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Die Protestantische Union auch Union von Auhausen Deutsche Union oder eher despektierlich Protestantische Aktionspartei war ein 1608 im Vorfeld des Dreissigjahrigen Krieges ins Leben gerufener Zusammenschluss von acht protestantischen Fursten und 17 protestantischen Stadten im Heiligen Romischen Reich Sein Gegenpart war die ein Jahr spater gegrundete Katholische Liga Grundungsurkunde der protestantischen Union vom 14 Mai 1608 heute im Bayerischen Hauptstaatsarchiv Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Grundung der Union 3 Mitglieder der Protestantischen Union 4 Weitere Entwicklung 5 Auflosung der Union 6 Literatur 7 Weblinks 8 FussnotenVorgeschichte Bearbeiten nbsp Mitglieder der Protestantischen Union blau etwa 1610Seit dem Augsburger Religionsfrieden galten das katholische und das lutherische Glaubensbekenntnis im Reich als gleichberechtigt Ende des 16 Jahrhunderts war das Verhaltnis der Konfessionen zunehmend von Misstrauen erfullt Die Auseinandersetzungen gewannen an Scharfe und eskalierten im Kolner Krieg und im Strassburger Kapitelstreit Bemuhungen des reformierten Pfalzer Kurfursten Friedrich IV die untereinander gespaltenen Protestanten zu einem Bundnis gegen die empfundene spanische Bedrohung zu vereinen scheiterten zunachst am Widerstand der von Kursachsen angefuhrten Lutheraner 1606 07 spitzte sich die Lage in den Kreuz und Fahnengefechten weiter zu als Rat und Burgerschaft der mehrheitlich protestantischen Reichsstadt Donauworth eine katholische Prozession storten Kaiser Rudolf II verhangte die Reichsacht uber die Stadt und ubertrug die Exekution dem bayerischen Herzog Maximilian I gegen geltendes Recht denn Massnahmen gegen die schwabische Stadt waren Sache des vom protestantischen Wurttemberg gefuhrten Schwabischen Kreises gewesen Maximilian nutzte die Gelegenheit um die Stadt noch im Dezember 1607 in Besitz zu nehmen und in der Folge zu rekatholisieren Auf dem im Januar 1608 in Regensburg eroffneten Reichstag brachten die Protestanten ihre Missbilligung zum Ausdruck und forderten eine formliche Bestatigung des Augsburger Religionsfriedens Versuche einer Verstandigung scheiterten handlungsunfahig geworden endete der Reichstag am 27 April 1608 ohne Reichsabschied Grundung der Union BearbeitenDurch die Ereignisse von Regensburg sahen sich die Protestanten in ihrem Misstrauen gegenuber den Institutionen des Reichs bestatigt In ihren Augen vertrat der Kaiser nicht mehr die Interessen des Reichs sondern diejenigen der katholischen Kirche und des Hauses Habsburg Anfang Mai 1608 lud der Ansbacher Markgraf Joachim Ernst die protestantischen Fursten Suddeutschlands zu Beratungen nach Auhausen ein Die Tagung begann am 12 Mai Im Verlauf der funftagigen Verhandlungen unterzeichneten die Fursten mehrere Abkommen so am 14 Mai 1608 den eigentlichen Unionsvertrag Beteiligt waren Friedrich IV von der Pfalz vertreten durch seinen Bevollmachtigten Christian von Anhalt der wurttembergische Herzog Johann Friedrich Prinz Wolfgang Wilhelm von Pfalz Neuburg sowie die Markgrafen Joachim Ernst von Brandenburg Ansbach Christian von Brandenburg Kulmbach und Georg Friedrich von Baden Der vorlaufig auf zehn Jahre befristete Pakt war als reines Defensivbundnis formuliert die Mitglieder versprachen sich gegenseitige Hilfe wenn eins oder anderes von uns angegriffen wird Mitglieder der Protestantischen Union BearbeitenGrundungsmitglieder Kurfurstentum Pfalz Herzogtum Wurttemberg Furstentum Ansbach Furstentum Kulmbach Markgrafschaft Baden Durlach Herzogtum Pfalz Neuburg bis 1617 spatere Mitglieder Furstentum Anhalt ab 1608 Herzogtum Pfalz Zweibrucken ab 1608 Grafschaft Oettingen Oettingen ab 1608 Kurfurstentum Brandenburg ab 1610 Landgrafschaft Hessen Kassel ab 1610 17 Reichsstadte Nurnberg ab 1609 Strassburg ab 1609 Ulm ab 1609 Schweinfurt ab 1609 Rothenburg ab 1609 Weissenburg ab 1609 Windsheim ab 1609 Schwabisch Hall ab 1610 Heilbronn ab 1610 Kempten ab 1610 Memmingen ab 1610 Nordlingen ab 1610 Esslingen Aalen Giengen Speyer WormsWeitere Entwicklung BearbeitenNoch im Jahr 1608 stiessen weitere Mitglieder zur Union das Gesamthaus Anhalt Pfalz Zweibrucken und Oettingen Oettingen Kursachsen mit ins Bundnis zu holen gelang nicht Dagegen fuhrten entsprechende Verhandlungen mit protestantischen Reichsstadten zum Erfolg Im Mai 1609 traten Nurnberg Strassburg und Ulm der Union bei zwei Monate spater auf Vermittlung Nurnbergs die frankischen Stadte Schweinfurt Rothenburg Weissenburg und Windsheim Im Januar und Februar 1610 tagte die Union in Schwabisch Hall Hier erklarten Kurfurst Johann Sigismund von Brandenburg und Landgraf Moritz von Hessen Kassel ihren Beitritt ebenso die Stadte Hall Heilbronn Kempten Memmingen und Nordlingen Spater kamen