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Die Landesfestung Ingolstadt war eine Festung der Bayerischen Armee die rechts und links der Donau rund um Ingolstadt angelegt war Taschenturm und Stadtmauer der mittelalterlichen StadtbefestigungIm Verlauf des Umbaus der ursprunglichen mittelalterlichen Befestigung sowie des nachfolgenden Ausbaus der Landesfestung Ingolstadt sind insgesamt funf Hauptphasen zu unterscheiden welche nachfolgend dargestellt werden Bemerkenswert ist dass in Ingolstadt neben der nahezu vollstandig erhaltenen mittelalterlichen Stadtumwallung auch die Werke aus den spateren Phasen wenn nicht vollstandig so zumindest in nennenswertem Umfang erhalten sind und so eine lebendige Vorstellung vermitteln wie die Stadt zur jeweiligen Zeit durch die Festungswerke gepragt war Nachdem die in der Nachkriegszeit vertretene These dass die verbliebenen Festungswerke aus dem Stadtbild getilgt werden sollten fallengelassen wurde wurden besonders die klassizistischen Festungswerke restauriert und neuen Nutzungen zugefuhrt Inhaltsverzeichnis 1 Die Renaissance Festung 2 Ausbau und Erweiterung nach dem Dreissigjahrigen Krieg 3 Die klassizistische Festung 4 Bau des ersten Vorwerkgurtels 5 Bau des ausseren Fortgurtels 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseDie Renaissance Festung BearbeitenHerzog Wilhelm IV entschloss sich Ingolstadt zur Landesfestung auszubauen Der Ausbau erfolgte von 1538 bis etwa 1545 unter Leitung von Reinhard Graf zu Solms 1 Grunde dafur waren die strategische Bedeutung von Ingolstadt an der Kreuzung der Strassen von Regensburg nach Ulm sowie von Nurnberg Amberg nach Augsburg Munchen die Lage an der Nordwestgrenze des Herzogtums sowie die Notwendigkeit eine Donaubrucke zu kontrollieren Die nachstgelegenen Donaubrucken in Neuburg Regensburg oder Passau gehorten nicht zu seinem Herrschaftsbereich Grundgedanke war vor die mittelalterliche Stadtmauer einen gemauerten Erdwall mit Graben zu legen auf dem zur Verteidigung Geschutze aufgestellt werden konnten An den Eckpunkten wurden gemauerte Bastionen errichtet die der Verstarkung dienten und das Bestreichen des Grabens und den Schutz der benachbarten Walle durch flankierendes Feuer ermoglichten In dieser Zeit entstanden folgende Werke nbsp Festung Ingolstadt um 1573 nbsp Die Harder BasteiZiegel Bastei gemauerte und kasemattierte Bastion Harder Bastei Kugel Bastei Kreuztor Bastei Rundell beim Frauenhaus Streichwehr Rauchloch Rundell am Roten Turm DonaufrontDie gemauerten Werke der ersten drei Bastionen sind auch heute noch erhalten wobei Kugel und Harderbastei genutzt werden Die ubrigen Werke sind nicht uberkommen samtlich jedoch im Stadtmodell von Jakob Sandtner 1572 1573 dokumentiert Ausbau und Erweiterung nach dem Dreissigjahrigen Krieg Bearbeiten nbsp Festung Ingolstadt um 1800 nbsp Ingolstadt um 1687Die Werke der Renaissance Festung wurden nach dem Dreissigjahrigen Krieg verstarkt und 1654 1662 durch Christoph Heidemann aus bzw umgebaut Dies obwohl das Land Bayern nach dem Dreissigjahrigen Krieg vollig verwustet war und es nachvollziehbar gewesen ware wenn Kurfurst Ferdinand Maria alle verfugbaren Mittel fur den Wiederaufbau des Landes nicht aber die Verstarkung der wichtigsten Landesfestung aufgewendet hatte Dennoch wurden zunachst von 1651 bis 1653 insgesamt 20 000 Gulden danach zwischen 1654 und 1662 die betrachtliche Summe von 260 000 Gulden fur den Ausbau der Landesfestung ausgegeben Dabei wurde die innere Grabenwand am Hauptwall erhoht und vor den bereits vorhandenen Bastionen weitere durch einen nassen Graben getrennte Bastionen aufgefuhrt Weil in jeder Festung die Tore eine Schwachstelle darstellten setzte Heidemann die Schliessung des Hardertores im Norden der Stadt durch Die neuen Werke waren