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Das Schloss Wilhelmsburg in der Stadt Schmalkalden war eine Nebenresidenz der Landgrafen von Hessen Es ist eine der bedeutendsten Renaissanceanlagen in Mitteldeutschland die bis heute kaum bauliche Veranderungen erfahren hat und nahezu im Originalzustand erhalten ist Schloss Wilhelmsburg Westfassade Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Anlage 3 Orgel 4 Museum 4 1 Dauerausstellungen 4 2 Sonderausstellungen 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenIm Jahr 1583 wurden die Landgrafen von Hessen alleinige Besitzer der bis dahin gemeinsam mit den Grafen von Henneberg beherrschten Herrschaft Schmalkalden Wilhelm IV von Hessen erhob die Stadt Schmalkalden umgehend zu einer seiner Nebenresidenzen Er liess die aus dem 12 Jahrhundert stammende Burg Waltaff abreissen und an deren Stelle 1584 den Bau des nach ihm benannten Schlosses beginnen Am 23 Mai 1590 wurde die Schlosskirche eingeweiht und damit das Schloss in Nutzung genommen wenngleich die Innenausstattung noch nicht vollstandig abgeschlossen war Die mobile Ausstattung liess der Landgraf aus Kassel herbeischaffen Wilhelms Sohn Moritz hielt sich sehr oft und lange in Schmalkalden auf unter seiner Bauherrschaft wurde die Schlossanlage mit Wirtschaftsgebauden und dem Terrassengarten bis 1618 endgultig fertiggestellt Unter Moritz Nachfolgern nur noch zeitweise genutzt wurde das Schloss Anfang des 19 Jahrhunderts schliesslich ganz aufgegeben Im Jahr 1873 ubernahm es der Verein fur Hennebergische Geschichte und Landeskunde und nutzte das Gebaude museal Seit 1994 gehort Schloss Wilhelmsburg zur Stiftung Thuringer Schlosser und Garten Anlage Bearbeiten nbsp Lageplan Schloss WilhelmsburgDas uber der Stadt gelegene Schloss ist eine Vierflugelanlage mit nahezu quadratischem Grundriss Der Neubau orientierte sich an den architektonischen Prinzipien seiner Zeit Vierflugelanlage mit Innenhof Etagenschichtung Appartementkonzept eckstandige Wendelsteine im Hof Einerseits fusst dieses Schloss auf dem in der Renaissance beliebten Kastelltyp andererseits erlebt man hier die Abkehr von der Gestaltung mit Eckturmen vermutlich zur Kostenbegrenzung und die Schaffung eines neuartigen und wegweisenden Gliederungsprinzips im Inneren denn hier erfolgte weiterhin die Abkehr von hofseitigen Galerien oder Laubengangen zur Erschliessung der Raume Vielmehr gelangt man von den Treppenturmen in die Vorzimmer der Gemacher Ecken und der Sale Mitte der Flugel Die Eckgemacher verbinden quasi zwei Saaleinheiten und die Vorzimmer waren zugleich Vorzimmer der Appartements und Durchgangszimmer zu den Salen Dadurch konnten die Galeriegange die sonstige Renaissanceschlosser hofseitig pragen entfallen Und es gibt ein noch innovativeres Konzept Bei den landgraflichen Gemachern im ersten Obergeschoss wird bereits die Arrangierung der Raume als Enfilade vorbereitet ein Gestaltungsprinzip das im Barock bestimmend wird Mehrfach wurde das Konzept des Schlosses wahrend der Ausfuhrung verandert z B war anfangs noch nicht entschieden dass es eine Vierflugelanlage werden wurde doch das setzte sich dann doch durch und erst sollten die vier polygonalen Treppenturme in zwei unterschiedlich grosse Paare differenziert werden auch da setzte sich der Plan von vier gleichgestalteten Turmen letztlich durch Und auch die landgrafliche Enfilade war eine fliegende Anderung im Fertigstellungsjahr nbsp GefangnisturmZu den umfassenden Aussenanlagen gehoren Exerzierplatz Torwachterhaus Lustgarten Kuchengarten Gefangnisturm Kristallturm Marstall sowie Back und Brauhaus Die Raumanordnung entspricht der eines reprasentativen Residenzschlosses Die Sale wurden mit Roll und Beschlagwerk ausgestattet ebenso sind sie mit dekorativen Malereien verziert Die Fassungen der Innenraume wurde von den hessischen Hofmalern Caspar van der Borcht Georg Cornet und Jost vom Hoff ausgefuhrt 1 nbsp