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Die Captain auch HMS Captain war ein Panzerschiff Turmschiff der Royal Navy und das siebte Schiff in der britischen Flotte das diesen Namen trug Das Schiff wurde am 30 Januar 1867 auf der Werft von Laird Son amp Co in Birkenhead auf Kiel gelegt und lief am 27 Marz 1869 von Stapel Am 30 April 1870 wurde die HMS Captain in Dienst gestellt Sie sank auf ihrer Jungfernfahrt Captain SchiffsdatenFlagge Vereinigtes Konigreich Vereinigtes KonigreichSchiffstyp PanzerschiffKlasse EinzelschiffBauwerft Cammell Laird amp Company BirkenheadKiellegung 30 Januar 1867Stapellauf 27 Marz 1869Indienststellung April 1870Verbleib Am 7 September 1870 gesunkenSchiffsmasse und BesatzungLange 97 54 m Lua Breite 16 23 mTiefgang max 7 57 mVerdrangung 7 767 tn l Vermessung 4272 Besatzung 500MaschinenanlageMaschine 8 Grossraumwasserkessel 4 Zyl DampfmaschineMaschinen leistung 5 400 PS 3 972 kW Hochst geschwindigkeit 15 25 kn 28 km h Propeller 2Takelung und RiggTakelung VollschiffAnzahl Masten 3Bewaffnung4 304 mm L 12 Mk II 2 177 mm L 18PanzerungGurtel 100 200 mm Geschutzturm 230 250 mm Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 1 1 Erste Projekte Prince Albert und Royal Sovereign 1 2 Auseinandersetzungen um das Konzept der Turmschiffe 2 Bau 2 1 Probleme mit der Wasserverdrangung 3 Untergang 3 1 Die Jungfernfahrt in die Katastrophe 3 2 Untersuchungsausschuss und Folgen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenBereits wahrend des Krimkrieges 1853 1856 hatten sich behelfsmassig gepanzerte und mit wenigen schweren Kanonen bewaffnete Schiffe und Schwimmplattformen gegen die russischen Verteidigungsstellungen bewahrt so etwa bei der Beschiessung des Forts Kinburn am 17 Oktober 1855 wobei sich besonders die drei neu gebauten und gepanzerten franzosischen Batterieschiffe Lave Tonnante und Devastation bewahrten Trotz starken russischen Abwehrfeuers allein die Tonnante erhielt 65 Treffer durch russische 15 cm Geschutze konnten die Franzosen die Bollwerke niederkampfen Die britische Admiralitat begann sich in den folgenden Jahren stark fur die neuen Panzerschiffe zu interessieren Nachdem am 29 Juni 1860 der britische Erfinder und Marineoffizier Cowper Phipps Coles 1819 1870 wahrend einer Vorlesung am Royal United Service Institute den Vorschlag unterbreitet hatte ein gepanzertes Schiff mit niedrigem Freibord und drehbaren Geschutzturmen zu konstruieren wuchs zugleich auch das Interesse an der Aufstellung der Kanonen in Turmen Anstelle eines Batteriedecks mit zahlreichen Geschutzen in Breitseitenaufstellung sollten die neuen Panzerschiffe nur noch uber wenige schwere Geschutze verfugen die in einem oder mehreren drehbaren Turmen aufgestellt waren Dieser revolutionare Vorschlag brachte jedoch einige Probleme mit sich Einerseits schrankte die Takelage der Schiffe mit ihren zahlreichen Stutzen und Verstrebungen den Bestreichungswinkel der Geschutze ein wegen der noch verbreiteten Storanfalligkeit und der eher geringen Leistungsfahigkeit der Schiffsmaschinen war die Admiralitat auch nicht geneigt die Takelage aufzugeben und andererseits bereitete das zu erwartende hohe Gewicht der Turme Sorgen da es die Stabilitat des Schiffes erkennbar zu beeinflussen drohte Um zumindest einen halbwegs ausreichenden Bestreichungswinkel der schweren Geschutze zu erreichen war es aber fast zwingend notwendig die Turme an Oberdeck aufzustellen