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Die Treffentaktik ist eine militarische Taktik die eine bestimmte Form der Heeresaufstellung bezeichnet Dabei stehen die taktischen Korper Truppenteile so hintereinander dass sie Bewegungsfreiheit haben und sich unmittelbar unterstutzen konnen Die Taktik wurde vermutlich von Scipio etwa um 205 v Chr entwickelt und bis in die jungste Vergangenheit militarisch genutzt Romische Armee mit Hilfstruppen in drei Treffen gegliedert Das dritte hintere Treffen steht mit grosserem Abstand und dient als Reserve Die Legionskavallerie wird zuruckgehalten Inhaltsverzeichnis 1 Begriffserklarung und abgrenzung 2 Entwicklung der Treffentaktik 3 Verwendung im Laufe der Geschichte 3 1 Antike 3 2 16 und 17 Jahrhundert 3 3 18 und 19 Jahrhundert 3 4 20 Jahrhundert 4 LiteraturBegriffserklarung und abgrenzung BearbeitenAls Treffen werden taktisch zusammengehorige Truppenteile bezeichnet die eine gemeinsame Front bilden Je nach Abstand zum Feind werden sie als erstes zweites usw Treffen angesprochen Das erste Treffen steht dem Feind unmittelbar gegenuber die weiteren Treffen stehen entsprechend der Zahlenfolge dahinter Ein zweites Treffen ist im engeren Sinne keine Reserve da es durch seine Nahe zum ersten Treffen auch ohne besonderen Befehl zu dessen Unterstutzung antreten oder sogar ins Gefecht gezogen werden kann Es unterscheidet sich daher von der Reserve durch seine mangelnde Ungebundenheit und haufig auch durch die Festlegung auf die Unterstutzung des ersten Treffens Ein drittes Treffen subsidia wird demgegenuber in den meisten Fallen als echte Reserve anzusehen sein da es auch wenn die ersten beiden Treffen bereits gebunden sind noch zur freien Verfugung des Feldherren verbleibt Entwicklung der Treffentaktik BearbeitenBei der Schlacht an der Trebia 218 v Chr und vor allem bei der Schlacht von Cannae 216 v Chr war die ca 200 Jahre alte Manipeltaktik der Romer an ihre Grenzen gestossen und hatte ihre Unzulanglichkeiten deutlich gezeigt Oberhalb des Manipels gab es keine taktischen sondern nur administrative Korper Legion Das in Manipular Phalanx aufmarschierte romische Heer konnte sich ausschliesslich nach vorne entwickeln Wendungen zum Schutz der Flanken oder des Ruckens der Armee uberstiegen die Fahigkeiten der taktischen Einteilung Verwertbar fur die neue Entwicklung war hingegen die Einteilung der Soldaten in Hastaten Principes und Triarier Manipel die jeweils hintereinander aufmarschierten wobei die hinteren Abteilungen den Auftrag hatten Lucken in der Phalanx vor ihnen zu schliessen oder diese aufzunehmen Anregungen zur Entwicklung der Treffentaktik gab auch die Aufstellung der Afrikaner bei Cannae auf den Flugeln hinter der Kavallerie mit dem Auftrag erst in der Schlussphase einzugreifen und die Aufstellung des makedonischen Heeres bei Gaugamela Alexander hatte an beiden Flugeln kleinere selbststandige Abteilungen Scipio hatte erkannt dass fur einen Sieg gegen Hannibal ein Heer erforderlich war das auch wahrend der Schlacht nach allen Seiten Front machen konnte und aus dem Anmarsch auch Krafte gegen die feindliche Flanke vorschieben konnte In den Schlachten von Baecula 208 v Chr und Ilipa 206 v Chr hatte er bereits Versuche unternommen Flankenangriffe zu fuhren In der Schlacht auf den Grossen Feldern 203 v Chr fuhrte er die Treffentaktik erstmals erfolgreich vor um sie bei Zama 202 v Chr fur den kriegsentscheidenden Sieg einzusetzen Bemerkenswert ist auch die Tatsache dass Hannibal in dieser Schlacht ebenfalls eine Treffenaufstellung wahlte obwohl die taktische Idee gerade erst ein Jahr alt war Scipio hatte die organische Zusammengehorigkeit jeweils eines Hastaten Principes und Triarier Manipels aufgehoben und konnte dadurch die Principes und Triarier als zweites und drittes Treffen wahlweise zur Verstarkung des ersten Treffens zur Deckung von Flanken und Rucken oder durch seitliches Herausziehen zur Frontverlangerung als Abwehr von Uberflugelungsversuchen oder eigenen Stossen gegen die feindliche Flanke nutzen Die Nachteile die diese Entwicklung mit sich brachte nur noch halbe Tiefe der Phalanx dadurch weniger Druck schmalere Front bei gleicher Truppenmasse Fullen von Lucken in der Front durch den grosseren Abstand erschwert wurden durch die Vorteile einer standigen Reserve drittes Treffen und grosserer taktischer Beweglichkeit mehr als aufgewogen Die Erfindung dieser Taktik stellt einen der wichtigsten Meilensteine in der Entwicklung der Kriegskunst dar Verwendung im Laufe der Geschichte Bearbeiten