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Die Alte Thomaskirche war eine evangelische Kirche aus dem 13 14 Jahrhundert und stand an der Ecke Loberstrasse Rosengasse im Suden der Erfurter Altstadt Die gotische Saalkirche diente als Pfarrkirche der Lobervorstadt und wurde Anfang des 20 Jahrhunderts durch einen Neubau in der Schillerstrasse ersetzt Daraufhin erfolgte im Jahr 1903 der Abbruch der alten Thomaskirche und an deren Stelle die Errichtung von Reihenhausern aus der Grunderzeit Alte Thomaskirche Erfurt um 1899Alte Thomaskirche in Erfurt um 1902 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur und Ausstattung 3 Evangelische Pfarrer und Diakone 4 Siehe auch 5 Einzelnachweise 6 LiteraturGeschichte BearbeitenIm Jahr 1282 wurde die alte Thomaskirche erstmals schriftlich in einer Urkunde erwahnt und vermutlich in der ersten Halfte des 14 Jahrhunderts im Stil der Gotik neu erbaut In dieser Form blieb sie bis zu ihrem Abbruch erhalten und gehorte damit zu den wenigen Erfurter Kirchen die weder durch Stadtbrande noch wegen Baufalligkeit grossere bausubstanzliche Veranderungen erfuhren Die alte Thomaskirche zahlte mit der Reformation 1525 zu den evangelischen Kirchen Hier predigte zwischen 1525 und 1529 Justus Menius als erster protestantischer Pfarrer Im Jahr 1689 spielte fur kurze Zeit Johann Christoph Bach der alteste Bruder sowie zwischen 1702 und 1707 Johann Gottfried Walther ein Cousin von Johann Sebastian Bach als Organist in der alten Thomaskirche Im Jahr 1727 wurde eine Orgel des Erfurter Orgelbauers Franciscus Volckland eingebaut und zwischen 1844 und 1882 eine Heizanlage sowie eine elektrische Beleuchtung installiert Nach der Entfestigung Erfurts 1872 verlagerte sich die Lobervorstadt in Richtung Suden woraufhin ab 1890 zwischen Flutgraben und Steigerwald zahlreiche Wohnneubauten entstanden und die alte Thomaskirche nicht mehr genug Platz fur die gewachsene Gemeinde bot Um 1800 umfasste die Thomasgemeinde ca 700 Mitglieder deren Zahl bis zur Jahrhundertwende auf 7 500 wuchs und schliesslich in den 1930er Jahren mit 15 000 Mitgliedern ihr Maximum erreichte 1 Ausserdem siedelten sich viele wohlhabende Burger im Viertel an die sich eine reprasentativere und zentralere Gemeindekirche wunschten Damit hatte sich die Thomasgemeinde von der einst kleinsten und armsten zu einer der grossten und reichsten Kirchengemeinden von Erfurt entwickelt Daraufhin wurde ab dem 29 April 1900 unter Leitung des Pfarrers Alfred Fritzsche und dem Hannoverschen Architekten Rudolph Eberhard Hillebrand ein Neubau an der Schillerstrasse errichtet der am 15 Juni 1902 eingeweiht werden konnte Im Gegenzug wurde die alte Thomaskirche an der Ecke Loberstrasse Rosengasse ein Jahr spater abgerissen und zuvor wertvolle Gegenstande wie das Altarretabel von 1445 in den Neubau ubernommen An Stelle der alten Thomaskirche der heutigen Loberstrasse Nummer 18 wurde ein mehrgeschossiges Reihenhaus aus der Grunderzeit errichtet das mit seinem Namen Haus zum St Thomas bis heute an den sakralen Vorgangerbau erinnert Architektur und Ausstattung BearbeitenDie alte Thomaskirche war eine Saalkirche im Stil der Gotik und diente bis zum Abbruch 1903 als evangelische Gemeindekirche der Lobervorstadt Die Kirchgemeinde erstreckte sich bis zur