www.wikidata.de-de.nina.az
Edward Mounier Boxer Februar 1822 1 in Dover 2 Januar 1898 in Ryde auf Isle of Wight war ein britischer Offizier und Erfinder auf dem Gebiet der Waffentechnik 2 Er verbesserte unter anderem Zunder und Granaten bekannt ist er vor allem fur die Erfindung der nach ihm benannten Boxerzundung bei Zentralfeuerpatronen 3 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Erfindungen 2 1 Einstellbarer Zeitzunder fur Granaten 2 2 Diaphragma Schrapnell 2 3 Fallschirm Leuchtgranate 2 4 Rettungsrakete 2 5 Geschoss Schmierung 2 6 Initiierung des Zeitzunders durch Beschleunigung 2 7 Zentralfeuerpatrone mit gewickelter Hulse und Boxer Zundung 2 8 Hinterlader Schrapnell 3 Bibliografie 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenEdward Mounier Boxers Vater war der Admiral der Royal Navy Edward Boxer 2 Mit funfzehn Jahren ging Boxer als Kadett zur British Army und schloss die Ausbildung 1939 ab 1 Ursprunglich wollte er den Royal Engineers dem Ingenieurkorps beitreten Stattdessen wurde er im Dezember 1839 in den Dienst der Royal Artillery der Artillerietruppe gestellt 2 Von 1841 bis 1842 war er auf Malta stationiert 1 Im Jahre 1843 heiratete Boxer als junger Offizier Eleanor Charlotte Frances Payne die Tochter eines Offiziers der Royal Artillery 4 2 Ab 1847 war er Ausbilder fur Festungsbau an der Royal Military Academy Woolwich 1 Fruh in seiner Laufbahn interessierte er sich fur Verbesserungen an der Waffentechnik auch wenn wegen der relativ langen Friedensperiode die Unterstutzung des Militars gering ausfiel In seiner Rolle als Ausbilder schrieb ein Standardwerk uber die Artillerie 2 Noch aus Ausbilder fertigte er aus eigener Initiative tausende nach seinem Entwurf verbesserter Schrapnellgranaten Spatestens jetzt wurden seine Fahigkeiten erkannt 1 Am 13 April 1854 wurde er Feuerwerker im Munitionslabor Royal Laboratories des Royal Arsenal in London 5 Sein technisches Verstandnis fuhrte dazu dass er im Juni 1855 die Leitung uber die Royal Laboratories ubernahm 6 Er errichtete neue Produktionsanlagen etablierte eine Giesserei und trieb die Mechanisierung voran Zudem war er Mitglied des Ordnance Select Committee eines Ausschusses fur Beschaffung der Bewaffnung fur die British Army 1 1868 wurde er zum Oberst Colonel befordert 3 Boxer geriet in Streit mit dem War Office ob er seine Patente uberhaupt anmelden durfte bzw ob er finanziellen Profit aus diesen schlagen durfe Die Erfindungen hatte er in seiner Dienstpflicht als Leiter des Munitionslabors gemacht Arbeitnehmererfindung Der Disput war schon unter dem Kriegsminister John Pakington vorhanden Fur seine fruhen Erfindungen zur Zeit des Krimkrieges bekam Boxer 1857 von War Office eine finanzielle Entlohnung Doch fur spate Erfindungen lehnte das War Office es ab Boxer zusatzlich zu seinem Gehalt zu entlohnen Boxer einigte sich darauf direkt mit dem Munitionshersteller Eley Brothers auf Lizenzgebuhren Dieses war dem Kriegsministerium ein Dorn im Auge Das War Office schlug Boxer eine Gehaltserhohung vor wenn er auf die Lizenzgebuhren verzichten wurde Boxer schlug den Vorschlag aus Der Streit eskalierte unter dem nachsten britischen Kriegsminister Edward Cardwell als dieser Boxer nach den Lizenzgebuhren von Eley Brothers befragte Boxer vertrat die Ansicht seine Patente und die Gewinne daraus seien Privatsache Cardwell fasste die Antwort als Insubordination auf und bat um Boxer s Rucktritt welchen Boxer dann auch einreichte 7 Ausserdem kamen Vorwurfe hinzu Boxer hatte Patente Anderer nur geringfugig geandert und als seine Eigenen Ideen ausgegeben 8 Dieser Disput wurde in der Offentlichkeit sowie gerichtlich ausgetragen 9 10 und beschaftigte auch das Parlament