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Die Kolonnentaktik ist eine militarische Taktik die aus der Zeit der Franzosischen Revolution stammt und die bis dahin angewandte Lineartaktik erganzte und teilweise verdrangte Geschichte BearbeitenFur die aus Massenaufgeboten zusammengesetzten Heere der Ersten Franzosischen Republik war aus Mangel an Disziplin und Drill die Lineartaktik nicht anwendbar Anstatt der langen Linien wandte man deshalb geschlossene Kolonnen an in denen die ungeubten Mannschaften einen gewissen Halt fanden Mit den in mehreren Treffen hintereinander auftretenden Kolonnen verband man die aus dem Amerikanischen Unabhangigkeitskrieg bekannt gewordenen regellosen Schutzenschwarme Mit der wachsenden Grosse der Heere wurde bald eine Gliederung in Unterabteilungen notwendig Bei den Franzosen zuerst bildete sich die standige Truppeneinteilung in Divisionen heraus und diese wurden dann auch die strategische Einheit Napoleon fand diese Veranderungen zwar bereits vor doch erst nach zwei Siegen wurde sie allgemein anerkannt und nachgeahmt Auch brachte er die Kolonnentaktik erst dadurch zur vollen Wirkung dass er die Gefechtsreserve anwandte In Preussen wurde die Angriffskolonne oder Kolonne nach der Mitte die Normalgefechtsformation des Bataillons die durch eine schnelle Herstellbarkeit der Linie die Vorteile der Lineartaktik mit denen der Kolonnentaktik zu vereinigen suchte Zum Widerstand gegen die Kavallerie nahm die Kolonne nach der Mitte die Form des vollen Karrees an Im engeren Verband der meist sechs Bataillone starken Brigade wurden zwei bisweilen drei Treffen formiert wobei die Bataillonskolonnen desselben Treffens nebeneinander die Bataillone der verschiedenen Treffen aber auf die Zwischenraume der zwei vorderen Treffen gerichtet standen schachbrettformig en echiquier Die Einleitung des Gefechts erfolgte durch eine schwache Schutzenentwicklung vor der Front Ging die Brigade zum Angriff vor so fullten die Schutzen die Zwischenraume Intervalle zwischen den Bataillonen aus In der Praxis hatte eine Kolonne meist eine Frontbreite von ein bis zwei Kompanien was bedeutete dass etwa funfzig bis achtzig Manner nebeneinander und etwa neun bis zwolf Reihen hintereinander marschierten Dies bedeutete eine Frontbreite von ca 30 bis 60 Metern sowie eine Tiefe von ca 11 bis 14 Metern Eine Kolonne war an den Flanken weitaus weniger gefahrdet als eine Linie der Lineartaktik Zudem konnte ein Karree wesentlich schneller aus der Kolonne als aus der Linie gebildet werden Nachteile waren die oft hohen Verluste bei Treffern durch gegnerische Artillerie sowie die geringere Feuerkraft der Kolonne wenn diese auf in Linie aufgestellte Truppen traf Geoffnete und geschlossene Kolonne BearbeitenMan unterschied geoffnete von geschlossenen Kolonnen Bei einer geoffneten Kolonne hatten die hintereinander stehenden Teile so viel Abstand dass sie ohne weiteres zur Linie einschwenken konnten Je nach Verwendung sprach man von Marschkolonnen mit schmaler Front und grosser Tiefe Rendezvouskolonnen mit fast quadratischem Aufbau 2 Zuge Breite um grosse Massen auf kleinstem Raum zu versammeln diese waren auch sehr gut zum Angriff mit dem Bajonett und zur Bildung von quadratischen Karrees zur Abwehr von Kavallerie geeignet Manovrier und Gefechtskolonnen rechteckige Formationen 1 Zug Breite die vom fuhrenden Offizier leicht zu uberblicken und in alle Richtungen beweglich waren sie liessen sich rasch zur Linie umgruppieren und wieder zusammenziehen Kompaniekolonne mit verschiedenartiger Zusammenstellung namlichTiefkolonne alle Kompanien hintereinander Breitkolonne alle Kompanien nebeneinander Doppelkolonne je zwei Kompanien hinter und nebeneinander 1905 im deutschen Heer abgeschafft dd Regimentskolonnen bei denen alle Bataillone in Tiefkolonne nebeneinander aufgestellt waren sie diente bei der Infanterie nur zu Paradezwecken bei Kavallerie handelte es sich um die Aufstellung des Regiments mit den Eskadrons unmittelbar nebeneinander ohne Zwischenraum Halbkolonne bei der Kavallerie bei der sich die Zuge nur zur halben Breite decken Eskadronskolonne bei der Kavallerie wo sich die Zuge in jeweils drei Zugen Abstand nebeneinander aufstellen Kolonnenlinie nannte man die Formation bei welcher mehrere Truppenkorper in Kolonne in einer Reihe mit grosseren Abstanden nebeneinander standen Die Gruppierung in Kolonnen eroffnete auf dem Schlachtfeld eine bis dahin unbekannte Flexibilitat in der Fuhrung kleinerer Kampfverbande Wahrend die Kolonnenformation in den Napoleonischen Kriegen immer ein ganzes Bataillon umfasste ging man ab Mitte des 19 Jahrhunderts dazu uber Kompaniekolonnen zu bilden anfangs in Preussen dann allgemein Zunachst wandten jedoch nur zwei Kompanien von vier diese Taktik an wahrend die anderen beiden ein Halbbataillon als Reserve bildeten Durch die Kompaniekolonnen wurden die Truppen noch beweglicher und flexibler und waren weniger verwundbar gegenuber den immer schlagkraftiger werdenden Feuerwaffen Eine weitere Verbesserung erfolgte durch Einfuhrung von Tirailleuren die zum entscheidenden Element jedes Heers wurden Literatur BearbeitenHans Delbruck Geschichte der Kriegskunst im Rahmen der politischen Geschichte Teil 2 Die Neuzeit 4 Bande Berlin 1900 1920 Neuausgabe Walter de Gruyter Berlin 2000 ISBN 3 11 016886 3 Hein Das kleine Buch vom Deutschen Heere Lipsius amp Tischer Kiel und Leipzig 1901 Rory Muir Tactics and the Experience of Battle in the Age of Napoleon Yale University Press New Haven und London 1998 ISBN 978 0 300 08270 8 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kolonnentaktik amp oldid 235213800