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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Zum deutschen Schriftsteller siehe Joachim Zunder Ein Zunder ist ein Zundmittel welches fur Sprengstoffe Patronenmunition Bomben Granaten Minen Sprengkopfe und ahnliche Explosionskorper genutzt wird um den jeweiligen Explosivstoff zu entzunden In der Funktion sind Zunder eng mit der Zundschnur verwandt Kopfzunder mit Zeit Tempierung bei einer 120 mm Morsergranate mit Nebelwirkung Dieser soll nach voreingestellter Flugzeit die im Granatkorper befindlichen Nebeltopfe mit einer Ausstossladung ausstossen und sie so uber ein moglichst grosses Gebiet verteilen Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Geschichte 3 Militarisch 4 Begriffsabgrenzung 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseAllgemeines BearbeitenNach militarischer Sprache wird ein Zunder als Munitionsbaugruppe definiert die dazu bestimmt ist eine Wirkladung zu initiieren Moderne Sprengstoffe konnen normalerweise nicht einfach mittels Hitzeeinwirkung gezundet d h zur Detonation gebracht werden da eine zuverlassige Detonationsauslosung nur bei Einwirkung einer Schockwelle eintritt Bei Hitzeeinwirkung tritt gewohnlich eine normale Verbrennung des Sprengstoffs ein dies stellt ein wesentliches Sicherheitsmerkmal dar Eine zuverlassige Zundung moderner Sprengstoffe kann daher nur durch Verwendung eines Initialzunders gewahrleistet werden Da Zunder wesentlich empfindlicher gegen aussere Einwirkungen sind werden sie haufig getrennt vom eigentlichen Wirkmittel gelagert und transportiert und erst unmittelbar vor ihrem Einsatz in die Sprengladung eingesetzt Die eigentliche Zundung kann dabei mehrstufig erfolgen so kann auf elektrische Weise eine Vorladung gezundet werden die eine Verstarkerladung zundet die wiederum erst die eigentliche Wirkladung zundet Dabei kann die Verstarkerladung auch so angeordnet werden dass die Wirkladung an mehreren Stellen gezundet wird Gleiches kann auch durch die Verwendung mehrerer Zundkapseln erreicht werden Des Weiteren konnen einige Waffensysteme mehrere Zunder enthalten welche lageabhangig das Wirkmittel zunden Geschichte BearbeitenErste Zunder zum Auslosen einer Sprengladung waren Lunten und Zundschnure welche die zu dieser Zeit um das 10 Jahrhundert in China ublichen Schwarzpulverladungen zur Explosion brachten Diese Technik wurde auch bei den ersten mit Schwarzpulver gefullten Granaten verwendet Der Grenadier zundete die Zundschnur und warf die Granate genauso wurde beim Werfen von Granaten mit Wurfmaschinen verfahren Als die ersten Schwarzpulvergeschutze aufkamen wurden die Granaten geladen die Zundschnur angezundet und erst dann das Geschutz abgefeuert Es wurde jedoch recht schnell bemerkt dass die Treibladung den Zunder der Granate auslosen kann Als Zunder wurden durchbohrte Holzrohren verwendet deren Bohrung mit einer langsam brennenden Pulvermischung gefullt waren und die eine verlassliche Verzogerung gewahrleisteten Diese einfachen Zeitzunder waren fur Belagerungsgeschutze durchaus geeignet 1 Um 1650 erkannte man dass eiserne Bomben auch in der Feldartillerie oder als Morsergranate von Nutzen sind insbesondere wenn sie kurz uber dem Ziel in der Luft gezundet werden In England wurden mit einer langsam abbrennenden Schwarzpulvermischung gefullte Stabe entwickelt deren Brenndauer uber die Lange bekannt war Man war schon in der Lage die Flugdauer zu bestimmen Der Geschutzmeister schnitt die Stabe entsprechend der Flugdauer