des Vereinigten Konigreichs 11 Boxer verliess die Armee im Dezember 1869 2 im Rang eines Generalmajors 3 1870 veroffentlichte Boxer das Pamphlet Colonel Boxer and the War Office als einseitige personliche Abrechnung 12 Boxers Sohn Edward William Frederick Boxer war ein Marineoffizier und starb beim Untergang der HMS Captain im September 1870 2 Erfindungen BearbeitenEinstellbarer Zeitzunder fur Granaten Bearbeiten nbsp Zeitzunder fur VorderladerIm Jahre 1849 entwickelte Boxer einen einstellbaren Zeitzunder 13 Im holzernen Korper waren eine Saule mit dem Brandsatz sowie zwei mit Pulver gefullte Kanale von denen sich nach aussen mehrere nummerierte Offnungen abzweigten gebohrt Die mit Pfeifenton verschlossenen Offnungen waren nummeriert und entsprechen der Zeit bis zum Auslosen des Zunders Vor dem Einsetzen des Zunders in die Granate wurde eine dieser Offnungen angebohrt so dass nach dem Abbrennen des Satzes bis zur Hohe der betreffenden Offnung die Flamme uber den Feuerleitungskanal direkt zur Sprengladung gelangen konnte Die Anfeuerung der Brandsatzsaule war durch eine Kappe gesichert welch vor dem Laden der Granate entfernt werden musste 14 Die Brandsatzrohre war unten mit den Feuerleitungskanalen verbunden damit sichergestellt war dass der Zunder nach Erreichen der maximalen Zeit zundet Der Zunder hatte Kontakt mit der Sprengladung der Granate die Zundflamme kam aus dem Boden des Zunders heraus und zundete den Sprengstoff 15 Um den Zunder fur die gewunschte Zeit Einzustellen musste das entsprechende Loch angebohrt werden Der Vorgang mit Zunder einstellen und in das Geschoss einsetzen dauert etwa 15 Sekunden 16 Der Boxer Zeitzunder wurde im Jahre 1855 eingefuhrt 17 Der Zunder loste viele Probleme in Zusammenhang mit Zeitzundern und verdrangte die bis dahin verwendeten Zeitzunder Er war zuverlassig und blieb viele Jahre in Dienst 18 Diaphragma Schrapnell Bearbeiten nbsp Boxer beschaftigte sich 1849 mit Verbesserungen an Schrapnellgranaten Nach erfolgreichen Test schlug er im Mai 1852 das Diaphragma Schrapnell vor 19 Bei der ursprunglichen Schrapnellgranate waren der die Metallkugeln in den Sprengstoff eingebettet Dieses fuhrte in manchen Fallen zur vorzeitigen Explosion des Sprengstoffs da beim Abschuss zwischen den Metallkugeln Reibung entstehen konnte Boxers Idee war es den Sprengstoff von den Metallkugeln mit einer Zwischenwand Diaphragma zu separieren Der Sprengstoff befand sich nicht im Zentrum sondern an einer Seite um die Metallkugeln moglichst in eine einheitliche Richtung zu verteilen Sollbruchstellen in dem Granatenkorper sicherten die Offnung 20 Diese Art der Schrapnellgranaten wurde 1855 eingefuhrt 21 Fallschirm Leuchtgranate Bearbeiten nbsp Vor dem Abschuss Schnitt nbsp Nach dem Abschuss Im Jahre 1850 entwickelte Boxer eine Leuchtgranate 22 Diese bestand aus zwei kugelformigen Halbschalen aus dunnen Schmiedeeisen Die untere Halbschale enthielt ein hell brennendes Gemisch aus Salpeter Schwefel und rotem Auripigment die obere Halbschale enthielt einen Fallschirm an den die Halbschale mit dem Leuchtsatz mit Ketten befestigt war Zudem war ein kleiner Sprengsatz mit Zeitzunder zum Zerlegen der Halbschalen verbaut Die Granate wurde aus einem Morser abgefeuert der Zeitzunder sollte dabei so eingestellt werden dass er zum Zeitpunkt des Erreichens des hochsten Punktes den Sprengsatz zundete Der Sprengsatz sprengte die aussere Schale auf Die schwere Halbschale mit dem Leuchtsatz fiel schneller nach unten als der Rest und entfaltete so den Fallschirm Die Brenndauer betrug 1 3 Minuten 20 Rettungsrakete Bearbeiten nbsp Zweistufige RettungsraketeZu Beginn des Krimkrieges 1853 entwickelte er die Congreve sche Rakete weiter