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Das Sommerpalais in Greiz ist ein kleines Schloss im Greizer Park und ein Beispiel fur Fruhklassizismus im mitteldeutschen Raum Es befindet sich seit 1994 im Besitz der Stiftung Thuringer Schlosser und Garten Das Sommerpalais zu Pfingsten 2013 kurz vor dem Junihochwasser 2013 Inhaltsverzeichnis 1 Errichtung 2 Vorgangerbau 3 Architektur 3 1 Aufbau und Aussenansicht 3 1 1 Fassade 3 1 2 Nordseite 3 2 Erdgeschoss 3 2 1 Gartensaal 3 3 Beletage 3 3 1 Festsaal 3 4 Mezzanin 4 Entwicklungen im 20 Jahrhundert 5 Gegenwart 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseErrichtung Bearbeiten nbsp C Werner Palais im Park 1838Allgemein wird als Errichtungszeit die 2 Halfte des 18 Jahrhunderts angenommen Der exakte Zeitpunkt konnte bislang nicht bestimmt werden wird aufgrund verschiedener Indizien jedoch in den 1760er Jahren vermutet 1 Hierzu werden ein Tagebucheintrag Heinrichs XI und zwei Ofenplatten die sich in der Beletage befinden herangezogen Danach habe Heinrich XI am 14 Mai 1789 geschrieben dass er mit seiner Gemahlin Alexandrine an diesem Tag wie immer vom Oberen Schloss ins Maison de belle retraite Haus des schonen Refugiums umziehe um dort den Sommer zu verbringen Dies sei seit 21 Jahren le plus beau amusement du monde der grosste Spass in der Welt Somit verweise diese Aussage in das Jahr 1768 in dem Heinrich XI Reuss alterer Linie Obergreiz mit Reuss alterer Linie Untergreiz zu Reuss alterer Linie vereinigte Dieser Befund werde durch zwei gusseiserne Ofenplatten in den Kaminen der Beletage gestutzt die die Jahreszahl 1769 trugen Somit musse ein Maison de belle retraite bereits 1768 69 bestanden haben Weiterhin konne auf eine Gedenktafel zur Greizer Geschichte verwiesen werden die fur den 1 Juni 1779 mitteile Heinrich XI lasse das Sommerpalais ausbauen und mit Stuckarbeiten und Tapeten schmucken Diese Arbeiten wurden auf der Erhebung in den Reichsfurstenstand 1778 und dem damit verbundenen gesellschaftlichen Aufstieg beruhen Heinrich XI habe das bestehende Schloss an die neue Wurde eines Landesherren anpassen wollen Ebenso widersprachen Merkmale im Erdgeschoss einem Neubau in den 1780er Jahren Vorgangerbau Bearbeiten nbsp Friedrich Gottlieb Schultz Grund Riss der Hoch Graflichen Reuss Plauischen Residenz Ober Greiz 1744Das gegenwartige Sommerpalais war nicht die erste Sommerresidenz der Herrschaft Reuss alterer Linie Obergreiz Zwei Stadtplane aus den 1740er Jahren zeigen eine Anlage an der Stelle des Sommerpalais In der Radierung von Gabriel Bodenehr der Jungere von 1741 ist der Umriss einer dreiflugeligen Anlage am westlichen Ende des Parks in der Biegung der Weissen Elster von Westen nach Norden zu erkennen Dieses Gebaude ist ebenso auf einem Stadtplan von Friedrich Gottlieb Schultz aus dem Jahr 1744 eingezeichnet Eine weiterfuhrende Beschreibung ist mithilfe zweier Grundrisszeichnungen moglich die in der Staatlichen Bucher und Kupferstichsammlung aufbewahrt werden Danach handelte es sich um ein dreiflugeliges Schloss nach dem Vorbild franzosischer Architektur Die Fassade des Corps de Logis offnete sich in sechs Fenstern und einer Mitteltur nach Osten zum Lustgarten wodurch eine Ausrichtung zum Oberen Schloss bestand An seinen drei Seiten war das Corps de Logis von einer Treppe umgeben Auf der Ruckseite befand sich eine kleinere Treppe die vom Wohnhaus in den Cour d honneur fuhrte Der sudliche Seitenflugel enthielt die Orangerie und war im Gegensatz zum nordlichen zweigeschossigen Seitenflugel erdgeschossig angelegt Ein Aufriss dieser Anlage ist nicht uberliefert Eine Radierung von Johann Martin Bernigeroth aus dem Jahr 1757 die sich wie die zwei Grundrisszeichnungen in der Staatlichen Bucher und Kupferstichsammlung befindet deutet jedoch darauf hin dass das Corps de Logis wohl dreigeschossig und ein Geschoss hoher als die Seitenflugel war Bislang wurden keine weiteren