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Die Feste Kaiser Wilhelm II franzosisch auch Fort de Mutzig vormals Position de Mutzig ist eine zwischen 1893 und dem Ersten Weltkrieg etwa 20 Kilometer westlich von Strassburg erbaute Befestigung im Reichsland Elsass Lothringen das von 1871 bis 1918 zum Deutschen Kaiserreich gehorte Mit einem Umfang von sechs Kilometern war die 254 ha grosse Festung beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs im Deutschen Reich die flachengrosste geschlossene Festungsanlage 1 Zwischen dem Ende des Ersten Weltkriegs und Juni 2014 hiess die Festung offiziell Position de Mutzig Lage der Feste Kaiser Wilhelm II und der Grossfestung Strassburg die zusammen die Breuschstellung bildeten Inhaltsverzeichnis 1 Aufgabe 2 Planung und Errichtung 3 Aufbau der Anlage 3 1 Forts 3 2 Bewaffnung 3 3 Versorgung 3 4 Kommunikation 4 Besatzung und Kriegseinsatz 5 Die Festung heute 6 Siehe auch 7 Einzelnachweise 8 Literatur 9 WeblinksAufgabe BearbeitenNach dem Deutsch Franzosischen Krieg 1870 71 gelangten Teile von Elsass Lothringen die seit dem Westfalischen Frieden an Frankreich gefallen waren an das Deutsche Reich Um diese Gebiete zu sichern wurden die schon von den Franzosen angelegten Festungen in Metz Diedenhofen franzosisch Thionville sowie Strassburg ausgebaut Ein franzosischer Angriff hatte sich vor allem von Suden kommend zwischen den naturlichen Hindernissen Vogesen und Rhein hindurch Strassburg nahern oder sogar westlich daran vorbei weiter ins Rheintal vorstossen konnen Eine stark ausgebaute Festung oberhalb der Stadt Mutzig sollte als rechter Stutzpunkt eines Sperrriegels der sogenannten Breuschstellung zwischen Vogesen und Rhein fungieren Daruber hinaus sollte diese Sperrbefestigung der Grossfestung Strassburg einen Zeitgewinn zur Armierung verschaffen das Breuschtal abriegeln und letztlich den Eisenbahnknotenpunkt Molsheim sichern Planung und Errichtung Bearbeiten nbsp Schaltzentrale in der FestungIn fast 25 Jahren entstand etwa 200 m uber dem Breuschtal franzosisch Bruche mit den Ortschaften Mutzig und Molsheim auf einem in vier Kuppen geteilten Bergzug die Feste Kaiser Wilhelm II In diesem Zeitraum vollzog der deutsche Festungsbau den grossen Wandel vom gemauerten Einheitsfort in dem Infanterie und Artillerie noch eine Einheit bilden hin zur modernen Feste mit betonierten aber von den Panzerbatterien getrennt errichteten Infanterieraumen Mit Allerhochster Kabinetts Order vom 15 Mai 1884 bestimmte Kaiser Wilhelm I den Bau von Befestigungsanlagen bei Mutzig Die Planungen kamen vorerst uber einen Entwurf nicht hinaus Der junge aber bereits sehr am Festungsbau interessierte Kaiser Wilhelm II forderte am 5 November 1891 die Frage nach der Notwendigkeit der Mutziger Anlage nun endgultig zu beantworten Von den ihm kurz danach vorgelegten Entwurfen entschied er sich fur den kostengunstigeren mit nur zwei Forts Ost und West Gleichzeitig befahl er eine Uberarbeitung der Plane da er die vorgesehene Lunetten Form funfseitige Vaubansche Grundform der Forts ablehnte stattdessen die modernere Dreieck Form wie sie in Belgien von Henri Alexis Brialmont geschaffen wurde bevorzugte Der endgultige Baubeginn wurde zum 28 April 1893 befohlen Im Fruhjahr 1895 war das Ostfort fast fertig Das entsprechende Westfort wurde zwischen 1895 und 1897 errichtet Beide sind nach der vom Kaiser gewunschten