Die Verbesserungen hatten jedoch wenig praktischen Nutzen 1866 zog die Britische Armee Kriegsraketen aus dem Einsatz 23 Die Rakete wurde hingegen ab den spaten 1860er Jahren als ein Rettungsgerat fur Seenot geratene Schiffe in Kustennahe verwendet Mit der Rakete konnte eine Rettungsleine vom Ufer zu dem havarierten Schiff geschossen werden Es war eine zweistufige Rakete mit einem zentralen Stabilisierungsstab Boxers Rakete wurde bis in die 1940er Jahre verwendet danach durch leichtere und portablere Systeme ersetzt 24 Geschoss Schmierung Bearbeiten Wahrend des Indischen Aufstands von 1857 wurde deutlich dass die Geschoss Schmierung bei der Enfield Rifled Musket unzureichend war In dem heissen Klima schmolz das Talg des Schmiermittels Boxer schlug eine Schmierung mit reinem Bienenwachs vor 25 26 Initiierung des Zeitzunders durch Beschleunigung Bearbeiten nbsp Zeitzunder fur HinterladerDie technische Entwicklung bei der Artillerie erforderte eine Weiterentwicklung des Zeitzunders was Boxer im Jahre 1863 gelang 27 Granaten fur Vorderlader wurden beim Abschuss initiiert in dem aussenliegende und in die Granate fuhrende Lunten von der Explosion der Treibladung angezundet wurden Die Granaten der Hinterlader dichten das Rohr so gut ab dass keine Explosionsflamme vorne an den Zunder der Granate kommt Boxer entwickelte darum eine Initiierung basierend auf dem Massentragheitsmoment denn beim Abschuss wird die Granate stark beschleunigt Im Zunder war ein Gewicht der Hammer mit einem Draht aufgehangt Beim Abschuss riss der Draht und der Hammer schlug auf ein Anzundhutchen dessen Explosionsflamme den Zeitzunder in Gang setzte Ein Sicherungsstift der vor dem Abschuss entfernt werden musste verhinderte eine unabsichtliche Explosion Ansonsten entsprach der Zeitzunder im Wesentlichen dem Boxer Zeitzunder fur Vorderlader 28 Zentralfeuerpatrone mit gewickelter Hulse und Boxer Zundung Bearbeiten nbsp Boxer Zundung nbsp 577 tiefgezogen 577 450 gewickelt 577 450 tiefgezogen 303 British v l n r 1864 fasste die britische Regierung den Entschluss den Vorderlader Enfield Rifled Musket in einen modernen Hinterlader Snider Enfield Rifle zu aptieren Boxer entwickelte dafur die 577 Snider Patrone Die Hulse der Patrone bestand aus gewickeltem Messingblech von aussen mit Papier beklebt In den Hulsenboden war die Zentralfeuerzundung mit der Boxerzundung untergebracht 8 Die Boxer Zundung sitzt in einer Vertiefung im Patronenboden Ein konkaves Plattchen fungiert als Widerlager gegen welches der Schlagbolzen den Knallsatz druck Das Widerlager ist ein integraler Bestandteil des Anzundhutchens 29 Boxer erwirkte im vereinigten Konigreich zwei Patente Nr 137 vom 15 Januar 1866 und Nr 2653 vom 13 Oktober 1866 30 In den USA liess er sich die Patrone mit dem Patent 91 818 im Jahre 1869 schutzen Wahrend die gewickelte Hulse nach wenigen Jahren durch eine feste Hulse ersetzt wurde wird die Boxerzundung immer noch verwendet 8 Hinterlader Schrapnell Bearbeiten nbsp Hinterlader SchrapnellBei der Weltausstellung Paris 1867 wurde Boxer s Entwurf fur ein Schrapnell welches aus einem gezogenen Hinterlader abgefeuert werden konnte vorgestellt Die Sprengladung befand sich in Boden der Granate und bewirkte keine zusatzliche Streuung sondern trieb die Geschosse aus der Granate und gab ihnen so zusatzliche Beschleunigung Der Funken zur Zundung der Sprengladung kam uber eine Rohre von dem Zeitzunder am Kopf Spit back Prinzip 31 Bibliografie BearbeitenTreatise on Artillery prepared for the use of the Practical Class Royal Military Academy 1859 29 Memorandum on Shrapnel Shells in Journal of the Royal Artillery 1861 30 Remarks on the System of Ordnance 1862 31 Colonel Boxer and