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Die Peterskirche ist eine ursprunglich dreischiffige romanische Pfeilerbasilika und war die Abteikirche einer Benediktinerabtei Sie liegt auf dem Petersberg im Zentrum der thuringischen Landeshauptstadt Erfurt Sudliches Querhaus der Peterskirche in Erfurt mit SudportalAnsicht vom Turm der AndreaskircheAnfang des 12 Jahrhunderts wurde die Peterskirche im Sinne der Hirsauer Reform als Klosterkirche des damaligen Benediktinerklosters St Peter und Paul Peterskloster errichtet Dieses Kloster hatte aufgrund enger Beziehungen zu der nebenan gelegenen Pfalz auf dem Petersberg verschiedene Male die Ehre deutsche Kaiser und Konige zu beherbergen Wahrend des Dreissigjahrigen Krieges wurde die katholische Peterskirche vorubergehend auch als evangelische Kirche genutzt Anfang des 19 Jahrhunderts hatte die Kirche noch zwei auffallige Ostturme dann wandelten zunachst die Franzosen und danach die Preussen die Kirche in ein Magazin und Lagergebaude um Bei dieser Nutzung blieb es bis in die Gegenwart Fur die Bundesgartenschau 2021 ist eine Revitalisierung als Kirche vorgesehen Seit 1993 diente sie als Ausstellungsraum fur das Erfurter Forum Konkrete Kunst und ist seit 1995 im Besitz der Stiftung Thuringer Schlosser und Garten 2021 wurde sie in das Konzept der Bundesgartenschau einbezogen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Nutzung als Klosterkirche 1 2 Nutzung als Magazin Lagerraum und Kunstmuseum 2 Mittelalterliche Baugeschichte und Architektur der Kirche 3 Weitere Veranderungen und Erganzungen 4 Wandmalereien 5 Abte des Petersklosters Auswahl 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenNutzung als Klosterkirche Bearbeiten nbsp Benediktinerkloster St Peter und Paul Peterskloster auf dem Petersberg grun Peterskirche blau Fronleichnamskapelle rot Kapelle St Anna Im Jahr 1060 wurde das zu der Zeit auf dem Petersberg bestehende Kollegiatstift durch den Mainzer Erzbischof Siegfried I in das Benediktinerkloster St Peter und Paul Peterskloster umgewandelt Eine Urkunde uber dieses Ereignis lieferte die erste Erwahnung eines Klosters auf dem Petersberg Doch schon 1080 vernichtete ein Stadtbrand ausgelost durch Truppen Heinrichs IV die aus Holz bestehende Klosteranlage Funf Jahre spater wurde das Kloster unter dem Abt Giselbert im Sinne der Hirsauer Reform neu strukturiert Sein Nachfolger Abt Burchard aus dem schwabischen Kloster Hirsau begann 1103 mit einem volligen Neubau aus Stein Dabei entstand auch die Peterskirche deren Bauzeit sich in die Lange zog Als Burchard 1116 vom Mainzer Erzbischof abgesetzt wurde stand nur der Westbau als Unterbau der geplanten Westturmfront sowie die Fundamente des Lang und Querhauses Daran anderte sich auch unter Burchards Nachfolger Ripertus nichts Erst der 1127 eingesetzte wiederum aus dem Kloster Hirsau stammende Abt Werner I trieb den Neubau der Kirche energisch voran und liess vermutlich die beherrschende Doppelturmfront am ostlichen Ende errichten 1143 weihte man die Nebenaltare in Chor und Querhaus ein und am 16 Juni 1147 fand die von Erzbischof Heinrich I durchgefuhrte Gesamtweihe fur die Peterskirche statt 1134 belehnten die Mainzer Erzbischofe die Grafen von Gleichen die seit 1120 die Vogtei uber die Stadt Erfurt innehatten auch mit der Vogtei uber das Kloster In den folgenden Jahren stieg die Bedeutung des Petersklosters durch besondere Privilegien und zahlreiche Stiftungen Ausserdem hatte das Kloster aufgrund