von Ost beginnend gegen den Uhrzeigersinn Esel Bastion oder Eselsbastei vor dem bereits vorhandenen Werk dem sogenannten Esel Kavalier Feldkirchner Ravelin vor der Rossmuhle uber den der Weg uber zwei Brucken nach Feldkirchen gefuhrt wurde Eiskeller Bastion vor dem Feldkirchner Tor Sebastians Bastion benannt nach der nicht weit entfernten Kirche St Sebastian Ziegel Bastion vor der Ziegel Bastei welche nun Ziegel Kavalier hiess mit gemauerter Eskarpe und Kehle Lange Kurtinen Bastion vor dem Hauptwall zwischen Harder und Ziegelbastei Harder Bastion vor der Harder Bastei nun Harder Kavalier das Hardertor wurde zugemauert und der Torturm abgebrochen Kugel Bastion vor der Kugelbastei nun ebenfalls umbenannt in Kugel Kavalier Kreuztor Bastion vor dem Rundell am Kreuztor aus dem der Kreuztor Kavalier wurde Frauen Bastion vor dem Rundell beim Frauenhaus Rauchloch Bastion Munzberg Bastion vor dem Rundell am roten Turm nunmehr Munzberg Kavalier und dem dort befindlichen Wehr das bei Niedrigwasser der Donau zu starken Abfluss aus den Graben verhindern sollte Donaufront der wahrend des Dreissigjahrigen Kriegs gebaute Erdwall bis zum Herzogskasten wurde zum Neuen Schloss verlangert Bruckenkopf ausgefuhrt als Hornwerk mit der sogenannten Hornwerk Lunette nbsp Sieben Keramikgranaten aus der Baustelle an der ehemaligen Feldkircher Tor BasteiIm Spanischen Erbfolgekrieg wurde Ingolstadt 1704 durch Truppen des Markgrafen Ludwig von Baden belagert die Belagerung jedoch aufgrund des Siegs der Gegner bei Hochstadt aufgehoben da die Truppen fur die Besetzung Ulms benotigt wurden 1743 im Osterreichischen Erbfolgekrieg fand eine Scheinbelagerung durch kaiserliche Truppen statt Die hauptsachlich franzosische Besatzung der Festung Ingolstadt unter General Grandville kapitulierte ohne Not worauf dem Gegner die Festung 115 Geschutze und uber 10 000 Gewehre in die Hande fielen 2 Der Zustand der Festung wurde unter Kurfurst Karl Theodor immer schlechter da keine Gelder fur den Erhalt zur Verfugung standen Ab 1796 stellten kaiserliche Truppen die Besatzung der Festung die 1800 nach dem Waffenstillstand von Hohenlinden kampflos an die Truppen Napoleons ubergeben wurde diese liessen von November 1800 bis Marz 1801 die Festung zerstoren Von den Bauwerken die wahrend der Barockzeit errichtet wurden sind keine baulichen Zeugnisse erhalten Aus dieser Periode stammt hochstwahrscheinlich ein Archaologischer Fund von mehreren Hundert keramischen Granaten die 1983 beim Bau der Tiefgarage am Fusse der ehemaligen Feldkirchner Tor Bastei zu Tage gefordert wurden Die Granaten wurden vermutlich an dieser Stelle in einem Wallgraben entsorgt der anschliessend vor dem Jahre 1723 verfullt wurde Ein grosser Teil der Granaten war bei der Bergung noch mit der ursprunglichen Ladung aus Schwarzpulver und Zunder versehen 3 Die klassizistische Festung Bearbeiten nbsp Ingolstadt um 1854 nbsp Fronte Preysing Fronte 79 nbsp Ostliche Halfte des Reduit TillyBereits wenige Jahre nachdem die Festung unter Napoleon geschleift worden war begann der Neuaufbau der sogenannten klassizistischen Festungsanlage 1828 1849 zunachst durch Michael von Streiter 1773 1838 in Zusammenarbeit mit Leo von Klenze spater durch Peter von Becker 1778 1848 Durch Gelder die die Militarersparungskommission im Militaretat eingespart hatte sah sich Ludwig I im Jahr 1826 in der Lage die 1801 von den Franzosen zerstorten Festungswerke wieder zu errichten Ludwig I bestimmte gegen die Festungsbaukommission die Regensburg favorisierte wie auch gegen den Oberbefehlshaber Wrede der Germersheim favorisierte Ingolstadt als Standort der neuen koniglich bayerischen Hauptlandesfestung Die Beschlusse und Durchfuhrung der Arbeiten wurden uber die Kopfe Wredes und des Kriegsministers Mailots hinweg