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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Phalanx Begriffsklarung aufgefuhrt Als Phalanx gr falag3 phalanx fur Baumstamm Walze Rolle oder Schlachtreihe der Plural des Wortes lautet Phalangen wird eine dichtgeschlossene lineare Kampfformation schwerbewaffneter Infanterie mit mehreren Gliedern bezeichnet Der Begriff bezieht sich vor allem auf die im antiken Griechenland ubliche Schlachtformation in der die Hopliten eine Wand aus Schilden bildeten wobei die rechte Seite jedes Schwerbewaffneten durch den Schild des Nachbarn gedeckt wurde Es wurde in Zugen mit zwei Dutzend Mannern marschiert in der Regel zu dritt nebeneinander und acht Mann tief mit dem Speer uber der rechten Schulter Seit dem 16 Jahrhundert findet sich der Begriff auch in Ubersetzungen antiker Schriftsteller und in der Fachliteratur seit dem 18 Jahrhundert aus dem Lateinischen ubernommen auch um geschlossene Reihen oder Fronten zu bezeichnen Sumerische Phalanx um 2440 v Chr auf der Geierstele Inhaltsverzeichnis 1 Ursprunge 2 Archaisches und klassisches Griechenland 3 Makedonische Phalanx 4 Romische Armee 5 Nachfolgende verwandte Formationen 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseUrsprunge BearbeitenInzwischen wird mehrheitlich angenommen dass die Phalanx bereits in vorgriechischer Zeit bekannt war und als Schlachtgliederung fur die Infanterie benutzt wurde Die auf das Jahr 2440 oder 2430 v Chr datierte Geierstele des Konigs Eanatum aus Lagasch zeigt auf mehreren Bruchstucken dichtgeschlossene Kampfer zu Fuss die mit Schild und Lanze bewaffnet vorgehen Demnach ware die Phalanx bereits in den sumerischen Reichen entwickelt und eingefuhrt worden 1 Archaisches und klassisches Griechenland Bearbeiten nbsp Phalanx der klassischen Zeit noch mit kurzer Lanze moderne Zeichnung Im griechischen Altertum leitete die Phalanx den Ubergang von Einzel zu Formationskampfen ein Sie wurde von den Spartanern wahrscheinlich im 7 Jahrhundert v Chr eingefuhrt und bestand aus gepanzerten Hopliten die mit einer ursprunglich etwa zwei Meter langen spater immer langeren bis zu 7 Meter Lanze bewaffnet waren Diese Lanze war oftmals auch noch mit einer Bronzespitze am unteren Ende des Schaftes versehen Diese diente dazu im Falle eines feindlichen Kavallerieangriffs die Lanze in den Boden zu rammen Dadurch bot sie den Reitern grosseren Widerstand als wenn sie von einem Soldaten gehalten wurde und schuf so ein nahezu unuberwindbares Hindernis Ausserdem konnte die hintere Spitze als Sekundarwaffe benutzt werden falls die Lanze brach oder im Falle dass die Lanze noch ganz war dazu verwendet werden auf gesturzte Gegner einzustechen die man in der Vorwartsbewegung uberging Die Phalanx war eine geschlossene lineare Formation die sich aus mehreren Gliedern von Hopliten zusammensetzte nbsp Korinthischer Bronzehelm aus dem 5 Jh v Chr typischer griechischer Schutzhelm in der PhalanxUrsprunglich war die Phalanx vermutlich 8 Glieder in offener und 4 Glieder in geschlossener Ordnung tief Spater hatte die Aufstellung gewohnlich eine Tiefe von 7 bis 12 Mann Ein Problem der linearen Aufstellung mit phalanx typischer Bewaffnung und Ausrustung war das Bestreben jedes Phalangiten seine ungeschutzte rechte Seite in den Schutz des Schildes seines rechten Nebenmannes zu bringen Dadurch hatte die Phalanx griechischer Pragung eine deutliche Tendenz sich nach rechts zu ziehen Die Gemeinsamkeit der griechischen Heere in diesen Gewohnheiten fuhrte dazu dass sich wahrend der Schlacht beide Phalangen parallel gegen den Uhrzeigersinn drehten Der wegen seiner elitaren Besetzung kampfkraftigere rechte Flugel siegte gewohnlich gegen den ihm gegenuberstehenden entsprechend weniger kampfstarken linken Flugel des Gegners Theoretisch war es also denkbar dass jeweils beide rechten Flugel den ihnen gegenuberstehenden Flugel schlugen und dadurch fur den Stoss in den Rucken oder die tiefe Flanke des Gegners frei wurden Deshalb trug auch in der Schlacht die Armee den Sieg davon der es als erster gelang auf ihrem rechten Flugel zu siegen Sobald dies geschehen war raumte der Gegner ublicherweise freiwillig das Feld und liess es nicht zum Aussersten kommen In klarer Erkenntnis dieser Zusammenhange wandelte der thebanische Feldherr Pagondas in der Schlacht von Delion 424 v Chr seine Phalanx so ab dass er seinen rechten Flugel auf eine Rottentiefe von 25 Mann verstarkte