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Die Bulgenkunst auch Pulgenkunst genannt ist eine Maschine die im fruhen Bergbau zur Wasserhebung und Forderung eingesetzt wurde 1 Die Bulgenkunst gilt als die alteste Wasserhaltungsmaschine sie wurde bereits in den romischen Gruben zur Wasserhebung eingesetzt 2 Kannenkunst nach AgricolaBulgenkunst mit Kehrrad Inhaltsverzeichnis 1 Grundlagen 2 Bulgenkunst mit Kehrrad 3 Bulgenkunst mit umlaufender Kette 4 Einzelnachweise 5 WeblinksGrundlagen BearbeitenIm sechsten der Zwolf Bucher vom Berg und Huttenwesen nennt Georgius Agricola zwei Wasserhebemaschinen bei denen die Wasserhebung mittels Schopfgefassen erfolgt Eine dieser beiden Maschinen hatte als Schopfgefass eine lederne Bulge die an einer eigenen Kette angebracht war 3 Diese Maschine wird als Bulgenkunst bezeichnet 4 Die andere Maschine hatte mehrere Schopfgefasse die an einer durchgehenden rundlaufenden Kette befestigt waren 3 An die Kette dieser Maschine wurden auch kleinere Lederbeutel die ebenfalls als Bulgen bezeichnet wurden als Schopfgefasse befestigt Vorlaufer dieser Maschinen waren die in der Antike eingesetzten und mittels Tretmuhlen angetriebenen Behalterketten 5 Anstelle der Bulgen wurden bei der Maschine mit rundlaufender Kette auch andere Schopfgefasse verwendet 3 So wurden oftmals kastenformige Lederbehalter aber auch Kannen Eimer oder Kubel aus Holz als Schopfgefasse genutzt Nach den Schopfgefassen wurden diese Wasserhebemaschinen dann als Kasten Kannen oder Kubelkunst bezeichnet 6 Spater etablierte sich auch fur diese Maschinen der Name Bulgenkunst 3 Bulgenkunst mit Kehrrad BearbeitenDiese Maschine bestand aus einer holzernen Welle die mittels eines Kehrrades angetrieben wurde Auf der Welle war ein Seilkorb angebracht An dem Seilkorb war eine Kette befestigt an deren Ende eine Bulge angehangt war Die Kette wurde entweder direkt oder uber eine Umlenkrolle in den Kunstschacht gefuhrt Die Wasserhebung erfolgte mittels dieser grossen Bulge 7 Diese so konstruierte Maschine arbeitete diskontinuierlich 8 Das leere Gefass wurde bis in den Schachtsumpf gefordert dort gefullt und anschliessend wieder hochgezogen und oben entleert 7 Mit dieser Maschine war es moglich auch aus grosseren Teufen das Wasser zu heben So wurden auf dem Abertham auf einigen Bergwerken Wasser aus einer Teufe von uber 70 Lachtern gehoben 4 Allerdings war der Betrieb dieser Maschinen mit grossen Schwierigkeiten verbunden 7 Die ersten Probleme ergaben sich bereits bei der Wahl des Aufstellungsortes Wenn die Maschine unmittelbar an die Schachtoffnung gestellt wurde befand sich zwar der Seilkorb direkt uber dem Schacht allerdings liessen sich dann die Bulgen nicht hoch genug ziehen um sie zu entleeren Hierfur musste dann ein zweites Seil verwendet werden Wurde die Maschine weiter weg vom Schacht installiert musste die Kette uber eine Umlenkrolle gefuhrt werden was bei der Abwartsforderung zu Problemen fuhren konnte Bedingt durch das geringe Eigengewicht der Bulge und das geringe Gewicht der relativ kurzen Kette kam es dann zu einem Durchhang der Kette zwischen der Maschine und der Umlenkung Dieses Problem liess sich mit Ballastgewichten in der Bulge oder mit einem zusatzlichen Gestange beheben Bei der Verwendung eines zusatzlichen Gestanges kam der Seilkorb naher an die Umlenkrolle Bedingt durch die zusatzliche Reibung entstanden Reibungsverluste die die Wirkung der Antriebsenergie verringerten Ballastgewichte waren unerwunscht da sie die Nutzlast verringern 7 Ein weiteres Problem war das grosse Eigengewicht der Ketten das je nach Teufe bis zu 200 Zentner betragen konnte 4 Bulgenkunst mit umlaufender Kette Bearbeiten nbsp Schematischer Aufbau einer Bulgenkunst mit umlaufender KetteDiese Bulgenkunst besteht aus dem Wasserhebeteil und dem Antriebsteil 3 Uber eine gelagerte Scheibe wird eine Endloskette gelegt an der in regelmassigen Abstanden lederne Eimer sogenannte Bulgen befestigt sind 9 Es wurden aber auch Schlauche oder Kasten verwendet Die Kette wird uber eine weitere Scheibe gelenkt 6 die sich im Schachtsumpf senkrecht unter der ersten befindet 3 Die obere Scheibe ist uber eine Welle mit dem Antrieb verbunden 6 Angetrieben wurde die Bulgenkunst