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Die Zitadelle Petersberg auch Festung Petersberg ist eine ursprunglich kurmainzische spater preussische Stadtfestung des 17 bis 19 Jahrhunderts die im Zentrum der thuringischen Landeshauptstadt Erfurt liegt Zitadelle Petersberg Luftbild 2006 Peterstor errichtet zwischen 1666 und 1668 Sie gilt als eine der grossten und besterhaltenen ihrer Art in ganz Europa und wurde 1665 auf Befehl des kurmainzischen Kurfursten und Erzbischofs Johann Philipp von Schonborn als Zwingburg gegen die Stadt im neuitalienischen Stil errichtet Im weiteren Verlauf sollte sie als nordlichste Festung das Kurfurstentum vor Angriffen der protestantischen Machte schutzen Die strategische Bedeutung der Zitadelle erkannten spater auch Preussen und dann Frankreich die sie Anfang des 19 Jahrhunderts fur kurze Zeit annektierten Mit dem Wiener Kongress im Jahre 1815 kam sie mit Erfurt endgultig zu Preussen und wurde bis zur deutschen Reichsgrundung 1871 als Befestigungsanlage genutzt Sie blieb auch wahrend der beiden Weltkriege und in der Nachkriegszeit ein zentraler militarischer Ort der Region Ab 1963 war das Gelande der Offentlichkeit teilweise zuganglich Ab 1990 fuhrten das Land Thuringen und die Stadt Erfurt Sanierungen in grosserem Umfang durch Heute befinden sich in den Gebauden der Festung staatliche Amter Wohnungen sowie touristische und kulturelle Einrichtungen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Vorgeschichte 1 2 Errichtung der Zitadelle 1665 1707 1 3 Erste Modernisierung und anschliessender Verfall 1707 1802 1 4 Unter preussischer Herrschaft 1802 1806 1 5 Unter franzosischer Herrschaft 1806 1813 1 6 Festung in Preussen 1814 1871 1 7 Standort des deutschen Heeres 1871 1945 1 8 Nutzung nach dem Zweiten Weltkrieg 2 Aufbau 3 Festungskommandanten 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenVorgeschichte Bearbeiten Die Stadt Erfurt war seit dem fruhen Mittelalter das kirchliche politische und wirtschaftliche Zentrum Thuringens und gehorte ab 750 zum Erzbistum Mainz Wahrend der folgenden Jahrhunderte erlangte die Stadt weitgehende politische und wirtschaftliche Autonomie die im Mittelalter zur Blute der Stadt fuhrte Im Westfalischen Frieden 1648 wurde Erfurt wieder dem Kurfurstentum Mainz zugesprochen Erfurt leistet daraufhin Widerstand und wurde vom Kaiser mit der Reichsacht belegt Schliesslich zwang ein Heer aus 15 000 kurmainzischen und franzosischen Soldaten die Stadt zur Aufgabe und Erfurt erhielt den Status einer Provinzstadt die dem Kurfursten von Mainz direkt unterstellt war 1 Um weiteren Aufstanden vorzubeugen und als Schutz gegen die protestantischen Machte liess der kurmainzische Kurfurst und Erzbischof Johann Philipp von Schonborn auf dem Gelande des Petersberges eine Zitadelle errichten An deren Planung war vermutlich der Munsteraner Bischof Christoph Bernhard Reichsfreiherr von Galen beteiligt 2 Zu dieser Zeit befand sich auf dem Petersberg das Benediktinerkloster St Peter und Paul Peterskloster Die erste Besiedelung durch die Benediktiner erfolgte um 1060 Zwischen 1103 und 1147 erbauten sie die Peterskirche und 1530 das Schirrmeisterhaus Errichtung der Zitadelle 1665 1707 Bearbeiten nbsp Zufahrtsbrucke errichtet 1670 mit Peterstor und Kommandantenhaus errichtet 1669 nbsp Bastion Franz errichtet um 1680 Am 1 Juni 1665 wurde der Grundstein der Zitadelle Petersberg gelegt die anfangs noch Citadelle Johann Philippsburg hiess Damit begann die erste von drei Bauphasen Zunachst errichteten bis etwa 1669 fronende Bauern aus Erfurt gemeinsam mit italienischen Steinmetzen unter Leitung des Ingenieurs Wilhelm Schneider 2 die vier der Stadt zugewandten Bastionen Martin Philipp Leonhard und Kilian im neuitalienischen Stil sowie das nach Antonio Petrini entworfene Peterstor mit Kommandantenhaus Dabei wurde die