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Eine Tauschierung ist eine Verzierung aus Buntmetall oder Edelmetall Intarsien Einlagen in metallenen Oberflachen Unterschieden werden Linien und Flachentauschierungen Der Ausdruck leitet sich vom arabischen Wort fur Farben tauschija ab Fruhere Bezeichnungen fur diese Kunst sind Tausia oder Agemina Goldtauschierte stahlerne Haarspange aus Toledo Spanien Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Technik 3 Untersuchung und Restaurierung 4 Literatur 5 WeblinksGeschichte Bearbeiten nbsp Merowingerzeitliche Gurtelbeschlage mit polychromen Linientauschierungen aus Silber und Bronze nbsp Langobardische Gurtelzungen mit silbernen Linien und FlachentauschierungenAus der Bronzezeit sind erste Tauschierungsversuche uberliefert zum Beispiel auf rituellen Prunkbeilen oder der Himmelsscheibe von Nebra um 1600 v Chr und dem Sonnenwagen von Trundholm um 1400 v Chr Weitere Verbreitung fand diese Kunst spater vor allem in Asien So zeigen die awarenzeitlichen Tauschierarbeiten des 6 und 7 Jahrhunderts entweder eine Kontrastwirkung zwischen dem dunklen Tragermaterial aus Eisen und Silberfaden oder ein Kontrastieren zwischen silberner Grundmasse und dunkler Einlagemasse Die Mehrzahl der Objekte stammt aus der Fruh und Mittelawarenzeit es handelt sich hierbei um Teile der Gurtelgarnitur aber auch um Pferdegeschirr wie Beschlage Trensen und Steigbugel In Europa standen Tauschierungen in der Merowingerzeit besonders im 7 Jahrhundert bei den Alamannen Franken und Thuringern in hoher Blute Verziert wurden hauptsachlich Waffenteile Gurtelschnallen und Beschlage Rustungen und Zaumzeuge In fruhmerowinglicherzeitlichen Grabern welche auf das 5 Jahrhundert zuruckdatieren finden sich vor allem eiserne Gurtelschnallen mit silberner Streifentauschierung daneben kommen auch Gurtelschliessen mit Rechteckbeschlag und engmaschigem Gittermuster aus dunnen Silber und Messingfaden bzw Ringtauschierungen vor oder auch streifen oder gittertauschierte eiserne Riemendurchzuge mit Dornenden von Schwertschneiden Dabei lasst sich ein allmahlicher Wandel in der Tracht und im allgemeinen Geschmack feststellen War in der alteren Merowingerzeit wie schon aus den erwahnten Grabfunden hervorgeht der Gurtelschmuck auf einfache Schnallen aus Eisen Bronze oder Edelmetall beschrankt wahrend Riemenwerk das zum Wehrgehange Schuhwerk oder Zaumzeug gehort kaum mit Metallbesatzen versehen war so hatte sich schon um das Jahr 600 eine neue Mode eingestellt Tendenziell ging man dazu uber das bisher ungenutzte Riemenwerk mit metallenen Beschlagen zu versehen und unter den Mannern in den Reichen der Merowingerkonige fand eine immer martialischer anmutende Tracht mit grossen reich tauschierten Gurtelgarnituren aus Eisen allgemeine Verbreitung wie zahlreiche Grabfunde eindrucksvoll beweisen Heute werden Tauschierarbeiten nur noch von wenigen Goldschmieden Kunstschmieden Graveuren oder Ziseleuren hergestellt Technik BearbeitenBei der technischen Umsetzung handelt es sich um die Befestigung von einem weicheren meist farblich kontrastierenden Metall in einem harteren Metall durch Einpressen leichtes Eintreiben oder Einhammern in unterstochene Vertiefungen In das zu verzierende Werkstuck werden mit spanenden spanabhebenden Werkzeugen Stichel oder Meissel Schrotpunze die gewunschten Muster als sich nach unten hin etwas verbreiternde Vertiefungen eingeschnitten oder heraus gearbeitet Die Vertiefungen im Grundmaterial konnen je nach Erfordernis auch durch Drehen Frasen oder Atzen erreicht werden Stellenweise ist die Herausarbeitung von geraden Linien durch Sagen oder Feilen moglich zum Beispiel bei Werkstucken deren Vertiefungen bis zum Rand verlaufen Bei Linientauschierungen