was wiederum die Probleme mit der Schiffsstabilitat verstarkte Erste Projekte Prince Albert und Royal Sovereign Bearbeiten Als bekannt wurde dass mehrere kleinere Marinen in Europa so etwa die danische und die preussische eigene Turmschiff Projekte verfolgten nahm jedoch auch der politische Druck auf die Admiralitat zu Nachdem auch noch aus der Industrie Unterstutzung fur Coles Ideen kam stimmte die Royal Navy schliesslich dem Bau derartiger Turmschiffe zu Nachdem 1862 zunachst ein mit Turmen ausgestattetes und rund 3 700 ts grosses Kustenpanzerschiff in Auftrag gegeben worden war Prince Albert liess die Admiralitat zur Verteidigung der Interessen des britischen Weltreiches war man auch auf hochseefahige Panzerschiffe angewiesen zwischen 1862 und 1864 unter Coles Leitung das bereits 1849 begonnene Linienschiff Royal Sovereign zu einem Turmschiff umbauen Es wurde im Sommer 1864 in Dienst genommen verdrangte etwa 5 100 ts und war mit zwei gezogenen 26 7 cm Vorderladergeschutzen in einem drehbaren Zwillingsturm sowie mit drei 170 Pfunder Glattrohrkanonen in Einzelaufstellung bewaffnet Die Frontseiten der Turme waren mit 254 Millimeter dicken Panzerplatten geschutzt die Seitenpanzerung betrug knapp 140 Millimeter Das Schiff hatte jedoch nur rund zwei Meter Freibord und erreichte mit seiner sparlichen Takelage und seiner 2 500 PSi Maschine nur muhsam 10 5 Knoten Hochstfahrt Nach Probefahrten wurde schnell klar dass ein Einsatz des Schiffes auf hoher See nicht ohne grosse Risiken moglich war Bereits 1865 wurde die Royal Sovereign deshalb zum Kustenschutzschiff coast defence ship umklassifiziert Es offenbarte sich ein weiteres Problem mit den Turmschiffen Alle gebauten Einheiten waren schlicht zu klein gewesen um trotz der schweren Panzerturme eine ausreichende Stabilitat aufzuweisen Die Notwendigkeit das Freibord moglichst niedrig zu halten minimierte zudem die Fahigkeiten zum Hochseeeinsatz Die Losung lag auf der Hand Es mussten grossere Schiffe mit entsprechend grosserer Wasserverdrangung gebaut werden Hiermit stiess Coles aber mittlerweile auf den Widerstand einiger Marineexperten Auseinandersetzungen um das Konzept der Turmschiffe Bearbeiten In der Zwischenzeit 1863 war namlich ein neuer Chefkonstrukteur der Royal Navy ernannt worden Sir Edward James Reed 1830 1906 Reed wandte sich vorerst von dem noch mit Problemen behafteten Turmschiff Konzept ab griff auf die vom bewahrten Batteriesystem abgeleitete Idee der Zentralbatterie Aufstellung zuruck und schuf 1864 zunachst das kleine Panzerschiff Research das durch den Umbau einer holzernen Korvette von etwa 1 200 ts entstand Das Schiff diente hauptsachlich als Experimentalfahrzeug und lieferte Reed wichtige Hinweise zu Rollverhalten Stabilitat und Bestreichungswinkel der Geschutze Die Probefahrten waren nicht sonderlich zufriedenstellend und die Royal Navy kehrte bald wieder zum Turmschiff Entwurf zuruck wobei jedoch eine deutliche Erhohung der Tonnage und des Freibords eingefordert wurde Reed entwarf daraufhin ein neuartiges Turmschiff Design mit einem wesentlich erhohten Freibord und einer auf mehr als 8 000 ts gesteigerten Wasserverdrangung Inzwischen hatte Coles der Marine einen neuen Vorschlag fur ein rund 3 700 ts grosses Schiff mit nur einem Geschutzturm vorgelegt 1864 1865 verwirklichte er seinen Plan und baute nach einem ahnlichen Entwurf im Auftrag der peruanischen Marine ein einturmiges