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Als Ordonnanz wurden im 16 und 17 Jahrhundert die Gefechtsaufstellungen des Fussvolks teilweise auch die Aufstellung des gesamten Heeres bezeichnet Ursprunglich vom franzosischen Begriff fur die dazu erlassene Anordnung stammend galt der Begriff bald auch fur die eigentliche Gefechtsordnung Mit dem Niedergang der Ritterheere und dem Wiederaufstieg des Fussvolks ab Mitte des 15 Jahrhunderts kam es zu einschneidenden Veranderungen in der europaischen Taktik Die neuartigen Festlegungen fur die Aufstellung und das Zusammenwirken der verschiedenen Truppenkorper im Gefecht wurden als Ordonnanz bezeichnet Je nach Herkunftsland in dem die Gefechtsordnung entwickelt und eingefuhrt wurde werden die Ordonnanzen unterschieden Inhaltsverzeichnis 1 Schweizer Ordonnanz 2 Spanische Ordonnanz Tercio 3 Niederlandische Ordonnanz 4 Schwedische Ordonnanz 5 Preussische Ordonnanz 6 Franzosische Ordonnanz 7 Siehe auch 8 LiteraturSchweizer Ordonnanz BearbeitenIn der Schweizer Ordonnanz wurde die taktische Aufstellung der Landsknechte und das Zusammenwirken von Pikenieren und Hellebardieren im Gevierthaufen geregelt Sie war die erste Ordonnanz dieser Art und sah noch keine Regelungen fur das Zusammenwirken mit Musketieren oder Arkebusieren vor Der Gevierthaufen bestand aus der Vorhut den Gewalthaufen als starksten Truppenkorpern und der Nachhut Die Einfuhrung von Feuerwaffen fur einzelne Soldaten Pistolen Gewehre insbesondere ihre technische Verbesserung im 16 Jahrhundert und vor allem die Einfuhrung der Muskete fuhrten zu einer weiteren grundlegenden Anderung in der europaischen Landkriegs Taktik Insbesondere die Einfuhrung von Pistolen fur die Kavallerie machte es den Reitern moglich auf Pistolenschussweite an die Gewalthaufen heranzureiten und in sie hineinzufeuern ohne in den Gefahrenbereich der Piken zu geraten Einem solchen Angriff hatten die Gewalthaufen mit ihren Stangenwaffen nichts entgegenzusetzen Die Pikeniere wurden nun durch Musketiere erganzt welche die schiessende Kavallerie vertreiben konnten Die Frage wie diese beiden Arten des Fussvolks auf dem Gefechtsfeld zusammenwirken sollten war Hauptgegenstand vieler Uberlegungen im 16 und 17 Jahrhundert und der daraus entstandenen Ordonnanzen Spanische Ordonnanz Tercio BearbeitenSie wurde auch Burgundische Ordonnanz oder Katholische Ordonnanz genannt Die bedeutendste Neuerung der von Karl V in Spanien ab 1536 eingefuhrten neuen Heeresorganisation bildeten die rund 3000 Mann starken Kampfverbande der Tercios Dabei war ein anfanglich aus acht Kompanien bestehendes Pikenier Geviert von einer tiefgestaffelten Hecke aus zwei Kompanien Musketieren und oder Arkebusieren umgeben Die Musketiere Arkebusiere standen im Feuerkampf mit der gegnerischen Infanterie und wurden von den Pikenieren insbesondere vor anreitender Kavallerie gedeckt Der Begriff der Spanischen Ordonnanz bezeichnet im engeren Sinn die schachbrettartige gestaffelte Aufstellung mehrerer Tercios vier als Brigade mindestens sieben als Doppelbrigade Im Lauf der Zeit verlor der Anteil der Stangenwaffen gegenuber den Feuerwaffen mehr und mehr an Gewicht Die Niederlage in der Schlacht von Rocroi 1643 gegen ein modernes franzosisches Heer lautete in Spanien das Abrucken von der mittlerweile zu starren Gefechtsordnung ein Nach dem Sieg der