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Als Wasserhaltungsmaschine 1 oder Wasserhebemaschine 2 bezeichnet man im Bergbau eine Maschine mit deren Hilfe das im Grubengebaude anfallende Grubenwasser abgefuhrt werden kann 1 Mit dieser Maschine wird das Wasser von einem niedrigeren auf ein hoheres Niveau gehoben 2 Inhaltsverzeichnis 1 Grundlagen und Geschichte 2 Wasserhebevorrichtung 3 Antriebsmaschine 3 1 Antriebsenergie 4 Einzelnachweise 5 AnmerkungenGrundlagen und Geschichte BearbeitenWenn der Bergbau in Bereiche vordringt die unterhalb der Talsohle liegen kann das anfallende Wasser nicht auf naturliche Weise abfliessen es muss gehoben werden 3 Dabei wird der Wasserzufluss mit zunehmender Teufe grosser 4 Der Wasserzufluss kann dann je nach Bergrevier sehr rasch Mengen von mehreren Kubikmetern Grubenwasser pro Minute betragen 5 Diese grossen Mengen lassen sich mit einfachen Mitteln nicht mehr bewaltigen hier muss das anfallende Grubenwasser mit leistungsstarken Hebemaschinen aus dem Grubengebaude entfernt werden 6 Zum Antrieb dieser Hebemaschinen sind entsprechend leistungsstarke Antriebsmaschinen erforderlich die wiederum mit einer passenden Antriebsenergie bewegt werden mussen 7 Ist die Wasserhaltungsmaschine zu schwach dimensioniert fuhrt dies bei starkeren Wasserzuflussen dazu dass das Grubengebaude teilweise oder ganz absauft und die Maschine durch eine starkere ersetzt werden muss 8 Die ersten Wasserhaltungsmaschinen beschreibt Georgius Agricola 1556 in seinem Werk De re metallica libri XII 3 Parallel zum Betrieb der ersten einfacheren Wasserhebemaschinen 6 wurden bereits im Laufe des 16 Jahrhunderts die ersten mechanisch angetriebenen Pumpen eingesetzt 4 Anfang des 19 Jahrhunderts wurde die erste dampfgetriebene Wasserhaltungsmaschine in Betrieb genommen 8 Wasserhebevorrichtung BearbeitenDie Wasserhebevorrichtung ist der maschinelle Teil der Wasserhaltungsmaschine mit dem das Grubenwasser unmittelbar meist auf ein hoheres Niveau bewegt wird 9 Einfache Wasserhebevorrichtungen sind so konstruiert dass Gefasse von der Antriebsmaschine so durch das angesammelte Wasser bewegt werden dass sie sich mit Wasser fullen und dann anschliessend von der Maschine nach uber Tage gehoben werden um dort entleert zu werden 7 Diese so arbeitenden Maschinen waren im Bergbau als Bulgenkunste im Einsatz 4 Eine Modifikation der Wasserhebevorrichtung bei der erstmals das zu hebende Wasser durch ein Rohr gefuhrt wurde war die im 16 Jahrhundert eingesetzte Heinzenkunst 6 Diese Maschinen sind aber nur wenig leistungsfahig 3 Somit sind sie nur bei geringeren Wasserzulaufen einsetzbar Ausserdem sind diese Maschinen konstruktionsbedingt nur fur massige Teufen einsetzbar 10 Wesentlich leistungsfahiger als Wasserhebevorrichtung sind Pumpen 9 Die ersten Pumpen die eingesetzt wurden waren sogenannte Schachtpumpen Hierbei unterscheidet man niedere Pumpensatze ANM 1 und hohe Pumpensatze 11 Die niederen Pumpensatze waren im Bergbau als Pumpenkunst bekannt 4 Die hohen Pumpensatze wurden bei der Gestangewasserhaltung als Wasserhebevorrichtung eingesetzt 12 Obwohl sich diese beiden Maschinen in ihrer Funktion ahnelten hatten sie doch bei der Konstruktion erhebliche Unterschiede 11 Wesentlicher Unterschied ist die Druckhohe die bei einem hohen Pumpensatzes