zuerst durch Muskelkraft Dazu ist die Scheibe mit einem Laufrad verbunden in dem ein Bergmann das Rad mittels Laufbewegungen antreibt Um grossere Forderleistungen zu erzielen wurde die Bulgenkunst spater uber einen Pferdegopel angetrieben Um noch grossere Wassermengen zu heben hat man die Bulgenkunst mit einem Wasserrad angetrieben 10 Die Antriebsleistung ist abhangig von der verwendeten Antriebsart 11 Der Antrieb mittels menschlicher Muskelkraft erbringt weit weniger als eine Pferdestarke 7 Die grosste Leistung wurde mit Bulgenkunsten erreicht die durch Wasserkraft angetrieben wurden Die eingesetzten Kunstrader hatten einen typischen Durchmesser von mehreren Metern und waren bis zu einem Meter breit Mit diesen Antrieben erreichte man eine Leistung zwischen 0 7 und 2 Kilowatt 11 Liess die Leistung des Antriebs aufgrund zu geringer Mengen an Aufschlagwasser nach so wurde eine entsprechende Anzahl an Schopfgefassen abgehangt damit das Gewicht des Wassers darin die Maschine nicht zum Stillstand bringt 12 Durch den Einsatz entsprechend dimensionierter Ketten konnten schon um das Jahr 1400 Forderhohen bis zu 7 5 Meter erreicht werden 5 Die maximale Forderhohe lag pro Kunst bei etwa 20 Metern bei einer Fordermenge von vier Kubikmetern pro Stunde 11 Die Funktion der Bulgenkunst ahnelt vom Prinzip her einem Paternoster deshalb wird sie auch oftmals als Paternosterkunst bezeichnet 6 Die an der Kette befestigten Schopfgefasse fullen sich beim Eintauchen in den Schachtsumpf mit Wasser und werden nach oben bis zur Erbstollensohle gefordert Dort entleeren sie sich selbsttatig in einen holzernen Abflusskanal und bewegten sich anschliessend wieder Richtung Schachtsumpf 3 Allerdings war die Bulgenkunst meist recht storanfallig 13 Haufig brachen an der oberen Welle einer oder auch mehrere Zapfen was zu einem langeren Stillstand der Maschine fuhrte 12 Ausserdem war ihre Leistung oft nicht zufriedenstellend deshalb hat man unter anderem im Bergwerk Rammelsberg die Bulgenkunst gegen eine Heinzenkunst ausgetauscht 13 Diese ist eng verwandt mit der Bulgenkunst 6 Allerdings werden bei dieser Maschine an der umlaufenden Kette keine offenen Gefasse sondern Stopfballe befestigt die das Wasser in einem Rohr nach oben fordern ahnlich dem Kolben in einer Kolbenpumpe 3 Einzelnachweise Bearbeiten Swen Rinmann Allgemeines Bergwerkslexikon Zweyter Theil Fr Chr W Vogel Leipzig 1808 Moritz Ferdinand Gaetzschmann Vollstandige Anleitung zur Bergbaukunst Erster Theil Zweite Auflage Verlag von Arthur Felix Leipzig 1866 a b c d e f g h Georg Agricola Zwolf Bucher vom Berg und Huttenwesen In Kommission VDI Verlag GmbH Berlin a b c David Kellner Kurz abgefasstes sehr nutz und erbauliches Berg und Salzwerksbuch Buchhandel Carl Christian Neuenhalb Frankfurt und Leipzig 1702 a b Wasserhebung mit Krafteinsatz In Frontinus Gesellschaft e V Hrsg Schriftenreihe der Frontinus Gesellschaft Heft 28 Druck prime Rate kft Budapest ISBN 3 9806091 4 6 S 78 81 a b c d e Heinrich Veith Deutsches Bergworterbuch mit Belegen Verlag von Wilhelm Gottlieb Korn Breslau 1871 a b c d e Friedrich Balck Wasserkraftmaschinen fur den Harz Habilitationsschrift Technische Universitat Clausthal Clausthal 1999 Forderverein Rammelsberger Bergbaumuseum Goslar e V Hrsg Der Roderstollen Eigenverlag des Fordervereins Druck Papierflieger Clausthal Zellerfeld Goslar 2010 Moritz Ferdinand Gaetzschmann Sammlung bergmannischer Ausdrucke Verlag Craz amp Gerlach Freiberg 1859 Paul Henk Historie des Harzer Bergbaus In Verein der Freunde des Bergbaues in Graubunden Hrsg Berg Knappe Nr 112 Januar 2008 S 2 6 a b c Rolf Meurer Wasserbau und Wasserwirtschaft in Deutschland Parey Buchverlag Berlin 2000 ISBN 3 8263 3303 9 a b Conrad Matschoss Die Entwicklung der Dampfmaschine Eine Geschichte der ortsfesten Dampfmaschine und der Lokomobile der Schiffsmaschine und Lokomotive Erster Band Verlag von Julius Springer Berlin 1908 S 30 a b Emil Kraume 1000 Jahre Rammelsberg PREUSSAG Aktiengesellschaft Abteilung Offentlichkeitsarbeit GoslarWeblinks BearbeitenMarcus Dehler Wassermanagement im historischen Bergbau PDF 1 3 MB abgerufen am 27 August 2013 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bulgenkunst amp oldid 203399170