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Als Kurtine oder Mittelwall bezeichnet man seit dem 16 Jahrhundert im Festungsbau den Wall zwischen zwei Bastionen 1 Geboschte Kurtine der Sparrenburg in BielefeldDer Mittelwall ist in der Regel gerade manchmal aber auch geboscht Inhaltsverzeichnis 1 Wortherkunft 2 Architektur 2 1 Lange 2 2 Hohe 2 3 Boschung 2 4 Tore 2 5 Kurtinenpunkt 3 Literatur 4 Weblinks 5 Anmerkungen 6 EinzelnachweiseWortherkunft BearbeitenDas deutsche Wort Kurtine ist von courtine abgeleitet einem alteren franzosischen Wort fur Vorhang ursprunglich ein zwischen zwei Pfeilern aufgehangter Wand Vorhang der grosse Buhnenvorhang im Theater heisst im Franzosischen ebenfalls courtine Das Wort Bastion leitet sich vom franzosischen bastione ab das Stab bedeutet Man denkt sich also den Mittelwall wie einen steinernen Vorhang der zwischen die Bastione gespannt ist 2 Architektur BearbeitenNeben Mittelwall wird auch der Begriff Zwischenwall verwendet der jedoch den irrtumlichen Eindruck erwecken konnte dass mit Zwischenwall ein dritter Wall zwischen zwei anderen Wallen gemeint sei 3 In der Architektur wird die Fassade zwischen zwei Risaliten als courtine bezeichnet A 1 Das engl Wort curtain das sowohl Vorhang als auch Kurtine bedeutet ist ebenfalls von frz courtine abgeleitet 4 Das Wort kommt ursprunglich aber wie auch das Wort Bastion aus dem Italienischen in dem cortina Vorhang und daraus ubertragen Kurtine bedeutet 5 Der Begriff Courtine wurde spater ab dem 18 Jahrhundert im ubertragenen Sinn auch auf mittelalterliche und antike Wehrbauten ruck ubertragen und daher versteht man heute darunter allgemein die Mauer bzw den Wall von Befestigungsanlagen aller Art zwischen zwei flankierenden Anlagen wie etwa Turme Basteien oder sonstigen Bollwerken Lange Bearbeiten Die Lange einer Kurtine d h der Abstand zwischen zwei benachbarten Bastionen hangt im Allgemeinen von der Schussweite der Nahverteidigungswaffen Bogen Armbrust Gewehr leichtes Geschutz ab die die Verteidiger zum Zeitpunkt der Erbauung der Befestigungsanlage vornehmlich nutzten Spater rechnete man aber meist von der Flanke der einen Bastion bis zur Spitze der nachsten Bastion weshalb trotz steigender Reichweite der Gewehre bzw der Geschutze A 2 die Kurtine im Laufe der Zeit immer schmaler kurzer wurde und in tenaillerten Befestigungsanlagen sogar ganz verschwand 6 Hohe Bearbeiten Die Hohe der Kurtine und das dafur benutzte Baumaterial meist Erde Holz oder Stein hangen von mehreren Parametern ab so dass es dafur keine allgemeinen Regeln gab Generell gilt dass mit wachsender Wirksamkeit der Belagerungsartillerie die Walle immer niedriger wurden dass sie aber trotzdem immer so hoch bleiben mussten dass man von dort das davor liegende Glacis gerade noch uberblicken konnte Das verwendete Baumaterial fur die Walle richtete sich sehr stark nach den Waffen des mutmasslichen Angreifers dem regional vorhandenen Baumaterial und den finanziellen Moglichkeiten des Bauherrn Vor der Erfindung der Sprenggranaten war vor allem im nordlichen Teil Europas A 3 die Errichtung der Walle aus mit Gras bedeckter Erde beliebt da diese die eisernen Vollkugeln der feindlichen Kanonen grosstenteils ohne Wirkung absorbierten Da sich schrage Erdwalle aber leichter ersturmen liessen sollte deshalb zumindest der untere Teil des Festungsgrabens vor allem aber die Contrescarpe die Aussenseite des Grabens mit Stein ausgefuttert werden 7 Boschung Bearbeiten nbsp BelagerungsturmWaren die fruh und hochmittelalterlichen Burgmauern von wenigen Ausnahmen abgesehen z B Chateau Gaillard nicht geboscht begann man im ausgehenden Mittelalter vor allem wegen des Einsatzes von beweglichen Belagerungsturmen auf der Angreiferseite damit den unteren Teil der Mauern abzuschragen wodurch die Belagerer auf Distanz gehalten werden sollten Bei den Wehranlagen seit der Renaissance ist dies gangige Praxis denn obwohl die Belagerungsturme nach dem Bau von Boschungen oder Wassergraben