nbsp Schlacht bei Lutzen 1632 Die Aufstellung in mehreren Treffen ist gut zu erkennen auch auf dem Schlachtplan nbsp Schlacht von Leuthen 1757 Beide Armeen sind in zwei Treffen gegliedert parallele Linien Die Treffentaktik wurde bis in die jungste Zeit in unterschiedlichen Formen aber stets nach der ursprunglichen Grundidee angewendet Aus diesem Grunde verbietet sich auch eine Auflistung der Schlachten in denen sie angewendet wurde Antike Bearbeiten Nach dem Sieg von Zama loste die neue Treffentaktik im romischen Heer die altere Manipeltaktik ab und blieb auch bei der spateren Entwicklung der Kohortentaktik organischer Bestandteil dieser neuen Kampfform Zunachst die Manipel spater die Kohorten wurden bevorzugt schachbrettartig aufgestellt Durch die Lucken konnten die Plankler sich bei Beginn der Schlacht zuruckziehen Das zweite Treffen konnte danach in die Lucken des ersten Treffens einrucken um die Front zu schliessen Die Flexibilitat des in mehrere Treffen gegliederten Heeres gestattete dem Feldherrn spatestens mit Aufkommen der Kohortentaktik auf jede Situation rasch und wendig zu reagieren Aus den hinteren Treffen konnten stets Abteilungen fur die Verstarkung der Front fur Stosse gegen die feindliche Flanke oder andere Auftrage herausgezogen werden 16 und 17 Jahrhundert Bearbeiten Die Spanier formierten ihre Terzios in der zweiten Halfte des 16 Jahrhunderts nach der Treffentaktik Die Abstande waren gegenuber dem romischen Vorbild grosser geworden Jedoch gehorte das Einrucken eines Folgetreffens in das erste Treffen ja auch nicht mehr zu seinen Aufgaben Die Terzios fuhrten ihren eigenen Kampf und erhielten die Unterstutzung aus den Folgetreffen durch Flankierungsbewegungen oder Flankenfeuer nicht aber durch unmittelbare personelle Unterstutzung Ende des 16 Jahrhunderts nahmen die Niederlander im Achtzigjahrigen Krieg die Treffentaktik wieder auf Oranische Heeresreform Die Armee gliederte sich in Vorhut Hauptmacht und Nachhut jede dieser Einheiten zu zwei bis drei Treffen im Schachbrettmuster auch die Kavallerie wurde einbezogen Die grossen Erfolge der Niederlander z B Schlacht von Nieuwpoort 1600 gegen die zahlenmassig meist uberlegenen Spanier fuhrten dazu dass die protestantischen Staaten Norddeutschlands die Treffentaktik ebenfalls wieder einfuhrten In den Schlachten des Dreissigjahrigen Krieges war die Treffentaktik bereits dominierend geworden Gepragt durch die Schweizer Eidgenossen wahlten die Treffen der Infanterie zunehmend die taktische Formation des Gevierthaufen als Hauptelement der Schlachtordnung in allen europaischen Armeen 18 und 19 Jahrhundert Bearbeiten Bei der Lineartaktik gehoren mehrere Treffen bereits zu den Wesensmerkmalen Gewohnlich werden zwei Treffen gebildet die aus zwei parallelen Linien bestehen wobei jede Linie ein Treffen reprasentiert Der Zwischenraum wird an den Flanken durch besonders dazu abgestellte Abteilungen Bataillone geschlossen und gedeckt Haufig sind die Bataillone des zweiten Treffens nun wieder angewiesen im ersten Treffen entstehende Lucken zu schliessen womit die Treffentaktik zu ihren Ursprungen zuruckkehrt Mit Entwicklung der Kolonnentaktik im Gefolge der Franzosischen Revolution entfernte man sich von der Treffenaufstellung zugunsten der Bildung einer eindeutigen Reserve Aber das wurde in der Mitte des 19 Jahrhunderts wieder ruckgangig gemacht Die Gliederung in Treffen wurde durch alle Gliederungsebenen vom Regiment bis zum Korps gefuhrt wobei teilweise die Begriffe Treffen und Reserve ineinander verschwammen Wahrend die Bataillone im zweiten Treffen der Regimenter auch im strengen Massstab als Treffen anzusprechen waren konnte eine Division im zweiten Treffen eines Armeekorps je nach Lage als Reserve oder als Treffen angesehen werden 20 Jahrhundert Bearbeiten Als Beispiel fur die Gliederung von Armeen in Treffen des Ersten Weltkriegs kann die Schlacht von Karfreit auch als 12 Isonzoschlacht bekannt gelten Literatur BearbeitenGeorg Ortenburg Waffe und Waffengebrauch im Zeitalter der Landsknechte Reihe Heerwesen der Neuzeit ISBN 3 7637 5461 X Einzelband oder ISBN 3 8289 0521 8 Reihe Band Waffen der Landsknechte John Warry Warfare in the Classical World University of Oklahoma Press Norman 1995 ISBN 0 8061 2794 5 Hans Delbuck Geschichte der Kriegskunst Das Altertum Nachdruck der ersten Auflage von 1900 Nikol Verlag Hamburg 2003 ISBN 3 933203 73 2 Peter Connolly Greece and Rome at War Der Kleine Pauly Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Treffentaktik amp oldid 225478230