Dadurch sollte es moglich sein rechts so rasch vorzustossen und den linken Flugel des Feindes zu zerschmettern dass diesem keine Moglichkeit gelassen wurde in vergleichbar kurzer Zeit selbst zu einem Erfolg auf dem anderen Flugel zu kommen Funfzig Jahre spater erweiterte Pagondas Landsmann Epaminondas diesen taktischen Ansatz zu einer vollig neuartigen Schlachtordnung die als Schiefe Schlachtordnung in die Geschichte einging und zu den bedeutendsten taktischen Entwicklungen gezahlt wird In der Schlacht bei Leuktra drehte Epaminondas das klassische Konzept der Phalanx um und stellte seine besten Kampfer auf den linken statt den rechten Flugel Ausserdem verstarkte er diesen Flugel auf eine Rottentiefe von 50 Mann Infolgedessen stiessen in der Schlacht von Leuktra erstmals die Eliten zweier Armeen direkt aufeinander Die extreme Tiefe seines linken Flugels sollte einen sicheren und schnellen Sieg uber den feindlichen Angriffsflugel gewahrleisten Gleichzeitig hielt er seinen ausnahmsweise weniger kampfstarken rechten Flugel zuruck und liess ihn nicht ins Gefecht eingreifen woher die Schlachtordnung auch ihre Bezeichnung schief erhielt die Heere prallten nicht parallel sondern im spitzen Winkel aufeinander Makedonische Phalanx Bearbeiten Hauptartikel Makedonische Phalanx Die nachste Weiterentwicklung der Phalanx geschah unter dem makedonischen Konig Philipp II Die militarischen Erfolge der Makedonen im 4 Jahrhundert v Chr wurden unter anderem durch ihre Weiterentwicklung der Phalanx Taktik begrundet Die makedonischen Phalangiten trugen lediglich leichte Rustungen wodurch sich das makedonische Heeresaufgebot stark vergrosserte Ein Grossteil der makedonischen Infanterie die Gefahrten zu Fuss Pezhetairen war mit einer uber funf Meter langen Lanze der Sarissa ausgerustet Damit gesturzte Gegner sich nicht wieder aufrichten konnten stachen die hinteren Reihen der Pezhetairen beim Vorrucken mit dem ebenfalls spitzen unteren Ende ihrer Sarissa auf sie ein Nach dem Tod Alexanders 323 v Chr entbrannten die Diadochenkriege in denen Sarissen mit einer Lange von bis zu 7 Metern zum Einsatz kamen Fur den Nahkampf waren die Phalangiten mit einem Kurzschwert bewaffnet Da sie im Schwertkampf aber kaum ausgebildet waren und ihre Starke im Kampf mit den Langwaffen lag vermieden sie den Nahkampf moglichst Besonders drastisch zeigte sich dies bei der Schlacht von Pydna als die makedonische Phalanx im unebenen Gelande ihren Zusammenhalt nur unzureichend wahren konnte In die entstehenden Lucken stiessen die auf den Nahkampf spezialisierten romischen Soldaten und vernichteten die makedonische Phalanx Die Flucht aus einer Phalanx war nahezu unmoglich Romische Armee BearbeitenAhnlich wie zunachst die Griechen kampften die Romer in der Schlacht in zahlreichen Einzelkampfen Unter griechischem Einfluss ging man in der Romischen Armee im Zuge der Servianischen Heeresreform dazu uber in geschlossener Schlachtlinie zu kampfen Die Phalanx siehe auch Classis der romischen Infanterie war zunachst nach der Panzerung und Bewaffnung der Soldaten gestaffelt mit den schwer gepanzerten Kampfern in den ersten Reihen und den leicht gepanzerten in den letzten Reihen Spater ging man dazu uber die Legionare nach Erfahrung zu staffeln die Erfahrensten Triarier als Ruckhalt nach hinten Treffentaktik Neben dieser unbedeutenderen Anderung wurde ein Grundmangel der Phalanx durch die Romer beseitigt Um das Jahr 400 v Chr fuhrten sie die Manipular Phalanx Manipeltaktik ein die nicht mehr so starr und unbeweglich war wie ihr griechisches Vorbild Zwar hatten auch schon die Griechen zwischen ihren Heeresabteilungen Lochoi kleine Zwischenraume gelassen die im Falle drohender feindlicher Einbruche rasch geschlossen werden konnten die Romer nutzten die bislang lediglich administrative Einheit des Manipels nun aber auch taktisch Die Manipel standen etwa schachbrettartig jedoch so dass die Lucken in der Front der vordersten Manipel fur die dahinter stehenden zu schmal waren aber breiter als in Griechenland Dadurch wurde einerseits das Rechtsziehen der Gesamtphalanx verringert Andererseits erhielten die Frontmanipel Bewegungsfreiheit da sie keine Stosse in die Flanke mehr befurchten mussten Sobald eine ausreichend grosse Lucke entstanden war ruckte ein Folgemanipel sofort in diese ein und schloss damit die Front wieder Die Romer hatten die Phalanx dadurch von ihrer Starrheit befreit und wie Delbruck