bei 130 Metern liegt 12 und somit rund sieben Mal so hoch wie die eines niederen Satzes 11 Weitere Unterschiede liegen in der Art der Antriebsmaschine 12 Anstelle der Schachtpumpen werden als Wasserhebevorrichtung Kolbenpumpen verwendet bei denen die Antriebsmaschine unter Tage unmittelbar neben der Pumpe aufgestellt wird 9 Da im Bergbau oftmals auch unreines schlammiges oder sandhaltiges Wasser auftritt werden hier verstarkt Kreiselpumpen eingesetzt Wesentliche Vorteile dieser Pumpen gegenuber den Kolbenpumpen sind ihre Leistungsfahigkeit und ihre Unempfindlichkeit 13 Antriebsmaschine BearbeitenJe nach Bergrevier kamen unterschiedliche Antriebsmaschinen zum Einsatz 14 Dies lag in erster Linie daran welche Antriebsenergie zur Verfugung stand 7 Eine sehr oft in gebirgigen Gegenden angewendete Antriebsmaschine war das Wasserrad 15 Bei jedem Wasserrad ist die Leistung vom Durchmesser des Wasserrades 3 und von der Menge des Aufschlagwassers abhangig 7 Will man bei dieser Antriebsmaschine die Leistung steigern muss man die Fallhohe vergrossern Dies ist bei gegebenen Verhaltnissen dann moglich wenn man ein grosseres Wasserrad verwendet 3 Eine andere Variante ist es mehrere Wasserrader als Kaskade zu verwenden und die Rader im Schacht untereinander so zu platzieren dass sie alle nacheinander vom selben Aufschlagwasser versorgt werden 4 Wenn die Nutzung von Wasserradern als Antriebsmaschine aufgrund der Gelandegegebenheiten nicht moglich war nutzte man Gopel oder Windkunste als Antriebsmaschinen 7 Ein sehr leistungsstarker Antrieb war die Wassersaulenmaschine 12 Mit dieser Antriebsmaschine wurde die gesamte Druckhohe bis zur Erdoberflache genutzt 15 Mit der Erfindung der Dampfmaschine konnten nun auch in allen Bergrevieren leistungsfahige Antriebsmaschinen fur die Wasserhaltungsmaschinen eingesetzt werden 7 Die Maschinen wurden auf verschiedenen Bergwerken sowohl fur den Antrieb der Wasserhaltungsmaschine als auch als Antriebsmaschine fur die Fordermaschine genutzt 8 Die Dampfmaschinen wurden zunachst nur uber Tage aufgestellt da es beim Betrieb der Maschine zu Problemen mit der Ableitung des Abdampfes kam 9 Auch war die Regulierung der ubertagig stehenden Maschine einfacher zu handhaben Zudem war durch diese Aufstellung die Antriebsmaschine bei Notfallen durch Wasserdurchbruche ausserhalb des Gefahrenbereiches und somit betriebsbereit 8 Ab dem Jahr 1845 wurde die Dampfmaschine auch in untertagigen Wasserhaltungen eingesetzt 12 Zur Absicherung der Wasserhaltung bei Notfallen z B bei Ausfall der untertagig aufgestellten Maschinen wurden die ubertagig aufgestellten Maschinen als Reservemaschinen weiter betrieben 16 Letztendlich werden seit den 1890er Jahren auch Elektromotoren als Antriebsmaschinen fur die Wasserhaltungsmaschine verwendet 17 Diese Motoren ermoglichen es mit einer Antriebsleistung von 1600 Kilowatt eine Pumpe anzutreiben mit der bis zu sieben Kubikmeter Grubenwasser pro Minute uber eine Hohe von 1100 Meter gepumpt werden kann 18 Der Elektromotor ist zudem flexibler einsetzbar beispielsweise als Antriebsmaschine von Tauchkreiselpumpen bei der sogenannten ewigen Wasserhaltung im Ruhrgebiet 19 Antriebsenergie Bearbeiten Als Antriebsenergie standen fur den Betrieb der Wasserhaltungsmaschine je nach Bergrevier unterschiedliche