Darstellungen oder schriftlichen Aufzeichnungen gefunden Somit ist auch eine Bestimmung der Errichtungszeit nicht moglich 2 Architektur Bearbeiten nbsp Furst Heinrich XI Reuss zu Greiz 1722 1800 Das einflugelige Sommerpalais ersetzte nach den Vorstellungen des weit gereisten Heinrich XI den Vorgangerbau Heinrich XI hatte von 1740 bis 1742 Deutschland Frankreich und Italien bereist und bekundete mit dem Sommerpalais sein Interesse an moderner Architektur Dabei ist anhand der Fassade der Stuckierung der fruheren Orangerie und der Ausstattung der Beletage ein franzosischer Einfluss und die Rezeption des Fruhklassizismus zu erkennen Der Bauherr beabsichtigte die Verbindung von Orangerie Reprasentations und Wohnraumen in einem Gebaude Aufbau und Aussenansicht Bearbeiten Die dreigeschossige Anlage mit Erdgeschoss Beletage und Mezzanin tragt ein flaches Satteldach mit Rundfenstern Die Ausrichtung nach Suden gibt die Blickachse zum Oberen Schloss auf Fassade Bearbeiten Von den elf Fensterachsen sind die drei mittleren auf der Sudseite die im ersten Obergeschoss dem Festsaal zugehoren durch einen Risalit hervorgehoben Dieser ist mit einem Giebel bekront und wie die Ecken des Gebaudes mit genuteten Lisenen gerahmt Uber mehrere Stufen kommt man zum von zwei Jagerfiguren flankierten Hauptportal das sich in zwei Flugeln zum Gartensaal hin offnet Daruber sind der Balkon und die Fenster des Festsaals in der Beletage Das Giebelfeld uber den Mezzaninfenstern des Festsaals beinhaltet das reussische Wappen mit der geschlossenen Furstenkrone und ein Spruchband mit dem Schriftzug Maison de belle retraite Nordseite Bearbeiten Auf der dem Park zugewandten Seite ist der Mittelrisalit ausgepragter als auf der Sudseite Er springt um einige Meter weiter vor Erdgeschoss Bearbeiten Das Erdgeschoss umfasst neben den an der Nordseite befindlichen Versorgungsraumen den sudseitigen Gartensaal Gartensaal Bearbeiten Ursprunglich wurde dieser moglicherweise als Orangerie fur die Uberwinterung der Orangenbaume genutzt Aufgrund der guten Akustik nutzte man den Saal im Sommer fur Konzert und Theaterauffuhrungen Ebenso fanden hier Feste statt Der weiss gefasste Saal besitzt eine beeindruckende Proportion mit einer Flache von 36 Meter mal 7 Metern Der stuckverkleidete Unterzug der Decke wird durch zwei kannelierte Saulen gestutzt Diese teilen den Raum gleichmassig in zwei Schiffe Durch den zuruckhaltenden Dekor unterscheidet sich dieser Gartensaal wesentlich von den Gartensalen des Rokoko Beachtlich ist der aus Stuckierungen und Flachreliefs bestehende Schmuck von 1782 83 der einem Stuckateur der Familie Bossi zugerechnet wird 3 Unter anderem sind die Fensterlaibungen der Sud Ost und Westseite mit Rahmen Rosetten und Festons stuckiert Die Laibung des Portals tragt die verschlungenen Initialen von Heinrich XI Auffallend ist die reichhaltige Stuckierung der nordlichen Wand des Saals Eine ahnliche Detailfulle weisen die Wandfelder der Schmalseiten auf Allgemein zeigen die mit einem Flachbogen abgeschlossenen Wandfenster des Gartensaals eine Unterteilung durch kannelierte Pilaster mit ionischen Kapitellen und sind mit Flachreliefs stuckiert Ikonografisch nehmen sie auf die Nutzung in der Entstehungszeit Bezug In den Wandfeldern sind im Wechsel Gartengerate Ahren Girlanden Blumengebinde Musikinstrumente und Theatermasken dargestellt Die Felder daruber enthalten Stuckreliefs mit Putten und Blumengirlanden Auf der dem Portal gegenuberliegenden Seite steht ein Kamin mit vorkragenden Seitenwangen und Spiegelaufsatz uber dem Kaminsims Die Ruckwand der Feuerstelle bildet eine gusseiserne Platte welche das reussische Wappen mit der geschlossenen Krone und die Jahreszahl 1783 zeigt Weiterhin befinden sich auf Hohe der Saulen an der Nordwand zwei Porzellanofen in Gestalt eines von Girlanden umschlungenen Saulenfragments auf einem quadratischen Sockel Diese sind jeweils mit