neu entstandene Festungsmauer mit der alten Stadtbefestigung verbunden und in ihrem Fuss Konterminen Horchgange angelegt In ihnen patrouillierten Soldaten um im Belagerungsfall feindliche Mineure fruhzeitig zu lokalisieren und sie an ihrem Zerstorungswerk zu hindern Zwischen 1675 und 1700 wurden die vier restlichen Bastionen Johann Michael Gabriel und Franz die drei Kasernengebaude wie auch die beiden Ravelins Anselm und Lothar realisiert Sie sind Vorwerke in Form von Wallschilden die vor den Kurtinen Verbindungsmauer zwischen zwei Bastionen zum Schutz errichtet wurden Wahrend des Baus kam es wiederholt zu Verzogerungen Erst nach fast vierzig Jahren 1702 war die Festung von allen Seiten umschlossen Damit endete der erste Bauabschnitt 1665 1702 Im 17 und dem 18 Jahrhundert lagen in den Kasernen des Petersbergs die 500 bis 800 Mann starke Mainzer Garnison zusammen mit der Erfurter Miliz 3 Erste Modernisierung und anschliessender Verfall 1707 1802 Bearbeiten nbsp Obere Kaserne Kaserne A errichtet um 1675 nbsp Rekonstruiertes Ravelin Peter errichtet 1708 Wahrend des Grossen Nordischen Krieges 1700 1721 bedrohten die Schweden die nordlichen Gebiete des Kurfurstentums zu denen Erfurt gehorte Aus diesem Grund entschloss sich Mainz zu einem Ausbau der Zitadelle Petersberg und engagierte dafur den Festungsbaumeister Johann Maximilian von Welsch Nach dem Vorbild des franzosischen Festungsbaumeisters Vauban legte er besonderen Wert auf die Verstarkung der Vorfestungen und Grabenverteidigungen Das fuhrte zur Errichtung von zwei Lunetten sowie zwei weiteren Ravelins Wilhelm und Peter mit kurzen Wallstucken 1708 und zu einem neuen Hornwerk vor der Bastion Gabriel zwischen 1725 und 1728 Vermutlich stutzte sich von Welsch dabei noch auf die ersten Bauplane der Festung Des Weiteren wurde ein grosser Festungsgraben mit einem gestaffelten Palisadensystem rund um die Festung angelegt und die Konterminen im Mauerwerk weiter ausgebaut Um den Zugang zur Kernfestung besser kontrollieren zu konnen erfolgte der Bau eines Wachgebaudes vor dem Ravelin Peter 1735 Mit der Fertigstellung der beiden Geschutzkasematten in den Bastionen Philipp und Johann in Richtung der Bastion Franz 1737 ging die zweite Bauphase 1707 1737 zu Ende Die hohen finanziellen Aufwendungen fur die Instandhaltung der Gebaude und Anlagen sowie neue militarische Entwicklungen fuhrten in den 1770er Jahren zu neuen Uberlegungen bei den Mainzer Verantwortlichen Man dachte sogar uber eine Schleifung der Festung nach Doch mit dem Bayerischen Erbfolgekrieg 1778 1779 anderte sich die Sichtweise Die Festung mit ihren Aussenwerken wurde weiter genutzt und notdurftige Reparaturen wurden vorgenommen Unter preussischer Herrschaft 1802 1806 Bearbeiten Im Vorgriff auf den Reichsdeputationshauptschluss hatte Frankreich in einem Geheimvertrag vom 23 Mai 1802 Preussen seine Unterstutzung zugesichert wenn es als Entschadigung fur die an Frankreich verlorenen Gebiete links des Rheinufers unter anderem das Eichsfeld und Erfurt in Besitz nehme 4 Daraufhin besetzten im Juni 1802 preussische Truppen unter Ludwig Ernst von Voss und Leopold Alexander von Wartensleben die Stadt mit dem Petersberg Bereits im Marz 1803 wurde das Benediktinerkloster St Peter und Paul Peterskloster von den neuen Besitzern der Zitadelle aufgelost um Platz fur die wesentlich starkere Besatzung zu haben Ausserdem sollte die Festung auf Grund ihrer wichtigen geopolitischen Lage erneuert werden Doch diesen Planen folgten zunachst kleine Reparaturen Erst mit Ausbruch des Krieges zwischen Frankreich und Preussen 1806 wurden die Ausbauarbeiten wieder aufgenommen Diese konzentrierten sich auf die Errichtung neuer Palisadenwande und einer dahinter liegenden Schanze Glacis Zudem wurde fur den Fall einer Belagerung ein Lebensmittelvorrat angelegt der die Mannschaft einen