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Als Gestangewasserhaltung bezeichnet man im Bergbau eine maschinelle Konstruktion die aus einer dampfgetriebenen Antriebsmaschine und einer Kolbenpumpe besteht die raumlich voneinander getrennt und uber ein Gestange miteinander verbunden sind 1 Die Gestangewasserhaltung ist die alteste mit Dampf getriebene Wasserhaltungsmaschine die im Bergbau zum Abpumpen der Grubenwasser eingesetzt wurde 2 Bis zur Mitte der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts wurden diese Maschinen weitestgehend von modernen untertagig aufgestellten Wasserhaltungsmaschinen verdrangt 1 Inhaltsverzeichnis 1 Grundlagen und Geschichte 2 Aufbau und Funktion 2 1 Antrieb 3 Pumpensatze 4 Pumpengestange 5 Einzelnachweise 6 AnmerkungenGrundlagen und Geschichte BearbeitenAls man im Steinkohlenbergbau zum Tiefbau uberging taten sich grosse Schwierigkeiten im Bereich der Wasserhaltung auf 3 Mit zunehmender Teufe stiegen je nach Region auch die anfallenden Grubenwassermengen erheblich an 4 Wasserhaltungsmaschinen wie die Bulgenkunst bei denen das Wasser mittels Schopfen aus dem Grubengebaude entfernt wurde oder die Heinzenkunste waren fur die Bewaltigung grossere Wassermengen nicht genugend leistungsfahig 5 Zu Beginn des 19 Jahrhunderts wurden in den schlesischen Bergrevieren die ersten sogenannten Feuermaschinen fur die Wasserhebung eingesetzt 3 Die antreibende Dampfmaschine wurde uber Tage aufgestellt 6 Im Schacht wurden einer oder mehrere Drucksatze ANM 1 montiert die bis zum Sumpf reichten 7 Antrieb und Pumpe wurden uber ein Pumpengestange zu einer Einheit verbunden 6 Gestangewasserhaltungen wurden bis zu einer Teufe von 600 Metern eingesetzt 4 Im Jahr 1870 wurde die erste untertagige Dampfwasserhaltungsmaschine in Betrieb genommen worden Die Maschine bewahrte sich und verdrangte weitgehend die Gestangewasserhaltung 2 Verwendung fanden Gestangewasserhaltung jedoch noch dort wo die Gefahr bestand dass die untertagig aufgestellten Pumpen absaufen konnten 1 Aufbau und Funktion Bearbeiten nbsp Eine Balanciermaschine im Bergbaumuseum BochumAntrieb Bearbeiten Anfanglich wurden als Antriebsmaschinen stehende Einzylinder Dampfmaschinen eingesetzt 8 Diese Maschinen waren nicht rotierende Maschinen ohne Schwungrad 6 Bei dieser Bauart gab es direkt wirkende Maschinen und Balanciermaschinen 9 Balanciermaschinen waren die altere Bauart bei ihnen wirkte der Dampf von oben auf den Kolben 4 Diese Maschinen waren erheblich teurer Sie wurden trotz ihrer hoheren Kosten dort verwendet wo der Platz uber dem Schacht fur die Schachtforderung oder sonstige Zwecke benotigt wurde 6 Zu Beginn der 1850er Jahre wurden die direkt wirkenden Maschinen ohne Balancier im Bergbau eingefuhrt Bei dieser Bauart wurde der Dampf unterhalb des Kolbens in den Zylinder eingeleitet 4 In den Folgejahren wurden weitere Entwicklungen bis hin zur doppelt wirkenden Maschinen eingefuhrt 6 Bis zu Beginn der 1960er Jahre galt die Zweifach Expansionsmaschine die Woolfsche Maschine mit zwei Zylindern als beste Maschine fur grosse Kraftleistungen 10 Diese Maschinen waren mit einem Schwungrad ausgestattet welches den bei den einfachwirkenden Maschinen erforderlichen Balancier uberflussig machte 11 Die Maschinen dieses Systems waren sehr kompliziert hatten aber die beste Wirkung 6 Die direktwirkenden Maschinen verdrangten in den Folgejahren die Balanciermaschinen da diese aufgrund ihrer grossen zu bewegenden Massen zu schwerfallig und fur grosse Geschwindigkeiten nicht