seiner engen Beziehungen zu der nebenan gelegenen Pfalz auf dem Petersberg die Ehre und die Pflicht deutsche Kaiser und Konige aufzunehmen wie zum Beispiel Kaiser Friedrich I Barbarossa wahrend seiner Reichstage in Erfurt Dabei geschah eines der bedeutendsten Ereignisse in der Geschichte des Petersklosters in deren Mittelpunkt Heinrich der Lowe stand Er war als Herzog von Bayern und Sachsen einer der machtigsten Reichsfursten und stand der Italienpolitik Kaiser Friedrichs I Barbarossa ablehnend gegenuber Dadurch entflammten zwischen ihm und dem Kaiser Konflikte so dass er 1179 geachtet und gewaltsam zum Gehorsam gezwungen wurde Gedemutigt unterwarf er sich und flehte am 11 November in der Peterskirche vor dem Kaiser um Gnade Als Strafe musste er fur drei Jahre in die Verbannung nach England gehen Am 14 Dezember 1289 kehrte Konig Rudolf I im Peterskloster ein um dort einen fast einjahrigen Reichstag abzuhalten Dabei bekampfte er Raubritter und Plunderer die zu dieser Zeit bei den Burgern und Kaufleuten in der Region um Erfurt fur Angst und Schrecken sorgten Des Weiteren liess man auf Befehl des Konigs in Erfurt ein Landfriedensgericht einrichten Im Jahr 1382 wutet in Erfurt eine Pestepidemie der 16 Monche und der Abt des Petersklosters zum Opfer fielen Aus dem 13 14 Jahrhundert ist die Cronica S Petri Erfordensis moderna erhalten Um 1475 erhielt die Kirche ihre charakteristischen holzernen Turmhelme die das Bild des gesamten Petersbergs bis 1813 bestimmten 1450 erfand Johannes Gutenberg die erste Buchdruckmaschine die vermutlich im Peterskloster als eine der ersten in ganz Thuringen eingesetzt wurde Chor und Querhaus wurden zwischen 1499 und 1505 und das ursprunglich flach gedeckte Langhaus im 17 oder 18 Jahrhundert eingewolbt 1517 wurde durch Martin Luther die Reformation eingeleitet der 1525 der Bauernkrieg folgte Aufstandische Burger und Bauern aus der Region Erfurt besetzten daraufhin unter anderem das Peterskloster das als Zentrum der Gegenreformation fungierte Dabei ging viel Klosterbesitz verloren und die Zahl der Konventsmitglieder die schon durch die Pestepidemien gelitten hatte ging stark zuruck Wahrend des Dreissigjahrigen Krieges 1618 1648 wurde Erfurt mit dem Petersberg 1631 von Unionstruppen von Gustav II Adolf von Schweden besetzt Die Schweden losten 1632 kurzzeitig das Peterskloster auf und wandelten es 1633 vorubergehend in ein protestantisches Kloster um Nach der Besatzungszeit waren noch drei Klosterbruder ubrig geblieben und zahlreiche Kostbarkeiten und Vorrate geplundert Zwischen 1665 und 1702 wurde die Zitadelle Petersberg errichtet die seither das Peterskloster mit der Peterskirche ringsherum einschloss Bei dem Bau ging einerseits der Haupteingang die breiten Graden ehem Treppenaufgang an der Bastion Leonhard und der an der Hauptzufahrt gelegene Weinberg des Klosters verloren 1672 und 1727 wurden die durch den Dreissigjahrigen Krieg verursachten Schaden an der Kirche wieder repariert und 1765 ihr Innenraum von italienischen Stuckateuren barockisiert Im Juli 1735 sturzte die Bastion Philipp nach lang anhaltenden Regen ein wodurch die nebenangelegene Fronleichnamskapelle Corpus Christi Kapelle bis auf den romanischen Turm zerstort wurde Kurze Zeit spater liess man die Kapelle wiederaufbauen Nutzung als Magazin Lagerraum und Kunstmuseum Bearbeiten Im Jahr 1802 erhielt Preussen als Entschadigung fur die abgetretenen Gebiete ostlich des Rheinufers die Stadt Erfurt Daraufhin besetzten