zusammen mit dem Glimmen der Lunte verriet er haufig einen geplanten nachtlichen Feueruberfall so dass das Uberraschungsmoment verlorenging Auf diese Tatsache ist die Redensart Jemand hat Lunte gerochen zuruckzufuhren Die spatere Redensart Die Flinte ins Korn werfen bezieht sich auf die unter den gerade in den Kriegen des 17 und 18 Jahrhunderts reichlich eingesetzten Soldnern weit verbreitete Verhaltensweise immer dann wenn es ernst wurde nicht zu kampfen sondern die eigene Haut zu retten und die Flinte wegzuwerfen Die Redensart etwas auf der Pfanne haben bezog sich auf den noch nicht abgegebenen Schuss das Zundkraut lag noch unverbrannt in der Zundpfanne und die Waffe war noch geladen Museale Rezeption BearbeitenIm Heeresgeschichtlichen Museum in Wien sind Musketen und Feuerwaffen aller Art und Epochen ausgestellt Besonders beachtenswert ist darunter eine Vitrine in der eine Luntenschlossmuskete aus dem Dreissigjahrigen Krieg samt dem originalen Zubehor wie Pulverflaschen sowohl fur grobes als auch feines Zundkraut Kugelgiessgerat Kugelzange Kugeln Musketengabel und Bandelier ausgestellt ist In einem Video wird den Besuchern die Funktionsweise der Luntenschlossmuskete veranschaulicht Weiterhin ist eine Figurine eines kaiserlichen Musketiers um 1620 ausgestellt 3 Von besonderem Interesse sind in diesem Bereich auch jene Drehbildstander die eine grosse Zahl von Kupferstichen Jakob de Gheyns zeigen Die Stiche entstammen dem Werk Waffenhandlung von den Rohren Musquetten und Spiessen einer in Den Haag entstandenen Anleitung zur Handhabung der fruhen Feuerwaffen Da der Soldat des 17 Jahrhunderts in der Regel Analphabet war musste ihm der Umgang mit dem leichten Handrohr der schweren Muskete und der Pike anhand von Bildern beigebracht werden 4 Im Grazer Landeszeughaus der grossten noch erhaltenen Rustkammer der Welt ist eine sehr grosse Anzahl von Musketen und Feuerwaffen aus dem 16 und 17 Jahrhundert ausgestellt In der Hofjagd und Rustkammer die dem Kunsthistorischen Museum Wien untersteht und in der Neuen Burg untergebracht ist sind fast alle westeuropaischen Fursten vom 15 bis ins fruhe 20 Jahrhundert mit Rustungen und Prunkwaffen vertreten Hier sind nicht jene Waffen ausgestellt die der gemeine Soldat in Verwendung hatte sondern Prunkwaffen mit feinsten Atzungen Gravuren Tauschierungen und Elfenbeinintarsien Darunter befinden sich mitunter auch recht kuriose Waffen wie etwa die Jagdgewehre Kaiser Ferdinands III der auf Grund eines Augenleidens seine Waffen mit einem Schornstein uber der Zundpfanne ausstatten liess In Emden hat sich in der Emder Rustkammer ein Zeughaus des 16 Jahrhunderts erhalten das vorwiegend Feuerwaffen des 16 und 17 Jahrhunderts prasentiert darunter zahlreiche Musketen Die Sammlung ruhmt sich nach Zahl und Art der Waffen einzigartig in Norddeutschland zu sein Literatur BearbeitenB P Hughes Feuerwaffen Einsatz und Wirkung 1630 1850 Ott Thun 1980 Georg Ortenburg Hrsg Heerwesen der Neuzeit Bernard amp Graefe Koblenz Band Abt 2 Bd 1 Waffe und Waffengebrauch im Zeitalter der Kabinettskriege 1986 ISBN 3 7637 5463 6 Band Abt 3 Bd 1 Waffe und Waffengebrauch im Zeitalter der Revolutionskriege 1988 ISBN 3 7637 5807 0 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Musketen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Muskete Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen http www preussenweb de waffen htm http www landesmuseum emden de 31 0 33Einzelnachweise Bearbeiten Torsten Verhulsdonk Carl Schulze Napoleonische Kriege Einheiten Uniformen Ausrustungen VS Books 1996 ISBN 3 932077 00 8 S 68 Georg Ortenburg Waffe und Waffengebrauch im Zeitalter der Einigungskriege Bernard amp Graefe ISBN 3 7637 5809 7 Manfried Rauchensteiner Manfred Litscher Hrsg Das Heeresgeschichtliche Museum in Wien Graz Wien 2000 S 11 Johann Christoph Allmayer Beck Das Heeresgeschichtliche Museum Wien Saal I Von den Anfangen des stehenden Heeres bis zum Ende des 17 Jahrhunderts Salzburg 1982 S 26 Normdaten Sachbegriff GND 4493678 3 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Muskete amp oldid 226355038