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Dieser Artikel erlautert die Kriegstaktik mit unterirdischen Stollen eine Festung zu belagern die Kriegstaktik mit selbstauslosenden Sprengkorpern finden sich unter Landmine und Seemine Der Minenkrieg war eine Kampftaktik zur Belagerung von Festungen oder ausgedehnten befestigten Feldstellungen Hierbei wurden vom Angreifer anfangs nur unterirdische Stollen bis unter die Befestigungsanlagen des Gegners getrieben sie wurden unterminiert Nach Fertigstellung wurden die abstutzenden Holzbalken entweder in Brand gesetzt oder an Seilen herausgezogen Dadurch brachen die Stollen ein und die daruber liegenden Mauern und Gebaude sturzten in sich zusammen oder wurden beschadigt Nach dem Erscheinen von Schwarzpulver wurden zusatzlich grosse Sprengstoffmengen unter den gegnerischen Stellungen zur Explosion gebracht die eingesetzten Mengen beliefen sich zum Teil auf 100 Tonnen und richteten enorme Verwustungen an Das Planen und Anlegen solcher Minen wurde fruher gelegentlich als Minierkunst bezeichnet Der Begriff Mine bezeichnete spater allgemein militarische Sprengvorrichtungen die anders als Bomben oder Granaten ihre Wirkung von einem festen Platz aus entfalteten Inhaltsverzeichnis 1 Technik 1 1 Aufklarung 1 2 Gegenmittel 2 Fruhe Minenkriege 3 Minenkrieg im Ersten Weltkrieg 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseTechnik Bearbeiten nbsp Kupferstich von Jacobus Peeters zum Minenkrieg wahrend der Zweiten Wiener TurkenbelagerungIn fruheren Kriegen wurde der Minenkrieg vor allem angewendet um fur einen geplanten Sturmangriff eine Bresche in die Festungsmauern zu schlagen Im Rahmen der Angriffsvorbereitung auf eine Festung begannen die Soldaten mit dem Ausheben von gedeckten Wegen das waren bis zu zehn Meter breite und zwei Meter tiefe Graben Unter gedeckt wurde Sichtschutz gegen die Stadtverteidiger verstanden Diese Graben waren meist im Zickzack angelegt so war der Schutz besser Je naher die Graben den ausseren Verteidigungsanlagen der Stadt kamen desto mehr fuhrte der gedeckte Weg nach unten Es begann der Sappenvortrieb Lauf oder Annaherungsgraben Hierfur wurden Sappeure beziehungsweise Mineure eingesetzt in vielen Fallen zwangsrekrutierte Bergleute deren Wissen bezuglich des Stollenbaus genutzt wurde Die ausseren Anlagen wurden so weit wie moglich untergraben Im Nahbereich der Kurtine Hauptwall begannen die Minierarbeiten Das heisst es wurde gesprengt Ziel der Aktion war der Einsturz der Walle Gleichzeitig lief der Artillerie Angriff auf die gleichen Punkte Der Artillerieangriff sorgte fur eine Breschierung der genannten Anlagen Von unten kamen die explodierenden Minen hinzu der Wall sturzte ein Jetzt hatte die Infanterie die Moglichkeit in die Stadt zu gelangen Aufklarung Bearbeiten Aufgeklart wurden Minen durch Wasserfasser oder umgedrehte leere Fasser auf deren Boden rohe hartgetrocknete Erbsen gestreut waren Wenn die Erbsen vibrierten oder das Wasser leichte Wellen schlug wurde in unmittelbarer Nahe gegraben Gegenmittel Bearbeiten nbsp Gegenminenstollen im Bereich der Bundesfestung UlmDie Mauern mussten ausserordentlich tief fundamentiert am besten bis unter den Grundwasserspiegel und die Steine der Mauern bogenformig verlegt werden so dass beim Wegbrechen eines Teiles der Fundamente nicht gleich alles zusammenbrach Man kann diese Form der Mauerung auch heute auf der Festung Ehrenbreitstein beobachten In dem Gebiet in dem Minen zu erwarten waren wurden genagelte Bretter vergraben Wenn die Mineure auf diese Bretter stiessen wurden sie am Weiterkommen gehindert weil sie diese Bretter erst aus der Erde herausgraben mussten bevor sie weitergraben konnten Dazu kam dass die Vibrationen der aus der Erde herausstehenden Bretter leicht zu sehen waren der hohle Klang der Schaufeln auf die Bretter in der Nahe leichter zu horen und aufzuklaren war und weitere Gegenmassnahmen leichter getroffen werden konnten Eine andere Gegentaktik waren die Kontraminen Gegenminen Die Belagerten gruben Minengange den Mineuren der Belagerer entgegen In spateren Festungen wurden Minengalerien mit ihren bis etwa 100 m vor den Festungsmauern reichenden unterirdischen Stollen als fester