Form das Westfort sogar als einziges im deutschen Festungsbau als reines Dreieck erbaut Auch um sein grosses Interesse an dem Bauwerk zu dokumentieren erhielt die Gesamtanlage am 14 Juni 1894 den Namen Feste Kaiser Wilhelm II Fur einen weiteren Ausbau der Artillerie standen vorerst nur beschrankte Geldmittel zur Verfugung weshalb man 1898 1899 billigere aber dafur offene und nur leicht gepanzerte Schirmlafetten Kanonen Batterie 1 auf der Hohe 375 und die Batterien 2 u 3 auf der Blottenspitze errichtete Durch ihre Position und die hohen Aufbauten waren diese den Kustenbatterien ahnlichen Geschutzstellungen fur den Feind leicht auszumachen Erst nach dem Verkauf der Sudumwallung in Strassburg war wieder genugend Geld vorhanden um zwischen 1904 und 1906 eine moderne vollig unter Panzerschutz stehende Batterie Nr 6 mit 4 10 cm Kanonen auf der Hohe 375 fertigzustellen Damit war der artilleristische Ausbau der Festen abgeschlossen Zur Unterbringung der Mannschaften entstanden drei Kriegskasernen Nr 2 zwischen 1899 u 1901 Nr 1 u 3 1901 02 sowie insgesamt 16 Stellungen mit betonierten Infanterieraumen Von 1908 bis 1912 wurde abschliessend um die Feste ein 25 m breites Drahthindernis errichtet Weitere Ausbauten und Verbesserungen an den Infanteriestellungen zogen sich noch bis 1916 hin Aufbau der Anlage BearbeitenForts Bearbeiten Das auf einer Hohe von 382 4 m u NHN in Dreiecksform mit gebrochener rechter Face erbaute Ostfort wird von einem 6 m tiefen Graben eingefasst der durch drei Grabenstreichen gedeckt ist nbsp GrundrissDirekt vor der Kehlkaserne die eine Kompanie aufnehmen sollte befinden sich verschiedene Turmgeschutze spater als Batterie 5 bezeichnet Wachturme und ein gepanzerter Beobachtungsstand Das Westfort entstand als fast gleichseitiges Dreieck mit daher nur zwei Grabenstreichen hinter der Blottenspitze auf etwa 390 m Hohe Auch hier bildet die Kehlkaserne mit der davor liegenden Geschutzstellung Batterie 2 noch eine Einheit Die Entfernung zwischen beiden Kernwerken betragt uber 900 m Bewaffnung Bearbeiten nbsp Schirmlafetten Batterie Nr 1 nbsp MaschinengewehrBatterie 1 im Nordwesten Hohe 375 mit 4 10 cm Schirmlafetten Kanonen 80 mm Kuppelpanzer Gesamtgewicht 19 t Reichweite 10800 m Feuergeschwindigkeit bis 9 Schuss pro Minute S min Batterie 2 im Westfort mit 4 15 cm Haubitzen Typ 93 150 mm Kuppelpanzer aus Nickelstahl Gesamtgewicht uber 60 t Reichweite 7200 m Feuergeschwindigkeit 2 bis 4 S min Batterie 3 u 4 auf der Blottenspitze Hohe 390 m mit je 3 10 cm Schirmlafetten Kanonen Batterie 5 im Ostfort mit 4 15 cm Haubitzen Typ 93 Batterie 6 im aussersten Osten Hohe 374 mit 4 10 cm Kanonen verstarkt 150 mm Kuppelpanzer aus Nickelstahl Gesamtgewicht uber 60 t Reichweite bis 10800 m Feuergeschwindigkeit 9 S min 8 Verschwindeturme 6 im Ost u 2 im Westfort mit 5 7 cm Schnellfeuerkanone fur Kartatschenmunition als Sturm Abwehrgeschutz 150 mm Kuppelpanzer aus Nickelstahl Gesamtgewicht ca 58 t Reichweite 500 m Feuergeschwindigkeit 25 S min Die Grabenstreichen der beiden Forts waren mit 5 3 cm Schnellfeuerkanonen bestuckt Dieser Geschutztyp war auch in den Fahrpanzern montiert Mit einer 40 mm starken Panzerung versehen konnten sie auf einem Transportwagen mit 60 cm Spurweite je nach Bedarf in die dafur vorgesehenen Stellungen eingesetzt werden Die Feste besass 16 solcher Fahrpanzer mit einer Feuergeschwindigkeit von 