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Das Chassepotgewehr ist ein franzosisches Infanteriegewehr M 1866 ein gezogener Hinterlader vom Typ des Zundnadelgewehrs entstanden aus der Kenntnis des preussischen Zundnadelgewehrs jedoch von der Konstruktion um 25 Jahre junger und moderner Chassepot Gewehr mit zugehorigem Jatagan Bajonett Inhaltsverzeichnis 1 Entwicklung 2 Vorteile 3 Nachteile 4 Weiterentwicklung 5 Schussleistung 6 Die Patrone 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseEntwicklung Bearbeiten nbsp Chassepot Gewehr mit zugehoriger Papierpatrone nbsp Prinzip der Gasabdichtunglinks Ruhezustandrechts AbschussEs ist benannt nach seinem Entwickler dem Franzosen Antoine Chassepot 1833 1905 Bereits 1840 wurden in Preussen die Hinterlader des Konstrukteurs Johann Nikolaus von Dreyse eingefuhrt die in Frankreich jedoch keinen Anklang fanden in der Revolution von 1848 wurden Zundnadelgewehre aus dem Berliner Zeughaus gestohlen zwei davon konnten auch durch den preussischen Geheimdienst nicht wieder beschafft werden und gelangten wohl ins Ausland Dennoch fanden Versuche statt bessere Gewehrkonstruktionen auf Basis eines Hinterladers einzufuhren 1858 legte Antoine Chassepot ein Arbeiter in Vincennes eine solche Konstruktion vor Das Gewehr hatte einen Zylinderverschluss mit einer am Kopf des Zylinders angebrachten Kautschukscheibe zur Liderung jedoch noch eine Perkussionszundung mit aussenliegendem Hahn Die Konstruktion wurde verbessert und 1863 an die Truppe zur Prufung ausgegeben doch fand die Waffe keine gunstige Aufnahme Die anschliessend angestellten Versuche kamen erst nach der Schlacht bei Koniggratz Sadova zum Abschluss Am 27 August 1866 erhielt Chassepot sein Patent und unterzeichnete noch am namlichen Tage einen Lizenz Vertrag mit der von Isaac Cahen Lyon gegrundeten Gewehrfabrik Durch ein Dekret vom 30 August wurde das Chassepotgewehr zur franzosischen Ordonnanzwaffe erhoben und die Produktion dermassen angekurbelt dass 1868 die gesamte aktive Armee mit dem Chassepotgewehr ausgerustet war Da die franzosischen Gewehrfabriken den immensen Bedarf nicht decken konnten wurde die Firma Cahen Lyon beauftragt 400 000 Chassepotgewehre fur den franzosischen Staat zu fertigen Zu den Subunternehmen gehorten auch Webley amp Sons Potts amp Hunt Hollis amp Sons sowie Tipping amp Lowden In der Schlacht von Mentana am 4 November 1867 habe das Chassepot Gewehr nach den Aussagen des kommandierenden Generals Pierre Louis Charles Achille de Failly Wunder vollbracht die Schlacht soll wegen des franzosischen Schnellfeuers fur einen Moment gestockt haben weshalb dieses neue Gewehr in der gesamten Welt sofort grosse Beachtung fand Jeder franzosische Soldat fuhrte 68 Patronen mit sich Vorteile BearbeitenDie Vorzuge des Chassepotgewehrs gegenuber dem preussischen Zundnadelgewehr bestanden in dem kleineren ballistisch gunstigeren Kaliber 11 mm gegenuber 15 4 mm dem besseren Gasabschluss der hoheren Pulverladung 85 Grains statt 75 Grains und der bequemeren Handhabung woraus einerseits eine hohere Rasanz des Projektils 420 Meter Sekunde gegenuber 295 m s 1 verbunden mit hoherer Reichweite 1200 Meter gegenuber 600 Metern beim Dreyse Gewehr resultierten aber auch eine hohere Feuergeschwindigkeit Eine Sonderform das fusil pour la cavalerie d Afrique hatte sogar ein Visier bis 1600 Meter Geladen wurde das Chassepotgewehr mit einer Papier Einheitspatrone in einer Seidenhulle Im Deutsch Franzosischen Krieg 1870 71 zeigte sich die Uberlegenheit des Chassepotgewehrs insbesondere beim Schiessen