preussische Truppen den Petersberg und losten noch im selben Jahr am 23 Marz das Peterskloster auf um Platz fur eine wesentlich starkere Besatzung zu schaffen Die Peterskirche wurde zu einer Gemeindekirche umfunktioniert Am 18 Oktober 1806 nach der verlorenen Schlacht bei Jena und Auerstedt kapitulierte die Zitadelle Petersberg auf Befehl des Prinzen Wilhelm von Oranien vor den napoleonischen Truppen die daraufhin den Berg widerstandslos einnahmen Unter den Franzosen wurde das Kircheninventar des Klosters an Kirchen der Umgebung versteigert Dabei gelangte beispielsweise 1810 ein Teil der Orgel mit 2333 Pfeifen in die Peterskirche der Gemeinde Bussleben und der Turm der Fronleichnamskapelle Corpus Christi Kapelle an die Kirche St Martin der Gemeinde Dittelstedt Nach Verhangung des Belagerungszustandes fur den Petersberg 1813 wandelte man die Peterskirche in ein Magazin fur Vorrate um und verlegte die Begrabnisstatte der Grafen von Gleichen in den Erfurter Dom Seit Anfang des 12 Jahrhunderts hatten die Grafen von Tonna Gleichen die Vogteirechte uber Erfurt und das Peterskloster und liessen sich in der Peterskirche begraben Zwischen dem 28 Oktober 1813 und dem 5 Mai 1814 wurde die Stadt durch preussische osterreichische und russische Truppen eingekesselt Als am 6 November 1813 die Franzosen der Aufforderung die Festung aufzugeben nicht nachkamen wurde auf diese das Feuer eroffnet Dabei wurden grosse Teile der Klostergebaude zerstort und die Peterskirche brannte aus Am 5 Mai 1814 kapitulierten die Franzosen Nach dem Wiener Kongress 1814 1815 kam es zu einer Neuordnung Europas Als Ergebnis erhielt das Konigreich Preussen unter anderem die Provinz Sachsen und die Stadt Erfurt Die Festung Erfurt gehorte nun zu den am sudlichsten gelegenen Befestigungsanlagen Preussens Deshalb sollte sie als Festung ersten Ranges zusammen mit den beiden Zitadellen Petersberg und Cyriaksburg ausgebaut werden Dabei wurden ab 1814 die fur die Zitadelle Petersberg zu auffalligen Ostturme der Peterskirche sowie ihr Mittelschiff auf die Hohe der beiden Seitenschiffe herabgesetzt Weiterhin errichtete man Satteldacher und zog in der Kirche eine Holzdecke fur ein zweites Geschoss ein Ab 1819 20 diente das Kirchengebaude den Preussen als Korn und Mehlspeicher Zwischen 1828 und 1830 wurden die Reste des ausgebrannten Klostergebaudes abgetragen und die Steine zur Errichtung der Defensionskaserne verwendet Anfang des 20 Jahrhunderts gab es Plane einer Vereinigung fur den Wiederaufbau der Peterskirche zu ihrer Wiedererrichtung bzw umfangreichen Sanierung 1 Der Erste Weltkrieg vereitelte die Umsetzung In DDR Zeiten diente die Peterskirche unter anderem als Sporthalle und als Lagerraum einer Grosshandelsfirma Nach der deutschen Wiedervereinigung Anfang der 1990er Jahre wurden die fruheren Turme der Peterskirche zeitweise durch Metallgeruste nachgebildet um einen Eindruck ihrer imposanten Grosse zu vermitteln 1998 wurde das Gebaude in die Stiftung Thuringer Schlosser und Garten aufgenommen die seither das Obergeschoss als Veranstaltungsraum vermietet Das Erdgeschoss dient seit 1993 als Ausstellungsraum fur das Forum Konkrete Kunst der Erfurter Kunstmuseen Fur die Bundesgartenschau 2021 die auch den Petersberg einbezog wurde die Peterskirche renoviert und zunachst als Ausstellungsraum weitergenutzt Die holzerne Zwischendecke aus der Zeit als Lagerhaus wurde entfernt Mittelalterliche Baugeschichte und Architektur der Kirche Bearbeiten nbsp