noch Esslingen Aalen Giengen Speyer und Worms hinzu Als Reaktion auf die Union grundeten katholische Fursten und Stadte 1609 die katholische Liga unter Fuhrung Maximilians von Bayern Im Julich Klevischen Erbfolgestreit mobilisierten beide Lager ihre Truppen Dabei zeigte sich die Union alles andere als einig Gegen die zur Massigung ratenden Stadte setzte sich die harte Position Christians von Anhalt durch der ab 1610 als Kanzler auch offiziell die kurpfalzische Aussenpolitik bestimmte 1613 schwachten zwei Konfessionswechsel die Union Johann Sigismund trat endgultig zum Calvinismus uber Wolfgang Wilhelm hingegen wurde katholisch und paktierte mit Spanien Aus Verbundeten waren Feinde geworden Ein Krieg von europaischer Dimension konnte noch verhindert aber letztlich nur um wenige Jahre aufgeschoben werden Bei Verhandlungen uber eine Verlangerung der Union konnte man sich lediglich auf weitere drei Jahre also bis Mai 1621 verstandigen Mehr und mehr sahen sich die Stadte als Spielball der kurpfalzischen Ambitionen den jungen Kurfursten Friedrich V auf den bohmischen Thron zu bringen Mit diesem Versuch die Machtverhaltnisse im Reich zugunsten des Protestantismus zu verschieben steuerte die Union auf die offene Auseinandersetzung mit dem Kaiser zu Nachdem Friedrich am 26 August 1619 tatsachlich zum bohmischen Konig gewahlt worden war liess sich der Bruch innerhalb des protestantischen Lagers nicht mehr vermeiden Am 12 September 1619 beim Treffen der Union in Rothenburg riet eine von Wurttemberg angefuhrte Mehrheit Friedrich davon ab die Wahl anzunehmen Der Pfalzer ignorierte die Warnungen obwohl ihm spatestens jetzt klar sein musste dass er sich isoliert hatte Unter franzosischer Vermittlung schlossen Union und Liga am 23 Junijul 3 Juli 1620greg den Ulmer Vertrag ein Neutralitatsabkommen das sich aber nicht auf Bohmen erstreckte Damit konnten Kaiser und Liga gegen Friedrich vorgehen ohne dass die Union eingriff Auflosung der Union BearbeitenBeim Unionstag in Heilbronn wurde die Auflosung der Union am 24 Apriljul 4 Mai 1621greg formlich vollzogen 1 2 3 4 5 6 Die mit dem Ulmer Vertrag verbundene Hoffnung den Krieg auf Bohmen beschranken zu konnen sollte sich nicht erfullen Bereits 1622 flammten die Kampfe in der Kurpfalz auf eine weitere Etappe des Dreissigjahrigen Kriegs der weite Teile des Reichs verwustete Literatur BearbeitenAlbrecht Ernst und Anton Schindling Hrsg Union und Liga 1608 09 Konfessionelle Bundnisse im Reich Weichenstellung zum Religionskrieg Veroffentlichungen der Kommission fur geschichtliche Landeskunde Reihe B Bd 178 Stuttgart W Kohlhammer Verlag 2010 ISBN 978 3 17 020983 1 Dieter Mertens Wurttemberg In Meinrad Schaab Hansmartin Schwarzmaier Hrsg u a Handbuch der baden wurttembergischen Geschichte Band 2 Die Territorien im alten Reich Hrsg im Auftrag der Kommission fur geschichtliche Landeskunde in Baden Wurttemberg Klett Cotta Stuttgart 1995 ISBN 3 608 91466 8 S 121 125 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Protestantische Union Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Text des UnionsvertragsFussnoten Bearbeiten In der Literatur werden verschiedene sich widersprechende Angaben gemacht an welchem Tag die Union genau aufgelost wurde die ihre Ursache in der Unklarheit zu haben scheinen ob es sich im jeweiligen Fall um ein Datum des julianischen oder des gregorianischen Kalenders handelt Klaus Bussmann und Heinz Schilling Hrsg 1648 Krieg und Frieden in Europa Katalog zur Ausstellung vom 24 Oktober 1998 bis 17 Januar 1999 der Verwaltungsgesellschaft 350 Jahre Westfalischer Friede mbH in Munster und Osnabruck 1998 S 446 Angebliches Datum der Auflosung der Union sei am 12 April 1621 gewesen Dieter Mertens Wurttemberg In Meinrad Schaab Hansmartin Schwarzmaier Hrsg u a Handbuch der baden wurttembergischen Geschichte Band 2 Die Territorien im alten Reich Hrsg im Auftrag der Kommission fur geschichtliche Landeskunde in Baden Wurttemberg Klett Cotta Stuttgart 1995 ISBN 3 608 91466 8 S 125 Angebliches Datum der Auflosung der Union sei am 24 April 1621 gewesen Adolf Fischer Geschichte des Hauses Hohenlohe Band 2 1 Druck von Alfred Muller Stuttgart 1868 S 238 Angebliches Datum der Auflosung der Union sei am 4 Mai 1621 gewesen Herfried Munkler Der Dreissigjahrige Krieg Europaische Katastrophe deutsches Trauma 1618 1648 Rowohlt Berlin Berlin 2017 ISBN 978 3 87134 813 6 S 204 Angebliches Datum der Auflosung der Union sei am 14 Mai 1621 gewesen Cicely Veronica Wedgwood The Thirty Years War Jonathan Cape London 1938 S 133 f Angebliches Datum der Auflosung der Union sei am 14 Mai 1621 gewesen Normdaten Korperschaft GND 4186899 7 lobid OGND AKS LCCN no97067807 VIAF 130009850 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Protestantische Union amp oldid 232398809