auf mittlere und weite Entfernungen Schon vor dem Krieg ging das Wort 300 Chassepotgewehre seien so wertvoll wie 500 Dreyse Gewehre nbsp Chassepot Verschluss und Verschlussgehause nbsp Chassepot Verschluss mit zum Laden eingelegter PatroneDie Konstruktion von Kammer und Schlosschen war richtungsweisend Man findet diese Konstruktion mit Varianten sowohl am spateren deutschen Gewehr 88 und dem von ihm abgeleiteten Mannlichergewehren wie auch beim russischen Dreiliniengewehr 2 Der Lauf des spateren preussischen M71 war eine fast identische Kopie nur mit entgegengesetzter Drallrichtung Nachteile BearbeitenIn den 1860er Jahren hatte sich Preussen noch entschieden das Chassepot Gewehr nicht zu kopieren da es durch Verschmutzung leichter unbrauchbar wurde als das preussische Zundnadelgewehr Insbesondere die in der Pulverkammer zuruckbleibenden Reste der Papierpatrone und ihrer faktisch nicht brennbaren Seidenumhullung bereiteten Schwierigkeiten und mussten nach wenigen Schussen entfernt werden Der Kautschukring machte die Waffe zwar gasdicht wurde aber auch bald sprode weswegen jeder Soldat drei Ersatz Kautschukringe mit sich fuhrte um diese notfalls im Felde auszutauschen Die Verriegelung mit dem Kammerstangel neigte im Winter zur Blockade das Dreyse Modell hatte dieses Problem nicht Einige technische Mangel wurden bei einer Neukonstruktion 1874 behoben Man ubernahm dabei die Patrone aus Metall und formte den Mechanismus nach dem System des franzosischen Reiteroffiziers Gras um Gras Gewehr Die feuchtigkeitsempfindliche und wenig formstabile Papierpatrone und ihre daraus resultierenden Mangel verschwanden somit Insgesamt bewahrheitete sich aber die Bewertung aus dem Jahr 1867 nicht die da lautete Die franzosische Armee wird nach Durchfuhrung der Neubewaffnung ihrer Infanterie in dieser Beziehung der preussischen ebenburtig aber nicht uberlegen seyn 3 Weiterentwicklung BearbeitenEine Bestandsaufnahme am 1 Juli 1870 ergab eine Anzahl von 1 037 555 Gewehren 4 Wahrend des Deutsch Franzosischen Krieges wurde eine enorme Anzahl an Chassepotgewehren erbeutet 665 327 5 Teils fur Metallpatronen M 71 teils zu Karabinern umgerustet bildeten sie langere Zeit die Bewaffnung des deutschen Trains kamen aber nie zum Einsatz Gegen Ende des Krieges waren die franzosischen Fabriken in der Lage 50 000 Chassepotgewehre pro Monat zu produzieren Hatte das preussische Zundnadelgewehr als Vorbild fur das franzosische Chassepotgewehr gedient so war nunmehr das Chassepotgewehr Vorbild zunachst fur das modernisierte Zundnadelgewehr von Dreyse denn dieses wurde ahnlich wie das Chassepotgewehr gasdicht gemacht aptiert nach Beck dann auch fur das deutsche Modell 71 das vom Chassepotgewehr die Konstruktion des Laufes mit dem Kaliber von 11 mm und vier Zugen sowie die Grosse und Konstruktion des Patronenlagers ubernahm Auch das erste deutsche Repetiergewehr das 1886 in Dienst gestellte G 71 84 hatte noch die Laufkonstruktion des Chassepot wenn auch mit geringerer Zugtiefe 1873 folgte noch ein Chassepotkarabiner der aber bald durch die Entwicklung des Gras Modell 1874 und der dazu gefertigten Metallpatrone entsprechend umgebaut werden musste Als aptierter Chassepot Karabiner wurde in Preussen ein gekurztes und fur die Patrone M 71 aptiertes Chassepot Gewehr bezeichnet dessen Kammerstangel gekrummt wurde Obwohl es schon fruh Vorschlage zum Umbau der Chassepotgewehre fur Zentralfeuermetallpatronen gab setzten sich diese nicht flachendeckend durch sondern blieben bis auf die preussischen Umbauten marginale Erscheinung 6 Schussleistung