zurecht Fur Handfeuerwaffen wurden Zundmechanismen entwickelt die erst als Luntenschloss eingesetzt und spater zum Steinschloss weiterentwickelt wurden Dies war Stand der Technik bis zur Zeit Napoleons Versuche Granaten mit Feuersteinen beim Aufschlag zu zunden waren wenig erfolgreich Mit der Erfindung der Perkussionszundung wurden um 1846 die ersten Aufschlagzunder aus Holz verwendet Zunder aus Metall wurden erst nach 1861 durch die britische Marine eingefuhrt 2 Mit dem Perkussionsschloss wurden Anzundhutchen gebrauchlicher Sie werden bis in das 21 Jahrhundert als Zundmittel fur Patronenmunition eingesetzt Militarisch BearbeitenFur die unterschiedlichen Anforderungen wurden die verschiedensten Zunder entwickelt Grundsatzliche Forderung an alle Zunder sind Betriebssicherheit und Funktionssicherheit Aufgrund unterschiedlicher Anforderungen an die Funktion wurden unterschiedliche Zunder entwickelt Erster Anwender war die Artillerie es wurden Aufschlagzunder verwendet Hierbei zeigte sich dass die Zunder sehr unterschiedlich wirken konnten Wurde in einen Wald geschossen so krepierten die Granaten in Baumwipfelhohe und uberschutteten den Gegner mit einem Splitterhagel Auf freiem Feld streuten die Splitter in einem viel kleineren Umkreis dafur wurden aber Steine und Erdreich auf den Gegner geschleudert der aber wenn er sich in einem Graben oder Deckungsloch befand in relativer Sicherheit war Im Wald nutzt der Schutzengraben weniger da die Splitter von oben kommen War der Boden sehr hart oder wurde auf Fels oder Beton geschossen konnten die Granate einfach zerplatzen ohne zu explodieren Den ersten Effekt machte man sich mit Schrapnellgranaten zu nutzen hierfur verwendete man Zeitzunder Die Schrappnellgranate ist im Prinzip ein Behalter fur uberdimensionierte Schrotkugeln mit der Entwicklung brisanterer Sprengstoffe wurde die Sprenggranate entwickelt Die Sprenggranate war auch gegen Befestigungsanlagen einsetzbar Hier war aber nicht mehr ein Explodieren uber dem Ziel gewunscht sondern ein Eindringen in das Ziel der Verzogerungszunder wurde entwickelt Da der Zunder an der Granatenspitze beim Auftreffen auf eine Panzerung zerstort wird bevor der Panzer durchschlagen ist wurden die Bodenzunder oder besonders harte bunkerbrechende Zunder entwickelt Diese Entwicklung war im Ersten Weltkrieg weitgehend abgeschlossen Die Luftabwehr vom Boden aus ist ein Spezialgebiet der Artillerie Im Zweiten Weltkrieg wurden hochfliegende Flugzeuge mit Sprenggranaten bekampft Aufgrund der Flugzeit des Geschosses der Bewegung der Flugzeuge und der Ungenauigkeiten der Messtechnik wurde mit mehreren Geschutzen in Richtung Ziel geschossen die Granaten explodierten nach dem vorberechneten Zeitablauf und sollten das Flugzeug durch Splitter oder die Druckwelle beschadigen oder zerstoren Da sich herausstellte dass Flugzeuge gelegentlich direkt getroffen aber nicht zerstort wurden weil der Zeitzunder noch nicht abgelaufen war und die Granate einfach durch das Ziel hindurchflog wurde der Doppelzunder entwickelt Doppelzunder wirken als Zeitzunder und als hochempfindliche Aufschlagzunder 3 Eine weitere Entwicklung war der elektronische Annaherungszunder der beim Erreichen einer vorbestimmten Distanz zum Ziel zundet 4 Flugabwehrsysteme Aufschlagzerlegerzunder zunden nach einer bestimmten maximal zulassigen Zeit um Verluste und Schaden am Boden Friendly Fire zu vermeiden 5 sowie wie es haufiger bei alteren Flugabwehrsystemen wie dem Acht Acht Geschutz zu finden ist auch um mit