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Als einen Ravelin deutsch Wallschild bezeichnet man im Festungswesen ein eigenstandiges Werk dessen Aufgabe es ist die Kurtine also den Wall zwischen zwei Bastionen zu schutzen daher sein deutscher Name Wallschild und gleichzeitig deren Facen die Feindseite bzw die vordere aussenliegende Seite eines Festungswerkes zu flankieren Zwei idealtypische Beispiele aus dem 17 Jahrhundert Links und rechts springt jeweils eine Bastion vor verbunden durch die Kurtine die im unteren Beispiel sehr schmal ist Der Ravelin steht jeweils vor der Kurtine Inhaltsverzeichnis 1 Historische Entwicklung des Ravelins 2 Bauform 3 Erhalten gebliebene Ravelins 4 Bilder 5 Siehe auch 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseHistorische Entwicklung des Ravelins Bearbeiten nbsp Die sehr grossen Ravelins nach der Manier von Daniel Specklin die zur Vermehrung der Feuerkraft zusatzlich noch mit Kavalieren verstarkt waren nbsp Als Beispiel die kleine Festung Orsoy um 1650 mit vier Ravelins zwischen den funf Bastionen zur Landseite und die als Ravelin umgestaltete Zollinsel im Rhein Die durch einen breiten Wassergraben geschutzte Festung wird zusatzlich durch einen schmalen Wassergraben Vorgraben vor dem Glacis geschutzt 1 Der Ravelin ist das alteste und zugleich wichtigste Aussenwerk des bastionaren Befestigungssystems Es entstand aus kleinen Vorwerken welche die Brucke die uber den Festungsgraben zum Stadt bzw Festungstore fuhrte vor einem direkten Angriff decken sollten Von dieser ursprunglichen Funktion die Torbrucke zu schutzen stammt auch ihr ursprunglicher italienischer Name Rivellino das heisst kleines Uferwerk oder mit dem dafur ublichen deutschen Ausdruck Bruckenkopf 2 Daher war der Ravelin zuerst nur ein kleines Werk das lediglich den Zugang zur Brucke vor den Festungstoren erschweren sollte Als man im 16 Jahrhundert erkannte dass sich damit generell die Kurtine besser schutzen liess begann man auch vor anderen Kurtinen Ravelins zu errichten und diese allmahlich zu vergrossern Allerdings erkannte erst der deutsche Festungsbaumeister Daniel Specklin 1536 1589 die prinzipielle Bedeutung der Ravelins die er noch als ledige Wehr oder als Revelin bezeichnete 3 Er forderte sie so gross wie moglich zu machen damit sie die Kurtine und die Flanken der Bastionen voll abdeckten und ein flankierendes Feuer vor die Bastionsspitzen legen konnen 4 In der nachfolgenden Zeit finden sich Ravelins in praktisch allen Festungen die nach dem bastionaren Befestigungssystem erbaut wurden Bauform BearbeitenIm bastionaren Festungssystem hat der Ravelin fast immer einen in etwa dreieckigen Grundriss und ist somit entweder als Flesche ein Werk mit zwei Facen oder als Lunette ein Werk mit zwei Facen und zwei Flanken angelegt Es wurde immer im Festungsgraben der Kurtine errichtet wobei seine Walle stets niedriger waren als die des dahinterliegenden Hauptwalls und der angrenzenden Bastionsmauern Seit dem 17 Jahrhundert war seine Basis immer mindestens so breit dass diese die dahinter liegende Kurtine vollstandig abdeckte In der Regel aber nicht immer befand sich vor dem Ravelin ein weiterer Graben als Annaherungshindernis 5 Zunachst errichtete man die Ravelins vollstandig aus Mauerwerk Seit dem spaten 16 Jahrhundert ging man vornehmlich in Nordeuropa dazu uber die Walle aus Erde aufzuschutten da diese die gusseisernen Kanonenkugeln der Belagerungsartillerie besser absorbierten als reines Mauerwerk Erhalten gebliebene Ravelins BearbeitenDer alteste erhaltene Wallschild liegt in der italienischen Ortschaft Sarzanello in Ligurien und wurde 1497 erbaut Ursprunglich sollte er die Tore einer Festung schutzen die mit ihnen uber eine Brucke oder einer Erdaufschuttung verbunden