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Eine Zentralfeuerpatrone oder umgangssprachlich Zentralfeuermunition ist eine Patrone mit Zentralfeuerzundung Es handelt sich um Patronenmunition bei der das Zundhutchen mit dem darin enthaltenen Zundsatz zentral im Hulsenboden angebracht ist Gezundet wird dieser durch den zentral gefuhrten Schlagbolzen Mit wenigen Ausnahmen verschiessen heute alle Militar Jagd und Verteidigungs Handfeuerwaffen Munition mit Zentralfeuerzundung Der Boden einer Hulse im Kaliber 5 56 45 mm NATO Auf der linken Seite wurde das mittig liegende Zundhutchen vom Schlagbolzen angeschlagen auf der rechten ist es in seinem unversehrten Zustand Im Gegensatz dazu liegt der Zundsatz von Randfeuerpatronen im aufgestauchten Hulsenrand und wird durch einen auf diesen aufschlagenden Schlagbolzen gezundet Heute findet man die Randzundung noch bei im Schiesssport verwendeter Kleinkaliber Munition und in kleinkalibrigen Jagdwaffen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Technik 3 Literatur 4 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Hulse mit Benetzundung nbsp Hulse mit Martinzunder nbsp Berdanpatrone Zundung nbsp Boxerpatrone Zundung nbsp Deutsche Gewehrpatrone 8 x 57 I mit Berdanzundung nbsp Zange zum Entfernen der Zundkapsel bei Berdanhulsen nbsp Werkzeug zum Wiederladen von 44 40 WCF Boxerpatronen ca 1892Der Schweizer Samuel Johann Pauli erhielt 1812 ein Patent auf eine zweiteilige Patronenhulse mit einer Zundpille aus Knallquecksilber in einem zentralen Zundloch Die Konstruktion an sich war zwar sehr fortschrittlich hatte aber noch zu viele Mangel Zum einen war die eingedruckte Zundpille gegen ungewollte Auslosung schlecht geschutzt zum anderen fehlte die Gasabdichtung der Patrone gegenuber der Patronenkammer 1 Die ersten praktisch verwendbaren Einheitspatronen mit Metallhulse und eingebautem Anzundhutchen waren die vom franzosischen Buchsenmacher Casimir Lefaucheux 1835 patentierten Lefaucheuxpatronen mit Stiftzundung Etwa zur gleichen Zeit entwickelte Louis Nicolas Auguste Flobert auch ein Franzose die Flobertpatrone mit Randfeuerzundung den Vorganger aller 22 Kleinkaliberpatronen die 1860 von Tyler Henry zur 44 Henrypatrone weiterentwickelt wurde Preussen und Frankreich verwendeten im Krieg von 1870 71 noch immer Papier Einheitspatronen allerdings mit innenliegender Zentralfeuerzundung in ihren Hinterladern dem Zundnadelgewehr von Dreyse und dem Chassepotgewehr Gegen Ende des amerikanischen Burgerkrieges kombinierte ein Amerikaner beide Systeme Er verwendete eine Metallhulse und brachte die Zundung im Zentrum des Hulsenbodens an dort war sie besser geschutzt und zundete sicherer 1864 65 entwickelte der Direktor des Frankford Arsenals Oberst Steven Vincent Benet eine der ersten Patronen mit Zentralfeuerzundung die 50 70 Government fur die Verwendung in aptierten Vorderladergewehren der US amerikanischen Armee Wie die damals verwendeten Randfeuerpatronen hatte sie eine Hulse mit Rand aus tiefgezogenem Kupferblech der Zundsatz war jedoch zentral innen auf dem Boden der Hulse angebracht und wurde durch eine Innenhulse fixiert Beim Abschuss verformte der Schlagbolzen den Hulsenboden schlagartig und der davorliegende Zundsatz wurde zwischen diesem und der Innenhulse gequetscht und gezundet Die Ubertragung des Zundfunkens auf die Treibladung aus Schwarzpulver erfolgte uber in die Innenhulse gebohrte