Bestandteil der Verteidigung eingebunden Sobald ein Horchposten die Grabung des Angreifers bemerkte konnten Gegenmittel eingesetzt werden Wasser in die gegnerischen Minen einzuleiten um das gegnerische Schwarzpulver unbrauchbar zu machen und die Gegner wenn moglich zu ertranken oder aber zumindest das Weitergraben des Stollens unmoglich zu machen Bomben in diese hinabzurollen wenn sie auf Gegner gestossen waren Dadurch brachte man die vom Gegner verwendeten Pulverfasser vorzeitig zur Explosion die Explosionswirkung schlug nach hinten aus und ruinierte den Gegner und seine Stellungen durch Gegensprengungen Minenteile und deren Besatzung zu verschutten erdrucken oder zu ersticken die Sprengkraft durch die Gegenminen abzuleiten und die eigene Festung vor dem Explosionsdruck weitgehend zu schutzen fertige Sprengkammern vor ihrer Sprengung auszuraumen und unschadlich zu machen auf den Gegner zu stossen und diesen im Nahkampf zu toten Horchstollen anzulegen um das neue Verlegen einer Mine fruhzeitig zu erkennen mittels mehrerer Messungen an mehreren Orten genauer bestimmen zu konnen und diesen Horchstollen fur zukunftige Gegenminen zu verwenden 1 Grabungstatigkeiten an anderer Stelle zu tarnen und die Gegenminen auf die falsche Richtung zu leiten Fruhe Minenkriege Bearbeiten nbsp Krieg unter der ErdeDie ersten uberlieferten Minengraben stammen von den Romern die Fidenae 664 v Chr und Veji 393 v Chr eroberten Auch der judische Historiker Josephus berichtet von Minengraben die den Belagerern der Stadt Jerusalem um 39 v Chr heftige Probleme bereiteten 2 Der erste aber misslungene Versuch eine mit Pulver geladene Mine zu sprengen erfolgte im Jahre 1487 durch einen genuesischen Ingenieur vor Sorezanella Dagegen wurde bei der Belagerung des Schlosses dell Uovo bei Neapel ein Teil des Felsens auf dem das Schloss stand auf diese Weise in die Luft gesprengt In der Belagerung von Candia 1648 1669 erreichte der Minenkrieg ein Ausmass welches es in der Geschichte bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht gegeben hatte und in dieser Grossenordnung bis zum Ersten Weltkrieg einzigartig blieb Weitere bekannte Beispiele waren die erste und zweite Turkenbelagerung von Wien in den Jahren 1529 und 1683 Der sich dann entwickelnde ausserst grausame Kampf fand auf engstem Raum mit Hieb und Stichwaffen statt um die eigenen Pulvervorrate nicht vorzeitig zur Explosion zu bringen Die Turken waren unter Selim die ersten die eine eigene Truppe zur Minierung abstellten Im Pfalzischen Erbfolgekrieg 1688 1689 wurde die Belagerung der Festungen teilweise als Minenkrieg gefuhrt Der Militaringenieur Sebastien Le Prestre de Vauban 1633 1707 scheint als erster uber die Bestimmung der zweckmassigen Starke der Minenladungen grundliche Untersuchungen angestellt zu haben Auch im Amerikanischen Sezessionskrieg 1861 1865 wurde diese Art der Kriegsfuhrung verwendet so z B in der Kraterschlacht Minenkrieg im Ersten Weltkrieg Bearbeiten nbsp Ein durch eine Mine zerstorter deutscher Graben der von den Briten eingenommen wurdeDie Taktik des Minenkrieges wurde zuletzt wahrend des Ersten Weltkrieges vor allem an der Westfront und Alpenfront angewendet An der Alpenfront wurden ganze Berggipfel mitsamt der jeweiligen Besatzung weggesprengt Die bekanntesten Beispiele fur diese Kriegsform sind die Kampfe zwischen italienischen und osterreichisch ungarischen Truppen um das Pasubio Massiv grosste einzelne Minensprengung des Ersten Weltkriegs 3 und um den Col di Lana Die verschiedenen Arten des Minenkrieges konnen heute noch am Kleinen Lagazuoi besichtigt werden Dort wurden kilometerlange Gange gegraben und teilweise gesprengt Einen gefahrlichen Fund machten osterreichisch ungarische Mineure im Jahre 1917 an der Isonzofront Sie fanden beim Tunnelbau eine komplett zundbereite Mine der Italiener Sie entscharften sie raumten die Minenkammer leer und verwendeten den erbeuteten Sprengstoff spater selber nbsp Explosion der Hawthorn Ridge Mine zum Auftakt der Somme SchlachtAn der Westfront wurden z T ganze Dorfer zum Beispiel Vauquois in den Argonnen zerstort Die Somme Schlacht begann am 1 Juli 1916 mit der Explosion von 19 Minen die man unter deutschen Stellungen