Bourbonen im Spanischen Erbfolgekrieg wurde dem Wandel 1714 auch nominell Rechnung getragen indem das neue Regime die alten Tercios in moderne Regimenter nach franzosischem Modell transformierte Die Dienstgrade innerhalb der Tercio Kompanien zahlten bis einschliesslich des Capitan Hauptmann zu den Oficiales Menores Subalternoffiziere Abhangig von Dienstalter und personlicher Einsatzbereitschaft konnte ein einfacher Soldat nach funf Jahren zum Cabo Unteroffizier aufsteigen nach einem weiteren Jahr zum Sargento Feldwebel nach insgesamt acht Jahren zum Alferez Fahnrich und nach elf Jahren zum Capitan Eine Beforderung daruber hinaus war fur nichtadlige Soldaten ohne politische Beziehungen unwahrscheinlich Die Befehlsstruktur der Tercios oberhalb der Kompanieebene kennzeichnen spezielle Dienstgrade die sich von denen in nicht national spanischen Fusstruppen Regimentern und anderen Truppengattungen Kavallerie Artillerie etc der spanischen Armeen unterschieden Kommandeur eines Tercios war der Maestre de campo wortlich Feldmeister vergleichbar einem Brigadegeneral oder Oberst Ihm untergeben war der mit der Exerzierausbildung beauftragte Sargento Mayor Obristwachtmeister er war zugleich stellvertretender Kommandeur des Verbands Ein Befehlshaber mehrerer Tercios zugleich hiess Maestre de campo general General der Infanterie seit 1540 der zweithochste Dienstgrad der spanischen Armee Der Sargento General Generalfeldwachtmeister war sein Verwaltungsoffizier und Stellvertreter ein oder mehrere Generalstabsoffiziere Teniente de Maestre de campo general Generalfeldmeister Leutnant der Rang entspricht dem in habsburgischen Landern spater verbreiteten Feldmarschallleutnant berieten und vertraten ihn in der Truppenfuhrung Die hoheren Truppenoffiziere konnten auf Anforderung am Kriegsrat der Generale beratend teilnehmen Die Range oberhalb des Capitan zahlten zu den Oficiales Mayores Stabsoffizieren oder Cabos etwa Chefs diese mit Ausnahme des Sargento Mayor wurden vom Konig oder dem Capitan general Generalkapitan dem Oberbefehlshaber der betreffenden Landstreitmacht berufen Seit 1630 rangierte ein Gobernador de las Armas y Ejercito Heeres Gouverneur stellvertretender Oberbefehlshaber der Heeres zwischen dem Maestre de campo general und dem Generalkapitan gegen 1640 bildete der Sargento General de Batalla etwa Generalmajor eine Stufe direkt oberhalb des einfachen Maestre de campo de tercio Die Besonderheit der spanischen Ordonnanz bestand nicht allein in der taktischen Aufstellung die denen anderer zeitgenossischer Landheere ahnelte oder von diesen adaptiert wurde sondern vor allem in der straffen Hierarchie und Organisation die sie von den meist aus Soldnerheeren hervorgegangenen und sehr viel freier organisierten oft im System der Kompanie oder Regimentswirtschaft finanzierten Heeren anderer europaischer Machte unterschied Die Tercios waren die ersten stehenden von Militarbeamten verwalteten und staatlich besoldeten Berufsarmeen der Neuzeit und ihre Einfuhrung stellte in diesem Sinn einen bedeutenden Schritt hin zum modernen Heereswesen dar nbsp Schematische Darstellung eines Tercio nbsp Tercio in einem Stich von Merian nbsp Spanische Doppelbrigade aus Tercios nbsp Schlacht am Weissen Berg 1620 auf beiden Seiten sind von Musketieren umgebene Pikeniere erkennbar Spanische Ordonnanz Niederlandische