Innenhof Blick nach Nordosten nbsp SchlosskircheDie prachtige Schlosskirche ausgestattet von dem Niederlander Willem Vernukken gehort zu den schonsten und altesten protestantischen Schlosskirchen Deutschlands Die Verbindung von Altar mit Taufbecken Kanzel und Orgel in einer vertikalen Achse ist hier erstmals realisiert und wirkte vorbildhaft fur die Konzeption protestantischer Kirchen Ursprunglich war die Dachlandschaft lebendiger mit zwei zusatzlichen Giebeln an jeder Ecke ausser an der Stelle des Schlossturmes das Schloss hatte also mindestens zum Hof hin vier volutengeschmuckte Zwerchgiebel und nach aussen mindestens elf Zwerchgiebel Zwischen den grossen Giebeln gab es vermutlich noch mehrere kleinere uber deren genaue Lage wir nichts mehr sagen konnen Aber ein historischer Kostenvoranschlag unterscheidet 10 grosse 2 mittlere und 3 kleine Giebel Die Gesamtzahl ist zwar gleich doch die Unterscheidung in drei Grossen lasst eine lebhaftere Dachlandschaft vermuten Durch diese Wohnflachenerweiterung konnte man auf der Dachebene noch Familienangehorige und Hofstaat unterbringen Die besten Bereiche waren die in den Ecken mit den zwei nach aussen gerichteten Giebeln im Nordwesten das Landgraf Ludwig Gemach im Sudwesten das Eckgemach uber der Kapelle im Sudosten das Eckgemach nach der Stille und im Nordosten das Eckgemach nach dem Berg und Brunnen so nach einem Grundriss von 1790 bezeichnet In der Mitte mit je einem Giebel nach aussen und zum Hof lagen im Westen die Kanzlei uber dem furstlichen Gemach im Norden das Mittelgemach uber dem Esssaal im Osten das Mittelgemach uber dem Tanzsaal und im Suden das Mittelgemach neben der Kapelle Alle vier Eckgemacher waren uber die Treppenturme zuganglich Die niedrigen Zonen zwischen den Giebeln waren durch Durchgange und unterprivilegierte Kammern ausgefullt Als um 1820 das Dach umgebaut wurde entfernte man alle Zwerchgiebel an den Schlossecken Dabei wurde auch das ganze ursprungliche Dachgeschoss abgerissen so dass heute dort nichts mehr das ursprungliche Layout widerspiegelt Nur das Weisse Zimmer uber dem Weissen Saal gelegen hat sich erhalten samt der Stuckausstattung Es ist das einzige der einst acht reprasentativ gestalteten Gemacher auf dieser Ebene nbsp TerrassengartenZu Beginn des 17 Jahrhunderts entstand am Sudhang des Schlossbergs ein Terrassengarten Die von Sandsteinmauern gestutzten leicht nach Suden geneigten Terrassenflachen dienten mit ihrer Kombination aus Zier und Nutzpflanzen sowie Obstbaumen als Lustgarten aber auch zur Versorgung der Hofgesellschaft Die Mittelachse war durch eine skulpturengezierte Kette von Brunnen betont Im spateren 17 Jahrhundert wurde die Wasserkunst an die Ostseite verlegt und flankierte dort die neu entstandene Treppenanlage Ab dem 18 Jahrhundert verfiel die Terrassenanlage und die Treppe wurde mehrfach uberformt Bis 2011 wurde die Treppenanlage saniert bis 2015 folgte die Wiederherstellung der Terrassenanlage in ihren Grundstrukturen Als Vorlage fur die ornamentale Bepflanzung der oberen Terrasse diente eine nachweislich dieser Flache zuzuordnende Entwurfszeichnung von 1672 Die Beet und Geholzpflanzungen der Gesamtanlage orientieren sich an archivalischen Belegen Der Obstgarten dient der Pflege historischer Sorten Orgel Bearbeiten nbsp Renaissance OrgelDie Renaissance Orgel in der Schlosskirche ist eines der altesten noch bespielbaren Instrumente dieser Art in Mitteleuropa Sie wurde vom Landgrafen Wilhelm IV in Auftrag gegeben Geschaffen wurde sie von Daniel Meyer aus Gottingen Ihre besondere Klangfarbe erhalt die Orgel durch 252 Holzpfeifen sechs Register und den sogenannten Vogelschrey Das Instrument wurde das erste Mal am 23 Mai 1590 gespielt anlasslich der mit der Einweihung des Schlosses verbundenen Weihe der Schlosskirche I Manual1 Gedackt 8 2 Principal 4 3 Superoctav 2 4 Cymbeln 1 6 5 Regal 8 6 Regal 4 TremulantVogelschreyMuseum BearbeitenDauerausstellungen