Monat lang ernahren sollte nbsp Belagerung der Zitadelle durch die Alliierten 1813 1814Nach der Niederlage in der Schlacht von Jena und Auerstedt am 14 Oktober 1806 fluchteten Teile des zerschlagenen preussischen Heers in die schutzende Zitadelle Petersberg Bereits am Tag darauf kapitulierten die Preussen auf Befehl von Prinz Wilhelm von Oranien vor den napoleonischen Truppen Unter franzosischer Herrschaft 1806 1813 Bearbeiten Bei der widerstandslosen Ubergabe fiel den Franzosen der grosse Festungsvorrat an militarischen Geratschaften in die Hande Die etwa 1400 preussischen Soldaten kamen in Kriegsgefangenschaft Am 23 Juni 1807 traf Napoleon Bonaparte in Erfurt ein um sich sowohl die Stadt als auch die Zitadelle direkt unterstellen zu lassen Bei dieser Gelegenheit und im Rahmen des Erfurter Furstenkongresses 1808 in Begleitung von Zar Alexander I besuchte er die Befestigungsanlage des Petersbergs In den folgenden Jahren herrschte Napoleon uneingeschrankt in Sud und Mitteleuropa so dass er mit dem Gedanken spielte die Anlage zu schleifen Die Wendung sollte der Russlandfeldzug 1812 bringen in dem das franzosische Militar erstmals entscheidend geschlagen wurde und sich anschliessend nach Westen zuruckdrangen lassen musste In der Zitadelle wurde am 24 Februar 1813 der Belagerungszustand ausgerufen und der Ausbau sowie die Reparatur der Verteidigungsanlagen aufgenommen So wurden viele Gebaude mit bombensicheren Dachern versehen der Glacis erneuert und Traversen geschaffen um die Einsicht von ausserhalb zu beschranken Lebensmittel fur die 2000 Mann Besatzung und Pferdefutter wurden auf sechs Monate angelegt und in der zum Magazin umgewandelten Peterskirche eingelagert Im April und im Oktober 1813 traf Napoleon letztmals in Erfurt ein um dabei die Zitadelle Petersberg zu besichtigen Die Volkerschlacht bei Leipzig 16 19 Oktober 1813 besiegelte den Untergang der napoleonischen Truppen Teile der franzosischen Armee flohen nach dem Kampf in die Stadt Erfurt Hier sollte sich das franzosische Heer sammeln und ein erstes Widerstandszentrum gegen die Verfolger entstehen Die Leitung fur dieses Vorhaben erhielt Generalfeldmarschall Alexandre d Alton der daraufhin am 25 Oktober 1813 mit dem Schliessen aller Tore und Verkaufsladen die Blockade der Stadt einleitete Nach drei Tagen hatte eine 34 900 Mann starke Belagerungsarmee bestehend aus dem preussischen II Armeekorps unter Generalleutnant Graf Kleist von Nollendorf sowie osterreichischen und russischen Truppenteilen Erfurt von allen Seiten eng umschlossen und ihre Quartiere in den umliegenden Dorfern bezogen Die Belagerungsgeschutze wurden in der Nahe der Schwedenschanze aufgestellt Zunachst versuchten die Franzosen sich durch Angriffe zu verteidigen und zerstorten dabei das Dorf Daberstedt um es als Quartier fur die Belagerer unbrauchbar zu machen Daraufhin wurden am 4 November 1813 die franzosischen Besetzer aufgefordert die Zitadelle kampflos zu ubergeben Doch Generalfeldmarschall Alexandre d Alton erklarte Der Kaiser hat mir die Verteidigung des Platzes Erfurt anvertraut Ich werde seinen Erwartungen entsprechen indem ich meine Pflicht tue Ich kann mich auf ein anderes Arrangement nicht einlassen 5 Als dann auch noch am gleichen Abend das Dorf Ilversgehofen durch 1500 Franzosen uberfallen wurde waren die Belagerungstruppen zum Handeln gezwungen Die wenige Tage zuvor durch den Kriegsrat besprochene Bewerfung des Petersberges sollte nun in die Tat umgesetzt werden Dafur wurden am Abend des 5 Novembers zwei osterreichische und russische Batterien im Dorf Marbach sowie eine preussische Batterie im Steigerwald in Stellung gebracht und am 6 November um sechs Uhr morgens das Feuer auf die Festung eroffnet Schon nach kurzer Zeit brannten erste Gebaude auf dem Petersberg Das Klostergebaude die alte Hauptwache Teile der Peterskirche