Ordonnanz Bearbeiten nbsp Troups Halbregimenter in TreffenGegen Ende des 16 Jahrhunderts entwickelten die Niederlande im Rahmen der Oranischen Heeresreform eine neue Gefechtsaufstellung um vor allem die bei ihnen grossere Zahl von Feuerwaffen besser einsetzen zu konnen Die Musketiere wurden nun nicht mehr als Hecke um einen Gevierthaufen von Pikenieren gestellt sondern beide Arten Fussvolk in jeder Einheit nebeneinander Gewohnlich so dass die Pikeniere in der Mitte standen und auf beiden Flugeln Musketiere und Arkebusiere Schwedische Ordonnanz Bearbeiten nbsp Schwedische Ordonnanz Abbildung von Matthaus Merian im Theatrum Europaeum nbsp Schlacht bei Lutzen 1632 die Pikeniergevierte haben an allen vier Ecken eine Musketierformation sog Bastionen Schwedische Ordonnanz Im Dreissigjahrigen Krieg entwickelte Gustav Adolf die Niederlandische Ordonnanz weiter Das Fussvolk wurde nicht mehr so stark nach der Tiefe gestaffelt und die Musketiere wurden in selbstandigen Formationen zwischen oder hinter im Laufe der Zeit jedoch auch immer mehr vor den Pikenieren aufgestellt Diese Anderung war moglich geworden durch technische Verbesserungen an der Muskete und die Einfuhrung militarischer Ausbildung in Form standigen Drills Zugleich war sie durch das stetige Anwachsen der Zahl der Musketiere bei gleichzeitigem Schrumpfen der Pikenierzahl in den Heeren notwendig geworden Eine Folge war die Zuruckdrangung des Nahkampfs und ein immer weiter in den Vordergrund des Kampfes tretendes Feuergefecht Den entscheidenden Angriff auf den vom Geschutz und Musketenfeuer geschwachten Gegner fuhrten nicht mehr die Pikeniere die allmahlich vom Schlachtfeld verschwanden sondern die Reiterei Preussische Ordonnanz BearbeitenSchon ausserhalb der eigentlichen Zeit der Ordonnanzen wurden die Gefechtsformationen der Infanterie noch einige Zeit so bezeichnet Ein Beispiel dafur ist die Preussische Ordonnanz aus der ersten Halfte des 18 Jahrhunderts die die taktische Aufstellung und Gliederung der preussischen Infanterie bezeichnete und als Vorlaufer moderner Vorschriften gilt Danach wurde der Begriff Ordonnanz durch die Bezeichnungen Schlacht oder Gefechtsordnung ersetzt Franzosische Ordonnanz BearbeitenNachdem der Begriff eigentlich schon obsolet war kam er noch einmal kurz auf um die besondere Gliederung der napoleonischen Truppen in Divisionen und Armeekorps zu bezeichnen Mit dem Begriff der franzosischen Ordonnanz wurde daher weniger die Aufstellung der Truppen bezeichnet als die Zusammenfassung verschiedener Truppengattungen Infanterie Kavallerie und Artillerie in mehr oder weniger einheitlichen aber eben gemischten Truppenkorpern die auch nicht mehr nur fur das Gefecht gebildet wurden sondern in Friedenszeiten als administrative Einheiten fortbestanden Siehe auch BearbeitenZu weiteren militarischen Bedeutungen von Ordonnanz siehe OrdonnanzLiteratur BearbeitenFernando Gonzalez de Leon The road to Rocroi class culture and command in the Spanish Army of Flanders 1567 1659 Brill Publishers Leiden 2009 ISBN 90 04 17082 0 Georg Ortenburg Waffe und Waffengebrauch im Zeitalter der Revolutionskriege Koblenz 1988 ISBN 3 7637 5807 0 Herbert Schwarz Gefechtsformen der Infanterie in Europa durch 800 Jahre Munchen 1977 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ordonnanz Gefechtsordnung amp oldid 181152011