GrundrissVom alteren Kloster das beim Stadtbrand 1080 ausbrannte sind kaum Spuren vorhanden Die zerstorte Klosterkirche scheint nach den Grabungen Karl Beckers von 1919 bereits einen dreischiffigen Chor mit Winkelturmen zwischen Chor und Querhaus besessen zu haben der beim Neubau von 1103 ff zunachst beibehalten wurde Die verwickelte Baugeschichte dieses Neubaus stellte Karl Becker bereits 1929 in grossen Zugen dar 2 Sie konnte inzwischen durch Mathias Haenchen konkreter gefasst werden 3 Entscheidend dabei ist eine Besonderheit dieses Neubaus Die gesamte Kirche besteht vollflachig aus exakt geschnittenem Quadermauerwerk das Steinmaterial konnte somit vorgefertigt und auf Halde gelegt werden zum Teil lange vor dem eigentlichen Versetzen der Steine Der Neubau begann im Westen mit der Errichtung der verlorenen Turme deren Baufortschritt zum Zeitpunkt der Absetzung Burchards 1116 sich allerdings mangels Erhaltung nicht mehr sicher ermitteln lasst Zu diesem Zeitpunkt waren die Vorbereitungen fur den Neubau des Langhauses so weit gediehen dass bereits das Quaderwerk fur die Langhausarkaden und die Aussenwande der Seitenschiffe hergestellt waren als der Bau zum Erliegen kam Selbst fur den Ostbau waren schon Vorbereitungen getroffen worden Eine cluniazensische Dreiapsidenanlage sollte den Bau abschliessen wie einige Sockelsteine der Apsiden verraten die als Fundamentsteine in Zweitverwendung schon von Becker ergraben und vermessen worden waren Mit der Wiederaufnahme der Bautatigkeit unter Abt Werner I 1127 ff gab man namlich die Apsidenanlage zugunsten eines geraden Chorschlusses auf was wiederum mit der Errichtung einer Doppelturmfront an der Ostseite der Kirche zu erklaren ist Diese Turmfront lag direkt am steil abfallenden Osthang des Petersberges war also auf Fernwirkung hin berechnet Mit dieser zweiten Turmfront wurde aus der Peterskirche also eine Vierturmanlage Unter Abt Werner wurden auch die bereits fertiggestellten Quader des Langhauses verbaut allerdings nach modifiziertem Plan Das von Anfang an flach gedeckt geplante Mittelschiff wurde gegenuber der ersten Planung verbreitert auf Kosten der Seitenschiffes Breite Dafur wurde die Hohe der Seitenschiffe um 3 Quaderschichten erweiter womit die Innenraume deutlich steilere Proportionen aufweisen als im Ursprungsentwurf Dies hatte zur Folge dass auch die Pfeiler der Arkaden um 3 Quaderschichten erganzt werden mussten Hinzu kommt aber noch eine weitere Modifikation des Ursprungsentwurfs die vor allem die Arkaden und ihre Pfeiler betrafen Neun Pfeilerarkaden trennten Mittelschiff und Seitenschiffe voneinander Die Reihe der Arkaden sollte offensichtlich in der ursprunglichen Planung vom Westbau bis zur Vierung ohne Unterbrechung durchlaufen Nach Wiederaufnahme der Bautatigkeit 1127 ff wurde der siebte Pfeiler deutlich verstarkt und mit Vorlagen zum Mittel und Seitenschiffen versehen die Schwibbogen unter der flachen Decke tragen sollten Zusammen mit dem Kreuzaltar nebst Chorschranke nicht erhalten sollten sie die navis ecclesiae Laienbereich vom chorus minor kleiner Chor trennen 4 Das bereits mehrere Jahre zuvor fertiggestellte Steinmaterial der Hochschiffarkaden musste damit ebenfalls modifiziert werden da die Pfeiler nach Westen ruckten womit sich die Arkadenweite reduzierte Weiter ostlich im Bereich der Vierung lag der chorus major grosser Chor unter der Vierung in dem sich die geweihten Priester zum Chorgesang versammelten Auch dieser Bereich veranderte