Energien zur Verfugung 7 Dort wo es aufgrund des Gelandes machbar war wurde haufig die Wasserkraft genutzt 6 Da jede Antriebsmaschine in der Regel separat mit Aufschlagwasser versorgt werden muss mussen auch entsprechend viele Aufschlaggraben vorhanden sein 20 Um stets ausreichend Aufschlagwasser fur die einzelnen Maschinen zur Verfugung zu haben muss das Wasser in Teichen gespeichert werden 6 Ein praktisches Beispiel ist das bis heute erhaltene Oberharzer Wasserregal 4 Um die Kraft des Aufschlagwassers optimal nutzen zu konnen wird es wenn moglich nacheinander uber mehrere Antriebsmaschinen geleitet 3 Kann die Antriebsmaschine nicht unmittelbar am Schacht aufgebaut werden kann die Antriebsenergie der Maschine mittels Kunstgestange zur Wasserhebevorrichtung geleitet werden 20 Das Aufschlagwasser wird nach der Nutzung uber einen Wasserlosungsstollen abgeleitet 3 In den Revieren in denen nicht genugend Wasserkraft zur Verfugung stand wurde die tierische Muskelkraft mittels Gopel genutzt Teilweise wurde auch die Kraft des Windes zum Antrieb genutzt 7 Allerdings waren diese Energien nicht ausreichend genug um bei grossen Wasserzuflussen massgeblichen Einfluss auf den Betrieb der Wasserhaltungsmaschinen nehmen zu konnen 8 Erst durch Nutzung des von verbesserten Dampfmaschinen erzeugten Dampfes als Antriebsenergie war es in den Steinkohlenrevieren moglich leistungsfahige Wasserhaltungsmaschinen zu betreiben 21 Die Kohlen fur den Betrieb der Maschinen wurden auf dem eigenen Bergwerk gefordert 8 Da die Maschine nicht immer in unmittelbarer Nahe zur Wasserhebevorrichtung aufgestellt werden konnte nutzte man in solchen Fallen auch Gestange zur Weiterleitung der Antriebsenergie auf die Wasserhebevorrichtung 9 Die Handhabung des Dampfes ist nicht immer unproblematisch dies gilt insbesondere bei untertagiger Aufstellung der Maschine 12 Die elektrische Energie als Antriebsenergie wurde zunachst in Form von Gleichstrom spater aber verstarkt in Form von Drehstrom genutzt 17 Einzelnachweise Bearbeiten a b Heinrich Veith Deutsches Bergworterbuch mit Belegen Verlag von Wilhelm Gottlieb Korn Breslau 1871 a b Gotthard Odwald Marbach Enkyklopadie der Experimental Physik der Astronomie Geographie Chemie Physiologie Chronologie nach dem Grade ihrer Verwandtschaft mit der Physik Vierter Band N bis Z Verlag von Otto Wigand Leipzig 1837 S 876 894 a b c d e f g Herbert Pforr Erzgebirgisches Flusswasser pumpt Grubenwasser der historischen Freiberger Silberbergwerke Entwicklung der Wasserhaltung vom 16 bis 19 Jahrhundert In BERGKNAPPE 110 Freunde des Bergbaus in Graubunden Hrsg Buchdruckerei Davos AG Nr 1 31 Jahrgang April 2007 S 2 10 a b c d e f Mathias Doring Wasserrader Wassersaulenmaschinen und Turbinen Oberharzer Wasserwirtschaft wurde Kulturerbe In Dresdner Wasserbauliche Mitteilungen Heft 45 Technische Universitat Dresden Selbstverlag der Technischen Universitat Dresden Dresden 2011 ISBN 978 3 86780 198 0 S 131 141 Denkschrift zum 50 jahrigen Bestehen der Gewerkschaft Graf Bismarck zu Gelsenkirchen Druck von Carl Bertenburg Gelsenkirchen 1918 S 71 a b c d e Rudolf Mirsch Gerhard Jost Bernd Aberle Von der Kunst Wasser zu heben uber die Bedeutung der Wasserstollen im Mansfelder Revier In 7 Altbergbau Kolloquium Freiberg 2007 VGE Verlag GmbH Essen 2007 S 