einer Buste bekront Durch zwei zweiflugelige Turen gelangt man auf der Nordseite aus dem Gartensaal Wahrend die westliche uber den Flur zu den Versorgungsraumen fuhrt befindet sich hinter der ostlichen ein Treppenhaus Die geschwungene Treppe wurde Anfang des 20 Jahrhunderts eingebaut und fuhrt zur Beletage Beletage Bearbeiten Vom Treppenhaus gelangt man zunachst ins Vestibul Sudlich schliessen sich die furstlichen Reprasentationsraume an Dazu gehoren der zentral gelegene Festsaal und die durch eine Enfilade verbundenen Appartements des Fursten und der Furstin Das westlich gelegene Appartement der Furstin besteht aus dem Kabinett mit dem roten Kamin einer spater als Schlafzimmer genutzten Retirade und dem Grunen Eckkabinett mit Wandkonsolen fur die Porzellansammlung Ostlich des Festsaals liegen im Bereich des Appartements des Fursten das Kabinett mit dem grunen Kamin und das Rote Eckkabinett als Pendant zum Grunen Eckkabinett am gegenuberliegenden Ende der Enfilade In den Kabinetten sind Allegorien der Malerei und der Bildhauerei sowie Allegorien von Ackerbau und Viehzucht dargestellt Hingegen umfasst die nordliche Seite der Beletage kleinere tapezierte Raume Dazu gehoren das Chinesische Zimmer das Wohnzimmer des Fursten sowie ein Schlafzimmer mit Alkoven In den Hauptraumen der Beletage stehen drei offene Kamine deren Feuerstellen mit gusseisernen Platten ausgestattet sind Sie tragen die Initialen Heinrichs XI mit dem reussischen Wappen und der Jahreszahl 1769 Festsaal Bearbeiten Der Festsaal vereint barocke Reprasentation mit klassizistischem Ausdruck Er ist um das Mezzanin uberhoht und geht uber die Disposition einer salle a l italienne hinaus Zugleich wurde auf eine Pilasterordnung verzichtet und eine Paneelgliederung der Wande vorgenommen Diese umfasst breite und schmale Felder mit kleineren Feldern daruber Den schmalen Reliefrahmen sind schwere plastische Girlanden vorgelegt und halbplastische Vasen aufgesetzt Das Gesims besitzt einen konsolartigen Triglyphen Rosettenfries An der Nordseite befindet sich ein Spiegelkamin Die Deckenmitte prasentiert eine von Lorbeergirlanden umrahmte Stuckrosette Dieses Zentrum umgeben Felder mit zwei Adlern die eine Blumengirlande in ihren Schnabeln halten Das Adlermotiv ist ebenso in den Supraporten des Festsaals zu finden Hierbei sitzen sie auf einer Girlande Mezzanin Bearbeiten Uber eine Treppe gelangt man ins Mezzanin Hier befanden sich die schlichten Wohnraume der furstlichen Familie Entwicklungen im 20 Jahrhundert BearbeitenBis zum Ersten Weltkrieg erfullte das Sommerpalais seine Funktion als Sommersitz der Fursten Reuss alterer Linie Im Zusammenhang mit der Novemberrevolution ging es 1918 in Staatseigentum uber nachdem aus dem Furstentum Reuss alterer Linie ein Freistaat geworden war Im Jahr 1919 schlossen das Furstenhaus und die Regierung des nunmehr bestehenden Volksstaates Reuss einen Auseinandersetzungsvertrag Schliesslich einigten sich beide Parteien am 8 Februar 1921 auf einen Vergleich Anschliessend wurden die furstliche Kupferstichsammlung und die furstliche Bibliothek die sich bis dahin im Oberen Schloss befanden dem Staat als Stiftung der Alteren Linie des Hauses Reuss ubergeben Kunftiger Aufbewahrungsort sollte das Sommerpalais sein Im Jahr 1922 offnete erstmals das Museum Staatliche Bucher und Kupferstichsammlung Greiz Das Sommerpalais blieb von Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs nicht verschont Diese Schaden konnten jedoch bereits 1945 behoben werden 1962 erfolgte eine Dachsanierung des Gebaudes Danach kam es zu regelmassigen Renovierungsarbeiten Am 12 September 1994 wurde das Denkmalensemble Sommerpalais und Park Greiz der Stiftung Thuringer Schlosser und Garten ubertragen Gegenwart Bearbeiten nbsp Das Sommerpalais von Suden 2007 nbsp Luftaufnahme der Ruckseite 2022Nach einer grundhaften Sanierung in den Jahren 2005 bis 2011 prasentierte sich das