gegenuber der Ursprungsplanung seine Proportionen Den Abschluss bildete das presbyterium hoher Chor das aus einem dreischiffigen Chorbau mit zwei Neben und einem Hauptchor bestand und in dem der Hochaltar stand Er ist vollstandig das Ergebnis der Neuplanung nach 1127 Eine Krypta unter dem Chor gibt es nicht Die Pfeiler des dreischiffigen Chores sind gegenuber denen des Langhauses deutlich vereinfacht Diese Langhauspfeiler weisen im Arkadengewande jeweils eine Halbsaule mit Wurfelkapitell auf auf der Mittelschiffsseite aber jeweils eine vom Sockel bis zum Bogenkampfer reichende Nische auf in die die Halbsaule hineingelegt ist Auch sie schliesst mit einem Wurfelkapitell ab An den Erfurter Langhauspfeilern wird ein Motiv aus der Krypta des Merseburger Domes aufgegriffen 5 Die vollflachige Einsatz von Quadermauerwerk macht sich besonders am Aussenbau bemerkbar Zumindest die erhaltene Wand des sudlichen Seitenschiffs zeigt einen zweizonigen Aufbau dessen untere vollstandig geschlossen ist so dass hier das Quadermauerwerk ebene Wandflachen erzeugt Die obere Wandzone enthalt die Reihe der Rundbogenfenster des Seitenschiffs Sie ist uber eine Schmiege gegenuber der unteren Wandzone etwas zuruckgesetzt Die ebenfalls ebenen Wandflachen sind hier mit einer Halbsaulengliederung versehen die mit ihren schlanken Postamenten in den Bereich der unteren Wandzone hinabreicht und sie dort in regelmassigen Abstanden untergliedert Die Halbsaulen weisen attische Basen und Wurfelkapitelle auf die in einen Schachbrettfries mit aufsitzendem wandabschliessenden Kehl Gesims mit Tropfnasenschluss hineinlaufen Zusatzlich gibt es einen Bogenfries der aber nicht auf den Kapitellen sitzt sondern zwischen die Halbsaulen eingehangt erscheint Darin zeigt sich die Verknupfung eines italienischen Gliederungssystems 6 das mit Rundbogenfriesen arbeitet mit einem franzosischen 7 das eine Gliederung mit Halbsaulen bevorzugt die unter ein vorkragendes Traufgesims gefuhrt werden Die beide Systeme verknupfende Figur ist in der Nachfolge der Erfurter Peterskirche in Mitteldeutschland zwar ofter zu finden so etwa bei St Godehard in Hildesheim oder an der Apsis der Klosterkirche Doberlug aber nicht vor der Erfurter Peterskirche Das Auftreten des Motivs an der Hauptapsis der Abteikirche Payerne in der heutigen Westschweiz stellt eine direkte Verbindung der Erfurter Peterskirche zum Kulturraum des ehem Konigreichs Burgund her womit nicht nur die Architektur der Hirsauer Reform sondern eben auch die burgundische Reform von Cluny hier eine Rolle spielt 8 Auch das Steinmaterial der Aussenwand war schon nach dem ersten Entwurf nach 1103 hergestellt worden und konnte nunmehr versetzt werden Dabei mussten allerdings auch hier einige Modifikationen vorgenommen werden Da die Raumhohe der Seitenschiffe mit der Umplanung erhoht worden war musste auch die Aussenfassade um 3 Quaderschichten erganzt werden Dies wurde in der unteren Wandzone vorgenommen womit die untere Wandzone der oberen unverandert belassenen gegenuber deutlich dominanter wirkt Nicht aufgenommen wurde allerdings die Achsverschiebung der Hochschiffarkaden im Inneren die dort durch die Einfugung des chorus minor Pfeilers bedingt war Sie macht sich am Aussenbau nicht bemerkbar wohl aber im Inneren wo die Arkaden und Fensterachsen nicht ubereinstimmen 9 Das Modell des zweizonigen Wandaufbaus wurde bei der Neukonzeption des Ostbaus nach 1127 aufgegriffen aber vereinfacht Es fehlen dort die Halbsaulenpostamente