BearbeitenHeinrich von Lobell schrieb 1867 Die Ladefahigkeit des Chassepot ist so bedeutend dass ein gewohnlicher Schutze in der Minute 8 Schuss ein gut geubter 12 Schuss thun kann S 64 Zur Kampfentfernung und Eroffnung des Feuers schrieb Lobell hat das Chassepotgewehr auch bedeutend grosser bestrichene Raume als das Zundnadelgewehr Dieselben betragen auf 400 Schritt gegen Infanterie bei Chassepot 180 Schritt beim Zundnadelgewehr nur 115 Schritt und gegen Kavallerie beim Chassepot 469 Schritt beim Zundnadelgewehr 449 Schritt und auf 800 Schritt gegen Infanterie bei Chassepot 59 Schritt beim Zundnadelgewehr 49 Schritt und gegen Kavallerie bei Chassepot 90 Schritt und beim Zundnadelgewehr 74 Schritt S 63 64 Deutsch Franzosischer Krieg Lobells Feststellung uber die Leistung des preussischen Zundnadelgewehrs mit wenig rasant seine Treffwahrscheinlichkeit ist von der der franzosischen Gewehre auf den kleineren Entfernungen wenig verschieden wird aber von dieser auf den grosseren Distanzen ubertroffen S 57 bewahrheitete sich im Deutsch Franzosischen Krieg auf furchtbare Weise Die deutschen Truppen erlitten schwere Verluste beim Vorrucken gegen die Franzosen die bereits auf 600 m das Feuer eroffneten teils sogar schon bei 1200 m wahrend die Preussen meist erst auf 300 Schritt 225 m mit dem Feuerangriff beginnen konnten Bei Gravelotte verloren die Preussen im Vergleich zu Frankreich mehr als doppelt so viele Soldaten Die Preussen mussten das gegnerische Feuer unterlaufen das heisst moglichst viele Soldaten ins Feld fuhren in der Hoffnung ausreichend viele mochten bis zur Ersturmung der gegnerischen Stellungen den Beschuss uberleben Paul von Hindenburg erlebte dies als Leutnant und berichtete uber die verheerende Wirkung des Chassepot Gewehres Bei den ersten 100 Schuss rechnete man mit 10 Versagern beim weiteren Schiessen bis zu 30 7 Die Patrone Bearbeiten nbsp Chassepotpatronen Verpackung fur neun SchussDie Patrone wurde bei der Herstellung aus zwei Teilen zu einer Einheitspatrone zusammengesetzt Der hintere Teil umfasste das Zundhutchen und die Pulverladung der andere das Geschoss mit der Papierwicklung Die vorlaufig aptierte Patrone desselben setzt sich aus zwei starken Papierhulsen zusammen deren eine die 5 5 g betragende Pulverladung die andere aber das 24 5 g schwere 25 mm lange und am Boden 11 7 mm starke Geschoss ausnimmt Ein Schnurbund halt die beiden aneinander fest 8 Im Boden befand sich ein sechsflugeliges Zundhutchen wie es auch bei Perkussionswaffen Verwendung gefunden hatte so dass die Zundnadel nicht die gesamte Pulverladung durchstechen musste wie beim Dreyse Gewehr und somit auch nicht so schnell ausgluhen konnte Die Anfangsgeschwindigkeit des Geschosses betrug 420 m s und ubertraf damit das preussische Langblei bei weitem Literatur BearbeitenWolfgang Finze Chassepot Zundnadelgewehre BoD 2018 ISBN 978 3 7528 2913 6 Googlebuchvorschau Wolfgang Finze Dienst beim Erbfeind Chassepot Zundnadelgewehre und karabiner in Deutschland In Visier 9 2015 S 74 80 Hans Dieter Gotz Die deutschen Militargewehre und Maschinenpistolen 1871 1945 Stuttgart 4 Aufl 1985 W Greener Modern Breechloaders London 1871 Heinrich von Lobell Des Zundnadelgewehrs Geschichte und Konkurrenten Berlin 1867 S 63 64 R Michels Der Chassepot Karabiner zum Unterricht fur Unteroffiziere eingerichtet in Fragen und Antworten und durch 12 Bildertafeln vollstandig erklart Mit Zugrundelegung der vom Konigl Kriegs Ministerium hieruber erlassenen Bestimmungen Paderborn 1874 H Meinecke Das Chassepot Gewehr der franzosischen