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Als Stollenbau bezeichnet man im Bergbau eine Form des Untertagebaus der bei Lagerstatten die z B in gebirgigen Gegenden oberhalb einer Talsohle anstehen angewendet wird 1 Beim Stollenbau erfolgt der Abbau der Lagerstatte indem von der Gelandeoberflache aus mehr oder weniger waagerechte Hohlraume die Stollen in das Gestein getrieben werden 2 in der Regel wird also nur in oder uber der Stollensohle abgebaut 1 Der Stollenbau ist die alteste Art des Untertagebaus 3 Inhaltsverzeichnis 1 Anwendung 2 Auffahrung und Betrieb 3 Besonderheiten 4 Grenzen und Nachteile 5 EinzelnachweiseAnwendung BearbeitenAngewendet wurde der Stollenbau bereits sehr fruh im Harzer und im Freiberger Bergrevier Hier war bereits im 12 Jahrhundert in den Bergrechten geregelt wie beim Stollenbau zu verfahren ist 4 Im Ruhrbergbau wurde zunachst kein Stollenbau betrieben sondern die Kohle wurde durch Graben von Pingen abgebaut 5 Anschliessend baute man die Kohlen mittels Akeldruftbau einem Vorlaufer des echten Stollenbaus ab 6 Der Stollenbau wurde im Ruhrrevier erst ab dem 17 Jahrhundert angewendet 7 Gegen Ende des 19 Jahrhunderts ging man im Ruhrrevier vom Stollenbau zum Tiefbau uber 3 Bereits in den 1950er Jahren wurde der Stollenbau in Deutschland kaum noch angewendet Dies lag hauptsachlich daran dass in den alteren Bergbaugebieten fast uberall die Talsohle erreicht worden war 8 In Mitteleuropa wird Stollenbau nur noch in geringem Umfang betrieben da die Lagerstatten die fur den Stollenbergbau geeignet sind weitestgehend ausgebeutet sind In einigen Bergwerken werden noch Ton Gips und Dachschiefer im Stollenbau abgebaut 2 Weltweit ist der Stollenbau auch heute noch verbreitet In den Bergbaurevieren der sogenannten Neuen Welt wird er heute noch haufig angewendet Auch in den Vereinigten Staaten von Amerika stammt etwa ein Drittel der Kohlenproduktion aus Stollenbetrieben 3 Auffahrung und Betrieb Bearbeiten nbsp Ortsbrust Stelle des Vortriebs eines Stollens mit typischer Treppung Schlagel und Eisen 16 JahrhundertZweck des Stollenbaus ist der Abbau der Lagerstatteninhalte mittels bergmannischer Arbeit 9 Hierbei wird die Lagerstatte durch den Vortrieb eines oder mehrerer Stollen aufgeschlossen und abgebaut 2 Bei der Auffahrung von Stollenanlagen sind der Ansatzpunkt die Richtung die Grosse und das Ansteigen des Stollens zu beachten 10 Begonnen wird der Stollenbau mit dem Bau des Stollenmundloches 11 Ausgehend von diesem Ansatzpunkt wird die Lagerstatte ausgerichtet 10 Dabei werden Stollen die durch taubes Gestein getrieben werden immer geradlinig aufgefahren 12 Die Richtung der aufzufahrenden Stollen wird ansonsten durch die Lage der abzubauenden Grubenfelder bestimmt Einen Einfluss auf die Richtung der Stollen haben auch vorhandene Sattel und Mulden 10 Die Grosse des Stollens wird von seiner Aufgabe bestimmt 13 So wurden im 16 Jahrhundert kleine Stollen aufgefahren die 0 8 Meter hoch und 0 4 Meter breit waren 14 Forderstollen benotigen einen grosseren Querschnitt 13 Fur Forderstollen die der Kahnforderung dienen werden breite Stollen bei Stollen in denen Wagenforderung stattfindet werden hohe Stollen angelegt 11 Das Ansteigen des Stollens ist ebenfalls abhangig von seiner Verwendung 10 Um beim Stollenbau schneller an die nutzbaren Mineralien zu kommen werden langere Stollen mit Gegenort aufgefahren 12 Hierfur werden dann zunachst Lichtlocher abgeteuft die