moglichst grosser Splitterwirkung nahe am Feindflugobjekt zu explodieren Da beim Bekampfen von Flugzielen ein Direkttreffer eher selten ist nutzen die aktiven elektronischen Annaherungszunder den Doppler Effekt einer Funkwelle zur Bestimmung der Vorbeiflug Situation Andere Flugkorper verwenden Laserentfernungsmesser z B Mistral oder ein passives optisches Zielsuchsystem fuhrt so genau dass ein Aufschlagzunder verwendet werden kann Stinger Vor dem Abschuss wird eine Mindestflugzeit aufgrund der Differenzgeschwindigkeit errechnet und erst dann scharfgeschaltet Bei Nichtzunden bzw treffen zerlegen sich Flugabwehrgeschosse jeder Art nach einer Maximalflugzeit meist selbst um keine Gefahr zu sein Sicherheit Alle modernen Zunder von Rohr und Raketenwaffen erfullen die Rohr und auch die Vorrohrsicherheit letztere wird auch Maskensicherheit genannt 6 Dazu darf der Zunder erst in einem bestimmten Abstand vom Geschutz bzw Startrohr scharf werden Dies wird meist durch das Ausnutzen des Dralls und der Langsbeschleunigung sowie eines nachgeschalteten Zeitgliedes erreicht Auch muss eine Detonatorsicherung verhindern dass vor Beendigung der Abschussphase beim unbeabsichtigten Zunden des Detonators der Sprengstoff uber die Ubertragungsladung gezundet werden kann 7 In Seeminen Landminen oder Bomben werden Zunder bspw nach folgenden Funktionsprinzipien verwendet mechanischer Kontakt Aufschlagzunder Magnetfeld Magnetzunder Druck Schall optisch AbstandszunderBei chemischen Zundern sind reaktionsfahige Substanzen in verschiedenen Ampullen eingeschlossen Nach dem Zerbrechen der Ampulle durch Schlag oder Druck vereinigen sich die Inhalte unter Warmeabgabe und leiten so die Explosion ein Diese sogenannten Saurezunder werden beispielsweise bei Geschossen und Minen verwendet Reisszunder zunden nach dem Reissen einer Leine oder ahnlichem z B bei Seenotsignalmitteln oder Handgranaten Begriffsabgrenzung BearbeitenVom Zunder zu unterscheiden sind Sprengkapseln und Anzunder Zivile Sprengladungen werden meist uber Sprengkapseln gezundet Die Kapsel wird dabei entweder elektrisch oder thermisch mittels einer Zundschnur gezundet Das Zunden von Treibladungen oder Brennstoffen wird durch einen Anzunder bewirkt Bei Patronenmunition nennt man ihn Zundhutchen Lediglich bei Flintenmunition wird das Zundhutchen auch als Zunder bezeichnet Literatur BearbeitenHermann Kast Die Spreng und Zundstoffe Braunschweig Vieweg 1921 R Germershausen E Schaub et al Waffentechnisches Taschenbuch Hrsg Rheinmetall 3 Auflage Dusseldorf 1977 OCLC 664599417 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Zunder Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Alfred Geibig Spreng und Streukorper Schneid und Trummerprojektile In Die Macht des Feuers ernstes Feuerwerk des 15 17 Jahrhunderts im Spiegel seiner sachlichen Uberlieferung Kunstsammlungen der Veste Coburg Coburg 2012 ISBN 978 3 87472 089 2 S 177 226 Hermann Kast Die Spreng und Zundstoffe Seite 402 ff TM 43 0001 28 Army Ammunition Data Sheets Department of the Army April 1977 S 6 27 6 28 1 Wilhelm Speisebecher Taschenbuch fur Artilleristen S 103 Ziff 66 2 Folge Wehr und Wissen Bonn 1974 ISBN 3 8033 0231 5 Rheinmetall Waffentechnisches Taschenbuch 5 Auflage 1980 S 559 Rheinmetall Waffentechnisches Taschenbuch Kapitel Zunder Abschnitt 13 1 5 Auflage 1980 S 556 Rheinmetall Waffentechnisches Taschenbuch Abschnitt 13 2 2 2 Sicherungssysteme 5 Auflage 1980 S 565ff Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zunder amp oldid 225697235