www.wikidata.de-de.nina.az
Mit Kehle wird im Festungsbau der ruckwartige Teil eines detachierten der eigentlichen Festung vorgelagerten Forts oder Werkes bezeichnet Als man gegen Ende des 18 Jahrhunderts die Befestigungsmanier nach Vauban nicht langer anwenden wollte oder konnte die Kosten fur diese Art der Befestigung zur Verstarkung wurde immer noch ein neuer Bastionsring um den oder die vorhandenen gelegt stiegen ins Uferlose begann man stattdessen im Vorfeld autarke Vorwerke zu errichten Polygonalsystem Diese Vorwerke waren in der Regel in der Grundform eines Bogens zur Angriffsseite hin angelegt und auf dieser Seite zur primaren Verteidigung eingerichtet Die Sehne des Bogens war nur schwach befestigt hier konnte die angreifende Artillerie normalerweise nicht wirken eine Ausnahme bildete z B das Fort Douaumont bei dem nach seiner Einnahme durch die Deutschen die Kehle plotzlich dem Feind also den Franzosen zugewandt war und daher die verletzlichste Seite eines Forts daher der Name Kehle Das Fort war allerdings meistens so angelegt dass seine Kehle von einem dahinterliegenden Fort oder Kernwerk mit Artillerie oder Gewehrfeuer eben noch erreicht und damit gedeckt werden konnte Inhaltsverzeichnis 1 Mit der Kehle verbundene Begriffe 1 1 Kehlkaserne 1 2 Kehlmauer 1 3 Kehlgraben 1 4 Kehlkoffer 2 Literatur 3 EinzelnachweiseMit der Kehle verbundene Begriffe BearbeitenKehlkaserne Bearbeiten nbsp Fort Prinz Karl in der Landesfestung Ingolstadt Tor mit Brucke und KehlkaserneAls Kehlkaserne wird ein Bau in einem Fort bezeichnet der die ruckwartige Seite der Anlage abschliesst In diesem Fall ist das Bauwerk als Kaserne angelegt mit der Moglichkeit der Nahverteidigung da sich hier oftmals der Zugang zur Befestigung befindet Man kann in einem solchen Fall davon ausgehen dass das Fort standig mit Truppen belegt und damit autark Brunnen Pulvermagazin Stromanschluss war Aus der Kehlkaserne konnte dann der Kehlgraben die Zugbrucke und der Waffenplatz vor der Zugbrucke soweit vorhanden mit Gewehrfeuer bestrichen werden Kehlmauer Bearbeiten nbsp Reduit des Fort Asterstein mit KehlmauerBei beispielsweise dreiviertel oder halbkreisformigen Werken deren Kasematten als Kaserne dienten konnte die Kehle auch durch eine einfache Mauer geschlossen sein Bei Lunetten die manchmal nur aus zwei im ausspringenden Winkel zueinanderlaufenden Erdwallen bestanden wurde oftmals die Kehle nur durch eine Palisade oder Erdwall geschlossen Kehlgraben Bearbeiten Festungsgraben im Bereich der Kehle Er wird in der Regel von einer Zugbrucke oder seltener von einer abwerfbaren Brucke uberspannt Kehlkoffer Bearbeiten nbsp Fort mit Kehlkoffer nbsp Kehlgraben mit Kehlkoffer Festungswerk Forte Airolo in Airolo Schweiz Kehlkoffer abgeleitet aus dem franzosischen Wort le coffre Truhe Kasten In der alteren deutschen Festungsliteratur verstand man unter einem Koffre Koffer allerdings eine nach oben offene Grabenstreiche sie stand im Gegensatz zu einer Kaponniere die geschlossen war 1 ist ein Begriff aus dem Festungsbau und bezeichnet eine Grabenstreiche die sich in der Kehle eines Festungswerks befindet und zur Geschutz oder Gewehrverteidigung eingerichtet ist 2 Aufgabe eines Kehlkoffers ist die Verteidigung des Kehlgrabens und damit haufig auch des Zugangs zum betreffenden Werk Auch nach Entwicklung der Brisanzgranaten Mitte der 1880er Jahre wurden nunmehr meist aus Beton und Stahl weiterhin auch Kehlkoffer errichtet wahrend die ubrigen Grabenstreichen uberwiegend in der Contreescarpe die Grabenaussenwand eingebaut wurden Der Grund zur Beibehaltung der Kehlkoffer bestand vor allem darin dass die Kehlseite vom Feind abgewandt war und somit nicht durch die Belagerungsartillerie bedroht wurde auch war die Bauausfuhrung einfacher und billiger zumal die Kehlkoffer im Gegensatz zu den in der Contreescarpe als Kasematten angelegten Grabenstreichen keinen unter die Grabensohle fuhrenden Zugangsweg Poterne benotigten Zudem bestand das Problem nicht mehr dass eine vom Gegner eroberte Grabenstreiche in der Aussenwand des Grabens nur schwer zuruckzuerobern war da dieser in der Zwischenzeit damit selbst einen Teil des Grabens beherrschte Der Begriff als solcher stammt wahrscheinlich aus dem osterreichisch ungarischen Militarjargon und taucht in der Beschreibung der ab dem zweiten Drittel des 19 Jahrhunderts an der Reichsgrenze zu Italien erbauten k u k Festungswerken vermehrt auf Literatur BearbeitenHartwig Neumann Festungsbaukunst und Festungsbautechnik Deutsche Wehrbauarchitektur vom XV XX Jahrhundert Mit einer Bibliographie deutschsprachiger Publikationen uber Festungsforschung und Festungsnutzung 1945 1987 2 Auflage Sonderausgabe Bernard amp Graefe Bonn 1994 ISBN 3 7637 5929 8 Architectura militaris 1 Einzelnachweise Bearbeiten W Rustow Militarisches Handworterbuch nach dem Standpunkte der neuesten Litteratur und mit Unterstutzung von Fachmannern Band 1 A L Schulthess Zurich 1858 s v Grabenstreiche und s v Koffer H Blumhardt Die stehende Befestigung fur Offiziere aller Waffen und fur Kriegsschulen Nach den neuesten Erfahrungen und Ausfuhrungen Bd 1 Die Lehre von den einzelnen Theilen der Befestigung Zernin Darmstadt u a 1864 S 86 ff S 126 195 ausfuhrliche Darstellung von Grabenstreichen jeder Art Bernhard von Poten Handworterbuch der gesamten Militarwissenschaften Bd 1 2 Aa bis Dobeln Velhagen amp Klasing Bielefeld u a 1877 s v Befestigungswesen Bd 3 4 Doffingen bis Hyginus Velhagen amp Klasing Bielefeld u a 1877 1878 s v Grabenstreichen Bd 5 6 Ibrahim Pascha bis Militar Konvention Velhagen amp Klasing Bielefeld u a 1878 s v Koffer s v Kaponnieren s v Kasematten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kehle Festung amp oldid 226102812