und zahlreiche Hauser unterhalb des Berges fielen den Flammen zum Opfer Trotz des starken Bombardements und erheblicher Zerstorungen kapitulierten die Franzosen nicht Es kam jedoch zu einem Waffenstillstand der in der folgenden Zeit nach und nach verlangert wurde Anfang Januar 1814 erfolgte die Ubergabe der Stadt Erfurt ohne die beiden Zitadellen Petersberg und Cyriaksburg an die Preussen Wahrend die franzosische Hauptstadt Paris im April 1814 von den verbundeten Truppen eingenommen wurde befanden sich die napoleonischen Truppen weiterhin in der Zitadelle Petersberg Erst am 5 Mai 1814 gab Generalfeldmarschall Alexandre Dalton auf und ubergab die Zitadelle friedlich an die Preussen Dazu hatte er von der franzosischen Regierung eine Vollmacht erhalten Daraufhin zogen die 1700 franzosischen Soldaten mit 6 Geschutzen unbehelligt nach Strassburg ab nbsp Defensionskaserne errichtet zwischen 1828 und 1831 nbsp Friedenspulvermagazin Nr 5 errichtet 1822 das einzige erhaltene seiner Art in ganz DeutschlandFestung in Preussen 1814 1871 Bearbeiten Nach dem Wiener Kongress 1814 1815 kam es zu einer Neuordnung Europas Als Ergebnis erhielt Preussen unter anderem die Stadt Erfurt die der neuen Provinz Sachsen zugeschlagen wurde Die Festung Erfurt gehorte nun zu den am sudlichsten gelegenen Befestigungsanlagen Preussens Deshalb sollte sie als Festung ersten Ranges zusammen mit den beiden Zitadellen Petersberg und Cyriaksburg ausgebaut werden Damit begann der letzte Bauabschnitt 1815 1831 In diesem Zeitraum erfolgte zunachst die Reparatur der beschadigten Gebaude und Wehranlagen Weiterhin entstanden nach dem neupreussischen System zwischen 1823 und 1825 Geschutzkaponnieren zur Verteidigung des Festungsgrabens An der Spitze der Bastion Martin entstand 1830 ein Kanonenhof und zwischen 1828 und 1831 erfolgte auf dem Gelande des vollig zerstorten Benediktinerklosters St Peter und Paul der Bau einer Defensionskaserne Sie sollte als Artilleriestellung die Einsicht des oberen Plateaus von Norden her einschranken und zusammen mit der Abschnittsmauer die Festung in zwei unabhangige Abschnitte teilen nbsp Reste der Bastion Gabriel mit der Hornwerkkaserne errichtet zwischen 1912 und 1913 nbsp Bastion Martin im Sudteil der ZitadelleAusserdem liess man zur Lagerung des Pulvers in Kriegs oder Friedenszeiten 1822 auf dem Ravelin Anselm und dem Hornwerk Friedenspulvermagazine sowie um 1830 auf der Bastion Franz und Philipp Kriegspulvermagazine bauen Als letzte Modernisierungsmassnahme sollten sieben weit vorgeschobene Forts aufgestellt werden von denen aber nur die Nr I vor der Auenschanze und die Nr II auf der Schwedenschanze zwischen 1866 und 1869 realisiert wurden Diese selbststandigen stark befestigten Aussenwerke sollten den Beschuss der Kernfestung durch die damals aufkommenden Geschutze mit gezogenem Lauf verhindern Neben dem Ausbau der Zitadelle kam es auch zu Veranderungen innerhalb der Besatzung So wurde 1860 ein neues Regiment mit dem Namen 3 Thuringer Infanterie Regiment Nr 71 gegrundet das bis zum Ende des Ersten Weltkriegs in der Defensionskaserne des Petersbergs stationiert war Standort des deutschen Heeres 1871 1945 Bearbeiten Mit Grundung des Deutschen Reichs 1871 wurden Preussen und die ihm fruher feindlichen suddeutschen Staaten wie Bayern und Wurttemberg zu Verbundeten Dadurch verloren zahlreiche Festungen an Bedeutung die daraufhin offengelegt oder sogar geschleift wurden Auch fur die Festung Erfurt mit den Zitadellen Petersberg und Cyriaksburg gab Kaiser Wilhelm I den Befehl zur Entfestigung 20 Juni 1873 Aus Geldmangel wurden schliesslich nur die beiden Ravelins Peter und Wilhelm das Hornwerk sowie die Kavaliere entlang der Mauern abgetragen Des Weiteren wurde eine Zufahrtsstrasse gebaut wobei grosse Teile der Bastion Gabriel und die Lunette I vollstandig geschleift und