der unteren Wandzone Der Aufbau der zerstorten Obergadenwande ist nur anhand zeitgenossischer Darstellungen vor der Zerstorung im fruhen 19 Jahrhundert zu beurteilen Auch er scheint ein Gliederungssystem besessen zu haben das dem der oberen Wandzone der Seitenschiffe entsprach Weitere Veranderungen und Erganzungen BearbeitenIm Osten und Suden der Kirche lag ein Friedhof auf dem bis zu ihrer Zerstorung die Fronleichnamskapelle Corpus Christi Kapelle stand nbsp Ausschnitt von der Sudwand nbsp Innenraum nbsp Innenraum wahrend der Bundesgartenschau 2021Des Weiteren wird die sudliche Kirchenmauer von zwei bildlichen Darstellungen geschmuckt von einem Kreuzigungsrelief 1370 und von einer Ritzzeichnung eines Schmerzensmannes um 1360 Die Nord und Westseite sind dagegen schmucklos da an diesen Stellen die Klosterkirche mit dem Peterskloster verbunden war Eine der Besonderheiten sind auch die die riesigen sorgfaltig zugeschnittenen Steinquader die passgenau an ihrer Stelle sitzen und deren Mauertechnik fur die damalige Zeit neu war In das Innere gelangt man uber das Hauptportal im Westen und uber ein Nebenportal im sudlichen Querhaus Ursprunglich war im Bereich des Hauptportals eine einschiffige Vorhalle angebaut die zusammen mit dem Tympanon im 19 Jahrhundert abgetragen wurde Das Nebenportal wird von Lisenen mit zweifach gestuftem Gewande und einem halbrunden Tympanon geschmuckt Innerhalb des Tympanons befinden sich Reste einer Bemalung die Maria mit Kind und Engeln zeigt Im Innenraum schranken die Holzeinbauten der Preussen aus dem 19 Jahrhundert und die Abtragung des Mittelschiffs den ehemaligen Raumeindruck stark ein Lediglich Detailformen wie Reste der ehemaligen Arkaden und Pfeiler konnen noch einen Eindruck von der Hirsauer Baukunst geben Sie haben einen rechteckigen Querschnitt und werden an den Schmalseiten durch eine dreiviertelrunde Saule mit Wurfelkapitell und attischer Basis begrenzt Der Ansatz der ehemaligen Arkaden wird von einem Schachbrettfries geschmuckt Des Weiteren hat die Peterskirche im Inneren uber zahlreiche Altare verfugt so waren im Jahr 1685 25 Altare aufgestellt von denen 12 Stuck bei der Aufhebung des Klosters 1803 ubrig blieben Reste von Weihinschriften des Mathias Altares 1366 und Heilig Geist Altares 1406 zeugen davon bis heute Im Westen uber dem Haupteingang befand sich eine Empore mit Orgel Wandmalereien BearbeitenIm Innenraum der ehemaligen Klosterkirche haben sich Wandmalereien erhalten die in das zweite Viertel des 13 Jahrhunderts datiert werden 10 Im Wesentlichen haben sich die Umrisszeichnungen erhalten vereinzelt sind aber auch Reste einer farbigen Ausmalung nachweisbar An der Ostwand des nordlichen Chorturms findet sich eine mehrfigurige Kreuzigungsszene die als Altarretabel angelegt ist In der Vorhalle sind an zwei gegenuberliegenden Pfeilergewanden zwei uberlebensgrosse Aposteldarstellungen zu sehen Ein siebenarmiger Leuchter an der Sudwand des Sudquerhauses stellt einen Bezug zum Alten Testament her 11 Im Rahmen eines von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt geforderten Forschungsprojekts wurden 2012 bis 2014 die bisher unter Krusten und Farbschichten liegenden Malereien freigelegt Abte des Petersklosters Auswahl BearbeitenRugastus 1060 Dez 1060 Rabboto 1060 1061 Wecilo I 1078 1084 Ruthard 1084 1088 Giselbert 1090 1100 Burchard 1101 1116 Ripertus 1116 1127 Wernher I 1127 1138 Rudiger 1138 1142 Wernher II 1142 1147 Gelfradus 1147 1172 Pilgrinus 1172 