25 Schuss pro Minute und einer Reichweite zwischen 400 und 3000 m Versorgung Bearbeiten In der Feste gab es vier Kraftstationen mit Deutz Dieselmotoren zur Erzeugung der elektrischen Energie jeweils in den beiden Forts in der Panzerbatterie Nr 6 sowie im Infanterieraum 16 Die Wasserversorgung wurde uber vier Tiefbrunnen im Ostfort beispielsweise 223 m tief und Zisternen sichergestellt Die beiden Forts die Kriegskasernen und die meisten Infanterieraume waren mit Kuchen und zum Teil auch mit Backereien ausgestattet Krankenstationen mit OP Salen waren in den Kriegskasernen die Infanterieraume waren mit kleineren San Stationen ausgestattet Von den drei fur 1620 Mann ausgelegten in die naturlichen Hange hineingebauten Kriegskasernen sind nur die Ruckfronten sichtbar Die Fensteroffnungen konnten mit schweren Eisenladen verschlossen werden Die Feste konnte bis zu drei Monate autark betrieben werden Die relativ komfortable Unterbringung der Besatzung und die lange Autarkie war eine Neuerung im Festungsbau die spater beim Bau der Maginot Linie aufgenommen wurde 2 Kommunikation Bearbeiten Nach aussen erhielt die Feste bereits 1893 eine Telegraphenverbindung zum Fort Bismarck in Strassburg 1902 wurde im Ostfort eine Funkstation eingebaut Erst 1903 04 entstand eine Zufahrtsstrasse von Sulzbad auf die Feste eine zweite in franzosischer Zeit von Dinsheim aus Innerhalb der beiden Forts waren die wichtigsten Teile wie Batterie Wachturme und Beobachtungsstande durch Sprachrohre miteinander verbunden 1903 wurden in der Gesamtanlage Fernsprechverbindungen verlegt Nicht zuletzt wegen des felsigen Untergrundes wurden nur wenige Anlagenteile unterirdisch miteinander verbunden Ein Gang verbindet die Infanterieraume 1 und 16 ein weiterer 250 m langer die Panzerbatterie mit der Kriegskaserne Nr 3 Besatzung und Kriegseinsatz Bearbeiten nbsp Schlafsaal mit Etagenbetten in der FestungInsgesamt war die Feste fur 6500 Mann Besatzung ausgelegt 3 Im Alarmfall stellte das III Bataillon des Infanterie Regiments 143 aus Mutzig die Sicherheitsbesatzung Zu Beginn des Ersten Weltkrieges wurde das Reserve Infanterie Regiment Nr 60 mit 3 Bataillonen Teilen des Badischen Fussartillerie Regiments Nr 14 aus Strassburg sowie die 8 Kompanie des Hohenzollernschen Fussartillerie Regiments Nr 13 aus Breisach auf die Feste verlegt Zur Versorgung der Festung wurde die 8 Landsturm Festungs Train Eskadron mobilgemacht Lediglich am 18 August 1914 gab eine Batterie der Blottenspitze 291 Schuss in Richtung Urmatt ab an weiteren Kampfhandlungen war die Feste dann nicht beteiligt 1917 wurde die Halfte der 10 cm Schirmlafetten abgebaut und an die Front verbracht Nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg ging die Anlage ansonsten vollig unbeschadigt in den Besitz Frankreichs uber Eine Untersuchungskommission befurwortete ihre Eingliederung in das geplante System der franzosischen Rheinverteidigung 1940 lagen Teile der 155 RAP Artillerie des 237 RI Infanterie und des 1 Pionier Regiments auf der Feste Am 13 Juni 1940 erging der Befehl die Rheinstellung zu raumen Auch die Feste wurde wenig spater aufgegeben und dabei die meisten Geschutze unbrauchbar gemacht Deutsche Militars vermuteten noch franzosische Truppen auf der Anlage und befahlen einen Stuka Angriff des Kampfgeschwaders 28 Kurz zuvor war die Feste jedoch von Teilen der 215 Infanterie Division kampflos