begonnen Die Entscheidung war nicht unvernunftig da Ingolstadt nunmehr fast in der geographischen Mitte des neuen Konigreiches lag und sowohl von franzosischer als auch osterreichischer Seite mit einem Angriff zu rechnen war Die Arbeiten begannen 1828 mit der Grundsteinlegung am Bruckenkopf fur das Reduit Tilly Am Bau der Festung waren zeitweise bis zu 7 000 Arbeiter beschaftigt Dies vor dem Hintergrund dass nach dem Schleifen der Festung und dem Weggang der Universitat 1800 im Jahre 1818 gerade einmal 4 400 Menschen in Ingolstadt lebten 1846 betrug die Einwohnerzahl gewachsen durch den wirtschaftlichen Aufschwung aufgrund der Arbeiten an den Festungsanlagen bereits uber 13 000 Schon 1849 konnte die Verteidigungsfahigkeit der Festung gemeldet werden Bis 1855 wurden rund 23 Millionen Gulden verbaut was die Festung zum teuersten Bauprojekt der Regierungszeit Ludwigs I machte Die Bauten der Festung am Bruckenkopf folgten dem circularen Entwurf Streiters auf der nordlichen Donauseite kam das Polygonalsystem Beckers zur Ausfuhrung wobei die sudostliche Flanke nur mit unregelmassigen Fronten entlang der Befestigungsreste vor 1800 die Teile nordlich der Schutter als regelmassige Fronten ausgefuhrt wurden Namen der Befestigungswerke Fronten und Kavaliere wechseln sich jeweils ab Kavalier Dallwigk Fronte Raglovic Kavalier Heydeck mit Neuem Feldkirchner Tor Fronte Rechberg Kavalier Elbracht benannt nach GL Franz von Elbracht Fronte Zoller Kavalier Spreti mit Neuem Hardertor Fronte Vieregg Kavalier Hepp mit Neuem Kreuztor Fronte Pappenheim Kavalier Zweibrucken Schutterhof Fronte Butler Turm Baur ursprungliche Bezeichnung nicht zu verwechseln mit dem heutigen Turm Baur auf der rechten Donauseite Fronte Preysing Turm Triva Kehle Deroy Bruckenkopfbefestigung Tillyveste heute Reduit Tilly mit zwei ovalen Turmen heute Turm Baur und Turm Triva Fronte Gumppenberg ebenfalls mit einem flankierenden TurmDie Kavaliere sind bis auf den Kavalier Spreti der 1963 abgerissen wurde alle erhalten Von den Fronten sind lediglich die Fronte Rechberg und die Grundmauern der Fronte Raglovic erhalten Die Bauten des Bruckenkopfs finden sich im heutigen Klenzepark Daruber hinaus sind Graben und Mauer der unregelmassigen Fronten sowie die Fronte Preysing heute Fronte 79 erhalten Bau des ersten Vorwerkgurtels BearbeitenBereits in den ersten Entwurfen von Streiters zur Wiederbefestigung Ingolstadts waren fur das linke Donauufer vier Vorfesten im Abstand von ca 600 700 Klafter 1100 Meter von der Hauptumwallung geplant gewesen Von Streiter ging davon aus dass die Artillerietechnik sich rasch entwickeln wurde und daher selbststandige Vorfesten erforderlich waren um eine Bombardierung der Innenstadt wirksam verhindern zu konnen Nach der Entlassung von Streiters aufgrund der Baukostenuberschreitungen welche letztlich nicht nur auf von ihm zu vertretende Ungenauigkeiten bei der Kalkulation sondern auch auf die Vorstellungen Klenzes fur die Ausfuhrung der Festungsbauten zuruckzufuhren waren und der Einsetzung Oberst Peter Beckers als Festungsbaudirektor waren nunmehr drei Vorfesten Haslang im Westen Heute Fort Haslang Park Max Emanuel im Norden und Wrede im Osten sowie zwei Kreuzblockhauser Habermann im Nordwesten und Minucci im Nordosten geplant Geldmangel und die rasante Entwicklung der Artillerie verzogerten den Bau der Vorfesten Obwohl der Grunderwerb fur die Vorfesten bereits 1835 erfolgt und die beiden Kreuzblockhauser 1837 begonnen langst fertiggestellt waren wurden die Planungen fur die drei Vorwerke auf dem linken Donauufer erst 1859 wieder aufgegriffen Aufgrund der erhohten Reichweite der Geschutze wurde die geplante Lage des nordlichen Vorwerks Max Emanuel weiter von der Hauptumwallung vorgeschoben und auf der Ettinger Hohe platziert