1192 Ditmar 1192 1196 Hugo 1196 1200 Wecilo II 1200 1221 Heinrich 1221 1250 Volkmar I 1250 1254 Andreas I 1254 1300 Johann von Brunheim 1300 1321 Berthold von Koln 1321 1323 Volkmar II Vitzdum 1323 1337 Hermann von Eichelborn 1337 1353 Theoderich von Brunheim 1353 1358 Theoderich von Zimmern 1358 1376 Ludwig von Saalfeld 1376 1382 Petrus von Varila 1382 1391 Hartung von Treffurt 1391 1424 Ortwin Korbel 1424 1437 Hartung Herling 1437 1446 Johann von Hagen 1446 1451 1450 Beitritt zur Bursfelder Kongregation Christian Kleingarn 1451 1458 Gunther von Nordhausen 1458 1501 Johann Hottenbach von Siegen 1501 1525 Johann Schroter 1526 1530 Liborius Vogt 1530 1531 Benedictus Hoffmann 1531 1540 Johann Specht 1540 1558 Kilian Vogel 1558 1562 Johann Reuter 1562 1565 Gerhard Zinnkrafft 1565 1571 Johann Zenner 1571 1584 Andreas II Luderitz 1584 1598 Valentin Mohr 1598 1608 Andreas III Hahn 1608 1627 Johann Henning 1627 1662 Adam Dahlen 1662 1681 Nicolaus de Gouverneur 1682 1705 Placidus Casselmann 1705 1737 Gunther II Jann 1738 1773 Gunther III Basting 1773 1794 Placidus Muth 1794 1803Literatur BearbeitenKarl Becker Margarethe Bruckner Ernst Haetge Lisa Schurenberg Die Stadt Erfurt Bd 1 Dom Severikirche Peterskloster Zitadelle Hopfer Burg 1929 Die Kunstdenkmale der Provinz Sachsen Bd 1 Rolf Berger Die Peterskirche auf dem Petersberg zu Erfurt eine Studie zur Hirsauer Baukunst Wehle Witterschlick Bonn 1994 ISBN 3 925267 86 7 Hans Peter Brachmanski Hans Werner Schirmer Der Erfurter Petersberg Verlagshaus Thuringen Erfurt 1993 ISBN 3 86087 107 2 Verena Friedrich Die ehemalige Benediktinerklosterkirche St Peter und Paul Erfurt Schnell und Steiner Regensburg 2003 ISBN 3 7954 6473 0 Willibald Gutsche Hg Geschichte der Stadt Erfurt Hermann Bohlaus Nachfolger Weimar 1986 ISBN 3 7400 0095 3 Mathias Haenchen Die Klosterkirche auf dem Erfurter Petersberg im Kontext der europaischen Architekturgeschichte des 12 Jahrhunderts Dresden 2021 Volltext uberarbeitete und aktualisierte Fassung der Habilitationsschrift Dresden 2004 Otto Kursten Der Petersberg Die Akropolis von Erfurt Engelhard Reyher Verlag Gotha 1943 Die grune Herzbucherei Bd 27 Franz Peter Schilling Erfurter Glocken Die Glocken des Domes der Severikirche und des Petersklosters zu Erfurt Mit Geleitworten von Weihbischof Joseph Freusberg und Weihbischof Hugo Aufderbeck zugleich Doppelheft 72 73 der Reihe Das christliche Denkmal Berlin 1968 Jurgen W Schmidt Der gescheiterte Versuch zur Wiederherstellung der Erfurter Peterskirche 1905 1911 In Jahrbuch fur Erfurter Geschichte Bd 2 2007 S 113 141 Stiftung Thuringer Schlosser und Garten 700 Jahre Erfurter Peterskloster Geschichte und Kunst auf den Erfurter Petersberg 1103 1803 Schnell amp Steiner Regensburg 2004 ISBN 3 7954 1675 2 Helmut Eberhard Paulus Hg Die Klosterkirche St Peter und Paul in Erfurt Neue Forschung zu den Wandmalereien und zur Baugeschichte Michael Imhof Verlag Petersberg 2015 ISBN 978 3 7319 0137 2 Berichte der Stiftung Thuringer Schlosser und Garten Bd 13 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Peterskirche Erfurt Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Initiative zur Wiederbelebung der Stadtkrone Peterskirche auf erfurt web Freunde der Citadelle Petersberg zu Erfurt e V Geschichte der Zitadelle Petersberg Klosterkirche St Peter und Paul Erfurt Stiftung Thuringer Schlosser und Garten Forum Konkrete Kunst ErfurtEinzelnachweise Bearbeiten Eine Kirche als Militarmagazin Berliner Tageblatt 