geeignet waren 10 Pumpensatze BearbeitenAls Pumpen wurden stehende Schachtpumpen verwendet 12 Es wurden Hubpumpen Druckpumpen und Zwischenglieder zwischen Hub und Druckpumpen die sogenannten Rittingersatze verwendet 13 Bei Hubpumpen wird das Wasser durch das Gestange gehoben 14 Diese Pumpen funktionieren auch unter Wasser 2 Hubpumpen konnen das Wasser nur auf eine Hohe von 60 bis maximal 120 Meter heben 13 Bei der Gestangewasserhaltung wird meistens der unterste Satz als Hubpumpe ausgefuhrt Im Bergbau bezeichnet man Hubpumpen mit geringer Druckhohe als Saugpumpen 2 Bei einer Druckpumpe wird das Wasser teilweise oder sogar ganz durch das Gewicht des runtergehenden Gestanges nach oben gedruckt 14 Bei Druckpumpen wurde die maximale Druckhohe von 130 Metern nicht uberschritten da man davon ausging dass die Abdichtung fur hohere Drucke nicht ausreichen wurde Sollten grossere Distanzen uberwunden werden wurden mehrere Pumpensatze ubereinander gestellt sodass das Wasser stufenweise gehoben wurde 12 Sowohl die Hub als auch die Druckpumpen konnen so montiert werden dass ihre Kolben tiefer stehen als die Oberflache des zu hebenden Wassers Allerdings werden sie in der Regel oberhalb der Wasseroberflache montiert 14 Bei den doppelt wirkenden Rittingerpumpen dient ein Teil der Rohrleitung als Kolben Durch diese Bauweise pumpt die Pumpe kontinuierlich Wasser aus 13 Pumpengestange BearbeitenDas Pumpengestange dient dazu die Bewegung der Antriebsmaschine auf die Pumpenkolben zu ubertragen 15 Das Gestange besteht aus vielen unterschiedlichen langen Einzelteilen 12 Es wird entweder aus Holz aus Holz in Verbindung mit Eisen oder auch aus Gussstahl gefertigt 16 Werden die Pumpengestange aus Holz gefertigt so haben sie entweder einen quadratischen oder eine rechteckigen Querschnitt Als Material wird im oberen Bereich des Gestanges Eichenholz und im unteren Bereich Tannenholz yellow pitch pine oder Red pine verwendet Damit die Gestange mehr Stabilitat haben werden mehrere Holzer entweder stumpf nebeneinander gelegt und miteinander verbunden oder miteinander verzahnt An den Enden werden die Holzer miteinander verbunden 15 Hierfur werden sogenannte Gestangeschlosser verwendet mit denen es haufig Probleme gab was wiederum zu vielen Umbauten an den Gestangeschlossern fuhrte 12 Die Kombination von Holz und Eisen hat sich nicht bewahrt aus diesem Grund wurde diese nur wenig angewendet und das Gestange haufig aus Profilstahl Winkelschienen T Profile U Profile gefertigt 16 Es gab auch Bergwerke auf denen das Gestange aus geschmiedetem Rundstahl gefertigt wurde 15 Das Gestange wird im Schacht durch Fuhrungsstempel geleitet 17 Zudem wird das Gestange durch Fuhrungsschuhe geleitet 16 Damit das Gestange nicht durchschlagen kann ist es mit Fangarmen ausgestattet mit denen das Gestange auf hierfur vorgesehene Fanglager aufgesetzt wird 12 Um das Gestange mit der Pumpe und dem Antrieb zu verbinden werden die Enden des Gestanges mittels Fanghaken und Querarmen mit den Kolben der Maschinen verbunden 15 Mit zunehmender Teufe wachst das Gewicht des Gestanges 1 Dies fuhrt dazu dass es bei grosseren Teufen nicht mehr moglich ist die Gestangewasserhaltung anzuwenden 18 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d F Wintermeyer Die verschiedenen Kraftantriebsarten im Bergwerksbetriebe In Gluckauf Berg und Huttenmannische Zeitschrift Verein fur die bergbaulichen Interessen im Oberbergamtsbezirk Dortmund Hrsg Nr 15 55 Jahrgang 12 April 1919 S 285 259 a b c d H Hoffmann Lehrbuch