werden in die schmalen Vertiefungen Drahte oder Bander aus Messing Bronze Silber oder Gold eingelegt und eingehammert eingeschlagen Durch die Verdrangung des Metalls in die unterschnittene Eintiefung am Rand der Vertiefung klemmt sich die Einlage in der Vertiefung fest Fur Flachentauschierungen werden den Vertiefungen entsprechend angepasste Metallplattchen in die grossflachigen Vertiefungen eingehammert Dazu muss das Werkstuck aus einem harteren Metall als das Inlay Metall bestehen Zusatzlich zur konischen Vertiefung der Kanten wird der Boden aufgeraut Abschliessend wird die gesamte Oberflache plangeschliffen und poliert Die Einlagen zeichnen sich dann entsprechend ihrer Metallfarbe deutlich von dem sie umgebendem Metall ab Bei Blechbandeinlagen werden die Kanten der Vertiefungen mit Schrotpunzen gezogen die Flache raut man mit Schrot oder Zahnpunzen auf An manchen Fundstucken fehlen die aufrauenden Strukturen bei diesen handelt es sich um Blecheinlagen Da auch eine flachige Tauschierung eine Einlegearbeit ist kann man nicht von Plattieren sprechen Plattierung Auflage Beim Plattieren ist die Rauung der Oberflache weniger stark ausgefuhrt Untersuchung und Restaurierung BearbeitenFur die Untersuchung der Beschaffenheit von Tauschierarbeiten eignen sich am besten Rontgenaufnahmen auf ihnen treten Details zutage die mit blossem Auge nicht erkennbar waren So kann man feststellen dass die Drahte welche in die Tauschierungen eingelegt sind tordiert spiralig gedreht oder gezogen sind Ziehen bedeutet dass eine zuvor ausgeschmiedete Metallrute durch die Locher eines Zieheisens gezogen wird bis der Draht auf die gewunschte Starke ausgezogen ist Beim Tordieren hingegen wird ein Draht hergestellt indem von einem sehr dunn ausgehammerten Silberblech ein dunner Blechstreifen abgetrennt und dieser dann zu einem Draht eingerollt wird Tauschierte Gegenstande aus archaologischen Funden sind durch ihre oft uber tausend Jahre lange jahrelange Lagerung im Boden meistens von einer mehr oder weniger dicken Korrosionsschicht uberzogen Silber und Eisen liegen mit den Bodensauren des Erdreiches in unmittelbarem Kontakt Feuchtigkeit und Sauerstoff sind ebenso wichtige Einflussgrossen was dazu fuhrt dass lokal elektrische Strome zwischen diesen verschiedenen Metallen fliessen Durch diese Elektrolyse wandelt sich das unedlere Eisen in Eisenoxid um das heisst es rostet Dadurch sind die silbernen Einlagen nur noch von Eisenoxid umgeben Diese Korrosion umgangssprachlich Rost muss bei der Restaurierung behutsam mit rotierenden Diamant Schleifkorpern oder Ultraschall Vibrierstiften abgetragen werden Literatur BearbeitenWilfried Menghin Hrsg Tauschierarbeiten der Merowingerzeit Museum fur Vor und Fruhgeschichte Staatliche Museen zu Berlin Preussischer Kulturbesitz Berlin 1994 ISBN 3 88609 200 3 Jochem Wolters Zur Geschichte der Goldschmiedetechniken Texte Bilder Analysen Sonderveroffentlichung von gold silber uhren schmuck Leinfelden Echterdingen o J ca 1985 Orsolya Heinrich Tamaska Studien zu den awarenzeitlichen Tauschierarbeiten Wagner Innsbruck 2004 ISBN 3 7030 0392 8 Benno Urbon Die hohe Kunst der Tauschierung bei Alamannen und Franken Untersuchungen zur Technik und ein Katalog aller tauschierten Funde in Wurttemberg und Hohenzollern Gesellschaft fur Vor und Fruhgeschichte in Wurttemberg und Hohenzollern Stuttgart 1997 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Tauschierung Damascening Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Beyars Kunstlexikon Mykenische Metalleinlegearbeiten Goldflachen Tauschierung am Beispiel der Himmelsscheibe von Nebra Goldschmiede Plaar Tauschierung Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tauschierung amp oldid 234567906