Bearbeiten Die Dauerausstellungen des Museums thematisieren schwerpunktmassig die Epoche der Renaissance Es werden u a die Bau und die Nutzungsgeschichte des Schlosses Wilhelmsburg die hofische Kultur und Gesellschaft am Ende des 16 und zu Beginn des 17 Jahrhunderts sowie die Reformation und der Schmalkaldische Bund behandelt 2 3 Im Keller des Schlosses ist eine Kopie des Iwein Zyklus einer bedeutenden Wandmalerei von um 1205 die sich im Original im zurzeit nicht offentlich zuganglichen Hessenhof in der Altstadt von Schmalkalden befindet Sonderausstellungen Bearbeiten Luther und die Hexen 6 Dezember 2011 3 Marz 2013 Leben und Sterben im Dreissigjahrigen Krieg 15 Dezember 2013 30 Juni 2015 Fatale Lust Philipp von Hessen und seine Doppelehe 13 Dezember 2015 8 Januar 2017 Literatur BearbeitenNiels Fleck Dietger Hagner Claudia Narr Schloss Wilhelmsburg in Schmalkalden Amtlicher Fuhrer der Stiftung Thuringer Schlosser und Garten 2 vollst uberarb Aufl Deutscher Kunstverlag Berlin Munchen 2015 ISBN 978 3 422 03126 5 Peter Handy Schloss Wilhelmsburg Schmalkalden Ein Bau und Kunstdenkmal der deutschen Spatrenaissance 5 erw Aufl Museum Schloss Wilhelmsburg Schmalkalden 1988 DNB 949983373 Rudolf Harm Wegweiser Museum Schloss Wilhelmsburg Museum Schloss Wilhelmsburg Schmalkalden 1985 DNB 209723904 Hartmut Haupt Die Orgel der Kapelle im Schloss Wilhelmsburg Schmalkalden ein bedeutendes Denkmal der Renaissance Orgelbaukunst Museum Schloss Wilhelmsburg Schmalkalden 1979 DNB 800783085 Stiftung Thuringer Schlosser und Garten Hrsg Der Terrassengarten von Schloss Wilhelmsburg in Schmalkalden Geschichte und Wiederherstellung Berichte der Stiftung Thuringer Schlosser und Garten Band 14 Michael Imhof Verlag Petersberg 2017 ISBN 978 3 7319 0434 2 Paul Weber Die Wilhelmsburg uber Schmalkalden Nachdruck der Ausgabe von 1925 Elch Verlag Bad Liebenstein 2005 ISBN 3 933566 30 4 Friedrich Laske Otto Gerland Schloss Wilhelmsburg bei Schmalkalden Schuster amp Bufleb Berlin 1895 Digitalisat Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schloss Wilhelmsburg Schmalkalden Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Offizielle Website des Museums Schloss Wilhelmsburg Schloss Wilhelmsburg bei Stiftung Thuringer Schlosser und Garten Schloss Wilhelmsburg auf Welt der Wappen Schloss Wilhelmsburg und seine Wappen Schloss Wilhelmsburg bei Thueringen info Schloss Wilhelmsburg bei Schmalkalden com Website des Freundeskreises Schloss Wilhelmsburg e V Literatur von und uber das Schloss Wilhelmsburg im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Literatur von und uber das Museum Schloss Wilhelmsburg im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Peter Handy Die Wandmalereien des Schlosses Wilhelmsburg Betrachtungen zum Werk Georg Cornets In ZHG Band 95 1990 ISSN 0342 3107 S 81 1 PDF Museum Schloss Wilhelmsburg In MuseumWilhelmsburg de Abgerufen am 24 September 2020 Schloss Wilhelmsburg In Thueringen info Abgerufen am 24 September 2020 Objekte der Stiftung Thuringer Schlosser und Garten Bastille Brandenburg Burg Ehrenstein Burg Gleichen Burg Henneberg Burg Liebenstein Ilm Kreis Burg Liebenstein Wartburgkreis Burg Ranis Dornburger Schlosser Kirms Krackow Haus Kloster Georgenthal Kloster Gollingen Kloster Mildenfurth Kloster Paulinzella Kloster Vessra Obere Sachsenburg Oberschloss Kranichfeld Peterskloster Erfurt Runneburg Schloss und Park Altenstein Schloss Bertholdsburg Schloss Friedenstein Schloss Heidecksburg Schloss Molsdorf Schloss Schwarzburg Schloss Sondershausen Schloss Wilhelmsburg Schloss Wilhelmsthal Sommerpalais Greiz Untere Sachsenburg Veste Heldburg Wasserburg Kapellendorf 50 723055555556 10 455833333333 Koordinaten 50 43 23 N 10 27 21 O Normdaten Geografikum GND 4272463 6 lobid OGND AKS LCCN sh2002006159 VIAF 234707092 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schloss Wilhelmsburg Schmalkalden amp oldid 237538868