verschiedene Festungsgraben gefullt wurden Nach einigen Jahren stieg das Interesse am Militarstandort Petersberg wieder so dass man neue Gebaude wie Werkstatten Lagergebaude die Hornwerkkaserne zwischen 1912 und 1913 und eine Militararrestanstalt zwischen 1913 und 1914 errichtete Anstelle der Erdaufschuttung auf dem bisherigen zweistockigen Flachbau erhielt die Defensionskaserne in neobarockem Stil ein Mansarddach mit Obergeschoss architektonisch gut an die benachbarte Peterskirche angepasst Die aufgestockte Defensionskaserne gehort seitdem zur weithin sichtbaren Stadtkrone von Erfurt Infolge des Friedensvertrags von Versailles von 1919 kam es zu einer allmahlichen Raumung der militarischen Einrichtungen Bis 1933 erfolgte die teilweise Nutzung als Wohngebaude und als Quartier der Schutzpolizei sowie zwischenzeitlich des Freikorps Thuringen 1921 wurde die Lauentorstrasse fertig gestellt die seither die Spitze der Bastion Martin von der Zitadelle trennt In der Zeit des Nationalsozialismus wurde das Gelande auf dem Petersberg erneut zu militarischen Zwecken genutzt Zwischen 1936 und 1938 dienten Teile der Kasernen als Quartier des neu aufgestellten motorisierten Infanterie Regiments Nr 71 und zwischen 1938 und 1943 als Sitz von Verwaltungsstellen der Wehrmacht Des Weiteren befand sich ab 1940 im Kommandantenhaus das Kriegsgericht 409 ID und im ehemaligen Polizeigefangnis eine Untersuchungshaftanstalt fur politische Gefangene In die Artilleriekaserne zogen das Heeresbauamt und in die Defensionskaserne ein Durchgangs und Erfassungslager fur Vertriebene ein Die unterirdischen Konterminen bekamen zur Stadtseite hin neue Eingange in denen Erfurter Burger bei Luftangriffen Zuflucht finden konnten Im April 1945 richtete der fur die Verteidigung Erfurts verantwortliche Kampfkommandant Oberst Otto Merkel seinen Befehlsstand auf dem Petersberg ein 6 Die Zitadelle wurde am 12 April 1945 von den Amerikanern besetzt Mit dem 2 Juli 1945 gehorte die Stadt Erfurt und das Land Thuringen zur sowjetischen Besatzungszone SBZ Nutzung nach dem Zweiten Weltkrieg Bearbeiten nbsp Denkmal fur den unbekannten Wehrmachtsdeserteur vor der Bastion Philipp nbsp Bundesarbeitsgericht auf dem ehemaligen HornwerkIn den ersten funf Jahren nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs bestand eine Mischnutzung aus Wohnungen Verwaltungs und Gewerbegebauden Mit Grundung der DDR am 7 Oktober 1949 kam wieder Militar auf das Gelande Gebaude vor der Bastion Johann wurden als Fahrbereitschaft der Staatssicherheit und die Kasernen zwischenzeitlich als Quartier der Kasernierten Volkspolizei einer Polizeischule und der Nationalen Volksarmee NVA verwendet Ab 1963 gelangte der Petersberg wieder in stadtischen Besitz wodurch das Gelande teilweise fur die Offentlichkeit zuganglich wurde Die geringen Mittel der Stadt reichten jedoch nur zu einer notdurftigen Unterhaltung der Gebaude und Anlagen Die Defensionskaserne und die Peterskirche wurden zu Lagerraumen umfunktioniert und in das Kommandantenhaus zog die Pionierorganisation Ernst Thalmann ein Mit der Wende 1989 1990 errichtete die Stadt Erfurt eine Bauhutte auf dem Petersberg Unter Leitung des stadtischen Hochbauamtes erfolgte mit zahlreichen ABM Kraften seither die Sanierung und Rekonstruktion der verschiedenen Anlagen und Gebaude die seit Jahrzehnten stark vernachlassigt worden waren Gleichzeitig wurde am Fusse und auf der Krone der Festungsmauern ein Rundwanderweg uber das gesamte Gelande eingerichtet 1995 wurde durch den Kunstler Thomas Nicolai das Denkmal fur den unbekannten Wehrmachtsdeserteur und fur die Opfer der NS Militarjustiz vor der Bastion Philipp geschaffen Es tragt die Inschrift Seid Sand nicht das Ol im Getriebe der Welt von Gunter Eich und besteht aus acht Stelen von denen eine aus der Reihe hervortritt und den Fahnenfluchtigen