www.wikidata.de-de.nina.az
Ludwig Darmstaedter geboren 9 August 1846 in Mannheim gestorben 18 Oktober 1927 in Berlin war ein deutscher Chemiker und Wissenschaftshistoriker Ludwig Darmstaedter etwa 1920 Er legte eine umfangreiche Sammlung von Autographen und Korrespondenzen vorwiegend von Gelehrten der Naturwissenschaften an Sie bildet einen wesentlichen Grundstock der Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin Dafur wurde er dort zum Direktor ehrenhalber ernannt Ausserdem grundete er 1914 den Verein der Freunde der Koniglichen Bibliothek 1 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Schriften 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenIm Jahr 1846 wurde Ludwig Darmstaedter als zehntes Kind einer judischen Tuchhandler Familie in Mannheim geboren Mit 14 Jahren wurde er Waise und danach von seinem wesentlich alteren Stiefbruder gross gezogen Er hatte schon in der Kindheit Neigungen zum Sammeln und Wandern in der Natur mit der er sich eng verbunden fuhlte Ab 1864 studierte er an der Universitat Heidelberg zunachst bei dem Mineralogen Johann Reinhard Blum 2 Dann wechselte er zum Fach Chemie studierte bei Robert Wilhelm Bunsen und Emil Erlenmeyer und wurde 1867 promoviert Anschliessend setzte er an der Universitat Leipzig bei Adolph Wilhelm Hermann Kolbe seine Studien fort Danach wechselte er zu Carl Hermann Wichelhaus 1842 1927 und beteiligte sich in dessen Privatlaboratorium an Arbeiten und Studien zur Alkalischmelze von Sulfosauren In dieser Zeit verfasste er eine Reihe von Arbeiten zur organischen Chemie die publiziert wurden Dann verbrachte er einige Jahre als Wanderjahre im Ausland In Berlin arbeitete er mit dem Chemiker Benno Jaffe 1840 1923 an Problemen der industriellen Glyceringewinnung und wurde dessen Teilhaber in dem Unternehmen Dr Benno Jaffe amp Darmstaedter Ab dem Jahr 1884 wurde die Fabrikation um die Reinherstellung von Lanolin erweitert was sich ab 1890 bewahrte Darmstaedters besonderes Interesse galt der Geschichte der Naturwissenschaften Als Wissenschaftshistoriker verfasste Darmstaedter unter anderem ein Standardwerk der Geschichte der Naturwissenschaften und der Technik Er legte bis zum Jahre 1906 eine umfangreiche Sammlung von Autographen Manuskripten Nachlassen Tagebuchern Kollegheften und Sammlerstucken aus Porzellan an uberwiegend von Gelehrten aus Naturwissenschaft und Technik Seine Neigung zu Reisen in andere Lander Europas war bis 1894 auch dem Bergsteigen in den Alpen gewidmet ihm gelangen in den Dolomiten unter der Fuhrung von Johann Niederwieser einige Erstbesteigungen Im Jahre 1904 veroffentlichte er mit Rene du Bois Reymond 1863 1936 eine Sammlung von Tabellen der Geschichte der exakten Wissenschaften unter dem Titel 4000 Jahre Pionierarbeit in den exakten Naturwissenschaften Diese Arbeit erschien 1908 in einer zweiten Auflage unter dem Titel Handbuch zur Geschichte der Naturwissenschaften und der Technik in welcher die Chronologie der Entwicklung der naturwissenschaftlichen Erkenntnisse gezeigt wurde Als im Jahre 1907 seine Sammlung den Bestand von rund 23 000 Schriftstucken und 9 000 Namen vom ausgehenden 15 Jahrhundert bis zum Jahre 1900 erreicht hatte ubergab er diese Sammlung der Koniglichen Bibliothek der heutigen Staatsbibliothek zu Berlin Die Sammlung Darmstaedter bildet dort einen wichtigen Bestandteil der Autographensammlung Wilhelm Doegen hatte ab 1917 mit der Hilfe und finanziellen Unterstutzung von Darmstaedter eine Sammlung