the War office 1870 32 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f Daniel R LeClair Supervising a revolution British ordnance committees private inventors and military technology in the Victorian era University of Houston 2015 S 105 121 157 1 a b c d e f g Nachruf in The Engineer 7 Januar 1898 S 8 a b c Lance Day Ian McNeil Hrsg Biographical Dictionary of the History of Technology Verlag Routledge 2002 ISBN 9781134650200 S 161 2 Annual Register Verlag J Dodsley 1844 S 204 3 Oliver Frederick Gillilan Hogg The Royal Arsenal Its Background Origin and Subsequent History Band 2 Verlag Oxford University Press 1963 S 1266 4 Papers relating to the dismissal of Colonel Boxer in Accounts and Papers of the House of Commons 1870 5 The case of Colonel Boxer in The Saturday Review of Politics Literature Science and Art 7 Mai 1870 S 605 6 a b c Manfred R Rosenberger Katrin Hanne Vom Pulverhorn zum Raketengeschoss Die Geschichte der Handfeuerwaffen Munition Motorbuch Verlag 1993 ISBN 3613015412 S 108 109 141 142 231 The Engineer 30 August 1867 S 183 184 7 R S France Government Bamboozled A Pamphlet Showing the Scandals of Woolwich Arsenal and Their Influence Upon the Home Office Verlag A T Atkinson 1873 8 Dauril Alden James S Cummins Michael Cooper Charles R Boxer an uncommon life soldier historian teacher collector traveller Verlag Fundacao Oriente 2001 S 30 9 Annual Register Verlag J Dodsley 1871 S 337 10 Oliver Frederick Gillilan Hogg Artillery its origin heyday and decline Verlag Archon Books 1970 ISBN 9780208010407 S 186 11 Josef Ritter von Eschenbacher Uber moderne Artillerie Bernhard Friedrich Voigt Verlag 1872 S 23 12 The United Service Magazine Verlag Hurst and Blackett 1856 S 194 13 William Ruxton Barlow Hrsg Notes on ammunition Ausgabe 4 Verlag Her Majesty s Stationery Office 1877 14 Experiments with Naval Ordnance H M S Excellent Verlag Harrison amp Sons 1866 S 35 15 W Y Carman A History of Firearms From Earliest Times to 1914 1955 ISBN 9781317411154 reprint S 138 16 Journal of the Royal Artillery Band 2 Verlag Royal Artillery Institution 1861 17 a b The technical educator an encyclopaedia Band 1 1884 Verlag Cassell amp Co S 8 10 18 Charles Bormann The Shrapnel Shell in England and in Belgium A historico technical sketch Verlag Louis Truyts 1862 S 10 12 19 Jon Excell Illuminating the enemy in The Engineer 16 Dezember 2010 James Earle Commodore Squib The Life Times and Secretive Wars of England s First Rocket Man Sir William Congreve 1772 1828 Verlag Cambridge Scholars Publishing 2009 ISBN 9781443818155 S 237 20 A Bowdoin Van Riper Rockets and Missiles The Life Story of a Technology Verlag Johns Hopkins University Press 2007 ISBN 9780801887925 S 23 21 The Parliamentary Debates Great Britain Verlag R Bagshaw 1870 S 2063 22 The technical educator an encyclopaedia Band 1 1884 Verlag Cassell amp Co S 66 23 Experiments with Naval Ordnance Verlag Harrison amp Sons 1866 S 36 24 Charles Orde Browne Amunition for rifled ordnance Band 1 Secretary of State for War 1870 S 144 146 25 Gerald Prenderghast Repeating and Multi Fire Weapons A History from the Zhuge Crossbow Through the AK 47 Verlag McFarland 2018 ISBN 9781476631103 S 88 26 Great Britain Patent Office Subject matter Index of Patents Applied for and Patents Granted for the Year 1866 1867 S 63 27 Reports on the Paris universal exhibition 1867 Band 4 1868 S 135 28 PersonendatenNAME Boxer Edward MounierKURZBESCHREIBUNG britischer Offizier und Erfinder auf dem Gebiet der WaffentechnikGEBURTSDATUM Februar 1822GEBURTSORT DoverSTERBEDATUM 2 Januar 1898STERBEORT Ryde auf Isle of Wight Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Edward Mounier Boxer amp oldid 237951855