symbolisieren soll Im Kommandantenhaus der Zitadelle Petersberg war seit 1940 das Kriegsgericht 409 ID der Wehrmacht untergebracht das rund 50 Deserteure zum Tode verurteilte und diese in der Nahe des Denkmals erschiessen liess In Verbindung mit den Sanierungsarbeiten wurde ein Nutzungskonzept entwickelt das eine Mischnutzung aus Verwaltungsgebauden Wohnungen sowie touristischen und kulturellen Einrichtungen vorsieht So befindet sich seit 1993 in der Artilleriekaserne Kaserne B und in der Neuen Hauptwache der Amtssitz des Thuringischen Landesamtes fur Denkmalpflege und Archaologie TLDA in der Unteren Kaserne die Birthler Behorde Erfurter Aussenstelle des Bundesbeauftragten fur die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR sowie im Kommandantenhaus seit 1998 ein Jugendtreff und ein Folklore Ensemble Die Obere Kaserne die Militararrestanstalt sowie das Schirrmeisterhaus werden seit wenigen Jahren als Wohnhauser und als Buroraume verwendet Seit 1999 befindet sich das aus Kassel umgezogene Bundesarbeitsgericht in einem modernen Gebaude der Architektin Gesine Weinmiller auf dem ehemaligen Hornwerk Fur die unsanierte Defensionskaserne konnte bisher noch kein Nutzer gefunden werden Zurzeit gibt es die Planung sie als Jugendherberge und Kindermuseum zu nutzen Auf dem ehemaligen Exerzier und Paradeplatz finden seit 2000 das jahrliche Petersbergfest und Veranstaltungen der Bundeswehr statt Die Zitadelle Petersberg ist heutzutage ein viel besuchtes Bauwerksensemble das einen weiten Rundblick uber die Stadt bietet Aufbau Bearbeiten nbsp Lageplan der Zitadelle Petersberg 2009 Die Zitadelle Petersberg zahlt zu den grossten und besterhaltenen Stadtfestungen aus dem 17 Jahrhundert in Deutschland Ihre Kernfestung erstreckt sich uber eine Flache von ca 12 ha und besitzt einen unregelmassigen sternformigen Grundriss der sich aus den acht Bastionen Martin Gabriel Michael Johann Franz Philipp Leonhard und Kilian im neuitalienischen Stil zusammensetzt Auf der Bastionskrone fuhrt ein kurmainzischer Postenweg mit einer mannshohen Brustungsmauer und Wacherkern an den Bastionsspitzen fast vollstandig um die Zitadelle Die Mauern besitzen eine Lange von ca 2 km bei einer Hohe zwischen 8 und 23 m und sind im 4 bis 6 5 m dicken Fussbereich von Konterminen durchzogen In ihnen patrouillierten Soldaten um im Belagerungsfall feindliche Mineure fruhzeitig zu lokalisieren und sie an ihrem Zerstorungswerk zu hindern Rings um die Kernfestung liegen vorgelagert im ehemaligen Festungsgraben Ravelins und Lunetten die als eigenstandige Verteidigungswerke die Nordwestseite starken sollten Des Weiteren gehorte dazu auch das Hornwerk das zusammen mit dem Ravelin Wilhelm und der Lunette I nach der Festungsaufhebung 1873 geschleift wurde In das Innere der Zitadelle gelangt man uber die Petersbrucke mit Peterstor den ursprunglich einzigen Zugang und seit 1828 uber das Anselmi Hilfstor Ausserdem fuhren auf das Festungsgelande zwei Strassen aus der Zeit der Entfestigung 1873 und eine vor wenigen Jahren errichtete Treppe an der Bastion Franz Die barocke Fassade des Peterstors wird von Wandpfeilern Gesimsen und Lowenkopfen geschmuckt und tragt zwischen einem durchbrochenen Dreiecksgiebel das Amtswappen des Kurmainzischen Kurfursten Johann Philipp von Schonborn In der Torhalle liegen auf jeder Seite Kasematten und in der Decke sind zwei Fallgitter sowie Pechlocher verankert Die Petersbrucke wurde ursprunglich als Holzkonstruktion mit Zugbrucke errichtet und unter den Preussen 1864 mit Steinen eingewolbt In der Kernfestung sind bis heute Uberreste der Stadtmauerturme Turm Nr III Hoher Glockenturm und Lauenturm zu finden die mit Errichtung der Zitadelle zu Pulvermagazinen umfunktioniert und in ihrer Hohe mehrfach reduziert wurden Der Lauenturm war zusammen mit dem Lauentor einem Stadttor unterhalb der