schnell verschwanden stellte man schnell fest dass die Wirkung von steinernen spater eisernen Kanonenkugeln durch geboschte Mauern stark gedampft wurde Tore Bearbeiten Im Gegensatz zu mittelalterlichen Wehrbauten bei denen das Tor der Anlage bzw der Stadt im Allgemeinen durch einen speziellen Torturm gefuhrt wird befindet es sich in den bastionaren Befestigungsanlagen zumeist in der Mitte der Kurtine zwischen zwei Bastionen die es von beiden Seiten flankieren Zur Feindseite hin wird das Tor fast immer durch einen demi lune deutscher Name Halbmond A 4 oder einen Ravelin gedeckt 8 Kurtinenpunkt Bearbeiten Im Grundriss der Anstoss der Kurtine an die Bastion Literatur BearbeitenMichael Losse Kurtine In Horst Wolfgang Bohme Reinhard Friedrich Barbara Schock Werner Hrsg Worterbuch der Burgen Schlosser und Festungen Reclam Stuttgart 2004 ISBN 3 15 010547 1 S 174 doi 10 11588 arthistoricum 535 Hartwig Neumann Festungsbau Kunst und Technik Bechtermunz Augsburg 2000 ISBN 3 8289 0395 9 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kurtine Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Kurtine Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenAnmerkungen Bearbeiten Bertaux Lepointe Dictionnaire Francaise Allemand o J um 1930 35 s v courtine Duden Ausgabe 1908 s v Kurtine in franzosischen Buchern uber Festungen oder Festungsbau findet sich an Stelle von courtine manchmal als Wortspiel oder zur Abwechslung auch das neuere franzosische Wort fur Vorhang rideau Da naturgemass die Wirksamkeit eines Abwehrfeuers mit wachsendem Abstand sinkt wurde spater zumeist die volle Schussweite auch nicht mehr ausgenutzt Da vor allem in Holland und in Flandern zahlreiche Befestigungsanlagen fast ausschliesslich aus Erdwallen errichtet worden sind gelten sie vielfach als besonderes Kennzeichen des Niederlandischen Manier bzw System der Befestigungen Dies ist nur bedingt richtig da auch in den meisten anderen Systemen des spaten 17 und fruhen 18 Jahrhunderts die von Coehoorn aufgestellte Regel galt der Belagerer durfe moglichst keinen Stein sehen Zastrow Geschichte der bestandigen Befestigung oder Handbuch der vorzuglichsten Systeme und Manieren der Befestigungskunst 1839 S 186f Ursprunglich ein halbkreis oder bogenformiges Vorwerk ahnlich einer Barbakane vor dem Tor daher der Name spater bezeichnete dies aber ein pfeilformiges d h dreieckiges Werk ohne FlankenEinzelnachweise Bearbeiten Johann Gottfried von Hoyer Allgemeines Worterbuch der Kriegsbaukunst A bis E Realschul Buchhandlung Berlin 1815 S 239 ff Wilhelm Rustow Militarisches Hand Worterbuch A bis L Schulthess 1858 S 70 161 Joachim Heinrich Campe Worterbuch zur Erklarung und Verdeutschung der unserer Sprache aufgedrungenen fremden Ausdrucke ein Erganzungsband zu Adelungs Worterbuche in zwei Banden A E Schulbuchhandlung 1801 S 274 Webster s New Collegiate Dictionary 1974 s v curtain Hyde Elementary Principles of Fortification 1860 S 213 Lendy Treatise on Fortification 1862 S 491 Zastrow Geschichte der bestandigen Befestigung oder Handbuch der vorzuglichsten Systeme und Manieren der Befestigungskunst 1839 S 36 Langenscheidts Handworterbuch Italienisch Deutsch Ausgabe 1976 s v cortina Engels Fortifikation In The New American Cyclopaedia Band VII 1859 Prittwitz und Gaffron Lehrbuch der Befestigungskunst 1865 passim Zastrow Geschichte der bestandigen Befestigung oder Handbuch der vorzuglichsten Systeme und Manieren der Befestigungskunst 1839 passim vor allem S 101ff Prittwitz und Gaffron Lehrbuch der Befestigungskunst 1865 passim das Problem wird dort fur verschiedene Befestigungssysteme an mehreren Stellen dargestellt Engels Fortifikation In The New American Cyclopaedia Band VII 1859 Prittwitz und Gaffron Lehrbuch der Befestigungskunst 1865 passim Zastrow Geschichte der bestandigen Befestigung oder Handbuch der vorzuglichsten Systeme und Manieren der Befestigungskunst 1839 passim Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kurtine amp oldid 236858332