27 August 1905 Karl Becker Margarethe Bruckner Ernst Haetge Lisa Schurenberg Die Stadt Erfurt Bd 1 Dom Severikirche Peterskloster Zitadelle Hopfer Burg 1929 Die Kunstdenkmale der Provinz Sachsen Bd 1 Mathias Haenchen Die Klosterkirche auf dem Erfurter Petersberg im Kontext der europaischen Architekturgeschichte des 12 Jahrhunderts Dresden 2021 Volltext uberarbeitete und aktualisierte Fassung der Habilitationsschrift Dresden 2004 siehe insbesondere die erste Zusammenfassung S 78 ff Eine Gegenuberstellung der ursprunglichen und der ausgefuhrten Planung bei Mathias Haenchen Die Klosterkirche auf dem Erfurter Petersberg im Kontext der europaischen Architekturgeschichte des 12 Jahrhunderts Dresden 2021 Abb 22 S 289 Mathias Haenchen Die Klosterkirche auf dem Erfurter Petersberg im Kontext der europaischen Architekturgeschichte des 12 Jahrhunderts Dresden 2021 S 149 Mathias Haenchen Die Klosterkirche auf dem Erfurter Petersberg im Kontext der europaischen Architekturgeschichte des 12 Jahrhunderts Dresden 2021 S 190 ff Mathias Haenchen Die Klosterkirche auf dem Erfurter Petersberg im Kontext der europaischen Architekturgeschichte des 12 Jahrhunderts Dresden 2021 S 195 ff Mathias Haenchen Die Klosterkirche auf dem Erfurter Petersberg im Kontext der europaischen Architekturgeschichte des 12 Jahrhunderts Dresden 2021 S 205 ff Mathias Haenchen Die Klosterkirche auf dem Erfurter Petersberg im Kontext der europaischen Architekturgeschichte des 12 Jahrhunderts Dresden 2021 Abb 20 S 288 Helmut Eberhard Paulus Hg Die Klosterkirche St Peter und Paul in Erfurt Neue Forschung zu den Wandmalereien und zur Baugeschichte Michael Imhof Verlag Petersberg 2015 Franz Nagel Der siebenarmige Leuchter in der ehemaligen Klosterkirche St Peter und Paul in Erfurt In Jahrbuch der Stiftung Thuringer Schlosser und Garten Bd 19 Regensburg 2016 S 131 139 Objekte der Stiftung Thuringer Schlosser und Garten Bastille Brandenburg Burg Ehrenstein Burg Gleichen Burg Henneberg Burg Liebenstein Ilm Kreis Burg Liebenstein Wartburgkreis Burg Ranis Dornburger Schlosser Kirms Krackow Haus Kloster Georgenthal Kloster Gollingen Kloster Mildenfurth Kloster Paulinzella Kloster Vessra Obere Sachsenburg Oberschloss Kranichfeld Peterskloster Erfurt Runneburg Schloss und Park Altenstein Schloss Bertholdsburg Schloss Friedenstein Schloss Heidecksburg Schloss Molsdorf Schloss Schwarzburg Schloss Sondershausen Schloss Wilhelmsburg Schloss Wilhelmsthal Sommerpalais Greiz Untere Sachsenburg Veste Heldburg Wasserburg KapellendorfKirchen und Kloster der Erfurter Altstadt Agidienkirche Albanikirche Allerheiligenkirche Andreaskirche Augustinerkirche Barfusserkirche Bartholomauskirche T Benediktikirche Brunnenkirche Dom St Marien Gangolfikirche Georgskirche T Gotthardtkirche Gustav Adolf Kirche Hospitalkirche Johanneskirche T Kartauserkirche Kaufmannskirche Leonhardskirche Lorenzkirche Magdalenenkapelle Aussere Martinikirche Innere Martinikirche Matthiaskirche Michaeliskirche Moritzkirche Neuwerkskirche Nikolaikirche T Paulskirche T Peterskirche Predigerkirche Reglerkirche Schottenkirche Servatiuskirche Severikirche Alte Thomaskirche St Ursula Vitikirche Wigbertikirche Kirche nicht mehr vorhanden T nur noch der Kirchturm vorhanden 50 978611111111 11 020555555556 Koordinaten 50 58 43 N 11 1 14 O Normdaten Geografikum GND 4368871 8 lobid OGND AKS LCCN nr97002978 VIAF 135319659 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Peterskirche Erfurt amp oldid 231273552