Bastion Martin bis 1308 im Besitz der Grafen von Gleichen und nach dem graflichen Wappentier einem Lowen benannt Beim Durchbruch der Lauentorstrasse 1921 wurde der Turm wiederentdeckt und dient mit der Bastion Martin seither als Aussichtsplattform Der mittlere Bereich der Kernfestung wird als Oberes Plateau bezeichnet und erstreckt sich zwischen den Bastionen Leonhard Philipp und der Verbindungsmauer der Bastionen Gabriel Michael In diesem Bereich liegt die Peterskirche die zwischen 1103 und 1147 als romanische dreischiffige Pfeilerbasilika errichtet wurde und bis zur Sakularisation 1803 als Klosterkirche des Benediktinerklosters St Peter und Paul diente 1813 zerstorten Artilleriegeschosse weite Teile der Klosteranbauten und wenig spater wurde sie unter den Preussen dauerhaft zu einem Magazin umgebaut Heutzutage findet die Peterskirche als Kunstausstellungsraum Verwendung Nach Nordwesten wird das Obere Plateau von der Defensionskaserne abgeschlossen die zwischen 1828 und 1831 auf dem Gelande des ehemaligen Benediktinerklosters im preussischen Klassizismus errichtet wurde Ihre nordlichen Mauern besitzen eine Starke bis zu 2 5 m und sind uber drei Stockwerke von Infanterie und Artillerieschiessscharten durchsetzt Die ehemaligen Mannschaftsraume mit drei Eingangsportalen liegen auf der Sudseite und boten durch Aufbau eines Mansarddaches 1912 13 fur insgesamt 750 Soldaten Platz Im Inneren besteht die Defensionskaserne aus zahlreichen einzelnen Abschnitten die im Falle einer feindlichen Ersturmung durch einsetzbare Palisadenwande voneinander getrennt werden konnten Nach Nutzung als Truppenunterkunft und Lager steht sie seit dem Jahr 2000 leer An die Ostseite der Defensionskaserne schliesst sich seit 1832 eine Seitenkaponniere mit Festungsbackerei an die noch heute genutzt wird Im Norden des Oberen Plateaus liegt die 1675 erbaute Obere Kaserne die zu den altesten Kasernengebauden Thuringens zahlt Festungskommandanten BearbeitenUnter kurmainzischer Regentschaft Generalmajor Baron von der Leyen 1665 1673 Oberst Schutz von Holzhausen 1674 1680 Oberst Johann Theodor Mortaigne 1680 1690 Obristwachtmeister von Sommerlat 1690 1690 Interimskommandant Baron Johann Adolf Langwerth von Simmern 1690 1700 Generalmajor Christoph Erhard von Bibra 1700 1706 Generalmajor Johann Sigmund Freiherr von Hirschberg 1706 1718 Generalmajor Georg Melchior von Harstall 1718 1733 Generalmajor Philipp Wilhelm Lucas Freiherr von Rieth 1733 1748 Generalmajor von Schwan 1748 1748 Interimskommandant Generalleutnant Otto Christoph Baron von Hagen 1748 1770 Generalleutnant Ludwig Wilhelm Baron von Harstall 1770 1773 Generalleutnant Franz Arnold Freiherr von Brencken 1774 1776 General von Rothelinsky 1776 1778 Interimskommandant General von Faber 1778 1779 Interimskommandant Generalmajor Ernst Friedrich Freiherr von Hagen 1780 1787 Generalmajor Christoph Freiherr von Knorr 1788 1802 Unter preussischer Regentschaft Generalleutnant Leopold Alexander von Wartensleben Gouverneur 1802 Major Georg Heinrich von Heckel 1803 Major Ludwig Karl von Pruschenk 1804 1806 Unter napoleonischer Regentschaft Generalfeldmarschall Alexandre d Alton 1806 1813 Unter preussischer Regentschaft Oberstleutnant Johann Karl August von Streit 1813 Oberst Heinrich Wilhelm von Weltzien 1813 1815 Generalmajor Karl Ludwig von Oppeln Bronikowski 1815 1821 Generalmajor Wilhelm Johann Maria von Blumenstein 1821 Oberst Karl von Kehler 1823 Generalleutnant Ernst Ludwig von Tippelskirch 1825 1827 Generalleutnant Oldwig von Natzmer Generalleutnant Karl Georg von Loebell 1832 1839 mit der Wahrnehmung der Geschafte beauftragt Generalleutnant August von Hedemann 1840 1848 Generalleutnant Ferdinand von Voss Buch 1848 1854 Oberst Ferdinand von Bialcke 1854 1856 Oberst Hermann Hofer von Lobenstein 1856 1857 Oberst Louis von Alvensleben 1857 1858 