Nach weiterem Hin und Her wobei die Hohe der Baukosten und die Geldknappheit weiterhin ausschlaggebend fur die Verzogerungen waren erhielt der Bau der Vorfesten aufgrund des Mobilmachungsbefehls vom 10 Mai 1866 neue Dringlichkeit So wurde aufgrund der drohenden Kriegsgefahr zwischen 1866 und 1871 der Bau der drei fehlenden Aussenforts sowie weiterer sieben Vorwerke auf dem rechten Donauufer in passagerer Bauweise Erde und Holz ausgefuhrt Lediglich die drei Vorwerke auf dem linken Donauufer wurden in der Folge zwischen 1868 und 1872 als permanente Werke aufgefuhrt Bau des ausseren Fortgurtels Bearbeiten nbsp Fort Prinz KarlIm Zuge der Verbesserung der Geschutztechnik und der daraus resultierenden grosseren Reichweite der Granaten wurde der Bau eines weiter aussen liegenden Fortgurtels erforderlich Die Arbeiten begannen 1875 wobei nach kurzer Zeit aufgrund der sogenannten Brisanzgranatenkrise bereits neue Verstarkungsmassnahmen erforderlich wurden die bis 1895 abgeschlossen waren Insgesamt entstanden in einem Abstand von funf bis acht Kilometer zum Stadtzentrum sieben Zwischenwerke und neun Aussenforts Im Jahr 1937 wurde die Festung Ingolstadt endgultig aufgelassen Die permanenten Forts gingen in die Verwaltung des Heereszeugamts uber und dienten der Wehrmacht bis 1945 meist als Munitionsdepot oder zur Laborierung von Munition Vom ausseren Fortgurtel ist nur noch das Fort VI Prinz Karl bei Katharinenberg erhalten geblieben das heute das Sprengkommando Ingolstadt beherbergt Die anderen Forts wurden nach dem Zweiten Weltkrieg von den amerikanischen Besatzungstruppen gesprengt Siehe auch BearbeitenBayerisches Armeemuseum Liste der Festungen in DeutschlandLiteratur BearbeitenOtto Kleemann Geschichte der Festung Ingolstadt bis zum Jahre 1815 Literarisch artistische Anstalt Munchen 1883 Ernst Aichner Der Ausbau und die beginnende Auflassung der bayerischen Landesfestung Ingolstadt Dissertation Ludwig Maximilians Universitat Munchen 1974 Ernst Aichner et al Geschichten amp Gesichter Ingolstadt vom Werden einer Stadt Bildband zur Ausstellung im Klenzepark Ingolstadt 2000 ISBN 3 932113 30 6 S 140 169 Karl Bauer Das Fort IV der koniglich bayerischen Landesfestung Ingolstadt Globulus Sonderband II 2007 Eichstatt 2007 ISBN 978 3 928671 38 5 Forderverein Bayerische Landesfestung Ingolstadt Hrsg Gerhard Wickern Eduard Eiser Die Bayerische Landesfestung Ingolstadt espresso Verlag Ingolstadt 2008 ISBN 978 3 9810765 5 4 Frank Becker Christina Grimminger Karlheinz Hemmeter Stadt Ingolstadt Denkmaltopographie der Bundesrepublik Deutschland Denkmaler in Bayern Band I 1 Munchen 2002 ISBN 3 87490 583 7 S XCIII CXXII Forderverein Bayerische Landesfestung Ingolstadt Hrsg Gerhard Wickern Eduard Eiser Die Bayerische Landesfestung Ingolstadt Teil II Der Vorwerks und Fortgurtel espresso Verlag Ingolstadt 2010 ISBN 978 3 9812964 8 8 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Landesfestung Ingolstadt Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Website des Fordervereins Bayerische Landesfestung Ingolstadt Festung Ingolstadt Interaktive Karten App zur rund 650 jahrigen Festungsgeschichte von Uwe AraunerEinzelnachweise Bearbeiten Die mittelalterliche Befestigung Forderverein Bayerische Landesfestung Ingolstadt e V Abgerufen am 12 Januar 2023 Ingolstadt im Osterreichischen Erbfolgekrieg Forderverein Bayerische Landesfestung Ingolstadt e V Abgerufen am 12 Januar 2023 Andreas Franzkowiak Chris Wenzel Explosives aus der Tiefgarage Ein aussergewohnlicher Keramikgranatenfund aus Ingolstadt In Sammelblatt des Historischen Vereins Ingolstadt Nr 125 2016 ISSN 1619 6074 S 95 110 48 7678 11 4162 Koordinaten 48 46 4 1 N 11 24 58 3 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Landesfestung Ingolstadt amp oldid 229776956