es ausdruckte mit Gelenken versehen 200 Jahre spater wurde das Konzept durch Einfuhrung der Treffentaktik weiter verfeinert Neben der Unbeweglichkeit waren weitere Hauptprobleme der griechischen Phalanx ihre Anfalligkeit gegen Angriffe aus der Flanke und ihre weitgehende Unfahigkeit zur Verfolgung des geschlagenen Gegners Beide Probleme wurden durch die Treffentaktik gelost Vereinfacht dargestellt standen mehrere Manipular Phalangen hintereinander die sich einerseits durch Schliessen von Lucken unterstutzen konnten aber auch fur den Kampf in den Flanken oder als Reserve zum Beispiel zur Verfolgung verfugbar waren Weitere 100 Jahre spater erreichte die Phalanx mit der Kohortentaktik das Ende ihrer Entwicklung In der Kohorte als taktischem Korper hatten die Romer unter Beibehaltung der vorangegangenen Entwicklungsschritte einen selbststandigen Verband der sowohl mit anderen Kohorten die Phalanx bilden konnte als auch alleine dazu fahig war und eingesetzt werden konnte Daruber hinaus stand mit der Kohorte ein ausreichend grosser militarischer Korper fur eine Vielfalt militarischer Aufgaben zur Verfugung Die Phalanx war damit zu einem komplexen Organismus geworden der nach Bedarf erweitert oder aufgelost werden konnte ohne seinen taktischen Wert zu verlieren Nachfolgende verwandte Formationen Bearbeiten nbsp Gemischte Piken und Arkebusenformation in einer Schlacht des 17 JahrhundertsVon der Volkerwanderungszeit bis zum Spatmittelalter schwand die Infanterie im Sinne geordneten Fussvolks von den Schlachtfeldern Erst die Schweizer griffen die Idee der Phalanx nach dem makedonischen Muster wieder auf Es gibt jedoch einige gravierende Unterschiede zwischen Phalanx an sich oder auch speziell makedonischer Phalanx und schweizerischem Gewalthaufen Der Gewalthaufen bestand aus einer Mischung verschiedener Waffentrager Zwar hatten die aussen marschierenden Kampfer den Langspiess der an die Sarisse erinnert dazwischen standen aber Kampfer mit Kurzwaffen Spater traten Fernwaffentrager Armbrustschutzen Arkebusiere Musketiere unmittelbar in den Verband des Gewalthaufens Diese Mischung von Bewaffnungen hatte es in klassischen Phalangen nicht gegeben Bogenschutzen und ahnliche waren nie Bestandteil der Phalanx Ein weiterer Unterschied lag darin dass die Gewalthaufen nicht beliebig breit gemacht wurden sondern entweder ein ausgewogenes Verhaltnis von Breite zu Tiefe hatten oder mehr Tiefe als Breite besassen Dafur wurden mehrere Gewalthaufen meist drei hintereinander gestaffelt vorgefuhrt die sich gegenseitig unterstutzten und auch Flankenschutz gewahrten sofern diese Aufgabe nicht von Reiterei wahrgenommen werden konnte Insofern ist es richtig dass diese Formationen nicht als Phalanx bezeichnet werden Auch die noch spater folgende Lineartaktik und Kolonnentaktik stellen grundlegend andere Konzepte dar als die Phalanx selbst wenn die Kolonnen stellenweise an die romische Kohortentaktik erinnern Siehe auch BearbeitenPezoi Romische Kampftechnik SchiltronLiteratur BearbeitenPeter Connolly Greece and Rome at War Macdonald London 1981 ISBN 0 356 06798 X Hans Delbruck Geschichte der Kriegskunst Das Altertum Von den Perserkriegen bis Caesar Nachdruck der ersten Auflage von 1900 Mit einem Vorwort von Ulrich Raulff und einer Einleitung von Karl Christ Nikol Verlag Hamburg 2003 ISBN 3 933203 73 2 Victor Davis Hanson Der Krieg in der griechischen Antike Brandenburgisches Verlags Haus Berlin 2001 ISBN 3 89488 140 2 Weltgeschichte des Krieges Georg Ortenburg Siegfried Fiedler Heerwesen der Neuzeit Bechtermunz Augsburg 2002 ISBN 3 8289 0521 8 Herbert Schwarz Gefechtsformen der Infanterie in Europa durch 800 Jahre Schwarz Munchen 1977 John Warry Warfare in the Classical World An illustrated Encyclopedia of Weapons Warriors and Warfare in the ancient Civilisations of Greece and Rome University of Oklahoma Press Norman OK 1995 ISBN 0 8061 2794 5 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Phalanx Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen nbsp Commons Phalanx Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Jona Lendering Phalanx In Livius org englisch Einzelnachweise Bearbeiten Richard A Gabriel Karen S Metz From Sumer to Rome The Military Capabilities of Ancient Armies Greenwood Press New York NY u a 1991 ISBN 0 313 27645 5 Contributions in Military Studies 108 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Phalanx amp oldid 236378062