Panzerschiff fur den Seekrieg gegen Spanien die Huascar die 1866 nach Sudamerika auslief und sich bei der Uberfahrt als uneingeschrankt seetauglich erwies Das Kriegsschiff das sich spater in mehreren See und Kustengefechten bewahrte und im Salpeterkrieg 1879 von Chile erbeutet wurde blieb bis 1897 in Dienst Es liegt heute als Museumsschiff im chilenischen Hafen von Talcahuano Eine Kommission der britischen Admiralitat unter der Leitung des fur die Ausrustung zustandigen dritten Seelords Vizeadmiral Sir Robert Spencer Robinson 1809 1889 hatte sich aber 1865 gegen Coles Konzept gewandt und entschied sich stattdessen fur Reeds neuen Turmschiff Typ der uber mindestens zwei Turme und eine grossere Tonnage sowie eine vollstandige Takelage verfugen sollte Kurze Zeit spater erteilte die Royal Navy die Order zum Bau des Reed Entwurfs welcher auf Monarch getauft wurde Coles war von der Entscheidung enttauscht und erhob wegen des seiner Ansicht nach unfairen Wettbewerbs Beschuldigungen gegen Robinson und Reed sowie weitere Mitglieder der Kommission Er behauptete sein Vorschlag sei missverstanden worden Seine Kontakte ins Parlament sowie eine von ihm lancierte Pressekampagne bewogen die Admiralitat besonders den seinen Ideen zugeneigten ersten Seelord Admiral Hugh Childers schliesslich ihm im November 1866 den Bau seines eigenen Schiffes zu erlauben nachdem man ihn in zahen Verhandlungen zu Anderungen an seinem Konzept veranlasst hatte unter anderem sollte sein Schiff nun ebenfalls zwei Turme besitzen Bau Bearbeiten nbsp Langsschema der CaptainDie im Januar 1867 in Birkenhead auf Kiel gelegte Captain wurde mit vier je 25 Tonnen wiegenden 30 5 cm Vorderladergeschutzen in zwei Panzerturmen und zwei einzeln aufgestellten 17 8 cm Vorderladern auf der Bug und der Heckplattform ausgerustet Back und Schanz waren durch eine rund acht Meter breite Laufbrucke verbunden die gleichzeitig als Exerzierdeck diente so dass die Besatzung uber die auf dem tieferliegenden Artilleriedeck stehenden Geschutzturme hinweggehen konnte und diese dadurch ein kaum eingeschranktes Schussfeld erhielten Das Schiff war vollstandig aus Eisen gebaut die Seitenpanzerung mass an der starksten Stelle 203 Millimeter und besass eine vollwertige Takelage mit drei Masten sowie zwei insgesamt 5 400 PSi starke Expansionsmaschinen Die Masten waren eine besondere Konstruktion Coles Er liess sie nicht durch Stagen und Wanten abstutzen welche die Geschutze beim Feuern behindert hatten sondern durch jeweils zwei eiserne Seitenstreben womit er quasi eine Vorform der spateren Dreibeinmasten schuf Probleme mit der Wasserverdrangung Bearbeiten Die Verstrebungen sowie einige Deckumbauten liessen allerdings letztlich die Wasserverdrangung der Captain um rund 800 Tonnen grosser ausfallen als geplant Hierdurch sank das Freibord das zu Beginn des Baus mit etwa 2 5 Metern schon ausserst knapp bemessen worden war bei voller Beladung auf nur noch 1 97 Meter Dieser Umstand fuhrte in der Royal Navy besonders bei Chefkonstrukteur Reed und Vizeadmiral Robinson zu schweren Bedenken hinsichtlich der Hochseetauglichkeit Diese Einwande wurden aber von Coles als irrelevant abgetan und schienen sich bei den Probefahrten die das Schiff mit guten Resultaten absolvierte auch als unbegrundet zu erweisen Untergang BearbeitenDie Jungfernfahrt in die Katastrophe Bearbeiten Nach dem Abschluss der Tests lief die Captain unter dem Kommando von