der Bergwerksmaschinen Kraft und Arbeitsmaschinen 1 Auflage Springer Verlag GmbH Berlin Heidelberg 1926 S 210 233 a b Conrad Matschoss Die Entwicklung der Dampfmaschine Eine Geschichte der ortsfesten Dampfmaschine und der Lokomobile der Schiffsmaschine und Lokomotive Erster Band Verlag von Julius Springer Berlin 1908 S 29 33 a b c d Verein fur die bergbaulichen Interessen im Oberbergamtsbezirk Dortmund Hrsg Die Entwickelung des Niederrheinisch Westfalischen Steinkohlen Bergbaues in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts Band IV Gewinnungsarbeiten Wasserhaltung Springer Verlag Berlin Berlin 1902 S 127 131 142 Albert Serlo Leitfaden der Bergbaukunde Zweiter Band vierte verbesserte Auflage Verlag von Julius Springer Berlin 1884 S 539 617 a b c d e f A Hormann Die neuen Wasserhaltungsmaschinen auf den Dechenschachten bei Saarbrucken der Tiefbauanlage zu Rudersdorf und der Ferdinandsgrube bei Kattowitz Verlag von Ernst amp Korn Berlin 1874 S 2 11 Denkschrift zum 50 jahrigen Bestehen der Gewerkschaft Graf Bismarck zu Gelsenkirchen Druck von Carl Bertenburg Gelsenkirchen 1918 S 71 Karl Heinz Bader Karl Rottger Manfred Prante 250 Jahre markischer Steinkohlenbergbau Ein Beitrag zur Geschichte des Bergbaues der Bergverwaltung und der Stadt Bochum Studienverlag Dr N Brockmeyer Bochum 1987 ISBN 3 88339 590 0 S 93 Notizen zur Sammlung von Zeichnungen fur die Hutte Jahrgang 1859 Druck von Trowitsch und Sohn Berlin 1860 S 16 19 a b Conrad Matschoss Die Entwicklung der Dampfmaschine Eine Geschichte der ortsfesten Dampfmaschine und der Lokomobile der Schiffsmaschine und Lokomotive Zweiter Band Verlag von Julius Springer Berlin 1908 S 106 111 Carl Kley Die einfach und direktwirkenden Woolf schen Wasserhaltungsmaschinen der Grube Altenberg bei Aachen Beschreibung Berechnung und Resultate derselben mit Notizen uber verwandte Maschinensysteme und einer Abhandlung uber die Anwendung der Expansion bei Maschinen ohne continuirlich drehende Bewegung Hoffmann sche Verlags Buchhandlung Stuttgart 1865 S 1 12 a b c d e Hans Bansen Hrsg Die Bergwerksmaschinen Funfter Band Die Wasserhaltungsmaschinen Verlag von Julius Springer Berlin 1916 S 267 288 a b c Fritz Heise Fritz Herbst Lehrbuch der Bergbaukunde mit besonderer Berucksichtigung des Steinkohlenbergbaus Zweiter Band Dritte und vierte vermehrte und verbesserte Auflage Springer Verlag GmbH Berlin Heidelberg 1923 S 572 584 a b c Gustav Kohler Lehrbuch der Bergbaukunde Zweite verbesserte Auflage Verlag von Wilhelm Engelmann Leipzig 1887 S 573 631 a b c d Albert Serlo Leitfaden der Bergbaukunde Zweiter Band dritte verbesserte und bis auf die neueste Zeit erganzte Auflage Verlag von Julius Springer Berlin 1878 S 437 492 a b c Heinrich Lottner Albert Serlo Leitfaden der Bergbaukunde Zweiter Band zweite verbesserte und bis auf die neueste Zeit erganzte Auflage Verlag von Julius Springer Berlin 1873 S 405 411 Wilhelm Leo Lehrbuch der Bergbaukunde Druck und Verlag von G Basse Quedlinburg 1861 S 468 484 A von Warstemberger Ueber die Anwendung der Elektrizitat auf Steinkohlen Bergwerken In Gluckauf Berg und Huttenmannische Zeitschrift Verein fur die bergbaulichen Interessen im Oberbergamtsbezirk Dortmund Hrsg Druck und Verlag von G D Baedecker in Essen 12 Januar 1895 S 56 58 Anmerkungen Bearbeiten Mit der Bezeichnung Pumpensatz oder Satz wird stets die komplette Pumpe gemeint Quelle Gustav Kohler Lehrbuch der Bergbaukunde Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gestangewasserhaltung amp oldid 231793341