Locher Die Innenhulse war mit Einkerbungen in der Aussenhulse fixiert Die 50 70 Government wurde 1866 von der amerikanischen Armee eingefuhrt und ab 1873 durch die 45 70 Government abgelost Sie wurde im Springfield Model 1866 ursprunglich Allin Conversion Model 1866 Rifle in aptierten Sharps Militarkarabinern sowie von in der Springfield Armory abgeanderten Remington Gewehren verwendet Eine andere von der Armee verwendete Benet Patrone war die 45 Colt fur den Colt Single Action Army die jedoch fruh durch modernere Patronen verdrangt wurde Etwa zur gleichen Zeit wurde in den USA die Martin Zentralfeuerpatrone entwickelt Sie wurde 1869 und 1871 patentiert US Patent 88 191 3 23 1869 111 856 2 14 1871 Auch sie hatte eine Kupferhulse diese war in einem aufwendigen Verfahren so geformt dass die zentral liegende Zundkapsel eine Einheit mit der Hulse bildete Wie bei der Benet Patrone befand sich die Zundmasse im Innern der Hulse sie wurde mittels einer gelochten leicht uberdimensionierten Kapsel in die pulverseitige Offnung der Zundkapsel eingepresst Wie die Benet Patrone wurde die Martin Patrone in den ersten amerikanischen Zentralfeuerwaffen verwendet Bekannt ist dass die ersten Smith amp Wesson No 3 American Revolver die noch die 44 Henry Randfeuerpatrone verschossen auf Verlangen der amerikanischen Armee Beschaffungsbehorde auf Zentralfeuer umkonstruiert wurden Die neue Patrone bezeichnete man mit 44 100 oder 44 American sie wurde auch im Colt Army 1860 Richards Conversion verwendet Die Benet Patrone und auch die Martin Patrone hatten zwei wesentliche Nachteile Die Hulsen aus dunnem Kupferblech waren nicht genugend widerstandsfahig bei Verwendung von starken Ladungen dazu verzogen sie sich bei heissgeschossener Waffe und blockierten im Patronenlager Ein weiterer Nachteil war dass sie nicht wiedergeladen werden konnten Sie wurden deshalb im Laufe der Zeit durch robustere Patronen mit Messinghulsen und von aussen eingepressten Zundhutchen ersetzt Die erste solcher Patronen war die vom Amerikaner Hiram Berdan entwickelte Zentralfeuerpatrone mit von aussen eingepressten Zundhutchen Bei der 1866 patentierten Variante US Patent 53 388 3 14 1866 wurde noch eine Kupferhulse verwendet Problematisch war dass sich die Hulse beim Einpressen des Zundhutchens leicht verformte Die Patrone verkaufte sich gut trotzdem wurde 1869 auf Messing ubergegangen Sie wurde mit anderen Detailanderungen im September 1869 patentiert US Patent 82 587 Damit hatte Berdan eine Patrone geschaffen die auch heute noch fabriziert wird Etwa gleichzeitig entwickelte der Englander Edward Mounier Boxer im Royal Arsenal eine Patrone fur das Snider Enfield Gewehr den ersten Hinterlader der englischen Armee Auch diese Patrone im Kaliber 577 Snider hatte ein aussenliegendes Zundhutchen Er patentierte die Boxerpatrone in England am 13 Oktober 1866 und in den USA US Patent 91 818 6 29 1869 Wie die Berdanpatrone wird auch die Boxerpatrone heute noch produziert In den europaischen Armeen wurden eventuell aus Preisgrunden Patronen mit Berdanzundung bevorzugt Beispiele sind die Patrone 11 59 mm R des franzosischen Gras Gewehrs die 8 50 mm R Lebel Patrone die deutschen Ordonnanzpatronen Bild und die schweizerische 7 5 55 mm Patrone Im Gegensatz dazu ubernahm die amerikanische Armee die auch in England eingefuhrte Boxerpatrone Grund dafur war dass diese im Feld nachgeladen werden konnte was fur die