besetzt worden Bei dem dann trotzdem durchgefuhrten Luftangriff starben uber 70 deutsche Soldaten Im November 1944 naherte sich die 3 US Infanterie Division uber das Breuschetal der Feste die von wenigen deutschen Truppen besetzt war Am 26 November war die Anlage unter anderem von der E Kompanie I Bataillon 30 US Infanterie Regiment umstellt Starker Artilleriebeschuss und mehrere Luftangriffe waren erfolglos Der Mangel an Nachschub und die aussichtslose Lage zwangen die deutsche Besatzung dann am 5 Dezember 1944 zur Aufgabe Die Festung heute Bearbeiten nbsp Beleuchteter TunnelNach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Feste zum Ubungsgelande der franzosischen Armee Teile des Ostforts wurden 1947 zugeschuttet das Drahthindernis weitgehend entfernt Die Anlage wurde in den 1960er Jahren aufgegeben blieb aber im Besitz des Militars Da die Festung nie ernsthaft umkampft wurde gehort sie weltweit zu den am besten erhaltenen Festungsbauten aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg Seit 1984 restaurieren Deutsche und Franzosen in ehrenamtlicher Arbeit 4 die Anlage Erste Erhaltungsarbeiten begannen im nordwestlichen Abschnitt Die zuganglichen Bereiche werden heute von den kooperierenden Vereinen Association Fort de Mutzig Frankreich und Forderverein Feste Kaiser Wilhelm II Deutschland 5 unterhalten Dadurch nimmt die Festungsanlage heute aktiv an einer friedlichen europaischen Vision teil Am 11 November 1995 erfolgte die Eroffnung der restaurierten Abschnitte als Technik und Architekturmuseum fur das Publikum Die Schirmlafetten Batterie 1 sowie der Schutzengraben 16 konnen besichtigt werden Am 1 Mai 2005 wurde ein Original Geschutz der Schirmlafettenbatterie abgefeuert Baujahr 1903 Krupp Essen Ebenso sind zwei Infanteriebunker J1undJ16 wieder funktionsfahig d h Backerei Kuchen Brunnenanlage Stromgeneratoren etc sind wieder restauriert Eine Fuhrung dauert ca 2 Stunden Es werden auch die sehr detailtreuen Gemalde Andre Brauchs von den Strassburger Festungen ausgestellt Seit dem 6 Juni 2014 tragt die Festung wieder ihren ursprunglichen Namen nach ihrem Erbauer Kaiser Wilhelm II Siehe auch BearbeitenFestungsgurtel StrassburgEinzelnachweise Bearbeiten Vgl Fischer Bour S 80 Michelin Hrsg Les champs de bataille Alsace Moselle Michelin Guides Touristiques Boulogne Billancourt 2013 ISBN 978 2 06 717985 1 S 269 Vgl Fischer Bour S 60 Das Fort unter der Grasnarbe Badische Zeitung 09 August 2023 S 3 Bienvenue au Fort de Mutzig Alsace France Abgerufen am 15 August 2022 Literatur BearbeitenBernard Bour Die Feste Kaiser Wilhelm II In Fortifikation Sonderausgabe Nr 3 1996 S 141 154 Gunther Fischer und Bernard Bour Die Feste Kaiser Wilhelm II Mutzig 1980 frz Ausgabe von 1992 Rudi Rolf Die Entwicklung des deutschen Festungssystems seit 1870 Tweede Exloermond 2000 ISBN 90 76396 08 6 prussia online PDF Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Feste Kaiser Wilhelm II Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien http www fort mutzig eu Innenaufnahmen der Feste KW II http www feste kaiser wilhelm de http www jinxed de mutzig index php3 Hightech im Grunen Artikel in der ZEIT 48 547777777778 7 4613888888889 Koordinaten 48 32 52 N 7 27 41 O Normdaten Geografikum GND 4824814 9 lobid OGND AKS VIAF 239222829 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Feste Kaiser Wilhelm II amp oldid 236453944