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Die Musketiere Aussprache keˈtiːr 1 vom franzosischen mousquetaire pl mousquetaires lateinisch miles sclopetarius waren eine Truppengattung der Infanterie die ursprunglich mit Musketen bewaffnet war Diese namensgebende Waffe kam im Laufe des 16 Jahrhunderts auf und war bis zur Mitte des 19 Jahrhunderts die Hauptbewaffnung der Linieninfanterie Auch nach der Ablosung der Muskete durch das Zundnadelgewehr hielt sich in Deutschland der Begriff Musketier bis in den Ersten Weltkrieg Bekannt ist er heute noch insbesondere durch den Roman Die drei Musketiere und seine Verfilmungen Musketier vom wurttembergischen Musketier Bataillon von Mylius 1799 Farbtafel von Richard Knotel Inspektion der franzosischen Musketiere der Garde Olgemalde Revue des mousquetaires aus dem Jahr 1729 Eine typische Muskete des 18 Jhdts hier eine Brown Bess mit Bajonett Inhaltsverzeichnis 1 Aufkommen 2 Entwicklung in Europa 2 1 Spates 16 Jahrhundert 2 2 17 Jahrhundert 2 3 18 Jahrhundert 2 4 19 und 20 Jahrhundert 3 Taktische Rolle 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseAufkommen BearbeitenErwahnung fand die Muskete erstmals 1567 in Spanien Die Wortherkunft ist strittig Entweder leitet sich das Wort aus dem italienischen Moschetto Sperber ab oder vom spanischen Begriff Mosca Funken Das im Vergleich zur Arkebuse wesentlich grossere Kaliber verlieh der Muskete eine fur die damalige Zeit enorme Durchschlagskraft Dieser ballistische Vorteil zeichnete sie vor allem im Kampf gegen Harnische und hochgerustete Gegner aus Im Vergleich zur Arkebuse verschoss sie das doppelte Kugelgewicht zu Beginn rund 60 Gramm pro Schuss Wegen ihres Gewichts von meist mehr als 10 Kilogramm und ihrer Lange von 1 70 Metern wurde sie auf eine Gabel gestutzt Zur Nahverteidigung diente den Landsknechten der Degen spater auch das Bajonett Entwicklung in Europa BearbeitenSpates 16 Jahrhundert Bearbeiten Die franzosischen Konige erkannten fruh das Potenzial der Panzerbrecher und fuhrten unter Karl IX die neue Waffe in der Armee ein Heinrich IV hob neue Regimenter aus und rustete knapp die Halfte der franzosischen Soldaten mit dem Gewehr aus Diesem Beispiel folgten bald alle europaischen Grossmachte Es setzte ein Verdrangungsprozess in den Truppenteilen ein bei dem Bogen Armbrust und sonstiges mittlerweile veraltetes Kriegsmaterial zu Gunsten der neuen Feuerwaffen aufgegeben wurden Aufgrund der Feuerwaffen erhielten die Kavalleristen schwerere Harnische wobei dies durch grossere Munition ausgeglichen werden konnte und die Kosten im Gegensatz zu der teuren Verarbeitung der Rustungen verschwindend gering waren 17 Jahrhundert Bearbeiten nbsp Musketiere und Pikeniere aus der Zeit des Dreissigjahrigen Krieges Heeresgeschichtliches Museum Wien nbsp Musketier mit dem Forket Gabel in der Hand Aus dem Beginn des Dreissigjahrigen KriegesVerwendung fur die neuen Soldaten hatten vor allem die Regenten im Dreissigjahrigen Krieg Diese neue Art von Kriegsfuhrung mit grossen Armeeverbanden Soldnern und einer Vielzahl schlecht ausgerusteter Truppen liess auch das Kaliber der Gewehre auf rund 30 Gramm zuruckgehen da es nicht mehr erforderlich war dicke Panzerung zu durchschlagen Die Folge waren leichtere Feuerwaffen zu geringeren Herstellungspreisen Zudem erschienen auf den Schlachtfeldern die Dragoner Berittene Infanteristen mit Pike oder Musketen als leichte Kavallerie zu niedrigen Kosten Ludwig XIII errichtete 1622 in Frankreich die Musketiere der Garde als Teil seiner Haustruppen Obwohl berittene Infanterie sonst ublicherweise als Dragoner bezeichnet wurde behielten diese reitenden Musketiere ihren Namen auch wenn sie im Lauf der Zeit zu echter Kavallerie wurden Die neue Steinschlossmuskete ubertraf ihre Vorganger mit Luntenschloss an Zuverlassigkeit und Feuergeschwindigkeit sie verdrangte diese nach dem Dreissigjahrigen Krieg und war zu Beginn des Spanischen Erbfolgekrieges europaweit eingefuhrt 18 Jahrhundert Bearbeiten In Frankreich bezeichnete man den neuen Musketentyp nicht mehr als mousquet sondern als fusil und benannte die