Captain Hugh T Burgoyne und mit dem Schopfer Coles an Bord im August 1870 zu einem ersten Flottenmanover vor der spanischen Kuste aus Dabei geriet sie als Teil eines Verbandes von elf Schiffen in der Nacht des 6 September 1870 unweit von Kap Finisterre in einen schweren Orkan Noch ehe ein Teil der Segel eingeholt werden konnte wurde das Schiff gegen Mitternacht von einer schweren Bo getroffen und bekam Schlagseite Starke Brecher schlugen uber das niedrige Geschutzdeck und fluteten die Turmunterbauten Innerhalb weniger Minuten lief das Schiff voll Wasser und kenterte In der dunklen und sturmischen Nacht sank die gepanzerte Captain fast wie ein Stein und riss 474 Menschen darunter Captain Burgoyne und ihren Schopfer Cowper Phipps Coles mit in die Tiefe Nur 18 Mann uberlebten und wurden von den ubrigen Schiffen des Geschwaders gerettet Unter den Opfern befand sich auch der Sohn des ersten Seelords Midshipman Leonard Childers Untersuchungsausschuss und Folgen Bearbeiten Nach dem Verlust der Captain der das Vertrauen in die Turmschiffe erheblich erschutterte wurde ein Untersuchungsausschuss der Royal Navy eingesetzt der letztlich zu dem Urteil gelangte dass der Untergang durch starken Wind und hohen Seegang das geringe Freibord und die mangelnde Stabilitat verursacht worden sei Bereits bei einer Krangung von nur 14 Grad habe das Batteriedeck die Wasseroberflache beruhrt In einem Gutachten heisst es H M Ship Captain was capsized by pressure of wind assisted by the heave of the sea and that the sail carried at the time of her loss regard being had to the force of the wind and the state of the sea was insufficient to have endangered a ship endued with a proper amount of stability 1 HMS Captain kenterte am Morgen des 7 September 1870 durch Winddruck im Zusammenspiel mit Seegang und durch die Tatsache dass die Segelflache in Anbetracht der Windstarke und des Seegangs ein Schiff mit ausreichender Stabilitat nicht in Gefahr gebracht haben wurde Der erste Seelord Admiral Childers machte in der Folgezeit den dritten Seelord Vizeadmiral Robinson fur den Verlust der Captain und damit auch fur den Tod seines Sohns verantwortlich obwohl dieser eindringlich vor den Gefahren gewarnt hatte Diese haltlosen und ungerechtfertigten Anschuldigungen sorgten dafur dass Robinson im Februar 1871 seinen Posten als dritter Seelord verlor Childers selbst der sich starker Kritik fur sein Verhalten ausgesetzt sah trat im Marz 1871 aus gesundheitlichen Grunden als erster Seelord zuruck Literatur BearbeitenSiegfried Breyer Schlachtschiffe und Schlachtkreuzer 1905 1970 Die geschichtliche Entwicklung des Grosskampfschiffes Munchen 1970 S 35 40 Alfred Dudszus Alfred Kopcke Das grosse Buch der Schiffstypen Dampfschiffe Motorschiffe und Meerestechnik von den Anfangen der maschinengetriebenen Schiffe bis zur Gegenwart Pietsch Verlag o O 1990 Oscar Parkes British Battleships Warrior 1860 to Vanguard 1950 A History of Design Construction and Armament Naval Institute Press 1990 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons HMS Captain Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die Captain bei uknonline co uk englisch Einzelnachweise Bearbeiten Oscar Parkes British Battleships Warrior 1860 to Vanguard 1950 A History of Design Construction and Armament Naval Institute Press 1990 S 143 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Captain Schiff 1870 amp oldid 238898071