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Als Tiefbau bezeichnet man die Form des Untertagebaus bei dem die Erschliessung der Lagerstatte und der Abbau der Rohstoffe in grosserer Teufe erfolgen 1 Beim Tiefbau liegt das Grubengebaude ganz oder teilweise unterhalb der am Standort tiefstmoglichen Stollensohle 2 Dem Tiefbau zustromendes Grubenwasser kann somit nicht mehr wie beim Stollenbau naturlich abgefuhrt werden 3 sondern muss an die Erdoberflache gehoben werden 4 Gruben die mittels Tiefbau aufgeschlossen werden nennt der Bergmann Tiefbaugruben 5 Kohtla olschiefer bergwerk Kohtla Nomme Estland Inhaltsverzeichnis 1 Grundlagen 2 Geschichte 3 Anwendung 4 Wirtschaftlichkeit 5 EinzelnachweiseGrundlagen BearbeitenBei Lagerstatten die sich vollstandig oder teilweise unterhalb der Talsohle befinden stosst die Gewinnung der Bodenschatze mittels Stollenbau an ihre Grenzen 2 Dies liegt in erster Linie an Art und Weise der Auffahrung des Stollens Bereits die Lage des Ansatzpunktes fur den Stollen namlich oberhalb des Hochwasserspiegels der Talsohle lasst sich bei unterhalb der Talsohle liegenden Lagerstatten nicht mehr realisieren 5 Hier muss ein anderer Zugang zur Lagerstatte geschaffen werden 2 Zwar ist im begrenzten Umfang auch ein Arbeiten mittels Unterwerksbau moglich jedoch ist mit dieser Bauweise stets ein Risiko fur die Bewetterung und die Wasserhaltung verbunden 6 Bei einem Deckgebirge mit grosser Machtigkeit wird der Zugang zur Lagerstatte erheblich schwerer 7 Problematisch wird der Zugang zu der Lagerstatte dann wenn mit dem Zugang eine Mergelschicht in der sich kluftige Gesteine mit zahen Tonlagen abwechseln durchortert werden muss 8 Bei Lagerstatten mit machtigem Deckgebirge kann ein Zugang zu der darunterliegenden Lagerstatte nur durch einen Schacht erfolgen 7 Geschichte BearbeitenUm zunachst den Betrieb als Unterwerksbau auf tiefer gelegene Teile der Lagerstatte auszudehnen bediente man sich verschiedener Losungen 6 Kleine Vorhaben wurden mit Menschenkraft Handpumpen Eimer von den Pumpenknechten bewaltigt 9 10 Grossere Tiefen waren nur mit Wasserkunsten 11 wie der Heinzenkunst 12 oder der Pumpenkunst moglich 11 Erst die Anwendung der Dampfmaschine vorrangig zum Antrieb einer Wasserhaltung jedoch auch als Fordermaschine und zum Antrieb der Ventilatoren zur Bewetterung ermoglichte im breiten Rahmen den Vorstoss in grossere Teufen und damit den heutigen Tiefbau 8 Zu den Pionieren des Tiefbaus zahlte Franz Haniel 13 Unter seiner Mitwirkung wurde ein seigerer Schacht Victoria mit einer Teufe von 46 Metern 1808 auf der Zeche Vollmond in Werne heute Bochum durch das grundwasserfuhrende Deckgebirge abgeteuft 14 Die zu hebenden Wassermengen waren zunachst noch vergleichsweise gering da das oberhalb des Tiefbaus zustromende Wasser nach wie vor uber Stollen abgefuhrt werden konnte 15 Ein weiterer Schritt in der technischen Entwicklung der Tiefbauzechen vollzog sich in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts mit dem Bau von Bergwerken im ebenen Gelande 16 Hier war standig samtliches Grubenwasser maschinell abzufuhren was nur durch den Einsatz noch leistungsfahigerer Pumpen moglich wurde 8 Zahlreiche durch Wassereinbruche verursachte Unglucksfalle dieser Zeit kunden von den mit dem Tiefbau verbundenen Schwierigkeiten Im Ruhrgebiet war erst mit der technischen Beherrschung des Tiefbaus die Moglichkeit zur Ausdehnung des Ruhrbergbaus aus dem Tal der Ruhr nach Norden gegeben 16 Anwendung BearbeitenDer Tiefbau wird dort angewendet wo das Anlegen von Stollen nicht mehr sinnvoll ist namlich sobald die Talsohle unterschritten wird 2 Zum Aufschluss einer Lagerstatte im Tiefbau ist ein System von untertagigen Grubenbauen erforderlich 1 Um die Lagerstatte unterhalb der Talsohle im Tiefbau auszubeuten muss die Lagerstatte durch andere Grubenbaue zuganglich gemacht werden 5 Dies kann bei geringmachtigem Deckgebirge uber eine nach unten geneigte Strecke erfolgen 2 Bei grosseren Teufen muss die Erschliessung durch einen Schacht erfolgen 5 Hierzu konnen seigere oder tonnlagige Schachte verwendet werden 17 Zur Aufschliessung tiefer Lagerstatten mit meist machtigem Deckgebirge werden uberwiegend seigere Schachte verwendet 7 Bei Lagerstatten mit geringerer Teufe wie sie im Erzbergbau des Ofteren vorkommen werden auch vermehrt tonnlagige Schachte verwendet 2 Bei Tiefbauanlagen muss ein besonderes Augenmerk auf die Wasserhaltung mittels Wasserhebemaschinen