auch gleichzeitig der Bewetterung der Stollenanlage dienen 8 Die Auffahrung beim Stollenbau die sogenannte Stollenarbeit erfolgte im fruhen Bergbau mittels Schlagel und Eisen Diese Art des Vortriebs konnte in festem Gestein bei genugender Holzverfugbarkeit durch Feuersetzen stark beschleunigt werden Die Bohr und Schiessarbeit mit Sprengstoffen loste ab dem 17 Jahrhundert die alteren Methoden ab 15 Im heutigen Stollenbau werden moderne Baumaschinen und Gerate eingesetzt 16 Damit die Lagerstatte abgebaut werden kann werden von den Hauptstollen aus mehrere Flugelorter aufgefahren 8 Als Abbauverfahren wird beim Stollenbau haufig der Pfeilerbau angewendet 5 Beim Salzbergbau im Haselgebirge wird als Abbauverfahren der Sinkwerksbau angewendet 2 Die Lagerstatte kann uber das Niveau eines Stollens nur begrenzt abgebaut werden 12 Sobald die Lagerstatteninhalte in diesem Niveau abgebaut sind muss ein tieferer Stollen aufgefahren werden 5 Dies geschieht meistens schon wahrend des Abbaus im Niveau des Oberstollens 12 Die einzelnen Stollen werden falls erforderlich uber Blindschachte miteinander verbunden 2 Durch die Anlage mehrerer ubereinander liegender Stollen wird die Lagerstatte ahnlich wie beim Tiefbau so in einzelne Sohlen zerteilt 10 Die Stollenanlage kann dabei durchaus von mehreren hundert Metern Gebirge uberdeckt sein 2 Nach unten wird der Stollenbau begrenzt durch die Talsohle 3 Besonderheiten Bearbeiten nbsp WasserlosungsstollenWesentliches Merkmal dieser Art des Untertagebaus ist es dass das geloste Wasser anders als beim Tiefbau uber einen Entwasserungsstollen frei aus der Grube abfliessen kann also nicht hoch gepumpt werden muss Damit bei etwaigem Hochwasser das Stollenwasser gut abfliessen kann werden die Stollenmundlocher mit genugendem Haldensturz versehen 17 Da einige Stollen nicht dazu genutzt wurden um das Grubenwasser aus der Grube zu leiten sondern um die Wasserkraft fur den Antrieb der Maschinen zu nutzen mussten diese Stollen ein bestimmtes Gefalle haben Je tiefer ein Stollen liegt desto bedeutender ist der Hohenunterschied und somit das nutzbare Gefalle zwischen Wasserzufluss und Wasserabfluss 18 Die Bewetterung der Stollenanlagen kann oftmals durch naturlichen Wetterzug erfolgen Allerdings kommt es hierbei zu bestimmten Jahreszeiten zu einer Anderung der Wetterrichtung 19 Um einen besseren Wetterwechsel zu erreichen werden auch beim Stollenbau Einrichtungen zur kunstlichen Bewetterung installiert 20 Grenzen und Nachteile BearbeitenDa es beim Stollenbau erforderlich ist dass der Stollen immer leicht ansteigend aufgefahren wird kann der Stollenbau nicht mehr angewendet werden wenn die Talsohle unterschritten werden muss 21 Da man mit dem Stollenbau keine nennenswerten Teufen erreichen kann sind tiefer liegende Lagerstattenteile mittels normalem Stollenbau kaum zu erreichen 22 Ungunstig fur den Ansatz eines Stollenmundloches wirken sich Ablagerungen aus rolligem oder lockerem Gebirge im Bereich des Ansatzpunktes des Stollenmundloches aus 21 Ausserdem mussen beim Stollenbau spezielle Sicherheitspfeiler stehenbleiben deren Ausmasse aufgrund des Bruchwinkels bei den unteren Stollen grosser sein mussen als bei den oberen Stollen Dies fuhrt zu einer geringeren Ausbeute der Lagerstatte 17 Beim Stollenbau in Kohlenflozen wirken sich starke Wasserzuflusse nachteilig auf den Betrieb des Wasserlosungsstollens aus 10 Durch das Wasser werden grossere Mengen Ablagerungen