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Ein Gewalthaufen bezeichnet die Hauptformation des Gevierthaufens der vom Mittelalter bis in die fruhe Neuzeit in Europa effizientesten und allgemein verbreiteten massiven Schlachtordnung Weitere Bestandteile des Gevierthaufens waren die Vorhut und die Nachhut 1 Der eidgenossische Gewalthaufen in der Schlacht bei DornachDer Begriff wird zunachst vor allem auf die Formationen der Schweizer Eidgenossen wahrend ihrer Kriege gegen Habsburg und Burgund im Spatmittelalter angewendet und zwar in erster Linie ab der Mitte des 15 Jahrhunderts als sie Pikeniere in ihrem Bauernheer einfuhrten Diese bildeten einen schutzenden Rahmen um die restlichen Nahkampfer mit ihren Hellebarden und anderen Waffen Sie sollten die Lanzenangriffe der Ritter abwehren und gegnerische Infanterie mithilfe der uberlegenen Reichweite ihrer Piken uberwaltigen Anschliessend sollten die anderen zwischen den Reihen nach vorne sturmen und den Feind vernichten Die mit Feuerwaffen ausgerusteten Krieger kampften ausserhalb der Formation als Tirailleure Meist bildeten die Schweizer drei Haufen Vorhut Gewalthaufen als Hauptmacht und Nachhut Die deutschen Landsknechte ubernahmen um 1500 als erste diese Taktik Bei ihnen war die Formation aber tiefer und umfasste jetzt mehr Pikeniere als andere Nahkampfer Allerdings blieben vorerst eine grosse Anzahl von Hellebardieren sowie eine kleine Elite von Zweihandschwertkampfern erhalten Ausserdem war der Haufen geschichtet d h er unterteilte sich in flache manchmal nur sechs Glieder tiefe Formationen welche mit etwas Abstand hintereinander gestellt wurden Jede hatte vorne und an den Flanken die hinterste auch hinten Pikeniere hinten oder in der Mitte standen die anderen So konnte der Haufen auch dann noch effektiv eingesetzt werden wenn die vordersten Reihen der Pikeniere durchbrochen waren Vor allem in Spanien wurden haufig Rondartschiere statt anderer Nahkampfer eingesetzt Diese trugen runde gewolbte Schilde Tartschen aus massivem Stahl an denen Arkebusenkugeln welche aus uber 100 m Entfernung abgefeuert wurden abprallen sollten Mit diesen konnten sie die Pikeniere bei Beschuss schutzen Nach dem Zusammenprall mit dem Gegner ubernahmen sie die Rolle der Hellebardiere ihre Waffe war der Degen Vor der Mitte des 16 Jahrhunderts entwickelte sich in Spanien das Tercio welches vorbildhaft werden sollte Die Pikeniere standen jetzt wieder weniger tief also in etwa quadratisch Die Schichtung wurde zusammen mit den ubrigen Nahkampfern abgeschafft Die Kommandeure Fahnentrager und Musiker die bisher zwischen diesen standen wurden jetzt in einem Hohlraum im Innern des Haufens aufgestellt An den Flanken oder uberhaupt drumherum wurden Schutzen mit Arkebusen aufgestellt die im Kontermarsch feuerten An den Ecken wurden erstmals Musketiere aufgestellt Diese wurden immer zahlreicher ab etwa 1600 begannen sie die bereits zuruckgegangenen Arkebusiere endgultig zu verdrangen Im spaten 16 Jahrhundert wurden mehrere Tercios in einer Treffentaktik nach dem Muster 1 2 1 oder 2 3 2 zur spanischen Brigade aufgestellt Ausserdem gab es Aufstellungen bei denen der Hohlraum grosser war so dass sich die flacher aufgestellten Arkebusiere dorthin zuruckziehen konnten Um dabei die Ordnung der Pikeniere nicht zu storen wurden diese bald in mehrere Segmente eingeteilt sodass sich die Formation offnen konnte Diese Taktik wurde in den Turkenkriegen angewandt um die Schutzen vor der leichten flexiblen Kavallerie der Osmanen und ihrer Verbundeten zu schutzen In der zweiten Phase des Achtzigjahrigen Krieges ab 1621 wurden die gefurchteten spanischen Tercios von den aufstandischen Niederlandern die zahlenmassig unterlegen die Vorteile ihrer viel starker gegliederten Treffentaktik ausnutzen konnten immer haufiger in Bedrangnis gebracht oder besiegt Die Schlacht bei Rocroi am 19 Mai 1643 die in einer verheerenden Niederlage der Spanier gegen Frankreich endete markiert das Ende dieser taktischen Formation die sich als uberholt erwies Trotzdem wurden Schlachthaufen nach Vorbild des Tercio in den katholischen Armeen bis weit uber den Dreissigjahrigen Krieg hinaus eingesetzt allerdings zunehmend erganzt oder ersetzt durch die moderneren Regimenter Einzelnachweise Bearbeiten Worterbuch zur deutschen Militargeschichte Bd 1 A Me Militarverlag der Deutschen Demokratischen Republik Berlin 1985 ISBN 3 327 00239 8 S 254 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gewalthaufen amp oldid 212939286