gelegt werden 14 Insbesondere dort wo im Deckgebirge machtige Mergelschichten vorhanden sind ist in der Regel salziges Grubenwasser vorhanden das nach uber Tage gepumpt werden muss 8 Wirtschaftlichkeit BearbeitenDie Wirtschaftlichkeit des Tiefbaus hangt von mehreren Faktoren ab 18 Ein wichtiger Faktor ist dabei der Wert des abzubauenden Minerals 19 So spielt es bereits eine grosse Rolle ob es sich bei dem abzubauenden Mineral um Steinkohle oder Braunkohle handelt 18 Des Weiteren spielen die Grosse des Lagerstatteninhalts sowie sein Gehalt eine entscheidende Rolle fur die Wirtschaftlichkeit des Tiefbaus 19 Da man fur den Betrieb im Tiefbau zuvor einen grossen Aufwand 18 in Form von Aus und Vorrichtung betreiben muss 17 um an die abbauwurdigen Mineralien zu gelangen muss auch zuvor sichergestellt sein dass das Bergwerk uber eine genugend grosse Lagerstatte verfugt um so einen langerfristigen Betrieb zu gewahrleisten 18 Letztendlich ist auch die Machtigkeit des Deckgebirges ein entscheidender Faktor fur die Wirtschaftlichkeit des Tiefbaus 19 Allerdings verschiebt sich die Grenze der Wirtschaftlichkeit des Tiefbaus gegenuber dem Tagebau aufgrund neuer Bergtechnik in grossere Teufen 2 Besonders spielt hier die Festigkeit des Deckgebirges eine wesentliche Rolle 19 Dabei ist es entscheidend ob das Deckgebirge aus weichen leicht abraumbaren Materialien wie Sand Ton oder Schotter besteht oder aus festem Gestein zusammengesetzt ist 18 Einzelnachweise Bearbeiten a b Wirtschaftsvereinigung Bergbau e V Das Bergbau Handbuch 5 Auflage Verlag Gluckauf GmbH Essen 1994 ISBN 3 7739 0567 X a b c d e f g Ernst Ulrich Reuther Einfuhrung in den Bergbau 1 Auflage Verlag Gluckauf GmbH Essen 1982 ISBN 3 7739 0390 1 S 12 17 Joachim Huske Der Steinkohlenbergbau im Ruhrrevier von seinen Anfangen bis zum Jahr 2000 2 Auflage Regio Verlag Peter Voss Werne 2001 ISBN 3 929158 12 4 Tilo Cramm Joachim Huske Bergmannssprache im Ruhrrevier 5 uberarbeitete und neu gestaltete Auflage Regio Verlag Werne 2002 ISBN 3 929158 14 0 a b c d Fritz Heise Fritz Herbst Lehrbuch der Bergbaukunde mit besonderer Berucksichtigung des Steinkohlenbergbaus Erster Band Funfte verbesserte Auflage Verlag von Julius Springer Berlin 1923 S 280 282 a b Kurt Pflaging Die Wiege des Ruhrkohlenbergbaus Verlag Gluckauf GmbH 4 Auflage Essen 1987 ISBN 3 7739 0490 8 S 173 180 a b c Friedrich Freise Ausrichtung Vorrichtung und Abbau von Steinkohlenlagerstatten Verlag von Craz amp Gerlach Freiberg in Sachsen 1908 S 3 a b c d Hans Spethmann Die ersten Mergelzechen im Ruhrgebiet Essen und Lubeck 1947 S 4 8 Heinrich Veith Deutsches Bergworterbuch mit Belegen Verlag von Wilhelm Gottlieb Korn Breslau 1871 Carl von Scheuchenstuel IDIOTICON der osterreichischen Berg und Huttensprache k k Hofbuchhandler Wilhelm Braumuller Wien 1856 a b Wasser am Limes und im Hohensteiner Land Geschichte und Gegenwart des Mains und seiner Hochwasser Schriften des DWhG Band 14 Siegburg 2010 ISBN 978 3 8391 8665 7 S 141 142 Wilfried Liessmann Historischer Bergbau im Harz 3 Auflage Springer Verlag Berlin und Heidelberg 2010 ISBN 978 3 540 31327 4 Erik Zimmermann Schwarzes Gold im Tal der Ruhr Die Geschichte des Werdener Bergbaues Verlagsgruppe Beleke Nobel Verlag GmbH Essen 1999 ISBN 3 922785 57 3 S 50 51 a b Verein fur bergbauliche Interessen im Oberbergamtsbezirk Dortmund Hrsg Die Entwicklung des Niederrheinisch Westfalischen Steinkohlen Bergbaues in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts Teil III Stollen Schachte Springer Verlag Berlin Heidelberg GmbH Berlin Heidelberg 1903 S 16 Wilhelm Hermann Gertrude Hermann Die alten Zechen an der Ruhr Reihe Die Blauen Bucher Verlag Langewiesche Nachfolger Konigstein im Taunus 6 erweiterte und aktualisierte Aufl 2008 ISBN 978 3 7845 6994 9 S 12 13 a b Joachim Huske Die Steinkohlenzechen im Ruhrrevier 3 Auflage Selbstverlag des Deutschen Bergbau Museums Bochum 2006 ISBN 3 937203 24 9 a b Walter Bischoff Heinz Bramann Westfalische Berggewerkschaftskasse Bochum Das kleine Bergbaulexikon 7 Auflage Verlag Gluckauf GmbH Essen 1988 ISBN 3 7739 0501 7 a b c d e Alois Riman Friedrich Lockert Projektierung und Rationalisierung von Kohlenbergwerken Springer Verlag Wien GmbH Wien 1962 S 169 176 a b c d Ernst Ulrich Reuther Lehrbuch der Bergbaukunde Erster Band 12 Auflage VGE Verlag GmbH Essen 2010 ISBN 978 3 86797 076 1 S 3 6 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tiefbau Bergbau amp oldid 228099301