spater Kommandeur des Garde Grenadier Regiments Nr 1 Oberst Bernhard von Hanfstengel 1858 1863 Oberst Robert von Frankenberg und Ludwigsdorf 1864 Oberst Joseph Ignaz Anton von Saenger 1864 1867 Generalmajor Hermann von Michaelis 1868 1871 Bernhard von dem Knesebeck 1871 1874 Siehe auch BearbeitenPetersberg Fachbegriffe Festungsbau Zitadelle CyriaksburgLiteratur BearbeitenRolf Berger Die Peterskirche auf dem Petersberg zu Erfurt eine Studie zur Hirsauer Baukunst 1 Auflage Wehle Witterschlick Bonn 1994 ISBN 3 925267 86 7 H P Brachmanski H W Schirmer Der Erfurter Petersberg Geschichte und Geschichten VHT 1993 ISBN 3 86087 107 2 Georg Dehio Hrsg Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler Thuringen Deutscher Kunstverlag Munchen 1998 ISBN 3 422 03095 6 Hans Giesecke Das alte Erfurt Verlag Koehler amp Amelang Leipzig 1972 Willibald Gutsche Hrsg Geschichte der Stadt Erfurt Hermann Bohlaus Nachfolger Weimar 1986 ISBN 3 7400 0095 3 Mathias Haenchen Die entwicklungsgeschichtliche Stellung der Klosterkirche auf dem Petersberg bei Erfurt in der Baukunst des europaischen Hochmittelalters Habilitationsschrift Dresden 2003 O Kursten Der Petersberg die Akropolis von Erfurt Band 27 Engelhard Reyher Verlag Gotha 1943 Horst Moritz Die Festung Petersberg unter Kurmainz 1664 1802 Stadtmuseum Erfurt Erfurt 2001 Horst Moritz Die Festung Petersberg unter Preussen 1802 1918 Stadtmuseum Erfurt Erfurt 2002 Placidus Muth Uber den Einfluss des koniglichen Benedictiner Stiftes auf dem Petersberge zu Erfurt auf die erste Urbarmachung der hiesigen Gegenden Beyer amp Maring Erfurt 1798 Frank Palmowski Die Belagerung von Erfurt 1813 14 Sutton Verlag Erfurt 2015 ISBN 978 3 95400 604 5 Stiftung Thuringer Schlosser und Garten 700 Jahre Erfurter Peterskloster Geschichte und Kunst auf den Erfurter Petersberg 1103 1803 Schnell amp Steiner Regensburg 2004 ISBN 3 7954 1675 2 Dieter Zeigert Militarbauten in Thuringen Ein Katalog der Kasernenbauten mit ausfuhrlicher Darstellung der militarhistorischen Umstande in Thuringen seit der deutschen Wehrverfassung von 1821 Hrsg Thuringisches Landesamt fur Denkmalpflege und Archaologie Verlag Ausbildung Wissen Bad Homburg Leipzig 1997 ISBN 3 927879 94 0 Niedersachsische Landesbibliothek Hannover Wehrbereichsbibliothek Sign WBB 24034 5926 2 Freunde der Citadelle Petersberg zu Erfurt e V 350 Jahre Zitadelle Petersberg Historischer Kontext Bauphasen Schicksal und Chancen des Petersberges Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Zitadelle Petersberg Album mit Bildern Videos und Audiodateien Der Petersberg auf erfurt web Freunde der Citadelle Petersberg zu Erfurt e V Glashutte Bar Cafe Restaurant auf dem Petersberg Festungsbackerei der Zitadelle Petersberg Forum Konkrete Kunst Erfurt auf der Zitadelle Petersberg Aussenstelle Erfurt der Birthler Behorde auf der Zitadelle Petersberg Denkmal fur den unbekannten WehrmachtsdeserteurEinzelnachweise Bearbeiten Hans Giesecke Das alte Erfurt Verlag Koehler amp Amelang Leipzig 1972 S 173 176 a b Horst Moritz Die Festung Petersberg unter Kurmainz 1664 1802 Stadtmuseum Erfurt Erfurt 2001 S 6 Horst Moritz Die Festung Petersberg unter Kurmainz 1664 1802 Stadtmuseum Erfurt Erfurt 2001 S 24 Thomas Stamm Kuhlmann Konig in Preussens grosser Zeit Friedrich Wilhelm III der Melancholiker auf dem Thron Siedler Berlin 1992 ISBN 3 88680 327 9 S 177 f O Kursten Der Petersberg die Akropolis von Erfurt Band 27 Engelhard Reyher Verlag Gotha 1943 S 48 Anja Buresch Kampf um Erfurt Die amerikanische Besetzung der Stadt im April 1945 Sutton Verlag Erfurt 2016 ISBN 978 3 95400 718 9 50 978611111111 11 018333333333 Koordinaten 50 58 43 N 11 1 6 O nbsp Dieser Artikel wurde am 20 Juli 2007 in dieser Version in die Liste der exzellenten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zitadelle Petersberg amp oldid 239107816