Entfestigung 1872 zwischen innerer und ausserer Stadtmauer im Suden von Erfurt Wahrend des Mittelalters wurde dieses Gebiet vor allem von armeren Menschen bewohnt wie zum Beispiel Tagelohnern Tragern sowie den Lobern die das Handwerk der Gerberei ausubten und dem Viertel seinen Namen gaben Aus diesem Grund handelte es sich bei der alten Thomaskirche um einen der kleinsten Kirchenbauten in der Stadt mit schlichter Architektur und wenigen kostbaren Inventargegenstanden wie zum Beispiel dem Schnitzaltar von 1445 Die Saalkirche besass mehrere Fenster mit Masswerk sowie ein Satteldach an das sich im Westen uber ein Pultdach der Kirchturm mit Hauptportal anschloss Der Kirchturm befand sich an der nordwestlichen Ecke des Langhauses und besass am Fusse ein Steinrelief des Apostels Thomas von 1440 In Hohe der Glocken war zu jeder Seite ein spitzbogiges Fenster mit Masswerk eingelassen und daruber erstreckte sich eine Steingalerie mit einer achteckigen aus Schiefer gefertigten Spitze An dieser war jeweils im Suden und Norden eine Turmuhr mit aufgesetzter Spitze angebracht In das Innere der alten Thomaskirche gelangte man uber das Hauptportal im Westen das zunachst in eine Eingangshalle mit Gewolbe fuhrte Im Norden schloss sich daran der Aufgang zum Turm und im Osten das einschiffige Langhaus an Dieses verfugte uber eine holzerne Empore mit einer Orgel an der Westwand und besass ein mit Brettern verschaltes Tonnengewolbe aus dem 19 Jahrhundert als Decke Hinter dem Altar war ein Sakramentshauschen in die Mauer eingelassen das 1440 von Hans Heilwig zur Erinnerung an seine Ehefrau Kunne von Milwitz gestiftet worden war Den Abschluss des Langhauses bildete ein gerader Chor mit einer dahinter gelegenen Sakristei aus dem 19 Jahrhundert Die Alte Thomaskirche verfugte bis zu ihrem Abbruch uber drei Glocken eine grossere vermutlich aus dem 15 Jahrhundert und eine kleinere aus dem Jahr 1448 Des Weiteren gehorte noch die sogenannte Pestzeitglocke dazu die eine mittlere Grosse besass und im Jahr 1683 von Hans Rausch in Erfurt gegossen wurde Alle drei Stuck wurden 1903 zur Herstellung von neuen Glocken fur die neue Thomaskirche von der Apoldaer Giesserei Schilling eingeschmolzen Sowohl das Sakramentshauschen das Steinrelief als auch der Schnitzaltar sind seit dem Abbruch 1903 in der Neuen Thomaskirche in der Schillerstrasse aufgestellt Evangelische Pfarrer und Diakone BearbeitenPfarrer seit der Reformation Justus Menius oder Moenius 1526 1529 Magister Sigismund Kirchner 1529 1550 Magister Joh Caesarius 1550 1564 Magister Ambrosius Sidelius 1564 1572 Magister Wilh Konigroth 1572 1587 Johannes Sturm 1587 1593 Magister Johann Nicolai 1593 1597 Magister Martin Kaboth Kabuth 1597 1624 Magister Christian Kocherbach 1624 1664 Johann Fruschel 1664 1678 Ehrhardt Thielemann 1678 1683 Magister Joh Melchior Schellenberger 1683 1693 Magister Paul Christoph Hagen 1693 1694 Magister Joh Kiessling 1694 1696 Magister Joh Gle a ndenberg 1684 1722 Magister Joh Paul Witschel 1721 1728 Magister Heinrich Wolfgang Fratscher 1728 1744 Magister Carl Andreas Lossius 1744 1747 Magister Gottlieb Gottlob Osann 1748 1754 Johann Balthasar Plauel 1754 1757 Wilhelm Jacob Muller 1757 1764 Magister Johann Rudolph Gottlieb Gelmroth 1764 1770 Sigismund Friedrich Hesse 1770 