fern der Zivilisation operierenden Truppen wichtig war Auch fur moderne Munition wurde das Prinzip beibehalten sowohl die Pistolenpatrone 45 ACP wie auch die Gewehrpatrone 30 06 Springfield haben Boxerzundung Dies gilt auch fur den zivilen Markt da Boxerpatronen mit wenig Aufwand nachgeladen werden konnen 1884 erfand Paul Vieille Chemieingenieur am Laboratoire Central des Poudres in Paris ein raucharmes Pulver auf der Basis von Nitrozellulose das bei der Verbrennung dreimal mehr Energie abgibt als Schwarzpulver Auch dies war ein Grund das fur Patronenhulsen noch immer verwendete weiche Kupfer durch widerstandsfahigere Materialien wie Messing Tombak und spater wegen Rohstoffmangels auch Aluminium und Stahl zu ersetzen Das fruher fur den Zundsatz verwendete Knallquecksilber war giftig und korrosiv Es wurde deshalb in den Anfangsjahren des zwanzigsten Jahrhunderts durch Tetrazen in Mischungen Sinoxyd Satze ersetzt Technik Bearbeiten nbsp Boxerzundung einer Patrone nbsp Berdanzundung einer Patrone nbsp Randfeuerzundung einer PatroneGemeinsamer Vorteil aller Zentralfeuerzundungen ergibt sich durch die zentrale Zundquelle die die Treibladung gleichmassiger abbrennen lasst als bei der dezentralen Zundung die bei Randfeuerpatronen verwendet wird Gleichmassiger Abbrand bewirkt die Steigerung der Schussprazision durch die Verminderung der Streuung Ein weiterer Vorteil ergibt sich aus der Wiederverwendbarkeit von Hulsen mit Zentralfeuerzundung Bei diesen kann das abgeschossene Zundhutchen ersetzt werden wahrend bei Hulsen von Randfeuerpatronen der Rand durch den Schlagbolzen endgultig gestaucht ist Hulsen von Berdan und Boxerpatronen konnen deshalb durch Wiederladen mehrmals verwendet werden Bei den Berdanpatronen muss die abgeschossene Zundkapsel hydraulisch herausgepresst oder mit einem hakenformigen Werkzeug von hinten entfernt werden bei Boxerpatronen wird diese von vorne durch die Hulse und den Zundkanal durch einen zentral am Werkzeug angebrachten Stift ausgestossen Wahrend bei den Benet und Martinpatronen der Zundsatz vor dem Eindringen von Wasser und Ol durch die hinten nicht durchbrochene Hulse geschutzt ist muss der Patronenboden der Berdan und Boxerpatronen mit einem geeigneten Lack gedichtet werden um zu vermeiden dass durch Kapillarwirkung Flussigkeit ins Innere der Zundkapsel eindringt Durch die Farbe des Lacks kann auch erreicht werden dass verschiedene Patronentypen gleichen Kalibers und Aussehens voneinander unterschieden werden konnen Ausserlich konnen Berdan nicht von Boxerpatronen unterschieden werden bei Ersteren ist das Zundhutchen einteilig der Amboss ist Teil der Hulse Bei Boxerhulsen wird ein konisch gepragtes Plattchen als Amboss eingepresst um den Zundfunken durchschlagen zu lassen hat das Plattchen am Rande mehrere eingefraste Offnungen Bei beiden Systemen kann der Zundsatz mit einer eingelegten Folie fruher aus Stanniol von der Treibladung getrennt werden Literatur BearbeitenBernd Brinkmann Burkhard Madea Handbuch gerichtliche Medizin Band 1 S 601 Einteilung von Patronen Springer Berlin Heidelberg Auflage 1 ISBN 978 3 540 00259 8 online Vorschau Einzelnachweise Bearbeiten Manfred R Rosenberger Katrin Hanne Vom Pulverhorn zum Raketengeschoss Die Geschichte der Handfeuerwaffen Munition Motorbuch Verlag 1993 ISBN 3 613 01541 2 S 70 71 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zentralfeuerpatrone amp oldid 237682348