von Stimmportrats bekannter Personlichkeiten aufgebaut welche als Erganzung der Autographensammlung diente Diese schenkte er am 22 Marz 1914 der Koniglichen Bibliothek Die Sammlung von Stimmaufnahmen ging 1920 in die neu gegrundete Lautabteilung der Preussischen Staatsbibliothek uber und wurde dort sowie ab 1934 am Institut fur Lautforschung der Berliner Universitat bis 1944 fortgefuhrt Die noch erhaltenen Teile der Sammlung finden sich heute im Lautarchiv der Humboldt Universitat zu Berlin 3 Am 26 Februar 1914 grundete er den Verein der Freunde der Koniglichen Bibliothek dessen Wirken bis zum Jahre 1940 dauerte und der im Jahre 1945 aufgelost wurde Seit dem Jahr 1920 bis zu seinem Tod war Darmstaedter Mitglied des Senats der Kaiser Wilhelm Gesellschaft Von 1907 bis 1926 wirkte er jeden Tag in der Koniglichen Bibliothek um seine Sammlung zu katalogisieren aufzubereiten und zu vergrossern Er verfasste auch zahlreiche biographische Essays die in der Tagespresse veroffentlicht wurden Im Jahre 1926 veroffentlichte er die Schrift Biographische Miniaturen die funfzig Naturwissenschaftler und Erfinder vom 16 bis 19 Jahrhundert portratierten Seine letzte Veroffentlichung dem Chemiehistoriker Marcellin Berthelot gewidmet wurde im Oktober 1927 in der Vossischen Zeitung abgedruckt In den 1920er Jahren wirkten sich die Turbulenzen der Hyperinflation von 1923 auch auf die finanziellen Zuwendungen von Darmstaedter an die Universitat Frankfurt und die anderen Sammlungen aus Seit 1920 erhielt er in seiner Tatigkeit des weiteren Aufbaus der Sammlungen die Hilfe des Botanikers und Bibliotheksrats Julius Schuster Die Inflation zwang Darmstaedter im Jahre 1924 das preussische Kultusministerium darum zu ersuchen ihn von seinen eingegangenen Verpflichtungen zu entlasten Seine Porzellansammlung liess er zu diesen Zwecken 1925 versteigern Trotzdem fand der judische Sammler weiterhin viele Unterstutzer die ihm Geldmittel zur Verfugung stellten darunter auch der Minister fur Wissenschaft Kultur und Volksbildung Carl Heinrich Becker Am Ende seiner Tatigkeit die in der Staatsbibliothek mit einem standig steigenden Interesse zur Benutzung der gesammelten Schriftstucke und Forschungsarbeiten verbunden war hatte die Sammlung einen Umfang von 190 000 Schriftstucken und 45 000 Namen erreicht und wurde damit zur grossten Autographensammlung innerhalb der Staatsbibliothek Als Anerkennung wurde er deshalb dort zum Direktor ehrenhalber ernannt Mit dem Mediziner Paul Ehrlich war er durch seine Schwagerin Franska Speyer verbunden die auf Bitte von Darmstaedter die Forschungen Ehrlichs wesentlich durch finanzielle Mittel unterstutzte Der Name Ludwig Darmstaedters lebt daruber hinaus im Titel einer der renommiertesten und hochstdotierten Auszeichnungen fur Medizin und Naturwissenschaften weiter dem Paul Ehrlich und Ludwig Darmstaedter Preis der von der Paul Ehrlich Stiftung in Zusammenarbeit mit der Johann Wolfgang Goethe Universitat und privaten Stiftern fur internationale Spitzenleistungen im Grenzbereich von Chemie und Medizin verliehen wird nbsp Grab von Ludwig Darmstaedter in Berlin Schoneberg 2009 hier noch mit Ehrengrab MarkierungLudwig Darmstaedter starb 1927 im Alter von 81 Jahren in Berlin Sein Grab befindet sich auf dem Alten Zwolf Apostel Kirchhof in Berlin Schoneberg 4 Von 1990 bis 2014 war Darmstaedters letzte Ruhestatte als Berliner Ehrengrab gewidmet Sein Neffe Ernst Darmstaedter 1877 1938 ein promovierter Chemiker und Sohn