Infanterie Eine genaue Beschreibung der einzelnen Theile der Waffe sowie ihrer Behandlung nach der offiziellen franz Instruction Darmstadt 1867 Jochen Oppermann Exkurs Waffen Truppen Plane in Ders Der Deutsch Franzosische Krieg 1870 71 marixverlag Wiesbaden 2020 S 49 58 ISBN 978 3 7374 1147 9 Dieter Storz Deutsche Militargewehre Vom Werdergewehr bis zum Modell 71 84 Kataloge des bayerischen Armee Museums Ingolstadt 8 Wien 2011 ISBN 978 3 902526 43 4 Dieter Storz Luckenbusser aus Frankreich Chassepotgewehre fur deutsche Reiter In DWJ 1 2012 S 82 87 Frank Wernitz Die Zundnadelsysteme Dreyse und Chassepot oder die Geburt der deutsch franzosischen Rivalitat in der Gewehrfrage Hrsg Forderverein Militarmuseum Brandenburg Preussen e V Schriftenreihe Militarmuseum Brandenburg Preussen Nr 1 2008 S 2 3 Dirk Ziesing Erbeutete Franzosen Das Bajonett zum Chassepot Gewehr in DWJ fruher Deutsches Waffen Journal 5 2016 S 82 87 Allgemeine Militair Encyclopadie Band 3 Chassepotgewehr Fechtkunst Leipzig 1869 online Vorschau Anonymus Ueber das Chassepot Gewehr In Polytechnisches Journal 189 1868 Miszelle 2 S 510 511 Anonymus Das patentirte Chassepot Gewehr In Polytechnisches Journal 184 1867 S 50 54 Anonymus Das Chassepot Gewehr Frankreichs dadurch fixirte Stellung in der Hinterladungsgewehr Frage Verhalten anderer Regierungen und insbesondere Nordamerikas derselben gegenuber In Polytechnisches Journal 183 1867 S 510 511 Chassepot Gewehr aus Webley amp Scott Fertigung In DWJ fruher Deutsches Waffen Journal 2011 Heft 1 Seite 92 Chassepot Gras Lebel Gesammelte Schriften zur franzosischen Infanterie Bewaffnung 1866 1886 Zurich 1980 Das Chassepot hat sechs das Zundnadelgewehr aber sieben Griffe Lippstadt 1870 In Brescia gefertigtes Chassepot Gewehr und Chassepot Yatagan mit deutschem Truppenstempel In DWJ Deutsches Waffen Journal 1997 Heft 1 S 8 Nagelprobe Chassepot Gewehre nicht nur zum Sammeln geeignet In Visier 1992 Heft 10 S 108 112 Papierkram Es braucht Schere Lineal und Bindfaden um ein Chassepot Gewehr zu neuem Leben zu erwecken In Visier 2005 Heft 8 S 114 118 Zundnadel gegen Chassepot um 1870 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Chassepotgewehr Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Geschichte der Zundnadelgewehre Papierpatrone fur das Chassepotgewehr FUSIL CHASSEPOT MODELE 1866 Hersteller des Yatagan BajonettsEinzelnachweise Bearbeiten Karl Sellier Beat P Kneubuehl Wundballistik und ihre ballistischen Grundlagen Springer Berlin Heidelberg 2013 ISBN 978 3 662 10980 9 S 48 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche 295 m s ist der Wert fur das 13 6 mm Projektil der alteren Einheitspatrone Dieter Storz Deutsche Militargewehre S 125 Henry Darapsky Das Chassepot Gewehr Frankreichs dadurch fixierte Stellung in der Hinterladungsgewehr Frage Verhalten anderer Regierungen und insbesondere Nordamerikas derselben gegenuber In Polytechnisches Journal 1867 Band 183 Nr XXX S 131 134 S 134 Ziesing Erbeutete Franzosen S 83 Namslauer Stadtblatt 7 Juni 1873 PDF Abgerufen am 20 Marz 2017 So z B von Chassepot selbst In Engineer August 1868 S 160 dann von James Kerr Practical Mechanic s Journal September 1868 S 178 oder Henry Darapsky Vorschlage zur Einrichtung des Chassepot Gewehres fur die Boxer Patrone In Polytechnisches Journal 193 1869 S 280 282 Dieter Storz Deutsche Militargewehre Vom Werdergewehr bis zum Modell 71 84 S 239 Karl T von Sauer Grundriss der Waffenlehre Tubingen 1869 S 284 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Chassepotgewehr amp oldid 234168711