mitgenommen und der Stollen kann so stark verschlammen dass er nicht mehr oder nur mit sehr grossem Wartungsaufwand aufrecht gehalten werden kann 17 Diese Arbeit dauert oftmals mehrere Wochen und kann insbesondere bei kleineren Stollen nicht von erwachsenen Bergleuten ausgefuhrt werden Im markischen Bergrevier wurden im 16 Jahrhundert fur diese Arbeiten dann Grubenjungen eingesetzt Diese mussten dann gebuckt oder kniend den Schlamm in Schlepptroge laden und die gefullten Troge abfordern 14 Einzelnachweise Bearbeiten a b Moritz Ferdinand Gatzschmann Sammlung bergmannischer Ausdrucke Verlag Craz amp Gerlach Freiberg 1859 a b c d e f Ernst Ulrich Reuther Lehrbuch der Bergbaukunde Erster Band 12 Auflage VGE Verlag Essen 2010 ISBN 978 3 86797 076 1 a b c d Ernst Ulrich Reuther Einfuhrung in den Bergbau 1 Auflage Verlag Gluckauf Essen 1982 ISBN 3 7739 0390 1 Kurt Pflaging Die Wiege des Ruhrkohlenbergbaus 4 Auflage Verlag Gluckauf Essen 1987 ISBN 3 7739 0490 8 a b c Kurt Pflaging Steins Reise durch den Kohlenbergbau an der Ruhr 1 Auflage Geiger Verlag Horb am Neckar 1999 ISBN 3 89570 529 2 Gerhard Gebhardt Ruhrbergbau Geschichte Aufbau und Verflechtung seiner Gesellschaften und Organisationen Verlag Gluckauf Essen 1957 Joachim Huske Die Steinkohlenzechen im Ruhrrevier 3 Auflage Selbstverlag des Deutschen Bergbau Museums Bochum 2006 ISBN 3 937203 24 9 a b c Carl Hellmut Fritzsche Lehrbuch der Bergbaukunde Zweiter Band 10 Auflage Springer Verlag Berlin Gottingen Heidelberg 1962 Emil Treptow Bergbau einschliesslich Steinbruchbetrieb und Edelsteingewinnung Verlag und Druck Otto Spamer Leipzig 1900 a b c d e f Albert Serlo Leitfaden der Bergbaukunde Erster Band dritte und bis auf die neueste Zeit erganzte Auflage Verlag von Julius Springer Berlin 1878 a b Georg Haupt Die Stollenanlagen Leitfaden fur Bergleute und Tunnelbauer Verlag von Julius Springer Berlin 1884 a b c d Joseph Niederist Grundzuge der Bergbaukunde k k Hof Buch und Kunsthandler F A Credner Prag 1863 a b Emil Stohr Emil Treptow Grundzuge der Bergbaukunde einschliesslich der Aufbereitung Verlagsbuchhandlung Spielhagen amp Schurich Wien 1892 a b Alfred Nehls Aller Reichtum lag in der Erde Verlag Gronenberg Gummersbach 1993 ISBN 3 88265 180 6 Carl Friedrich Richter Neuestes Berg und Hutten Lexikon Zweiter Band Kleefeldsche Buchhandlung Leipzig 1805 Frank Stahl Entwicklung eines Data Warehouse Systems fur Vortriebsdaten im Tunnelbau Diplomarbeit 2005 online abgerufen am 8 Oktober 2012 a b c Gustav Kohler Lehrbuch der Bergbaukunde Sechste verbesserte Auflage Verlag von Wilhelm Engelmann Leipzig 1903 E Treptow F Wust W Borchers Bergbau und Huttenwesen Verlag und Druck Otto Spamer Leipzig 1900 Fritz Heise Fritz Herbst Lehrbuch der Bergbaukunde mit besonderer Berucksichtigung des Steinkohlenbergbaus Erster Band Funfte verbesserte Auflage Verlag von Julius Springer Berlin 1923 Walter Buschmann Zechen und Kokereien im rheinischen Steinkohlenbergbau Aachener Revier und westliches Ruhrgebiet Gebr Mann Verlag Berlin 1998 ISBN 3 7861 1963 5 a b F Heise F Herbst Lehrbuch der Bergbaukunde mit besonderer Berucksichtigung des Steinkohlenbergbaus Erster Band Verlag von Julius Springer Berlin 1908 F Freise Ausrichtung Vorrichtung und Abbau von Steinkohlenlagerstatten Verlag von Craz amp Gerlach Freiberg in Sachsen 1908 Normdaten Sachbegriff GND 4200177 8 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stollenbau amp oldid 235039436