platziert hatte Der Knall war selbst in London noch zu horen Erde und Trummer wurden bis zu 1200 Meter in die Luft geschleudert Zwei dieser Minen wurden besonders bekannt die Explosion der Hawthorn Ridge Mine wurde vom britischen Kameramann Geoffrey Malins gefilmt und war in dem Propagandafilm The Battle of the Somme zu sehen die Explosion der Lochnagar Mine 26 8 Tonnen Ammonal Sprengstoff verursachte den Lochnagar Krater er hat einen Durchmesser von 91 m und ist bis zu 21 m tief 4 Als Auftakt zur Schlacht bei Messines 7 Juni 1917 wurden weitere 19 Minen mit durchschnittlich 21 t Ammonal Sprengstoff gezundet Dies soll bis zu 10 000 deutsche Soldaten auf einen Schlag getotet haben 5 Mitunter kam es vor dass man auf beiden Seiten gleichzeitig versuchte die gegnerischen Schutzengraben zu unterminieren Bemerkten die grabenden Pioniere dass der Gegner dasselbe vorhatte versuchte man ihn mit unterirdischen Sprengungen einzuschliessen oder zu toten 1917 kam es an der Westfront zu einer stillschweigenden Einstellung des Minenkrieges nbsp Franzosische Offiziere untersuchen einen durch eine Mine gesprengten GrabenEinige der gelegten Minen wurden aufgrund des geanderten Frontverlaufes absichtlich nicht gezundet und stellen auch heute noch eine Gefahr dar Sudlich von Messines nahe der franzosischen Grenze loste am 17 Juni 1955 ein Blitzschlag die Explosion einer dieser Minen aus Es entstand ein Krater von 40 m Durchmesser und 20 m Tiefe Da diese Mine unter einem Feld lag starb nur eine Kuh Man geht davon aus dass noch drei weitere Minen in unmittelbarer Nahe des Kraters liegen eine davon direkt unter einem Bauernhof Siehe auch BearbeitenMinen im Grabenkrieg des Ersten Weltkriegs KammersprengungLiteratur BearbeitenDer Minenkrieg im Ersten Weltkrieg aus sprengtechnischer Sicht Sonderdruck aus der Zeitschrift fur das gesamte Schiess und Sprengstoffwesen 1937 Survival Press Spiralbindung Robert Striffler Der Minenkrieg auf dem Monte Cimone 1916 1918 Schriftenreihe zur Zeitgeschichte Tirols Bd 13 Buchdienst Sudtirol Kienesberger Nurnberg 2001 ISBN 3 923995 21 0 Robert Striffler Der Minenkrieg in Ladinien 2 Bande Buchdienst Sudtirol Kienesberger Nurnberg Col di Lana 1915 1916 Schriftenreihe zur Zeitgeschichte Tirols Bd 10 1996 ISBN 3 923995 11 3 Monte Sief 1916 1917 Schriftenreihe zur Zeitgeschichte Tirols Bd 11 1999 ISBN 3 923995 17 2 Klavora Vasja Schritte im Nebel Die Isonzofront Karfreit Kobarid Tolmein Tolmin 1915 1917 Verlag Hermagoras Klagenfurt u a 1995 ISBN 3 85013 375 3 Klavora Vasja Blaukreuz Die Isonzofront Flitsch Bovec 1915 1917 Verlag Hermagoras u a Klagenfurt u a 1993 ISBN 3 85013 287 0 Martin Kloffler Der unterirdische Krieg Minierkunst des 18 und 19 Jahrhunderts im Spiegel zeitgenossischer Quellen in Festungsjournal 37 2010 S 37 ff 2 Die Gartenlaube Heft 44 S 693 695 698 s Der MinenkriegWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Minenkrieg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary unterminieren Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Kurzer zusammenfassender Artikel zur Schlacht um Vauquois Seite des Vereins LES AMIS DE VAUQUOIS ET SA REGION fr de en Christoph Gunkel Mineneinsatz im Ersten Weltkrieg Gentlemen wir werden die Geografie verandern In einestages 21 Januar 2014 Einzelnachweise Bearbeiten Der deutsche General des Ersten Weltkriegs Erich Ludendorff schrieb uber den Sommer 1917 in Nordfrankreich Seit langem hatte die beiderseitige Sprengtatigkeit aufgehort es war Ruhe eingetreten und in den Horchstollen feindliches Arbeiten nicht mehr festgestellt In Meine Kriegserinnerungen Berlin 1919 S 340 Bellum 1 348 1 Daniela Angetter Josef Michael Schramm Uber den Minierkrieg in hochalpinen Fels und Eisregionen 1 Weltkrieg SW Front Tirol 1915 1918 aus ingenieurgeologischer Sicht Geo Alp Vol 11 Universitat Innsbruck 2014 135 160 PDF 6 4 MB Lochnagar Crater The Official Site James Edmonds Hrsg History of the Great War based on official documents Band 4 Military Operations France and Belgium 1917 Teilband 2 7 June 10 November Messines and Third Ypres Passchendaele Macmillan London 1948 S 55 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Minenkrieg amp oldid 236670174