von Julius Darmstaedter widmete sich ab 1906 in Munchen als Privatgelehrter der Geschichte der Naturwissenschaften und Medizin u a Georg Agricola Paracelsus Pseudo Geber Er gab 1922 bis 1928 die Munchner Beitrage zur Geschichte der Naturwissenschaften und Medizin heraus Sein Sohn Paul Darmstadter war Professor fur Wirtschafts und Kolonialgeschichte in Gottingen Schriften BearbeitenL Darmstaedter und Rene du Bois Reymond 4000 Jahre Pionierarbeit in den exakten Wissenschaften nach Jahren sortiert Berlin 1904 online bei archive org 2 Auflage Handbuch zur Geschichte der Naturwissenschaften und der Technik Berlin 1908 Textarchiv Internet Archive Ludwig Darmstaedter Konigliche Bibliothek zu Berlin Verzeichnis der Autographensammlung Berlin 1909 Ludwig Darmstaedter Naturforscher und Erfinder Biographische Miniaturen Bielefeld 1926 Literatur BearbeitenHans Erhard Lessing Mannheimer Pioniere Wellhofer Mannheim 2007 Hermann Degering Karl Christ Julius Schuster Aus der Handschriften Abteilung der Preussischen Staatsbibliothek Berlin 1922 Hans Leichter Historische Miniaturen zur Berliner Porzellangeschichte In Memoriam Ludwig Darmstaedter in Jahrbuch Der Bar von Berlin hrsg v Verein fur die Geschichte Berlins 24 Jahrgang Berlin 1975 Julius Ruska Ludwig Darmstaedter In Zeitschrift fur angewandte Chemie Berlin 1927 47 24 Nov S 1387 ISSN 0932 2132 Der Sammler Ludwig Darmstaedter In Alexandra Habermann Die Rolle von Bibliothekaren und Sammlern im wissenschaftlichen Leben der Weimarer Republik Laurentius Seelze 1994 ISBN 3 931614 06 9 Heinrich Wefing Die Nofretete verschenkt Marchenhafte Freigebigkeit Was Deutschland seinen judischen Sammlern verdankt In FAZ 13 Dezember 2006 Berliner Biographien D In Berlinische Monatsschrift Luisenstadtischer Bildungsverein Heft 10 1998 ISSN 0944 5560 S 85 luise berlin de Georg Lockemann Darmstaedter Ludwig In Neue Deutsche Biographie NDB Band 3 Duncker amp Humblot Berlin 1957 ISBN 3 428 00184 2 S 516 Digitalisat Martin Hollender Ludwig Darmstaedter Chemiefabrikant Sammler Mazen Judische Miniaturen Bd 271 Hentrich amp Hentrich Verlag Berlin Leipzig 2021 ISBN 978 3 95565 452 8 Alexandra Habermann Rainer Klemmt Frauke Siefkes Lexikon deutscher wissenschaftlicher Bibliothekare 1925 1980 Klostermann Frankfurt am Main 1985 ISBN 3 465 01664 5 S 53 XXVI 417 S Weblinks BearbeitenDie Autographensammlung Darmstaedter im Kalliope Verbund Literatur von und uber Ludwig Darmstaedter im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Geschichte und Perspektive des Lautarchivs Humboldt Universitat zu Berlin Darmstadter Ludwig Hessische Biografie Stand 7 Marz 2023 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Einzelnachweise Bearbeiten seit 1997 Freunde der Staatsbibliothek zu Berlin e V Darmstaedter Staatsbibliothek Berlin Abgerufen am 21 September 2021 Jurgen K Mahrenholz Sudasiatische Sprach und Musikaufnahmen im Lautarchiv der Humboldt Universitat zu Berlin In MIDA Archival Reflexicon 2020 S 5 projekt mida de Hans Jurgen Mende Lexikon Berliner Begrabnisstatten Pharus Plan Berlin 2018 ISBN 978 3 86514 206 1 S 750 Normdaten Person GND 116027789 lobid OGND AKS LCCN n84803476 VIAF 57355587 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Darmstaedter LudwigKURZBESCHREIBUNG deutscher Chemiker und WissenschaftshistorikerGEBURTSDATUM 9 August 1846GEBURTSORT MannheimSTERBEDATUM 18 Oktober 1927STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ludwig Darmstaedter amp oldid 233243314