226 227 a b c d e f g h Conrad Matschoss Die Entwicklung der Dampfmaschine Eine Geschichte der ortsfesten Dampfmaschine und der Lokomobile der Schiffsmaschine und Lokomotive Erster Band Verlag von Julius Springer Berlin 1908 S 29 33 a b c d e f Verein fur die bergbaulichen Interessen im Oberbergamtsbezirk Dortmund Hrsg Die Entwickelung des Niederrheinisch Westfalischen Steinkohlen Bergbaues in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts Band IV Gewinnungsarbeiten Wasserhaltung Springer Verlag Berlin Berlin 1902 S 127 131 142 a b c d e Fritz Heise Fritz Herbst Lehrbuch der Bergbaukunde mit besonderer Berucksichtigung des Steinkohlenbergbaus Zweiter Band Dritte und vierte vermehrte und verbesserte Auflage Springer Verlag GmbH Berlin Heidelberg 1923 S 572 584 Albert Serlo Leitfaden der Bergbaukunde Zweiter Band vierte verbesserte Auflage Verlag von Julius Springer Berlin 1884 S 539 617 a b c Gustav Kohler Lehrbuch der Bergbaukunde Zweite verbesserte Auflage Verlag von Wilhelm Engelmann Leipzig 1887 S 573 631 a b c d e f Hans Bansen Hrsg Die Bergwerksmaschinen Funfter Band Die Wasserhaltungsmaschinen Verlag von Julius Springer Berlin 1916 S 267 288 H Hoffmann Lehrbuch der Bergwerksmaschinen Kraft und Arbeitsmaschinen 1 Auflage Springer Verlag GmbH Berlin Heidelberg 1926 S 210 233 Jenny Mex Technischer Fortschritt und wirtschaftliche Entwicklung dargestellt am Beispiel des Berg und Huttenwesens im Reich im 16 Jahrhundert In Concilium medii aevi 3 Peter Aufgebauer Helmut Flachenecker Christian Freigang Marcus Frings Nathalie Kruppa Hrsg Gottingen 2000 S 88 90 a b Rolf Meurer Wasserbau und Wasserwirtschaft in Deutschland Parey Buchverlag Berlin 2000 ISBN 3 8263 3303 9 S 54 56 Eichler Betriebsingenieur Die neue Wasserhaltungsanlage der Zeche Rosenblumendelle In Gluckauf Berg und Huttenmannische Zeitschrift Verein fur die bergbaulichen Interessen im Oberbergamtsbezirk Dortmund Hrsg Nr 29 45 Jahrgang 17 Juli 1909 S 1033 1037 a b Karl Heinz Bader Karl Rottger Manfred Prante 250 Jahre markischer Steinkohlenbergbau Ein Beitrag zur Geschichte des Bergbaues der Bergverwaltung und der Stadt Bochum Studienverlag Dr N Brockmeyer Bochum 1987 ISBN 3 88339 590 0 S 93 Theodor Rohnert Auffahrung einer zentralen Hauptwasserhaltung auf dem Bergwerk Prosper Haniel In Deilmann Haniel GmbH Hrsg Unser Betrieb Werkszeitschrift fur die Unternehmen der Deilmann Haniel Gruppe Nr 28 Druck A Hellendoorn Bentheim Dezember 1991 S 11 16 Isabelle Balzer Markus Roth Grubenwasserhaltung im Ruhrgebiet eine Aufgabe fur die Ewigkeit In GeoPark Ruhrgebiet News GeoPark Ruhrgebiet e V Hrsg Ausgabe 2 Essen 2017 S 4 8 a b Justus Teicke Mathias Doring Wasser am Limes und im Hohensteiner Land Geschichte und Gegenwart des Mains und seiner Hochwasser Schriften des DWhG Band 14 Siegburg 2010 ISBN 978 3 8391 8665 7 S 141 142 Conrad Matschoss Die Entwicklung der Dampfmaschine Eine Geschichte der ortsfesten Dampfmaschine und der Lokomobile der Schiffsmaschine und Lokomotive Zweiter Band Verlag von Julius Springer Berlin 1908 S 106 111 Anmerkungen Bearbeiten Mit der Bezeichnung Pumpensatz oder Satz wird stets die komplette Pumpe gemeint Quelle Gustav Kohler Lehrbuch der Bergbaukunde Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wasserhaltungsmaschine amp oldid 236079562