Gebaude aussen und innen wieder in seiner Ursprunglichkeit Fur die Sanierung gab es u a eine Forderung des Bundes im Rahmen des Denkmalpflegeprogramms Kulturdenkmaler von nationaler Bedeutung Im Gartensaal und in der Beletage finden regelmassig Ausstellungen der Staatlichen Bucher und Kupferstichsammlung und des Satiricums statt Weiterhin werden Gartensaal und Festsaal im Sommer fur Konzerte Lesungen und andere Veranstaltungen genutzt Das Vestibul wurde 1922 als Schaubibliothek mit Bucherschranken ausgestattet ebenso zwei weitere Raume der Beletage Im Mezzanin befinden sich die Bibliotheksbestande der Lesesaal und die Restaurierungswerkstatt Durch Hochwasser wurden Park und Palais im Juni 2013 erheblich beschadigt Die Stiftung Thuringer Schlosser und Garten sprach von katastrophaler Dimension Die Kosten fur die notige Renovierung lagen nach ersten Schatzungen bei 2 6 Millionen Euro 4 Die Kunst und Buchersammlungen konnten vor dem Hochwasser gerettet werden Bis 2017 waren die Renovierungsarbeiten an Park und Palais abgeschlossen 5 Siehe auch Staatliche Bucher und Kupferstichsammlung Greiz und SatiricumLiteratur BearbeitenSommerpalais und Furstlich Greizer Park Amtlicher Fuhrer der Stiftung Thuringer Schlosser und Garten verfasst von Gotthard Brandler Eva Maria von Mariassy Franz Nagel Helmut Eberhard Paulus Catrin Seidel und Gunther Thimm Deutscher Kunstverlag 2 uberarbeitete Auflage Munchen Berlin 2014 ISBN 978 3 422 02379 6 Franz Nagel Red Das Sommerpalais Greiz Forschungsergebnisse und Gesamtsanierung Berichte der Stiftung Thuringer Schlosser und Garten Bd 10 Imhof Petersberg 2012 ISBN 978 3 86568 765 4 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Sommerpalais Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eintrag zu Staatliche Bucher und Kupferstichsammlung Greiz Stiftung der Alteren Linie des Hauses Reuss im Handbuch der historischen Buchbestande online Offizielle Webseite des Sommerpalais Greiz Das Sommerpalais Greiz auf den Seiten der Stiftung Thuringer Schlosser und Garten Abgerufen am 10 April 2019 Einzelnachweise Bearbeiten Gotthard Brandler u a Sommerpalais und Park Greiz Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 1998 ISBN 3 422 03056 5 S 12 27 f Georg Dehio bearbeitet von Stephanie Eissing u a Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler Thuringen 2 Auflage Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 2003 ISBN 3 422 03095 6 S 516 nennt gleichwohl ohne Begrundung das Jahr 1717 Georg Dehio bearbeitet von Stephanie Eissing u a Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler Thuringen 2 Auflage Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 2003 ISBN 3 422 03095 6 S 517 Spendenaufruf 2013 der Stiftung Thuringer Schlosser und Garten Memento vom 30 August 2013 im Internet Archive Franz Nagel Gebaute Reiseerinnerung und furstliches Manifest Das Sommerpalais Greiz ist 250 Jahre alt In Schlosserwelt Thuringen Magazin der Stiftung Thuringer Schlosser und Garten Heft Fruhjahr Sommer 2019 S 19 21 Objekte der Stiftung Thuringer Schlosser und Garten Bastille Brandenburg Burg Ehrenstein Burg Gleichen Burg Henneberg Burg Liebenstein Ilm Kreis Burg Liebenstein Wartburgkreis Burg Ranis Dornburger Schlosser Kirms Krackow Haus Kloster Georgenthal Kloster Gollingen Kloster Mildenfurth Kloster Paulinzella Kloster Vessra Obere Sachsenburg Oberschloss Kranichfeld Peterskloster Erfurt Runneburg Schloss und Park Altenstein Schloss Bertholdsburg Schloss Friedenstein Schloss Heidecksburg Schloss Molsdorf Schloss Schwarzburg Schloss Sondershausen Schloss Wilhelmsburg Schloss Wilhelmsthal Sommerpalais Greiz Untere Sachsenburg Veste Heldburg Wasserburg Kapellendorf 50 657777777778 12 192222222222 Koordinaten 50 39 28 N 12 11 32 O Normdaten Geografikum GND 4525153 8 lobid OGND AKS VIAF 148562159 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sommerpalais Greiz amp oldid 237447668