1777 Christ Aug Martin Wahl 1777 1784 Joh Immanuel Armann 1784 1811 Magister Adolf Ferdinand Lauprecht 1816 1822 Casp Christ Schneider 1825 1829 Joh Daniel Heinrich Schmidt 1829 1846 Carl David Christian Kuhn 1847 1879 Karl Aug Peter 1880 1892 Alfred Eugen Fritzsche 1893 1902 Diakone seit der Reformation Georg Agricola 1597 Johann Fruschel 1655 1664 Ernst Gottfried Heuser 1696 1722 Joh Balthasar Erich 1741 1742 Joh Melchior Flock 1742 1758 Johann Christoph Methfessel 1765 1766 Joachim Wisser 1766 1769 Sigismund Friedrich Hesse 1769 1770 Christ Heinr Jul Lozzen 1770 1772 Joh Gottfr Schwabe 1772 1773 Christian Nicol Lusche 1773 1774 Magister Joh Caps Tromsdorf 1774 1777 Joh Lorenz Tausch 1777 1779 Christ Joh Fidejust Kluppel 1779 1785 Joh Rud Gottlieb Beyer 1780 1783 Georg Ludw Thieme 1783 Rud Christ Lossius 1790 1799 Heinrich Samuel Muller 1800 1801 Andr Carl Hildebrandt 1801 1807 Johann Gottfried Jakob Sinnholdt 1808 Friedr Gottfr Schwabe 1808 Magister Adolf Ferdinand Lauprecht 1810 1811 Friedrich Samuel Buchner 1811 1813 Johann Georg Scherer 1814 Johann Wilhelm Pfeiffer 1814 1819 Georg Heinrich Carl Schulz 1819 1821 Casp Christ Schneider 1822 1824 Adolph Frobenius 1825 Joh Daniel Heinrich Schmidt 1828 1829 Aug Petri jun 1830 1832 Joh Christ Aug Petersen 1834 1835 Johann Friedr Herm Weingartner 1837 1840 Johann Wilhelm Riedel 1841 1842 Carl David Christian Kuhn 1842 1847 Joh Fr Aug Theod Schubert 1847 1849 Georg Christoph Gustav Lorengel 1849 1850 Herm Schulze 1851 1855 Hugo Bodo Wagner 1856 1858 Friedrich Wilhelm v Schutz 1857 1858 Carl Aug Erbstein 1859 1860 Karl Ernst Robert Kaufmann 1861 1862 Ludwig August Wilhelm Pfeifer 1863 1864 Heinrich Adolph Schneider 1866 1867 Otto Billig 1894 1903 Siehe auch BearbeitenThomaskircheEinzelnachweise Bearbeiten Ev Thomasgemeinde Erfurt Evangelische Thomaskirche Festschrift zur Wiedereinweihung am 24 September 2000 nach Renovierung und Umgestaltung des Innenraums S 9Literatur BearbeitenWilhelm Freiherr von Tettau Beschreibende Darstellung der alteren Bau und Kunstdenkmaler der Stadt Erfurt und des Erfurter Landkreises Otto Hendel Verlag Halle an der Saale 1890 Otto Arend Mai Die evangelischen Kirchen in Erfurt 2 Auflage Evangelische Verlagsanstalt GmbH Berlin 1983 Ev Thomasgemeinde Erfurt Evangelische Thomaskirche Festschrift zur Wiedereinweihung am 24 September 2000 nach Renovierung und Umgestaltung des InnenraumsKirchen und Kloster der Erfurter Altstadt Agidienkirche Albanikirche Allerheiligenkirche Andreaskirche Augustinerkirche Barfusserkirche Bartholomauskirche T Benediktikirche Brunnenkirche Dom St Marien Gangolfikirche Georgskirche T Gotthardtkirche Gustav Adolf Kirche Hospitalkirche Johanneskirche T Kartauserkirche Kaufmannskirche Leonhardskirche Lorenzkirche Magdalenenkapelle Aussere Martinikirche Innere Martinikirche Matthiaskirche Michaeliskirche Moritzkirche Neuwerkskirche Nikolaikirche T Paulskirche T Peterskirche Predigerkirche Reglerkirche Schottenkirche Servatiuskirche Severikirche Alte Thomaskirche St Ursula Vitikirche Wigbertikirche Kirche nicht mehr vorhanden T nur noch der Kirchturm vorhanden 50 971336111111 11 030969444444 Koordinaten 50 58 16 8 N 11 1 51 5 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Alte Thomaskirche Erfurt amp oldid 232085250