waren wie beim Ravelin Peter der Zitadelle Petersberg in Erfurt Gegen Ende des 16 Jahrhunderts ging man dazu uber besonders breite Ravelins vor torlosen Wallabschnitten zu errichten von denen aus der gesamte Grabenabschnitt vor den Bastionen beschossen werden konnte wie beim Ravelin Anselm der Erfurter Zitadelle Petersberg nbsp Ravelin Anselm der Zitadelle Petersberg erbaut zwischen 1681 und 1700 nbsp Ravelin Peter der Zitadelle Petersberg erbaut 1708 nbsp Das ehemalige Ravelin Kratz Bauschanzli in Zurich Ansicht vom StadthausquaiEinen der altesten erhaltenen Ravelins stellt derjenige des bastionierten Schlosses Homburg Saarland dar Er wurde im letzten Viertel des 16 Jahrhunderts im Rahmen des Ausbaus der mittelalterlichen Homburg zu einem bastionierten Schloss errichtet 6 Unter dem Eindruck des Dreissigjahrigen Krieges beschloss der Rat von Zurich die Stadt grossraumig nach den seinerzeit modernsten Erkenntnissen zu befestigen Nach langwieriger Evaluation der unterschiedlichsten Fortifikationssysteme wurde das Projekt von Johann Georg Werdmuller ab 1642 nicht mehr als hochgezogene Ringmauer sondern nach dem bastionaren Befestigungssystem gebaut und nahm damit die Bauweise Vaubanfestung von Sebastien Le Prestre de Vauban 1633 1707 teilweise vorweg Die bestehenden Befestigungen des Zurichsees wurden 1657 um das funfeckige Ravelin Kratz in der Limmat erweitert siehe auch Stadtbefestigung Zurich Mit dem gegenuberliegenden Kratzquartier respektive dem Werkplatz des Bauhauses war das stadtseitig offene Bollwerk durch einen Steg mit Zugbrucke verbunden 7 Im Jahr 1708 wurde unter dem Furstbischof Johann Philipp von Greiffenclau zu Vollraths fur die Festung Marienberg in Wurzburg als dem Hauptwall vorlagertes Aussenwerk das Ravelin Teutschland auf viereckigem Grundriss errichtet 8 Bilder Bearbeiten nbsp Kehlseite eines Ravelin der Festung Hulst Niederlande vom Hauptwall aus gesehen Anfang des 17 Jh nbsp Ravelin bei Valenca Festung Portugal nbsp Der Ravelin der Festung Ehrenbreitstein in Koblenz erbaut Anfang des 19 Jahrhunderts nach dem Polygonalsystem nbsp Ravelin auf Suomenlinna Finnland als Teil der Festung Kustaanmiekka erbaut zwischen 1748 und 1756 von Schweden Vorn im Bild der Ravelin dahinter mit Fahnenmast bzw links im Bild die Bastionen dazwischen die Kurtine Siehe auch BearbeitenFachbegriffe FestungsbauWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Ravelin Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten die Details sind auf diesem Bild nicht eindeutig zu erkennen Der Vorgraben ist auf anderen Abbildungen die die Belagerung von Orsoy 1672 darstellen nicht eingezeichnet Rustow Die Lehre vom neueren Festungskrieg 1860 Bd 1 S 251 Speckle Specklin Architectura von Vestungen 1589 63 65 Nachdruck 1972 Engels The New American Cyclopaedia 1858 s v Fortification Rustow Die Lehre vom neueren Festungskrieg 1860 Bd 1 S 251ff Zastrow Geschichte der bestandigen Befestigung 1839 S 53 77 Bernhard von Poten Handworterbuch der gesamten Militarwissenschaften 1877 s v Ravelin Rustow Militarisches Handworterbuch 1858 s v Ravelin Stefan Ulrich Die Baugeschichte der Homburg Hohenburg von ihrer Grundung bis zur Zeit der franzosischen Reunion vor 1146 bis 1679 in Burgen und Schlosser H 2 2005 S 82 92 Neue Zurcher Zeitung 29 November 2003 Das schonste Bauquartier der Schweiz abgerufen am 08 Marz 2019 Stefan Kummer Architektur und bildende Kunst von den Anfangen der Renaissance bis zum Ausgang des Barock In Ulrich Wagner Hrsg Geschichte der Stadt Wurzburg 4 Bande Band 2 Vom Bauernkrieg 1525 bis zum Ubergang an das Konigreich Bayern 1814 Theiss Stuttgart 2004 ISBN 3 8062 1477 8 S 576 678 und 942 952 hier S 633 f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ravelin amp oldid 237539996