Linieninfanterie daher entsprechend in Fusiliere um In Preussen behielt man fur die Waffe und den Trager den alten Namen Fusiliere waren hier spater nur einige unter Friedrich dem Grossen neuaufgestellte Regimenter der Linieninfanterie nach seinem Tod eine zwischen Jagertruppe und Linieninfanterie angesiedelte Leichte Infanterie 19 und 20 Jahrhundert Bearbeiten nbsp Musketiere vom 1 und 2 Westpreussischen Infanterie Regiment Preussen 1813 Farbtafel von Richard Knotel In den Befreiungskriegen verwischte sich in Preussen die Unterscheidung zwischen Fusilieren Grenadieren und Musketieren Auftrag und Ausrustung wurden weitgehend identisch Unterschiede fanden sich in Details der Uniform Auch nach der Ablosung der Muskete durch das Zundnadelgewehr behielt man den Namen Musketier als einfachsten Dienstgrad beim Grossteil der Linieninfanterie bis in den Ersten Weltkrieg bei Taktische Rolle BearbeitenMusketiere wurden zunachst als kostengunstige Panzerbrecher gegen die Ritterheere eingesetzt Je mehr sich die Kriegsfuhrung anderte desto komplizierter wurden ihre Formationen Die Musketierkompanien wurden zu Bataillonen und Regimentern zusammengefasst und marschierten in moglichst grossen geschlossenen Formationen auf dem Schlachtfeld Das Ziel war es dabei die Ungenauigkeit der einzelnen Musketen dadurch aufzuheben dass man durch Salvenfeuer ganzer Einheiten die Trefferzahl erhohte Um jedoch in diesen taktischen Verbanden akkurat und genauestens agieren zu konnen wurden die Musketiere Fusiliere scharf einexerziert damit das Salvenfeuer moglichst schnell und zum gleichen Zeitpunkt erfolgen konnte siehe Enfilade Militar und Kontermarsch Bildeten anfangs noch alle mit Musketen ausgerustete Einheiten geschlossene Verbande die Reihe fur Reihe ihre Salven verschossen anderte sich das im 17 Jahrhundert und es wurden neue Truppengattungen geschaffen die so genannten Jager wobei letztere mit als Jagerbuchsen bezeichneten Vorderladern mit gezogenem kurzerem Lauf sprich Scharfschutzengewehren ausgerustet waren Diese Jager begannen im Gegensatz zur Infanterie im Gelande auszuschwarmen und Deckung zu suchen bzw sich zu verschanzen Sie stellten damit den Vorlaufer der Infanterie des 20 Jahrhunderts dar Der Vorteil gegenuber Bogenschutzen und anderen Truppengattungen waren die einfache Handhabung und leichte Bauart der Waffe deren geringer Beschaffungspreis sowie deren Herstellung aus leicht verfugbaren Materialien Die Nachteile lagen in der langen Ladezeit Auch ein geubter Musketier konnte nur zwei bis drei Kugeln pro Minute verschiessen Weitere Nachteile waren das billige unzuverlassige Luntenschloss sowie die grosse Streuung der Schusse durch den glatten Lauf der dem Geschoss keine drallgestutzte Fuhrung gab Die Einfuhrung der Steinschlosser verbesserte die Wetterunabhangigkeit nur bedingt bei starkem Regen waren Musketen weiterhin nutzlos Schlacht um Dresden 1813 Bei 50 Metern Entfernung wurde nur eine Treffergenauigkeit von 60 Prozent spater auch auf eine Distanz von 75 Meter erreicht Literatur BearbeitenMusketirer Mousquetirer In Johann Heinrich Zedler Grosses vollstandiges Universal Lexicon Aller Wissenschafften und Kunste Band 22 Leipzig 1739 Sp 1493 1495 Georg Ortenburg Hrsg Heerwesen der Neuzeit Abteilung 1 Das Zeitalter der Landsknechte Band 2 Siegfrid Fischer Kriegswesen und Kriegfuhrung im Zeitalter der Landsknechte Bernard amp Graefe Verlag Koblenz 1985 ISBN 3 7637 5462 8 Hans Delbruck Geschichte der Kriegskunst im Rahmen der politischen Geschichte Band 4 Die Neuzeit Georg Stilke Berlin 1920 Photomechanischer Nachdruck der 1 Auflage von 1920 Mit einer Einleitung von Otto Haintz ebenda 1962 Neuausgabe des Nachdrucks von 1962 de Gruyter Berlin u a 2000 ISBN 3 11 016986 X Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Musketiere Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen nbsp Commons Musketiere Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Musketier Englisch Ubersetzung Langenscheidt Deutsch Englisch Worterbuch Abgerufen am 26 Januar 2019 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Musketiere amp oldid 226576514